Berliner Zeitung 24.01.2020
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Der Einmischer: Joachim Gauck wird 80 – Politik Seite 4<br />
Die Liebe der<br />
PetShop Boys<br />
zu Berlin<br />
Seite 21<br />
0°/6°<br />
Nur wenige Wolken<br />
Wetter Seite 28<br />
Gehalt: Warum <strong>Berliner</strong><br />
weniger verdienen<br />
Made in Berlin Seite 5<br />
www.berliner-zeitung.de<br />
Schlag gegen Nazis: Verein<br />
Combat 18 verboten<br />
Berlin Seite 9<br />
Freitag,24. Januar 2020 Nr.20FA-76. Jahrgang<br />
Auswärts/D: 1.70 €–Berlin/Brandenburg: 1.60 €<br />
Streitfall Sarrazin: Die SPD<br />
wirft ihn wieder mal raus<br />
Berlin Seite 11<br />
Ruf doch mal an!<br />
Das Handy<br />
des<br />
Jeff Bezos<br />
VonChristian Schlüter<br />
Jeff Bezosist ein sehr reicher Mann.<br />
Genauer gesagt: Der Chef des Online-Versandhändlers<br />
Amazon ist<br />
mit einem geschätzten Privatvermögen<br />
vondeutlich über 100 Milliarden<br />
Dollar der reichste Mann der Welt.<br />
Auch die Trennung von seiner Frau<br />
im Juli 2019, die als teuerste Scheidung<br />
derWelt in die Annalen einging<br />
und die MacKenzie Bezosmit einem<br />
Vermögen von<br />
nunmehr 36 Milliarden<br />
Dollar<br />
zur dritt- oder<br />
viertreichsten<br />
Frau auf dem<br />
Globus machte,<br />
hat daran nichts<br />
geändert. Jeff Bezos<br />
also, den<br />
Jeff Bezos<br />
chattet mit den<br />
Mächtigen der Welt.<br />
überaus erfolgreichen,<br />
allemal<br />
umtriebigen und<br />
nicht zuletzt sehr mächtigen Geschäftsmann,<br />
müssen wir uns angesichts<br />
solch unternehmerischer und<br />
auch gesellschaftlicher Superlative<br />
eigentlich als bestens organisierten<br />
Tausendsassa vorstellen.<br />
Oder vielleicht doch als Sicherheitsrisiko?<br />
Verwunderlich ist jedenfalls,<br />
dass er offenbar nur ein Handy<br />
besitzt, das er gleichermaßen zu geschäftlichen<br />
wie privaten Zwecken<br />
nutzt. Dasergibt sich aus den neuesten<br />
Irrungen eines Skandals, der mit<br />
der Trennung von seiner Ehefrau begann<br />
sowie der angeblich erpresserischen<br />
Drohung durch die Zeitschrift<br />
National Enquirer, intime Privatfotos<br />
und Textnachrichten von ihm und<br />
seiner Geliebten Lauren Sánchez zu<br />
veröffentlichen. Undder nun möglicherweise<br />
zur Bestätigung eines<br />
schon länger gehegten Verdachts<br />
führte, der saudische Kronprinz Mohammed<br />
bin Salman habe Bezos’<br />
Handy hacken lassen –und sei somit<br />
der Drahtzieher des Erpressungsversuchs<br />
gegen den Amerikaner, der als<br />
Besitzer der Washington Post dem<br />
saudischen Journalisten Jamal Khashoggi<br />
ein publizistisches Forum bot,<br />
bis der laut CIA im Auftrag des Kronprinzen<br />
ermordet wurde.<br />
Wow! Wasfür ein Krimi, den uns<br />
die IT-Forensiker der Unternehmensberatung<br />
FTI Consulting da auftischen:<br />
Jeff Bezos chattet per Whats-<br />
App mit bin Salman, gewissermaßen<br />
von Handy zu Handy, der Kronprinz<br />
nutzt eine Schwachstelle des Messengers<br />
und jubelt dem Unternehmer<br />
eine Spyware unter, die massenhaft<br />
Daten seines Telefons nach Saudi-<br />
Arabien schickt. Weltpolitik auf einem<br />
einzigen Handy.<br />
VonJan Sternberg,Jerusalem<br />
Samuel Tytelman hätte ein erfolgreicher<br />
Sportler werden<br />
können. Der Warschauer<br />
Junge trat für den jüdischen<br />
Sportverein Makkabi bei Schwimmmeisterschaften<br />
an. Als die Deutschen<br />
seine Heimatstadt besetzten,<br />
war er 18 Jahre alt. Mit seiner Mutter<br />
Perla und seiner kleinen Schwester<br />
Rega wurde er ins Ghetto gesperrt<br />
und ermordet. Sein Vater Józef und<br />
seine Schwester Rachel überlebten<br />
und wanderten nach Israel aus.<br />
In YadVashem ist die Erinnerung<br />
an das Schicksal der FamilieTytelman<br />
und die Millionen anderer Opfer des<br />
Holocaust gespeichert. In der israelischen<br />
Gedenk- und Forschungsstätte<br />
hielt am Donnerstag Bundespräsident<br />
Frank-Walter Steinmeier als erstes<br />
deutsches Staatsoberhaupt eine<br />
Gedenkrede.<br />
„Sie waren Menschen“, sagte<br />
Steinmeier über die Geschwister Tytelman,<br />
„und auch die Täter waren<br />
Menschen. Siewaren Deutsche.“<br />
Staats- und Regierungschefs aus<br />
fast 50 Ländern erinnerten in Yad<br />
Vashem in Jerusalem an die Befreiung<br />
des deutschen Vernichtungslagers<br />
Auschwitz vor75Jahren. Frankreichs<br />
Präsident Emmanuel Macron<br />
war zu Gast, US-Vizepräsident Mike<br />
Pence und der britische Thronfolger<br />
Prinz Charles. Dass ein deutscher<br />
Bundespräsident in Yad Vashem<br />
spricht, ist für sich schon ein starkes<br />
Symbol. Steinmeier hält hier die<br />
wichtigste Rede seiner bisherigen<br />
Amtszeit. Er sagt, was von ihm erwartet<br />
wird: „Unsere deutsche Verantwortung<br />
vergeht nicht. An ihr<br />
sollt Ihruns messen.“<br />
Sieben Minuten Redezeit bekommt<br />
der Bundespräsident, er hält<br />
sich als einziger Staatsgast fast an<br />
seine Redezeit. Mit dem Erwarteten<br />
ist es nicht getan. Denn dieses Gedenkjahr<br />
ist von einer heftigen geschichtspolitischen<br />
Kontroverse geprägt.<br />
SeitWochen eskaliertder Streit<br />
zwischen Russland und Polen über<br />
Kriegsschuld und Opferkonkurrenz.<br />
Derrussische Präsident Wladimir<br />
Putin ist in Israel hochwillkommen,<br />
er spricht inYadVashem als erster internationaler<br />
Gast. Polens Präsident<br />
AndrzejDuda durfte nicht reden und<br />
blieb deshalb der Veranstaltung fern.<br />
Er wird amMontag bei der Gedenkfeier<br />
in Auschwitz antworten, dort<br />
wiederum wirdPutin fehlen.<br />
Sowjetische Truppen waren es,die<br />
am 27. Januar 1945 das Konzentrationslager<br />
Auschwitz befreiten. Putin<br />
will Russland als Erbe der Sowjetunion<br />
und damit als Haupt-Befreier<br />
und Haupt-Opfer etablieren. Er<br />
„Unsere Zeit ist nicht dieselbe Zeit.<br />
Aber es ist dasselbe Böse.“<br />
Frank-Walter Steinmeier,<br />
Bundespräsident<br />
spricht vonden 27 Millionen sowjetischen<br />
Opfern, die nie vergessen werden<br />
dürften. „Heute wird das Thema<br />
politisiert–leider“, fügt Putinan.<br />
Auch der Kampf gegen Antisemitismus<br />
eignet sich, um Stärke zu demonstrieren.<br />
Niemand weiß das so<br />
gut wie Israels Ministerpräsident<br />
Benjamin Netanjahu, der seine Rede<br />
nutzte, umgegen den Iran auszuteilen.<br />
Er nannte die Mullahs das „antisemitischste<br />
Regime der Welt“ und<br />
wandte sich an die versammelten<br />
Staatschefs: „Ich fordere Sie alle auf:<br />
Wirmüssen den Iran konfrontieren!“<br />
„Nie<br />
wieder!<br />
Niemals<br />
wieder!“<br />
Bundespräsident<br />
Frank-Walter Steinmeier<br />
spricht in YadVashem<br />
75 Jahre nach der Befreiung<br />
des Vernichtungslagers<br />
Auschwitz –als erstes<br />
deutsches Staatsoberhaupt<br />
AFP/ABIR SULTAN<br />
Steinmeier hält im zweitenTeil seiner<br />
Rede dagegen, ohne den hohen<br />
Tonzuverlassen: „Die bösen Geister<br />
zeigen sich heute im neuen Gewand.<br />
Sie präsentieren ihr antisemitisches,<br />
ihr völkisches,ihr autoritäres Denken<br />
als Antwort für die Zukunft, als neue<br />
Lösung für die Probleme unserer<br />
Zeit.“ Er spricht von Deutschland:<br />
„Manchmal scheint mir, als verstünden<br />
wir die Vergangenheit besser als<br />
die Gegenwart.“ An dieser Stelle erwähnt<br />
Steinmeier den Attentäter von<br />
Halle,der am höchsten jüdischen Feiertag<br />
Jom Kippur die Synagoge stürmen<br />
wollte.„UnsereZeitist nicht dieselbe<br />
Zeit“, fährt der Bundespräsident<br />
fort. „Aber es ist dasselbe Böse.“<br />
Steinmeier wirdkonkret, und das mit<br />
Ausrufezeichen:„Wir bekämpfen den<br />
Antisemitismus! Wirtrotzen demGift<br />
des Nationalismus! Wir schützen jüdisches<br />
Leben! Wir stehen an der<br />
Seite Israels!“<br />
Der Bundespräsident hat eine<br />
klare, unmissverständliche Rede,gehalten,<br />
in der er die aktuellen Gefahren<br />
für Demokratie und Menschenrechte<br />
mit dem Gedenkenanden industriellen<br />
Massenmord der Nazis<br />
verband. Doch der Stargast war ein<br />
anderer Präsident mit einer anderen<br />
Auffassung vom Wert von Menschenrechten<br />
und Völkerrecht.<br />
ReportSeiten 2und 3<br />
Harte Strafen<br />
für Hertha und<br />
Union<br />
DFB ahndet Randale beim<br />
Stadt-Derby im November<br />
Rekordbuße für Hertha, hohe<br />
Strafforderung an den 1. FC<br />
Union: Beiden <strong>Berliner</strong> Bundesligisten<br />
kommen die Ausschreitungen ihrer<br />
Anhänger beim Duell am 2. November<br />
im Stadion An der Alten Försterei<br />
teuer zu stehen. Hertha BSC<br />
muss wegen„fortgesetzten unsportlichen<br />
Verhaltens“ seiner Anhänger<br />
190000 Euro bezahlen. Union droht<br />
eine Strafe von158000 Euro.<br />
Etwa ein Drittel der Summe<br />
(63 000 Euro)kann die Hertha für gewaltpräventive<br />
und sicherheitstechnische<br />
Maßnahmen verwendenund<br />
muss dies dem Deutschen Fußball-<br />
Bund bis Ende September nachweisen.<br />
Hertha hat dem Urteil bereits<br />
zugestimmt, es ist damit rechtskräftig.<br />
Mit Anpfiff des Derbys hatten<br />
Hertha-Fans laut DFB drei Leuchtraketen<br />
abgeschossen –eine landete<br />
im Union-Block, wo ein Fan leichte<br />
Verbrennungen erlitt. Weiter zündeten<br />
die Gäste-Fans 40 bengalische<br />
Feuer und Blinker sowie weitere<br />
Leuchtraketen, die teilweise direkt<br />
neben den Spielern auf dem Rasen<br />
landeten.<br />
Für Union wurde die drastische<br />
Strafe wegen unsportlichen Verhaltens<br />
seiner Anhänger sowie nicht<br />
ausreichenden Ordnungsdienstes<br />
beantragt. 250 Union-Fans waren<br />
unkontrolliert ins Stadion gestürmt,<br />
die Anhänger zündeten Bengalos<br />
und Rauchtöpfe.Zudem überstiegen<br />
mindestens 20 zum Teil vermummte<br />
Zuschauer aus dem Bereich des<br />
Heimteams den Zaun zum Innenraum<br />
und wurden von Union-Spielern<br />
aufgehalten. Union hat das Urteil<br />
noch nicht akzeptiert und<br />
möchte es erst einmal innerhalb der<br />
Widerspruchsfrist in Ruhe prüfen,<br />
wie ein Sprecher auf Anfrage am<br />
Donnerstag sagte. (dpa)<br />
Kommentar Seite 8, SportSeite 20<br />
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4<br />
194050<br />
501702<br />
51104<br />
UND<br />
Daniel Barenboim<br />
Thomas Quasthoff<br />
BENEFIZKONZERT<br />
GEDENKKONZERTZUM 75. JAHRESTAG<br />
DER BEFREIUNG DES<br />
KONZENTRATIONSLAGERS AUSCHWITZ<br />
WERKEVON<br />
Schönberg undBeethoven<br />
27. Januar 2020 19.00<br />
STAATSOPER UNTERDEN LINDEN
2* <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 20 · F reitag, 24. Januar 2020<br />
2 *<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 20 · F reitag, 24. Januar 2020<br />
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·<br />
Report<br />
Der britische Thronfolger Prinz Charles wird vom israelischen Präsidenten Reuven Rivlin empfangen. AP<br />
Der russische Präsident Putin (l.) mit Israels Ministerpräsident Netanjahu und dessen Frau Sarah.<br />
AP<br />
Frankreichs Staatschef Macron umarmt Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier.<br />
AFP<br />
„Wenn der Antisemitismus<br />
wieder<br />
auftaucht, vermehren<br />
sich alle Formen des<br />
Rassismus, alle<br />
Formen der Spaltung<br />
breiten sich aus. (…)<br />
Wir haben kein Recht<br />
zu vergessen.“<br />
Emmanuel Macron,<br />
französischer Präsident<br />
„Wir müssen stark<br />
zusammenstehen<br />
gegen (…) die eine<br />
Regierung auf der<br />
Welt, für die<br />
das Leugnen des<br />
Holocaust<br />
Staatspolitik ist.<br />
Die Welt muss stark<br />
zusammenstehen<br />
gegen die Islamische<br />
Republik Iran.“<br />
Gepriesen sei der Herr, (…) dass er<br />
mich heute hier sein lässt.<br />
Welche Gnade, welches Geschenk,<br />
dass ich heute hier in Yad<br />
Vashem zu Ihnen sprechen darf. Hier in Yad<br />
Vashem brennt die ewige Flamme der Erinnerung<br />
an die Toten der Schoah. Dieser Orterinnertanihr<br />
millionenfaches Leid. Undererinnertanihr<br />
Leben, an jedes einzelne Schicksal.<br />
Dieser Ort erinnert anSamuel Tytelman,<br />
ein begeisterter Schwimmer,der bei Makkabi<br />
Warschau Wettkämpfe gewann, und an seine<br />
kleine Schwester Rega, die ihrer Mutter beim<br />
Kochen für den Schabbat half. Dieser Ort erinnert<br />
anIda Goldis und ihren dreijährigen<br />
Sohn Vili. Im Oktober wurden sie aus dem<br />
Ghetto Chisinau deportiert, und im Januar,in<br />
bitterster Kälte,schrieb Idaein letztes Malan<br />
ihre Eltern und an ihre Schwester: „Ich bedaure<br />
aus tiefster Seele, dass ich beim Abschied<br />
die Bedeutung des Augenblicks nicht<br />
erfasste,[…] dass ich Dich nicht fest umarmt<br />
habe,ohne loszulassen.“ Deutsche haben sie<br />
verschleppt. Deutsche haben ihnen Nummern<br />
auf die Unterarme tätowiert. Deutsche<br />
haben versucht, diese Menschen zu entmenschlichen,<br />
zu Nummern zumachen, im<br />
Vernichtungslager jede Erinnerung an sie<br />
auszulöschen. Es ist ihnen nicht gelungen.<br />
Samuel und Rega, Ida und Vili waren<br />
Menschen. UndMenschen bleiben sie in unserer<br />
Erinnerung. Hier in YadVashem wird<br />
ihnen –wie es im Buch des Propheten Jesaja<br />
heißt –„ein Denkmal und ein Name“ gegeben.<br />
Vordiesem Denkmal stehe auch ich als<br />
Mensch –und als Deutscher.(...) Undich verneige<br />
mich in tiefer Trauer.<br />
Samuel und Rega, Idaund Vili waren Menschen.<br />
Undauch das muss ich hier und heute<br />
aussprechen: DieTäter waren Menschen. Sie<br />
waren Deutsche. Die Mörder, die Wachleute,<br />
die Helfershelfer, die Mitläufer: Sie waren<br />
„Wir schützen<br />
jüdisches Leben!“<br />
Die Rede von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier<br />
in der Holocaust-Gedenkstätte YadVashem<br />
Dokumentiert<br />
Deutsche. Der industrielle Massenmord an<br />
sechs Millionen Jüdinnen und Juden, das<br />
größte Verbrechen der Menschheitsgeschichte<br />
–eswurde vonmeinen Landsleuten<br />
begangen. Dergrausame Krieg, der weit mehr<br />
als 50 Millionen Menschenleben kosten<br />
sollte,erging vonmeinem Lande aus.<br />
75 Jahrenach der Befreiung vonAuschwitz<br />
stehe ich als deutscher Präsident vorIhnen allen,<br />
beladen mit großer historischer Schuld.<br />
Doch zugleich bin ich erfüllt vonDankbarkeit:<br />
für die ausgestreckte Hand der Überlebenden,<br />
für das neue Vertrauen vonMenschen in<br />
Israel und der ganzen Welt, für das wieder erblühte<br />
jüdische Leben in Deutschland. Ich<br />
bin beseelt vom Geist der Versöhnung, der<br />
Deutschland und Israel, der Deutschland, Europa<br />
und den Staaten der Welt einen neuen,<br />
einen friedlichenWeggewiesen hat.<br />
Die Flamme von Yad Vashem erlischt<br />
nicht. Und unsere deutsche Verantwortung<br />
vergeht nicht. Ihrwollen wir gerecht werden.<br />
An ihr sollt Ihruns messen. Weil ich dankbar<br />
bin für das Wunder der Versöhnung, stehe<br />
ich vor Ihnen und wünschte, sagen zu können:<br />
Unser Erinnernhat uns gegen das Böse<br />
immun gemacht.<br />
Ja, wir Deutsche erinnern uns. Aber<br />
manchmal scheint es mir, als verstünden wir<br />
die Vergangenheit besser als die Gegenwart.<br />
Diebösen Geister zeigen sich heute in neuem<br />
Gewand. Mehr noch: Siepräsentieren ihr antisemitisches,<br />
ihr völkisches, ihr autoritäres<br />
Denken als Antwortfür die Zukunft, als neue<br />
Lösung für die Probleme unserer Zeit. Ich<br />
wünschte, sagen zu können: Wir Deutsche<br />
haben für immer aus der Geschichte gelernt.<br />
Aber das kann ich nicht sagen, wenn Hass und<br />
Hetzesich ausbreiten. Daskann ich nicht sagen,<br />
wenn jüdische Kinder auf dem Schulhof<br />
bespuckt werden. Das kann ich nicht sagen,<br />
wenn unter dem Deckmantel angeblicher<br />
Kritik an israelischer Politik kruder Antisemitismus<br />
hervorbricht. Das kann ich nicht sagen,<br />
wenn nur eine schwere Holztür verhindert,<br />
dass ein Rechtsterrorist an JomKippur in<br />
einer Synagoge in Halle ein Blutbad anrichtet.<br />
Natürlich: Unsere Zeit ist nicht dieselbe<br />
Zeit. Es sind nicht dieselben Worte. Es sind<br />
nicht dieselben Täter. Aber es ist dasselbe<br />
Böse. Und es bleibt die eine Antwort: Nie<br />
wieder! Niemals wieder! Deshalb darfeskeinen<br />
Schlussstrich unter das Erinnerngeben.<br />
Diese Verantwortung ist der Bundesrepublik<br />
Deutschland vom ersten Tage eingeschrieben.<br />
Aber sie prüft uns –hier und heute!<br />
Dieses Deutschland wird sich selbst nur<br />
dann gerecht, wenn es seiner historischen<br />
Verantwortung gerecht wird: Wirbekämpfen<br />
den Antisemitismus! Wir trotzen dem Gift<br />
des Nationalismus! Wir schützen jüdisches<br />
Leben! Wirstehen an der Seite Israels! Dieses<br />
Versprechen erneuereich hier inYadVashem<br />
vorden Augen derWelt. Undich weiß, ich bin<br />
nicht allein. Hier in YadVashem sagen wir<br />
heute gemeinsam: Nein zu Judenhass! Nein<br />
zu Menschenhass!<br />
Im Erschrecken vor Auschwitz hat die<br />
Welt schon einmal Lehren gezogen und eine<br />
Friedensordnung errichtet, erbaut auf Menschenrechten<br />
undVölkerrecht.WirDeutsche<br />
stehen zu dieser Ordnung und wir wollen sie,<br />
mit Ihnen allen, verteidigen. Denn wir wissen:<br />
Jeder Friede bleibt zerbrechlich. Undals<br />
Menschen bleiben wir verführbar.<br />
(...) „Wer weiß, ob wir noch einmal den<br />
zauberhaften Klang des Lebens werden hören<br />
können? Werweiß, ob wir uns in die Ewigkeit<br />
werden einweben können –wer weiß.“ Salmen<br />
Gradowski schrieb diese Zeilen als Häftling<br />
in Auschwitz und er vergrub sie in einer<br />
Blechbüchse unter einem Krematorium.<br />
Hier in YadVashem sind sie eingewoben<br />
in die Ewigkeit: Salmen Gradowski, die Geschwister<br />
Tytelman, Ida und Vili Goldis. Sie<br />
alle sind ermordet worden. IhrLeben ging im<br />
entfesselten Hass verloren. Aber die Erinnerung<br />
an sie besiegt das Nichts.Und das Handeln,<br />
unser Handeln, besiegt den Hass.Dafür<br />
stehe ich. Darauf hoffe ich.<br />
Gepriesen sei der Herr,dass er mich heute<br />
hier sein lässt.“<br />
Mike Pence,<br />
Vizepräsident der USA<br />
„Antisemitismus<br />
hört nicht bei den<br />
Juden auf.<br />
Antisemitismus und<br />
Rassismus sind<br />
bösartige<br />
Krankheiten,<br />
die Gesellschaften von<br />
innen zerstören.“<br />
Reuven Rivlin,<br />
Israels Präsident<br />
Holocaust: Der Begriff ist die inzwischen weltweit gebräuchliche<br />
Bezeichnung für den Völkermord an der jüdischen<br />
Bevölkerung Europas durch die Nazis. Ihm fielen<br />
etwa sechs Millionen Menschen zum Opfer.ImNationalsozialismus<br />
wurden auch Hunderttausende Sinti und<br />
Roma, Behinderte, Homosexuelle, Regimegegner,Sozialisten,<br />
Kommunisten und Christen ermordet.<br />
Ermordet: Sie wurden ermordet durch Vergasung,Erschießung,Injektionen,<br />
medizinische Versuche oder<br />
durch gezieltes Verhungernlassen. In Polen wurden etwa<br />
90 Prozent der Menschen jüdischen Glaubens umgebracht,<br />
in Ungarnoder den Niederlanden 70 Prozent.<br />
Der Begriff: Holocaust stammt vomgriechischen Wort<br />
„holokauston“ und bedeutet Brandopfer –wörtlich: „ganz<br />
verbrannt“. Menschen jüdischen Glaubens verwenden in<br />
den meisten Fällen das hebräische Wort Schoah –das<br />
bedeutet: Katastrophe.<br />
Überfall: Mit dem deutschen Angriff auf Polen im Sommer<br />
1939 ging eine Radikalisierung der nationalsozialistischen<br />
„Judenpolitik“ einher.Die deutschen Besatzer<br />
richteten Ghettos für die jüdische Bevölkerung ein. Dort<br />
starben monatlich Tausende Menschen an den katastrophalen<br />
Lebensbedingungen oder an den Folgen der<br />
Zwangsarbeit, die sie leisten mussten.<br />
HISTORIE<br />
Krieggegendie Sowjetunion: Die Vernichtungspolitik<br />
der Nationalsozialisten erhielt eine neue Dimension, als<br />
das Deutsche Reich im Juni 1941 den Krieg gegendie<br />
Sowjetunion begann. Mordkommandos erschossen in<br />
der Folgejüdische Kinder,Frauen und Männer und verscharrten<br />
sie in Massengräbern.<br />
Wannsee-Konferenz: Im Verlauf des Jahres 1941 beschloss<br />
die NS-Führung die Ermordung aller Juden, die<br />
im deutschen Machtbereich lebten. Die systematische<br />
und koordinierte Umsetzung des Völkermordes in Europa<br />
wurde auf der Wannsee-Konferenz im Januar 1942 besprochen.<br />
Auschwitz: Juden wurden aus verschiedenen Ländernin<br />
Lager gebracht und dortvor allem durch Giftgas umgebracht.<br />
Im Zentrum des Völkermords stand das deutsche<br />
Konzentrations- und Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau<br />
im besetzen Polen. Allein dortwurden etwa eine Million<br />
Menschen jüdischen Glaubens ermordet. Zudem<br />
wurden etwa 100000 weitere Menschen umgebracht,<br />
darunter Polen, Sinti und Roma sowie Kriegsgefangene.<br />
Am 27. Januar 1945 befreite die Rote Armee das Lager.<br />
Die Soldaten trafen auf 7000 überlebende Gefangene.<br />
Im Jahr 1996 erklärte der damaligeBundespräsident Roman<br />
Herzog den 27. Januar zum zentralen Gedenktag an<br />
die Opfer des Nationalsozialismus.
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 20 · F reitag, 24. Januar 2020 3 *<br />
·························································································································································································································································································<br />
Report<br />
Frank-Walter Steinmeier legt in YadVashem einen Kranz nieder.<br />
REUTERS<br />
Benjamin Netanjahu spricht während der Zeremonie zur Enthüllung des Denkmals zur Erinnerung an die Blockade von Leningrad.<br />
DPA<br />
Rabbi Israel Meir Lau, Vorsitzender des Rates der Holocaust-Gedenkstätte YadVashem<br />
AFP<br />
Die Überlebenden sitzen in Raum<br />
205, ganz am Ende des Ganges.<br />
Mehr Frauen als Männer –mit<br />
Tee- und Kaffeebechern in der<br />
Hand, die Jacken an Haken, die Handys auf<br />
dem Tisch, die Rollatoren an der Wand. Sie<br />
tragen Akkreditierungskarten um den Hals<br />
wie Konferenzteilnehmer.<br />
Es ist der 23. Januar 2020. In der Holocaust-Gedenkstätte<br />
YadVashem werden 50<br />
Delegationen aus aller Welt erwartet, um der<br />
Befreiung vonAuschwitz vor75Jahren zu gedenken,<br />
dazu zählen Hunderte Journalisten.<br />
Diedürfen –aus Platzmangel –zwar nicht an<br />
derVeranstaltung selbst teilnehmen, aber im<br />
Pressezentrum der Gedenkstätte wird ihnen<br />
einiges geboten: Leinwände,Häppchen, und<br />
nun ja, Holocaust-Überlebende.<br />
Die Gedenkstätte YadVashem hat sie gefragt,<br />
ob sie Interviews geben wollen. 15 haben<br />
zugesagt. Ein Journalistenkollege<br />
schwört, dass er diese Geschmacklosigkeit<br />
nicht mitmacht. Die Überlebenden selbst<br />
scheinen damit kein Problem zu haben, sie<br />
wollen reden über das,was sie erlebt haben,<br />
ihre Botschaft in die Welt tragen. Seit halb<br />
acht sind sie hier,jetzt ist es um zehn, der Ablauf<br />
bekannt. „Wir brauchen jemanden für<br />
Englisch“, ruft eine der Organisatorinnen.<br />
Zwei Hände gehen hoch. Auch Deutsch wird<br />
angeboten, Polnisch, Tschechisch, Russisch.<br />
Namen von ehemaligen Konzentrationslagernsind<br />
zu hören: Auschwitz, Buchenwald,<br />
Treblinka. „Ich bin in der BBC“, ruft eine<br />
Frau. Ein Mann zeigt Fotos auf seinem<br />
Handy mit Angela Merkel. Er kommt gerade<br />
aus Essen zurück, wo Martin Schoellers Fotoausstellung<br />
eröffnet wurde.<br />
„Wie viel Zeit haben Sie?“<br />
Rena Quint sitzt ganz allein an einem weißgedeckten<br />
Tisch. Sie ist 84 und hat sich chic<br />
gemacht für diesen Tag: die Haare frisch frisiert,<br />
die Lippen rot angemalt, eine Perlenkette<br />
um den Hals.„Wieviel Zeit haben Sie?“,<br />
fragt sie. Rena Quint stammt aus Piotrkow,<br />
einer Stadt in Polen, und Rena ist nur einer<br />
der vielen Namen in ihrem Leben. Fredel<br />
wurde sie von ihrer Mutter genannt, die in<br />
Treblinka vergast wurde, Froim von ihrem<br />
Vater, der ihr die Haare schnitt wie einem<br />
Jungen, weil er glaubte, Jungen hätten bessere<br />
Überlebenschancen. Nach dem Krieg,<br />
als Waise, gab ihr eine schwedische KZ-<br />
Überlebende den Namen ihrer toten Tochter<br />
Fanny und nahm sie mit nach Amerika. Als<br />
die Schwedin starb, wurde sie von einem<br />
Ehepaar aus Brooklyn adoptiert und hieß<br />
nun Francis.Ihren letzten Namen, Rena, bekam<br />
sie,als sie 1984 nach Israel zog. Rena bedeutet<br />
Freude,sagt sie und lächelt.<br />
Es ist eine der vielen Geschichten, die an<br />
diesem Tagindiesem Klassenzimmer in den<br />
Bergen von Jerusalem erzählt werden, während<br />
die Vorbereitungen für das große<br />
Staatsereignis im Gange sind. Abgesperrte<br />
Straßen, Sicherheitskontrollen, Sondereinheiten<br />
von Polizei und Armee. Gerade ist<br />
Wladimir Putin auf dem Ben-Gurion-Flughafen<br />
gelandet, als letzter der Gäste, kommt<br />
aber nicht direkt nach YadVashem, sondern<br />
weiht erst einmal in Jerusalem ein Denkmal<br />
für die Leningrader Blockade ein.<br />
Putin, hieß es im Vorfeld in israelischen<br />
Medien, bestimme alles, er sei ein guter<br />
Freund des Organisators Moshe Kantor und<br />
mit dafür verantwortlich, dass Polens Staatspräsident<br />
Andrzej Duda keine<br />
Rede halten darf und deshalb gar<br />
nicht erst gekommen ist.<br />
Hintergrund ist ein Streit zwischen<br />
den beiden Staatsführern.<br />
Putin wirft Polen vor, für den Ausbruch<br />
des Zweiten Weltkriegs mitverantwortlich<br />
zu sein. Duda weist<br />
Putin darauf hin, dass Russland<br />
am Überfall auf Polen beteiligt<br />
war. Esgeht um die Deutung der<br />
eigenen Geschichte, 75Jahre danach,<br />
aber auch um die Rolle in der Welt<br />
heute.Wer darfsagen, wie es war?Werhat die<br />
Deutungshoheit?<br />
„Es wäre gut, wenn Polen und Russland<br />
die Fakten den Historikern überlassen würden“,<br />
sagt Avner Shalev,Vorsitzender der Gedenkstätte<br />
YadVashem auf einer Pressekonferenz<br />
am Donnerstagvormittag. Neben ihm<br />
sitzt Moshe Kantor,der Organisator und Putin-Freund.<br />
Er sagt, nur die Organisatoren<br />
hätten Einfluss auf die Veranstaltung gehabt,<br />
niemand sonst. Shalev fügt hinzu, dass Israels<br />
Staatspräsident Reuven Rivlin am Montag<br />
zum eigentlichen Jahrestag der Lagerbefreiung<br />
nach Auschwitz reisen wird –„und<br />
das,obwohl er dortkeine Rede halten darf“.<br />
Die<br />
Überlebenden<br />
und die Politiker<br />
75 Jahre nach der Befreiung von Auschwitz<br />
treffen sich Staatsführer und einstige KZ-Häftlinge in<br />
YadVashem. Gemeinsames Gedenken fällt schwer<br />
VonAnja Reich, YadVashem<br />
Rena Quint<br />
Rena Quint und die anderen Holocaust-<br />
Überlebenden sitzen in der ersten Reihe und<br />
klatschen. Sie klatschen fast immer, wenn<br />
die Männer auf der Bühne etwas sagen. Es ist<br />
nicht so richtig klar,obsie wissen, worum es<br />
geht, ob sie verstehen, warum sich an so einem<br />
Gedenktag zwei Staatschefs streiten.<br />
Er dachte,esgehe hier um sie,sagt Naftali<br />
Furst, der ehemalige Auschwitz-Häftling, der<br />
Angela Merkel in Essen getroffen hat. Er habe<br />
sich erkundigt, warum er nur ins Pressezentrum<br />
eingeladen werde. Bei der Gedenkfeier<br />
gebe es nicht so viele<br />
Plätze, hieß es. Nicht nur Furst ärgert<br />
das. Ein israelischer Minister<br />
hat seinen Platz einem ehemaligen<br />
KZ-Häftling überlassen, genau wie<br />
der litauische Präsident. Auch er ist<br />
nicht angereist.<br />
Naftali Furst und Rena Quint sehen<br />
die Gedenkfeier auf der Leinwand<br />
im Klassenzimmer. Esist 13<br />
Uhr, die Gäste kommen an. Premierminister<br />
Benjamin Netanjahu, Emmanuel<br />
Macron, Prinz Charles, Frank-Walter<br />
Steinmeier, Argentinien, Spanien, Kanada,<br />
die USA, Belgien, Schweden, Kroatien, viele<br />
vonihnen sind das erste MalinIsrael. Nureiner<br />
fehlt: Wladimir Putin.<br />
Fast eine Stunde warten die Gäste auf ihn,<br />
dann fangen sie ohne ihn an. Israels Staatspräsident<br />
bedankt sich bei den Gästen, dass<br />
sie gekommen sind, um „meiner Leute und<br />
der vielen Millionen Menschen zu gedenken,<br />
die in der Schoah umgekommen sind“. Er<br />
dankt den Alliierten, dass sie die Naziverbrecher<br />
aufgehalten haben und fragt: „Was wäre<br />
passiert, wenn heute in diesem Staat die Rassengesetzedie<br />
Oberhand hätten?“<br />
FELIX RETTBERG<br />
Zum Schluss wendet er sich direkt an die<br />
Überlebenden im Saal. „Ich habe gesehen, wie<br />
ihr als Kinder hergekommen seid, wie ihr Familien<br />
gegründet habt“, sagt er und verspricht:<br />
„Es wird keinen jüdischen Staat geben, der<br />
nicht demokratisch ist, wir können nicht in einem<br />
undemokratischen Land leben.“<br />
Rivlins Wortesind klar und bewegend, Erinnerung<br />
und Versprechen, auch die anderen<br />
Staatsmänner finden Worte, um an das<br />
zu erinnern,„was bis heute kein Mensch versteht“.SoformuliertesPrinz<br />
Charles und erinnert<br />
daran, dass seine Urgroßmutter Alice<br />
bei sich zu Hause Juden versteckt habe und<br />
dafür hier in YadVashem geehrt worden sei.<br />
„Darauf bin ich stolz.“<br />
Emmanuel Macron sagt, 240 000 Juden<br />
seien in Frankreich versteckt, aber auch<br />
11 000 aus dem Land gewiesen worden. „Wir<br />
haben alle unseren Anteil daran.“ Frank-<br />
Walter Steinmeier der letzte Staatsmann, der<br />
in YadVashem spricht, beginnt seine Rede<br />
auf Hebräisch: „Gepriesen sei der Herr, dass<br />
er mich heute hier sein lässt.“ Dann wechselt<br />
er ins Englische, erinnert anJuden, die ermordet<br />
wurden: „Samuel und Rega, Ida und<br />
Vili“. Er spricht über „die Mörder, die Wachleute,die<br />
Helfershelfer,die Mitläufer:Sie warenDeutsche“,<br />
und endet mit einem Zitat eines<br />
Auschwitz-Häftlings, dem es gelang, vor<br />
seiner Ermordung eine Zettel unter einem<br />
Krematorium zu vergraben. Der Mann hieß<br />
Salmen Gradowski. Auf seinem Zettel stand:<br />
„Wer weiß, ob wir noch einmal den zauberhaften<br />
Klang des Lebens werden hören können?<br />
Wer weiß, ob wir uns in die Ewigkeit<br />
werden einweben können –wer weiß?“<br />
Nicht für politische Zwecke benutzt<br />
Als Steinmeier zu seinem Platz zurückgeht,<br />
umarmt ihn Reuven Rivlin so lange, als<br />
müsste er ihn, den Deutschen, trösten, und<br />
nicht umgekehrt. Vielleicht ist Rivlin auch<br />
einfach nur froh, dass niemand die Bühne<br />
vonYadVashem fürseine politischen Zwecke<br />
benutzte. Nun ja, fast niemand. Benjamin<br />
Netanjahu und US-Vizepräsident Mike<br />
Pence bezeichneten Iran als den antisemitischsten<br />
Staat der Welt, ein Land der Holocaust-Leugner.UndWladimir<br />
Putin beließ es<br />
bei der Bemerkung, „dass dieKollaborateure<br />
der Nazis oft grausamer als die Nazis selbst<br />
waren“. Er ist dann doch noch gekommen,<br />
fast anderthalb Stunden zu spät.<br />
Rena Quint und Naftali Furst haben davon<br />
nichts mehr mitbekommen. Sie sind<br />
nach Hause gefahren, als die Politikerreden<br />
begannen und sich die Journalisten in ihre<br />
Presseräume zurückzogen. Sie hatten hier<br />
nichts mehr zu tun.<br />
Anja Reich saß im Presseraum vonYad<br />
Vashem zwischen Engländern, Deutschenund<br />
Israelis.<br />
„Ich habe 21 Urenkel.<br />
Das ist meine Rache<br />
an denNazis.Dass ich<br />
lebe, dass ich zehn<br />
Konzentrationslager<br />
überlebt habe.“<br />
Elias Feinzilberg,<br />
102, hat zehn Lager überlebt, darunter<br />
Auschwitz, Buchenwald und Dachau<br />
„Der Holocaust darf<br />
niemals ein einfaches<br />
Ereignis in der<br />
Geschichte werden.<br />
Wir dürfen niemals<br />
aufhören, entsetzt zu<br />
sein und bewegt vom<br />
Zeugnis derer, die ihn<br />
erlebt haben. Ihre<br />
Erfahrung muss uns<br />
immer aufklären,<br />
leiten und warnen.“<br />
Prinz Charles,<br />
britischer Thronfolger<br />
„Das jüdische Volk hat<br />
die Lektionen des<br />
Holocaust gelernt:<br />
Wir nehmen die<br />
Bedrohungen<br />
derjenigen, die uns<br />
vernichten wollen,<br />
ernst. (…) Wir haben<br />
gelernt, uns selbst zu<br />
verteidigen.“<br />
Benjamin Netanjahu,<br />
Israels Ministerpräsident
4 <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 20 · F reitag, 24. Januar 2020<br />
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Politik<br />
NACHRICHTEN<br />
Immer mehr Menschen ohne<br />
Abschluss mit Niedriglohn<br />
Immer mehr Menschen ohne Berufsabschluss<br />
landen in Deutschland<br />
im Niedriglohnbereich. Von<br />
den 1,67 Millionen Vollzeitbeschäftigten<br />
ohne Abschluss erzielten zuletzt<br />
40,4 Prozent nur Einkommen<br />
auf Niedriglohnniveau, also unter<br />
zwei Drittel des mittleren Einkommens.Auf<br />
diese Zahlen der Bundesagentur<br />
für Arbeit machte die Linke<br />
im Bundestag aufmerksam. Die<br />
jüngsten Angaben beziehen sich auf<br />
Ende 2018. Vier Jahrezuvor waren es<br />
erst 35,3 Prozent von1,43 Millionen<br />
ohne Abschluss. (dpa)<br />
Familie von Kerpener<br />
Bürgermeister bedroht<br />
Kerpens Bürgermeister Dieter<br />
Spürck (CDU) verzichtet nach Drohungen<br />
gegen seine Familie auf eine<br />
erneute Kandidatur.Esgebe eine<br />
„zunehmendeVerrohung in der ganzenGesellschaft“,<br />
sagte der 53-Jährige<br />
dem Kölner Stadt-Anzeiger vom<br />
Donnerstag. „Soweit mich das selbst<br />
betrifft, halte ich das für ein tragbaresBerufsrisiko,aber<br />
nicht für meine<br />
Frau und meine Kinder“, fügte der<br />
CDU-Politiker hinzu. In seinem<br />
Briefkasten fand er demnach die<br />
Nachricht, dass seine „Kinder es zu<br />
spüren“ bekämen, wenn er sich<br />
nicht„intensiver für den Hambacher<br />
Wald einsetzen“ würde.Ebenfalls sei<br />
er vonGegnernder Flüchtlingspolitik<br />
bedroht worden.<br />
UN: Myanmar muss Rohingya<br />
vor Völkermord schützen<br />
Im Völkermord-Verfahren gegen<br />
Myanmar hat der Internationale<br />
Gerichtshof ein erstes Urteil gefällt<br />
und das Land zu Sofortmaßnahmen<br />
zum Schutz der Rohingya-Minderheit<br />
verpflichtet. Damit gab das<br />
höchste Gericht der Vereinten Nationen<br />
am Donnerstag in DenHaag<br />
einer Klage Gambias statt. Myanmar<br />
müsse alles tun, um einen Völkermordanden<br />
noch im Land lebenden<br />
600 000 muslimischen Rohingya<br />
zu verhindern. (dpa)<br />
Lungenkrankheit breitet<br />
sich in China weiter aus<br />
Vater und Tochter versuchen, sich in Peking<br />
vor einer Ansteckung zu schützen. AFP<br />
DieZahl der bestätigten Fälle der<br />
Lungenkrankheit in China ist von571<br />
auf mindestens 620 gestiegen. Das<br />
berichtete das chinesische Staatsfernsehen<br />
am Donnerstag. DieZahl<br />
der Todesfälle lag demnach vorerst<br />
unverändertbei 17. Nach diesen Angaben<br />
warnen Experten auch davor,<br />
dass das neuartigeVirusdas Potenzial<br />
habe,sich zu verändern. (dpa)<br />
Queen unterzeichnet Gesetz<br />
über den Brexit<br />
Diebritische Königin Elizabeth II.<br />
hat am Donnerstag das Ratifizierungsgesetz<br />
für den Brexit-Deal gebilligt.<br />
Damit kann der Vertragüber<br />
den EU-Austritt nun in Großbritannien<br />
in Kraft treten. Nach dem Unterhaus<br />
hatte am Mittwoch auch das<br />
Oberhaus dem Gesetzentwurfzugestimmt.<br />
MehrereÄnderungen, die<br />
vonden Lords vorgeschlagen wurden,<br />
hatten die Abgeordneten im<br />
Unterhaus zuvor abgewiesen. (dpa)<br />
Der Einmischer<br />
Er war ein politischer Präsident im besten Sinne und ist bis heute öffentlich präsent. Joachim Gauck wird 80<br />
VonHolger Schmale<br />
Als Joachim Gauck im Sommer<br />
2016 seine Entscheidung<br />
verkündete, erwerde<br />
nicht für eine zweite Amtszeit<br />
als Bundespräsident zur Verfügung<br />
stehen, begründete er dies mit<br />
seinem Alter.Erkönne für die nächsten<br />
fünf Jahre nicht dieselbe Energie<br />
und Vitalität voraussetzen wie für die<br />
vergangenen fünf. Wer Joachim<br />
Gauck heute erlebt, stellt fest: Daswar<br />
eine sicher berechtigte Sorge, die sich<br />
im Nachhinein nicht bestätigt hat.<br />
An diesem Freitag wirder80Jahre<br />
alt, und er hat nichts an geistiger Frische<br />
oder politischem Engagement<br />
verloren. Gerade erst hat er dabei geholfen,<br />
die Blockade der Thüringer<br />
CDU gegenüber der Linkspartei mit<br />
ihrem Ministerpräsidenten Bodo Ramelow<br />
zulockern. Er lud Ramelow<br />
und den CDU-Landesvorsitzenden<br />
Mike Mohring zu einem Abendessen<br />
ein, bei dem es um die Möglichkeiten<br />
ging, Stabilität in der Landespolitik<br />
auch unter einer rot-rot-grünen Minderheitsregierung<br />
zu sichern.<br />
Sympathie und Skepsis<br />
Gauck ist in der politischen Debatte<br />
präsent, derzeit vorallem mit seinem<br />
neuen Buch über Toleranz, das ihn zu<br />
Lesungen und Diskussionen überall<br />
im Land führt. Kritiker warfen ihm<br />
vor, er plädiere darin für eine erweiterte<br />
Toleranz nach rechts, doch ist<br />
das ein Vorwurf, der ihn nach seiner<br />
Intervention zu Gunsten der Linken<br />
in Thüringen jetzt genauso von der<br />
anderen Seite trifft. Damit kann er leben.<br />
Undnatürlich ist er immer noch<br />
und immer wieder eine bedeutende<br />
Stimme in der andauernden Debatte<br />
über das Verhältnis der Ostdeutschen<br />
und der Westdeutschen zueinander.<br />
Jüngst erregte er Aufmerksamkeit mit<br />
seiner Feststellung, sehr vielen Ostdeutschen<br />
fehle „dieser absolute<br />
Durchsetzungswille“. Sie hätten sich<br />
eine Wettbewerbsmentalität wie ihre<br />
Landsleute im Westen nicht auf natürlichemWege<br />
antrainieren können,<br />
und das benachteilige sie bis heute.<br />
Als Joachim Gauck 2012 ins<br />
Schloss Bellevue einzog, begleitete<br />
ihn viel Sympathie, aber auch viel<br />
Skepsis.Brauchte es überhaupt noch<br />
einen Bundespräsidenten, fragten<br />
die einen. Anderebezweifelten, dass<br />
ein Seiteneinsteiger den politischen<br />
Herausforderungen gewachsen<br />
wäre, schließlich war der ähnlich unerfahrene<br />
Horst Köhler gerade erst<br />
gescheitert. Undnun sollte ein Amateur<br />
richten, was die Berufspolitiker,<br />
namentlich Angela Merkel mit ihrer<br />
unglücklichen Kandidatenauswahl,<br />
nicht bewerkstelligen konnten?<br />
Alt-Bundespräsident Joachim Gauck und seine Partnerin Daniela Schadt.<br />
IMAGO IMAGES<br />
„Euer Hass ist unser Ansporn.<br />
Wir lassen unser Land nicht im Stich.<br />
Wir schenken Euch auch nicht unsere Angst.<br />
Ihr werdet Vergangenheit sein<br />
und unsere Demokratie wird leben.“<br />
Joachim Gauck in seiner Antrittsrede als Bundespräsident an die rechtsextremen Verächter<br />
der liberalen Ordnung gewandt<br />
Die Sprachlosigkeit überwinden<br />
Heute wissen wir: Joachim Gauck<br />
hat seine Aufgaben mit Bravour bewältigt.<br />
Das begann schon damit,<br />
dass er der Normalität im höchsten<br />
Amt des Staates wieder Geltung verschafft<br />
hat. Seine beiden Vorgänger –<br />
Köhler und dann Christian Wulff –<br />
hatten es mit ihrem Gebaren gehörig<br />
ramponiert. 84 Prozent der Bundesbürger<br />
sagten in einer Umfrage zum<br />
Ende seiner Amtszeit, dass er ein guter<br />
Präsident war.Wer solch eine Bewertung<br />
erfährt, kann nicht viel falsch<br />
gemacht haben.<br />
Joachim Gauck war ein politischer<br />
Präsident im besten Sinne, der sich<br />
einmischt und Position bezieht. Das<br />
wird sein Vermächtnis sein, nicht die<br />
eine Rede oder das eine Zitat.VonAnfang<br />
an hat er sich den Gegnern der<br />
Demokratie gestellt, als die vonihnen<br />
ausgehende Gefahr noch gar nicht so<br />
sichtbar war wie heute. Erfand dazu<br />
einen kämpferischen Ton, der nichts<br />
mit präsidialen Sonntagsansprachen<br />
früherer Zeiten zu tun hat.<br />
Dasneue Wir-Gefühl<br />
Schon in seiner Antrittsrede wandte<br />
er sich an die rechtsextremenVerächter<br />
der liberalen Ordnung der Bundesrepublik<br />
„mit aller Deutlichkeit:<br />
Euer Hass ist unser Ansporn. Wirlassen<br />
unser Land nicht im Stich. Wir<br />
schenken Euch auch nicht unsere<br />
Angst. Ihr werdet Vergangenheit sein<br />
und unsere Demokratie wird leben.“<br />
Das war ein neues Wir-Gefühl, das<br />
Gauck dort formuliert hat, eines, das<br />
die Demokraten aufrütteln und mobilisieren<br />
soll, mehr zu tun, um unsereWerte<br />
und unsereFormzuleben<br />
zu verteidigen. Wienötig das ist, wird<br />
heute erst richtig deutlich, da die liberale<br />
Demokratie und das Projekt des<br />
Westens unter Beschuss stehen, wie<br />
er vor ein paar Wochen formuliert<br />
hat. In dieser Rede findet sich auch<br />
ein anderes Vermächtnis angesichts<br />
der Debatten um Zuwanderung und<br />
deutsche Identitäten: Die entscheidende<br />
Trennlinie verlaufe nicht zwischen<br />
Alteingesessenen und Neubürgern<br />
oder Angehörigen verschiedener<br />
Religionen, stellte er fest. „Die<br />
entscheidende Trennlinie verläuft<br />
zwischen Demokraten und Nicht-<br />
Demokraten. Es zählt nicht die Herkunft,<br />
es zählt die Haltung.“<br />
Gauck wäre heute wohl ein genauso<br />
guter Bundespräsident wie in<br />
seiner ersten Amtszeit. Dennoch hat<br />
er 2016 eine kluge Entscheidung getroffen.<br />
Er hat sich und seiner Partnerin<br />
Daniela Schadt die Freiheit von<br />
den Pflichten des Amtes geschenkt,<br />
ohne sich aus dem öffentlichen Leben<br />
zurückzuziehen. So spielt Joachim<br />
Gauck weiter eine Rolle, etwas, das er<br />
Zeit seines Lebens gerngetan hat.<br />
Bundeskanzlerin Merkel mahnt in Davos noch stärkere Bemühungen für den weltweiten Klimaschutz an<br />
ImKampf gegen den Klimawandel<br />
hat Kanzlerin Angela Merkel vorgesellschaftlichen<br />
Konflikten gewarnt.<br />
Es gebe eine „Sprachlosigkeit“ und<br />
„Unversöhnlichkeit“ zwischen Menschen,<br />
die den Klimawandel leugneten<br />
und denjenigen, für die Klimaschutz<br />
höchste Dringlichkeit habe.<br />
Dies mache ihr Sorgen und müsse<br />
überwunden werden, sagte die CDU-<br />
Politikerin am Donnerstag bei der<br />
Jahrestagung des Weltwirtschaftsforums<br />
(WEF) in Davos. „Wir müssen<br />
die Emotionen mit den Fakten versöhnen“,<br />
sagte Merkel. Auch zwischen<br />
kontroversesten Meinungen<br />
müsse ein Austausch stattfinden.<br />
Merkel sagte zudem, die „Ungeduld<br />
der Jugend“ müsse positiv und<br />
konstruktiv aufgenommen werden.<br />
DieJugend habe einen ganz anderen<br />
Lebenshorizont.„Deswegen sind wir<br />
zum Handeln aufgefordert.“<br />
Klimaschutz bedeute Existenzsicherung.<br />
„Die Frage der Erreichung<br />
der Ziele des Pariser Abkommens<br />
könnte eine Frage des Überlebens für<br />
den ganzen Kontinent sein“, sagte<br />
Merkel.„Deshalb ist Handlungsdruck<br />
da.“ Denn mit den derzeitigen Verpflichtungen<br />
der Staaten werde das<br />
Ziel nicht erreicht, die Erderwärmung<br />
im Vergleich zum vorindustriellen<br />
Zeitalter auf 1,5 Grad zu begrenzen.<br />
„Der Preis des Nichthandelns ist viel<br />
höher als der Preis des Handelns.“<br />
Bringschuld der reichen Länder<br />
Merkel sieht die Industrieländer in<br />
der Bringschuld. Die Gruppe der 20<br />
größten Industriestaaten (G20) sei<br />
für 80 Prozent der weltweiten Emissionen<br />
verantwortlich. Daraus entstehe<br />
eine technologische Verpflichtung,<br />
betonte Merkel. Nötig sei, unterm<br />
Strich keine Treibhausgase<br />
mehr auszustoßen und nicht vermeidbare<br />
Emissionen auszugleichen.<br />
Das seien „natürlich Transformationen<br />
von gigantischem historischem<br />
Ausmaß“. Produktionsprozesse<br />
etwa in der Stahlindustrie<br />
müssten völlig umgestellt werden.<br />
Dabei werde „grüner“ Wasserstoff<br />
eine große Rolle spielen. Dieser<br />
könne aber außerhalb Europas besser<br />
erzeugt werden.<br />
Chancen sieht Merkel in einer<br />
Klima-Zusammenarbeit mit China.<br />
Dies sei eines der Themen auch<br />
beim geplanten EU-China-Gipfel im<br />
September in Leipzig. China führe<br />
ein Emissionshandelssystem ein,<br />
dies könne mit dem europäischen<br />
System verknüpft werden, sagte sie.<br />
MitBlick auf den Handelskonflikt<br />
zwischen den USA und China sagte<br />
Merkel: „Ich möchte keine neue Bipolarität<br />
der Welt, sage ich ganz offen.“<br />
Die gesellschaftliche Ordnung<br />
der USA stünde Europa näher, zugleich<br />
sei nun aber ein Land, in dem<br />
eine kommunistische Partei die<br />
„Herrschaft“ habe, wirtschaftlich erfolgreich.<br />
Deshalb müsse Europa einen<br />
„klugen Weg“ finden zwischen<br />
der Partnerschaft mit den USA bei<br />
Grundwerten und einem ökonomischem<br />
Wettbewerb, in dem Entscheidungen<br />
„anders fallen“ könnten.<br />
Die Europäer müssten „sehr klug<br />
entscheiden, wie wir gerade im Zeitalter<br />
der Digitalisierung auch mit chinesischen<br />
Angeboten umgehen“, sagte<br />
Merkel, ohne den chinesischen Ausrüster<br />
Huawei beim Namen zu nennen.<br />
Es gelte abzuwägen zwischen Sicherheit<br />
und der Frage, sich von chinesischer<br />
Wertschöpfung zu entkoppeln.<br />
Insbesondere beim Ausbau des<br />
5G-Netzes beschäftigt Deutschland<br />
sich mit der Frage,welche Rolle China<br />
spielen soll. Bereits seit Monaten wird<br />
darüber diskutiert, ob Huawei vom<br />
5G-Ausbau in Deutschland ausgeschlossen<br />
werden soll. Merkel hatte<br />
sich gegen eine Sonderregelung nur<br />
für Huawei eingesetzt.<br />
Die Kanzlerin verteidigte erneut<br />
ihreEntscheidung von2015, Hunderttausende<br />
Flüchtlinge nach Deutschland<br />
zu lassen. „Der Fehler war nicht,<br />
Menschen aufzunehmen, die vor unserenTüren<br />
standen.“ DerFehler habe<br />
darin bestanden, nicht„imVorhinein“<br />
dafür zu sorgen, dass die Menschen in<br />
ihrer Heimat bleiben können. (dpa)<br />
Wenn die<br />
Nacht zum Tag<br />
wird<br />
Viele Deutsche leiden<br />
unter Schlafstörungen<br />
VonRasmusBuchsteiner<br />
Patienten mit Schlafstörungen<br />
werden in Deutschland jährlich<br />
hunderttausendfach in Krankenhäusernbehandelt.<br />
Dasgeht aus der<br />
Antwort des Bundesgesundheitsministeriums<br />
auf eine Anfrage der FDP-<br />
Bundestagsfraktion hervor, die der<br />
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> (Redaktionsnetzwerk<br />
Deutschland) vorliegt.<br />
Demnach ergibt sich aus der<br />
Krankenhausstatistik, dass 2017 in<br />
114 663 Fällen Patienten mit der Diagnose<br />
Schlafstörung stationär behandelt<br />
worden sind, 82 125 Männer<br />
und 32 538 Frauen. Im Jahr 2000<br />
hatte es 131 910 Fälle gegeben. Einen<br />
Höchststand mit 164 786 stationär<br />
behandelten Fällen von Schlafstörungen<br />
gab es den Angaben zufolge<br />
im Jahr 2004.<br />
„Seitdem gehen die Fallzahlen<br />
wieder zurück“, so das Gesundheitsministerium<br />
weiter.Was die direkten<br />
Krankheitskosten für ärztlich diagnostizierte<br />
Schlafstörungen angeht,<br />
verweist das Ministerium auf<br />
Zahlen des Statistischen Bundesamtes<br />
für das Jahr 2015. Damals beliefen<br />
sich die Kosten auf 922 Millionen<br />
Euro. Aktuellere Daten liegen nicht<br />
vor.<br />
Auswirkungen auf die Gesundheit<br />
Schlafstörungen sind ein Massenphänomen<br />
in der gesamten Bevölkerung,<br />
resümiertdas Gesundheitsministerium<br />
unter Verweis auf Befragungsdaten<br />
des Robert-Koch-Instituts<br />
für die Jahre 2008 bis 2011:<br />
„Danach hatte etwa ein Drittel der<br />
Schlafstörungen verursachen bei den Krankenkassen<br />
hohe Kosten.<br />
IMAGO IMAGES<br />
erwachsenen Befragten während der<br />
letzten vier Wochen potenziell klinisch<br />
relevante Ein- oder Durchschlafstörungen,<br />
etwa ein Fünftel<br />
berichtete zusätzlich über eine<br />
schlechte Schlafqualität.“<br />
Unfälle im Haushalt<br />
Das Gesundheitsministerium erklärt,<br />
gesunder Schlaf habe in jedem<br />
Lebensalter hohe Bedeutung für den<br />
Erhalt von körperlicher und psychischer<br />
Gesundheit sowie kognitiver<br />
Leistungsfähigkeit. Bei chronischen<br />
Beeinträchtigungen der Schlafqualität<br />
seien ursächliche Zusammenhänge<br />
unter anderem zu Herz-Kreislauf-Erkrankungen,<br />
Unfällen und erhöhter<br />
Sterblichkeit beschrieben.<br />
DieBundesregierung hat in den vergangenen<br />
zehn Jahren insgesamt<br />
1,67 Millionen Euro für Forschung<br />
zur Versorgung bei Schlafproblemen<br />
zur Verfügung gestellt.<br />
FDP-Gesundheitsexperte Andrew<br />
Ullmann wirft der Bundesregierung<br />
weitgehende Tatenlosigkeit<br />
vor. „Aufgrund von Schlafmangel<br />
entstehen Fehleinschätzungen, das<br />
ist wissenschaftlich erwiesen“, sagte<br />
der Bundestagsabgeordnete. „Es<br />
werden falsche oder schlechte Entscheidungen<br />
getroffen, Unfälle im<br />
Haushalt und Straßenverkehr sind<br />
ebenfalls auf Schlafmangel zurückzuführen.“<br />
Dies sei ein gesamtgesellschaftliches<br />
Problem. DieBundesregierung<br />
habe jedoch „keine Ahnung,<br />
keine aktuellen Zahlen und kein Interesse<br />
daran, das Thema anzupacken“.
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 20 · F reitag, 24. Januar 2020 5<br />
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Made in Berlin<br />
BERLINER BEKANNTE<br />
Ohne Furcht<br />
nach<br />
Ost-Berlin<br />
VonTheresa Dräbing<br />
Vom Kudamm über den Checkpoint<br />
Charlie nach Ost-Berlin –<br />
eine solche Tour war zu DDR-Zeiten<br />
mit einigem Aufwand verbunden.<br />
Dennoch bot schon ab 1956 ein<br />
West-<strong>Berliner</strong> Reisebusunternehmen<br />
drei- bis vierstündige Sightseeing-Touren<br />
durch beide Teile der<br />
Stadt an, später auch bis nach Potsdam.<br />
Das war eine Besonderheit,<br />
denn dafür brauchte es eine Genehmigung.<br />
Severin &Kühn hieß eben<br />
jenes Unternehmen, das als erstes<br />
die Erlaubnis bekam zur „Durchführung<br />
von ständigen Stadtrundfahrten<br />
durch die Hauptstadt der Deutschen<br />
Demokratischen Republik<br />
(demokratisches Berlin)“ wie es im<br />
damaligen offiziellen Sprachgebrauch<br />
hieß. Das Unternehmen gibt<br />
es noch heute, mittlerweile firmiert<br />
es zwar unter dem Namen BEX-<br />
Sightseeing und gehört zum Konzern<br />
der Deutschen Bahn, das Büro<br />
aber befindet sich noch wie damals<br />
am Kurfürstendamm 216.<br />
„Die Touren in die DDR mit unseren<br />
Bussen waren auch deshalb so<br />
beliebt, weil sich viele Touristen<br />
sonst wohl gar nicht getraut hätten,<br />
auf eigene Faust die Grenzen zu passieren“,<br />
sagt Peter Schadow, heutiger<br />
Geschäftsleiter des Bereiches Sightseeing<br />
bei BEX. DerBlick aus den Panoramafenstern<br />
der Busse gab Sicherheit,<br />
das Formelle an den Grenzen<br />
wurde von den Organisatoren<br />
abgewickelt. So mussten Ausländer<br />
und Westdeutsche ein Visum erteilt<br />
bekommen, West-<strong>Berliner</strong> hatten<br />
den Berechtigungsschein zum Empfang<br />
eines Visums außerdem bereits<br />
vier Wochen vor Beginn der Stadtrundfahrt<br />
zubeantragen. Wegen der<br />
unterschiedlichen Anforderungen<br />
fanden die Touren für West-<strong>Berliner</strong><br />
außerdem stets in getrennten Bussen<br />
statt.<br />
Warendie Passagierdaten korrekt<br />
durchgegeben und kein Pass abgelaufen,<br />
lief es an der Grenze inder<br />
Regel reibungslos. Dahinter übernahmen<br />
Ost-<strong>Berliner</strong> Reiseleiter die<br />
Führung entlang dem Gendarmenmarkt,<br />
Alexanderplatz oder dem Sowjetischen<br />
Ehrenmahl in Treptow –<br />
ein Halt hier war Pflicht.<br />
Besucherzustrom aus aller Welt<br />
Auch nach dem Mauerfall riss das Interesse<br />
nicht ab.„Im Gegenteil“, sagt<br />
Schadow, „Ende der 80er-, Anfang<br />
der 90er-Jahre führte der plötzliche<br />
Besucherzustrom aus aller Welt zu<br />
einer regelrechten Explosion der<br />
Fahrgastzahlen. Alle wollten sehen,<br />
wie Berlin mit offenen Grenzen aussieht.“<br />
Dasist nunmehr 30 Jahreher.Das<br />
Geschäft mit Stadtrundfahrten hat<br />
sich geändert. „Die Fahrgastzahlen<br />
sind weiterhin hoch, aber heute sind<br />
weniger geführte Touren gefragt als<br />
Hop-on-Hop-off-Touren“, sagt<br />
Schadow. Solche,wojeder Tourist in<br />
die Busse zusteigt, wann und wo er<br />
möchte und Informationen über<br />
Kopfhörer in der jeweiligen Landessprache<br />
gegeben werden. Und von<br />
der einst geteilten Stadt wissen<br />
längst nicht mehr alle Berlin-Besucher,sagt<br />
der Tourismus-Experte.<br />
Panoramabus von Severin &Kühn in den<br />
1970er-Jahren.<br />
BEX<br />
Höhere<br />
Gehälter gibt es<br />
anderswo<br />
<strong>Berliner</strong> verdienen im Vergleich<br />
mittelmäßig. Ist das gerechtfertigt? Ein<br />
Gespräch mit dem Gründer von Gehalt.de<br />
Sag mir wo du wohnst, und ich sage dir, was du verdienst –<br />
eine solche Voraussage ist zumindest in Teilen realistisch,<br />
denn die Höhe des Gehalts hängt in Deutschland auch von<br />
der Region ab.Berlin steht im Vergleich nicht am besten da.<br />
Doch das hat nachvollziehbareGründe,sagt Gehalt.de-Grüner Philip<br />
Bierbach im Interview.<br />
Herr Bierbach, Berlin boomt. Die Stadt zieht vor allem junge Menschen<br />
an, um hier zu leben, zu studieren –und eben auch zu arbeiten.<br />
Andererseits liegt Berlin im Bundesländervergleich beim Gehalt eher<br />
im Mittelfeld. Woranliegt das?<br />
EinGrund ist sicherlich, dass Gehälter immer ganz starkvon der<br />
Wirtschaftsstruktur abhängig sind, also welche Industrien oder welche<br />
Branchen sonst noch in der Region vertreten sind. Undanders<br />
als beispielsweise in Baden-Württemberg und Bayern, wodie ganzen<br />
großen Automobilzulieferer und Autohersteller sitzen, gibt es<br />
diese großen Arbeitgeber hier nicht. Berlin ist geprägt von der<br />
Dienstleistungsbranche.Und das sind in der Regel nicht die Arbeitgeber,die<br />
das höchste Gehalt zahlen.<br />
Aber auch in identischen Branchen liegt Berlin beim Gehalt im Vergleich<br />
im Mittelfeld. Berlin sucht beispielsweise händeringend gut<br />
qualifizierte IT-Fachkräfte. Trotzdem bezahlen Unternehmen in anderen<br />
Bundesländern ihreBeschäftigten besser.<br />
IT-Fachkräfte werden überall sehr starkgesucht. Dasist nicht nur<br />
spezifisch in Berlin der Fall. Diewerden dann auch überall wirklich<br />
sehr gut bezahlt. Aber eben nicht überproportional gut in Berlin.<br />
Das hat auch etwas mit den Lebenshaltungskosten zu tun. Relativ<br />
gesehen sind die Lebenshaltungskosten in Berlin immer noch sehr<br />
günstig. Dementsprechend passen sich auch die Gehälter an. Hinzu<br />
kommt, dass Berlin wahnsinnig attraktiv als Stadt ist. Das heißt die<br />
Fachkräfte kommen freiwillig hierher und Arbeitgeber müssen ihnen<br />
nicht, wie das vielleicht in unattraktiveren Regionen der Fall<br />
sein kann, eine Art Boni<br />
zahlen, damit sie sich für einen<br />
Umzug ZUR PERSON<br />
entscheiden.<br />
Philip Bierbach ist Geschäftsführer des<br />
Portals Gehalt.de, einer Online-Gehaltsdatenbank,<br />
die Arbeitnehmernwie auch<br />
Unternehmen Vergütungsdaten zur Orientierung<br />
zur Verfügung stellt. Bierbach<br />
selbst ist promovierter Jurist und hat die<br />
Plattform1999 mitgegründet.<br />
Abgesehen vonder IT-, beziehungsweise<br />
Digitalbranche,<br />
was sind denn außerdem die<br />
Jobs mit der besten ZukunftsperspektiveinBerlin?<br />
Die Pharmaindustrie ist<br />
in Berlin sehr gut aufgestellt<br />
und zahlt mit die höchsten<br />
Gehälter. Laut unserem Gehaltsatlas<br />
2019 zählt sie zu<br />
den Top-Branchen für Fachkräfte.Auch<br />
als Fondsmanager<br />
wirdman weiter gut verdienen<br />
können. Aber wenn<br />
wir einmal den Gehaltsaspekt<br />
außer Acht lassen, sind<br />
auch Berufe im Gesundheitswesen,<br />
im Tourismussegment<br />
oder einfache Servicejobs<br />
wie Kellner interessant.<br />
Dort besteht ein riesiger<br />
Bedarf an Fachkräften<br />
und es wird immer schwieriger<br />
jemanden zu finden,<br />
der das machen möchte.<br />
Könnten Unternehmen dem nicht entgegenwirken, indem sie höhere<br />
Gehälter zahlen?<br />
Dadurch wird janicht die Anzahl der Fachkräfte größer. Zudem<br />
muss die Einkommenshöhe natürlich auch in das Gehaltsgefüge<br />
des Unternehmens passen. Ein Arbeitgeber kann seinen IT-Fachkräften<br />
beispielsweise kein höheres Gehalt zahlen als der Geschäftsführung<br />
–das ist natürlich ein überspitztes Beispiel. Außerdem:<br />
Wenn die Gehälter explodieren, sind Unternehmen natürlich auch<br />
eher gewillt Sparten ins Ausland zu verlagern, wo die Gehälter niedriger<br />
sind –das kommt natürlich auf die Branche an und ob das<br />
möglich ist. Eingroßes Thema ist sicherlich auch das Anwerben von<br />
ausländischen Fachkräften.<br />
Berlin ist auch Gründungsmetropole. Sind Start-ups gute Arbeitgeber?<br />
Generell sind Start-ups sicherlich wahnsinnig spannende Arbeitgeber.Eshandelt<br />
sich meistens um sehr innovative junge Unternehmen,<br />
in denen Mitarbeiter überdurchschnittlich schnell in Verantwortungspositionen<br />
kommen. Die Arbeitsbelastung ist dann aber<br />
natürlich auch dementsprechend hoch. Grundsätzlich wird inder<br />
Start-up-Szene zum Beispiel eher weniger Überstundenvergütung<br />
ausgezahlt als in etablierten größeren Unternehmen. Auch insgesamt<br />
sind die Gehälter in der Start-up-Szene nicht besonders hoch.<br />
Da ist es unter Umständen so,dass die Start-ups eher mal Unternehmensbeteiligungen<br />
herausgeben, um das geringere Gehalt auszugleichen.<br />
Wenn das Geschäft sich dann irgendwann entwickelt hat,<br />
können es genauso gut Arbeitgeber sein, die sehr gut bezahlen. Das<br />
hat immer ein bisschen damit zu tun, in welcher Phase sich das Unternehmen<br />
gerade befindet.<br />
DasGespräch führte Theresa Dräbing.<br />
Insgesamt<br />
Nach Beschäftigungsart<br />
Vollzeitbeschäftigte<br />
Teilzeitbeschäftigte<br />
Geringfügig Beschäftigte<br />
Nach Geschlecht<br />
Männer<br />
Frauen<br />
Softwareentwickler/-in Backend<br />
Baden-Württemberg<br />
Bayern<br />
Hessen<br />
Hamburg<br />
Bremen<br />
Nordrhein-Westfalen<br />
Berlin<br />
Rheinland-Pfalz<br />
Schleswig-Holstein<br />
Saarland<br />
Niedersachsen<br />
Brandenburg<br />
Sachsen<br />
Sachsen-Anhalt<br />
Mecklenburg-Vorpommern<br />
Thüringen<br />
Elektriker/-in<br />
Baden-Württemberg<br />
Bayern<br />
Saarland<br />
Rheinland-Pfalz<br />
Nordrhein-Westfalen<br />
Hamburg<br />
Hessen<br />
Niedersachsen<br />
Schleswig-Holstein<br />
Bremen<br />
Berlin<br />
Brandenburg<br />
Mecklenburg-Vorpommern<br />
Sachsen-Anhalt<br />
Thüringen<br />
Sachsen<br />
Hessen<br />
Baden-Württemberg<br />
Rheinland-Pfalz<br />
Hamburg<br />
Bayern<br />
Nordrhein-Westfalen<br />
Saarland<br />
Sachsen-Anhalt<br />
Schleswig-Holstein<br />
Niedersachsen<br />
Berlin<br />
Bremen<br />
Thüringen<br />
Brandenburg<br />
Sachsen<br />
Mecklenburg-Vorpommern<br />
Koch/Köchin<br />
Baden-Württemberg<br />
Hessen<br />
Bayern<br />
Nordrhein-Westfalen<br />
Saarland<br />
Hamburg<br />
Bremen<br />
Schleswig-Holstein<br />
Rheinland-Pfalz<br />
Niedersachsen<br />
Berlin<br />
Brandenburg<br />
Sachsen<br />
Thüringen<br />
Sachsen-Anhalt<br />
Mecklenburg-Vorpommern<br />
Altenpfleger/-in<br />
Baden-Württemberg<br />
Bayern<br />
Bremen<br />
Hamburg<br />
Hessen<br />
Nordrhein-Westfalen<br />
Niedersachsen<br />
Saarland<br />
Berlin<br />
Schleswig-Holstein<br />
Brandenburg<br />
Rheinland-Pfalz<br />
Sachsen<br />
Mecklenburg-Vorpommern<br />
Sachsen-Anhalt<br />
Thüringen<br />
Bruttomonatsverdienste einschließlich Sonderzahlungen<br />
im 3. Quartal 2019, Durchschnitt, in Euro<br />
Berlin<br />
338<br />
319<br />
Brandenburg<br />
2304<br />
2117<br />
Eine Auswahl von Berufen im Bundesländervergleich<br />
Bruttojahresgehälter einschließlich Sonderzahlungen, in Euro, Median*<br />
31 481<br />
30 863<br />
30 838<br />
30 378<br />
30 075<br />
30 040<br />
29 859<br />
29 472<br />
28 658<br />
27 602<br />
26 718<br />
26 596<br />
25 045<br />
24 976<br />
24 811<br />
24 442<br />
Einzelhandelskaufmann/-frau<br />
29 602<br />
29 263<br />
28 813<br />
28 575<br />
28 361<br />
28 222<br />
27 600<br />
26 880<br />
26 638<br />
26 339<br />
26 264<br />
26 084<br />
25 822<br />
25 213<br />
25 027<br />
23 846<br />
28 657<br />
28 029<br />
27 539<br />
27 516<br />
27 004<br />
26 737<br />
26 558<br />
26 168<br />
26 057<br />
25 487<br />
24 216<br />
23 835<br />
23 191<br />
22 334<br />
22 204<br />
22 070<br />
27 676<br />
27 369<br />
26 775<br />
26 548<br />
26 465<br />
25 927<br />
25 018<br />
24 934<br />
24 604<br />
24 324<br />
24 216<br />
24 192<br />
24 126<br />
23 615<br />
22 974<br />
22 754<br />
2847<br />
3122<br />
3005<br />
2556<br />
3428<br />
3461<br />
3831<br />
4298<br />
54 595<br />
53 482<br />
52 469<br />
52 100<br />
49 550<br />
49 358<br />
48 458<br />
47 899<br />
47 812<br />
46 827<br />
45 910<br />
45 866<br />
41 724<br />
41 479<br />
41 011<br />
39 783<br />
* Der Median beschreibt<br />
die Mitte aller Daten:<br />
50 Prozent liegen über<br />
dem Wert, 50 Prozent<br />
darunter.<br />
BLZ/GALANTY; QUELLE:<br />
STATISTIK-BERLIN-BRB,<br />
GEHALT.DE<br />
NEU IN DER STADT<br />
Rolls-Royce<br />
in<br />
Schöneweide<br />
VonJochen Knoblach<br />
UmStrom ging es an der Wilhelminenhofstraße<br />
in Schöneweide<br />
irgendwie schon immer.<br />
Ende des 19. Jahrhunderts wurde<br />
dort die AEG gegründet. Es war die<br />
Zeit, in der Berlin die Elektrizität<br />
entdeckte, Kraftwerke entstanden,<br />
und die Elektroenergie immer neue<br />
Bereiche eroberte. Und genau<br />
darum geht es auch heute. Ineiner<br />
Gründerzeitvilla auf dem ehemaligen<br />
Werksgelände, von der aus seinerzeit<br />
das größte Kabelwerk Europas<br />
geführt wurde, treibt die Firma<br />
Qinous die Energiewende voran. Sie<br />
macht, dass Sonnenstrom auch<br />
nachts und Windstrom auch bei<br />
Flaute genutzt werden kann. „Wir<br />
führen Elektropolis ins Zero-Emission-Zeitalter“,<br />
sagt Qinous-Gründer<br />
Busso vonBismarck.<br />
Das heute 40-köpfige Unternehmen<br />
entwickelt und projektiertnetzferneStromversorgungssysteme,sogenannte<br />
Microgrids,dieWind- oder<br />
Photovoltaikanlagen mit Stromspeichernkombinieren<br />
und so Dieselgeneratoren<br />
ersetzen oder deren Laufzeit<br />
drastisch reduzieren können.<br />
Dass das funktionierthat das Unternehmen<br />
inzwischen vielerorts weltweit<br />
unter Beweis gestellt. Qinous-<br />
Anlagen versorgen beispielsweise<br />
ein Krankenhaus auf Haiti, eine australische<br />
Gemeinde oder ein Dorf in<br />
Tansania. Seit der vergangenen Woche<br />
ist Qinous eine Tochterfirma von<br />
Rolls-Royce. Die Briten haben die<br />
Mehrheit der Firma aus Schöneweide<br />
übernommen.<br />
Weniger Diesel und Gas<br />
Rolls-Royce hatte schon Ende 2018<br />
in das <strong>Berliner</strong> Unternehmen investiert,<br />
seinerzeit etwa ein Fünftel von<br />
Qinous übernommen. Jetzt gehören<br />
den Briten knapp drei Viertel der<br />
Firma, und sie haben viel vor in<br />
Schöneweide. „Unsere neue Tochtergesellschaft<br />
spielt künftig eine<br />
zentrale Rolle“, sagt Andreas Schell,<br />
Chef von Rolls-Royce Power Systems.<br />
Der Unternehmenszweig mit<br />
Hauptsitz in Friedrichshafen ist einer<br />
der Weltmarktführer für Notund<br />
Dauerstromaggregate auf Basis<br />
von Diesel- und Gasmotoren. Um<br />
diese Technologie mit Ökostromquellen<br />
verbinden zu können, setzt<br />
Rolls-Royce aufQinous.Die Kompetenzen<br />
vonQinous als junges Unternehmen<br />
mit Start-up-Charakter<br />
würden sich ideal mit den industriellen<br />
Fähigkeiten von Rolls-Royce ergänzen,<br />
sagt Schell. Gemeinsam<br />
könnte man schnell und mit hoher<br />
Qualität auf die Anforderungen des<br />
Marktes reagieren.<br />
Dafür soll aus den Produktprogrammen<br />
von Qinous und Rolls-<br />
Royce nun ein gemeinsamer Komponentenbaukasten<br />
entwickelt werden.<br />
Microgrid-Lösungen, die die<br />
unterschiedlichen Energieerzeuger<br />
mit Speichern kombinieren und so<br />
eine stabile, kostengünstige und vor<br />
allem klimaschonende Stromversorgung<br />
ermöglichen. Laut Rolls-Royce<br />
soll die Angebotsbreite von 30Kilobis<br />
zu mehreren Megawattstunden<br />
reichen. Es gehe um den Bedarf von<br />
Gewerbebetrieben ebenso wie von<br />
größeren Industrieanlagen.<br />
DieGründungsgesellschafter von<br />
Qinous sind weiterhin am Unternehmen<br />
beteiligt und behalten ihre<br />
bisherigen Funktionen. Über den<br />
Kaufpreis und die anderen ausgeschiedenen<br />
Gesellschafter wurde<br />
Vertraulichkeit vereinbart.<br />
QINOUS
6 <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 20 · F reitag, 24. Januar 2020<br />
·························································································································································································································································································<br />
Wirtschaft<br />
MÄRKTE<br />
NACHRICHTEN<br />
DAX-30 in Punkten<br />
24.10.19<br />
24.10.19<br />
▼ 13417,88 (–0,72 %)<br />
Rohöl je Barrel Brent in US-Dollar<br />
Euro in US-Dollar<br />
24.10.19<br />
Stand der Daten: 23.01.2020 (16:45 Uhr)<br />
Alle Angaben ohne Gewähr<br />
Gewinner<br />
23.1.20<br />
▼ 61,43 (–1,96 %)<br />
23.1.20<br />
▲ 1,1091 (+0,03 %)<br />
Quelle<br />
aus DAX und MDAX vom 23.01. zum Vortag<br />
Wirecard 133,45 +3,33 WWWWW<br />
Gerresheimer 70,35 +2,63 WWWW<br />
Knorr-Bremse 99,04 +2,18 WWWW<br />
Infineon NA 21,63 +1,29 WWW<br />
Uniper NA 29,28 +1,10 WW<br />
MorphoSys 120,10 +1,01 WW<br />
Verlierer<br />
23.1.20<br />
ausDAX und MDAXvom 23.01. zumVortag<br />
Hochtief 109,20 WWWWWWWWWWW –7,54<br />
Nemetschek 64,95 WWWWWWWW –5,04<br />
CompuGroup Med. 61,40 WWWWWWW –4,21<br />
Zalando 45,56 WWWWW –2,96<br />
thyssenkrupp 11,17 WWWWW –2,70<br />
Hella 44,70 WWWWW –2,70<br />
Leitbörsen im Überblick<br />
52-Wochen Hoch/Tief 23.01. ±% z. 22.01.<br />
Euro Stoxx 50(EU) –0,68<br />
3814/3125 3744,17<br />
CAC 40 (FR) – 0,53<br />
6110/4879 5979,41<br />
S&P UK (UK) – 0,71<br />
1562/1363 1516,37<br />
RTS (RU) – 1,04<br />
1652/1152 1596,05<br />
IBEX (ES) –0,46<br />
9710/8409 9529,60<br />
Dow Jones (US) –0,37<br />
29374/24324 29077,59<br />
Bovespa (BR) +0,19<br />
118861/89409118002,40<br />
Nikkei (JP) – 0,98<br />
24116/20111 23795,44<br />
Hang Seng (HK) –1,67<br />
30280/24900 27851,39<br />
Stx Singap. 20 (SG) –0,67<br />
1674/1488 1644,95<br />
Edel- und NE-Metalle<br />
Barren &Münzen in € Ankauf Verkauf<br />
(Endkundenpreise) 23.01. 23.01.<br />
Gold (10 g) 446,0 477,5<br />
Gold (1 oz) 1392,5 1459,0<br />
Gold (100 g) 4464,0 4664,5<br />
Gold (250 g) 11161,0 11629,0<br />
Silber (1 kg) 505,0 670,7<br />
Platin (100 g) 2834,0 3652,7<br />
Austr.Nugget (1 oz) 1390,8 1470,0<br />
Britannia (1 oz) 1390,0 1476,0<br />
Krügerrand (1/4 oz) 347,5 395,0<br />
Krügerrand (1/2 oz) 695,0 764,7<br />
Krügerrand (1 oz) 1391,0 1490,0<br />
Maple Leaf (1/4 oz) 347,5 391,8<br />
Maple Leaf (1/2 oz) 695,0 766,6<br />
Maple Leaf (1 oz) 1390,5 1478,0<br />
Philharmoniker (1 oz) 1390,5 1481,0<br />
Quelle Edelmetalle: Degussa Goldhandel GmbH.<br />
Die An- und Verkaufspreise gelten für sehr gut erhaltene Stücke.<br />
NE-Metalle in €/100 kg 31.12. 31.12.<br />
Blei in Kabeln 199,50 199,50<br />
Kupfer (DEL-Notiz) 554,37 559,34<br />
Messing MS 63/37 545,00 551,00<br />
ERLÄUTERUNGEN Wechselnde Darstellung: Tagesgeld (Dienstag), Ratenkredit<br />
(Mittwoch), Sparbriefe (Donnerstag), Edel- &NE-Metalle (Freitag),<br />
Baudarlehen (Samstag).<br />
Quelle: FMH-Finanzberatung<br />
VomNischenanbieterzum Massenhersteller? Tesla-Chef ElonMusk setzt in China auf das E-Auto Model 3–und schreibt weiterroteZahlen.<br />
Von Rasmus Buchsteiner<br />
und Tobias Peter<br />
Die Grundrentenpläne von<br />
Arbeitsminister Hubertus Heil<br />
(SPD) geraten von mehreren Seiten<br />
unter Beschuss: aus dem Bundeskabinett,<br />
von der Rentenversicherung<br />
und aus der Opposition. Dabei werden<br />
neben Fragen nach der Finanzierung<br />
und Änderungswünschen auch<br />
verstärkt Zweifel laut, ob Heils Pläne<br />
überhaupt verfassungsgemäß sind.<br />
Klar ist: Heil muss bei dem Gesetzentwurfnach<br />
Auffassung der unionsgeführten<br />
Bundesministerien weitreichend<br />
nacharbeiten. Dasgeht aus<br />
Stellungnahmen unter anderem des<br />
Gesundheits-, Landwirtschafts- und<br />
Innenministeriums hervor, die dem<br />
RedaktionsNetzwerk Deutschland<br />
Die große Wette<br />
Tesla erreicht einen Börsenwert von mehr als 100 MilliardenDollar –aberwarum?<br />
Von Frank-Thomas Wenzel<br />
Das hat die Branche noch<br />
nicht gesehen. Innerhalb<br />
vonnur drei Monaten hat<br />
der US-Autobauer Tesla<br />
seinen Aktienkurs mehr als verdoppelt.<br />
Das Unternehmen ist an der<br />
Börse mittlerweile mehr als 100 Milliarden<br />
Dollar wert. Es hat damit<br />
nicht nur die US-Konkurrenten Ford<br />
und General Motors, sondern nun<br />
auch Volkswagen beim Marktwert<br />
hinter sich gelassen. Viele Investoren<br />
und Analysten trauen der von Elon<br />
Musk gegründeten Firma noch viel<br />
mehr zu –obwohl sie noch nie in<br />
einem Geschäftsjahr Gewinne eingefahren<br />
hat.<br />
DerHöhenrausch der Aktie setzte<br />
im Oktober ein, als das Tesla-Management<br />
völlig überraschend für<br />
das dritte Quartal einen Profit von<br />
143 Millionen Dollar meldete. Branchenkenner<br />
rieben sich verdutzt die<br />
Augen, weil der Elektroautobauer<br />
gleichzeitig riesige Summen investierte,und<br />
zwar in ein neues Werk inklusive<br />
Batteriefertigung in Shanghai.<br />
Mittlerweile haben die ersten<br />
Fahrzeuge die Fabrikhallen verlassen.<br />
Zugleich wurde klar,dass es den<br />
Managern gelungen war, die Effizienz<br />
in der Produktion zu steigern.<br />
Dasalles könnte in naher Zukunft<br />
insbesondere inChina, dem wichtigsten<br />
Land für E-Autos,den Absatz<br />
enorm indie Höhe treiben. Zumal<br />
2020 oder 2021 das Model Y, einkompakter<br />
Stadtgeländewagen, auf den<br />
Rückschlag: Die alles entscheidende<br />
Fragebleibt, ob<br />
sich der Umbau der Automobilindustrie<br />
tatsächlich nach<br />
dem Schema der Technologiebranche<br />
vollziehen wird.<br />
Zweifel sind angebracht. So<br />
gabesinder jüngeren Vergangenheit<br />
einigeenttäuschende<br />
Meldungen zum<br />
autonomen Fahren. Zahlreiche<br />
hochgelobte Projekte<br />
wurden eingestellt.<br />
ERNÜCHTERUNG BEIM AUTONOMEN FAHREN<br />
Marktkommen soll. Darüber hinaus<br />
will Musk im Frühjahr eine neue Batteriegeneration<br />
vorstellen, die angeblich<br />
Reichweiten möglich macht,<br />
die kein anderer Autobauer schaffen<br />
kann. 2021 soll überdies das Geschäft<br />
in Europa mit der neuen Fabrik in<br />
Brandenburgausgebaut werden.<br />
Kürzlich teilte das Unternehmen<br />
mit, dass schon 2019 fast<br />
370000 Fahrzeuge ausgeliefert wurden,<br />
das entspricht einer Steigerung<br />
zum Vorjahr um gut 50 Prozent. Das<br />
wird von Experten als ein Signal gedeutet,<br />
dass Musk und seine Leute<br />
gerade dabei sind, Tesla nach vielen<br />
Rückschlägen doch noch voneinem<br />
Nischenanbieter auf das Niveau<br />
Verfassungsrechtlich wackelig<br />
Warum die Grundrente am Ende in Karlsruhe scheitern könnte<br />
Innovation: Tesla-Aktionär<br />
Frank Thelen erwartet, dass<br />
Tesla nächstes Jahr sogar<br />
einen App-Store einrichtet,<br />
mit dem Nutzer online mehr<br />
Leistung oder eine größere<br />
Beschleunigung kaufen können.<br />
Auch Autowissenschaftler<br />
Stefan Bratzel attestiert<br />
Tesla eine hohe innovative<br />
Stärke, da der Batterieantrieb<br />
mit einer digitalen Vernetzung<br />
verknüpft werde.<br />
Daten: Mitden Daten, die<br />
Tesla-Autos permanent liefern,<br />
werden Programme<br />
trainiert, die eines Tages<br />
autonomes oder autonomeres<br />
Fahren möglich machen<br />
sollen. Dabei sollten in diesem<br />
Jahr eigentlich die ersten<br />
vollautomatischen Autos<br />
auf die Straßen kommen.<br />
Branchenkenner erwarten<br />
aber,dass es damit vor<br />
2030 nichts mehr wird.<br />
eines Massenherstellers zu hieven.<br />
Dies ist ein maßgeblicher Grund dafür,<br />
dass Analysten reihenweise das<br />
Kursziel für den Elektroautobauer<br />
nach oben gesetzt haben –wobei die<br />
meisten mit ihren Erwartungen noch<br />
immer unter dem aktuellen Kurs liegen.<br />
Am Donnerstag kostete eine Aktie<br />
um die 570 Dollar.<br />
Ist das alles nur eine maßlose<br />
Übertreibung? Schließlich wird der<br />
Autobauer Ende Januar abermals<br />
unter dem Strich tiefrote Zahlen melden.<br />
Im ersten Halbjahr gab es enorme<br />
Fehlbeträge, die mehr als eine<br />
Milliarde Dollar ausmachten. Hinter<br />
dem Optimismus der Anleger steckt<br />
indes eine Wette: Dass der E-Auto-<br />
(RND) vorliegen und dem Arbeitsministerium<br />
übermittelt worden sind.<br />
Der Katalog der Änderungswünsche<br />
ist lang –und es geht dabei nicht<br />
um Kleinigkeiten. So verlangen die<br />
Beamten von Bundesgesundheitsminister<br />
Jens Spahn und Agrarministerin<br />
Julia Klöckner (beide CDU) Änderungen<br />
etwa bei Heils Vorschlag<br />
füreineGleitzone,diedenGrundrentenbezug<br />
bereits ab 33 Beitragsjahren<br />
ermöglichen soll. Diese solle auf<br />
34 Jahrereduziertwerden, heißt es in<br />
den Stellungnahmen: „Wir verweisen<br />
auf die Formulierung des Koalitionsbeschlusses,<br />
eine ‚kurze, wirksame‘<br />
Gleitzone zu schaffen.“<br />
DasGesundheitsministerium beklagt<br />
Leerstellen im Gesetzentwurf–<br />
etwa zur Berücksichtigung von Auslandseinkünften<br />
sowie von Einkünften<br />
aus Kapitalvermögen bei der Einkommensprüfung.<br />
Das Ministerium<br />
dringt auch auf Informationen darüber,<br />
wie der geplante automatisierte<br />
Datenaustausch von Rentenversicherung<br />
und Finanzbehörden sichergestellt<br />
werden soll.<br />
Fragen wirft auch die Finanzierung<br />
der Grundrente auf. Landwirtschafts-<br />
und Gesundheitsministerium<br />
zweifeln daran, dass diese wirklich<br />
gesichert ist, und verlangen Details<br />
von Heil. Das Arbeitsministerium<br />
wird aufgefordert, die Auswirkungen<br />
der Grundrente auf Beitragssatz-<br />
und Rentenniveau bis zum Jahr<br />
2030 zu beziffern.<br />
Heil hat mit seinen Grundrentenplänen<br />
spätestens ein Problem, seit<br />
die Deutsche Rentenversicherung<br />
Bund vorwenigen Tagen in ihrer Stel-<br />
FOTO: DING TING/XINHUA/DPA<br />
Hersteller das Geschäft mit dem<br />
Kraftfahrzeug komplett umkrempelt,<br />
und dass die Konkurrenten –so<br />
groß sie auch sein mögen –danicht<br />
mehr mitkommen werden.<br />
Zu den glühenden Musk-Fans<br />
zählt der deutsche Start-up-Investor<br />
und Tesla-Aktionär Frank Thelen. Er<br />
teilt mit einer Reihe vonUS-Experten<br />
die These, dass der entscheidende<br />
Know-how-Vorsprung nichts mit<br />
Achsschenkeln und Kühlerhauben<br />
und auch nichts mit Elektromotoren<br />
zu tun hat, sondern mit Software,<br />
und zwar auf verschiedenen Ebenen.<br />
Thelen bemüht in einem Gastbeitrag<br />
für das „Handelsblatt“ das in der<br />
Technikszene beliebte Szenario des<br />
„iPhone-Moments“. Als 2007 das erste<br />
Smartphone vonApplepräsentiert<br />
wurde, hatte es gegenüber der Konkurrenz<br />
einen derart großen Vorsprung,<br />
dass es Jahredauerte,bis die<br />
Rivalen nachziehen konnten.<br />
Die Tesla-Aktionäre wetten darauf,<br />
dass sich in der Autobranche<br />
dieser Mechanismus wiederholt.<br />
Daten sind dabei der wichtigste Rohstoff.<br />
Die sammelt Tesla mit jedem<br />
gefahrenen Kilometer jedes seiner<br />
Elektroautos.<br />
So hat Volkswagen-Chef Herbert<br />
Diess erst kürzlich seinen Führungskräften<br />
Teslas Potenziale vor Augen<br />
geführt und gewarnt, dass dem<br />
Wolfsburger Konzern das gleiche<br />
Schicksal wie dem Handyhersteller<br />
Nokia drohen könnte.Für die Finnen<br />
brachte der „iPhone-Moment“ den<br />
Untergang des Unternehmens.<br />
lungnahme zum Gesetzentwurf offen<br />
gegen die Pläne des Ministers rebelliert<br />
hat. Die Fachleute baten darum<br />
zuprüfen, ob die Ungleichbehandlung<br />
vonverheiratetenund unverheirateten<br />
Paaren verfassungsgemäßist.<br />
In denPlänen dergroßen Koalition<br />
ist eine Einkommensprüfung<br />
vorgesehen: Werneben der Rente ein<br />
hohes Einkommen hat, soll nicht von<br />
der Förderung profitieren. Einbezogen<br />
werden soll auch das Einkommen<br />
des Ehepartners. Bei unverheirateten<br />
Paaren soll aber kein Partnereinkommen<br />
einbezogen werden.<br />
Der Klärungsbedarf ist also groß.<br />
Stephan Stracke, stellvertretender<br />
Vorsitzender der CSU-Landesgruppe,sagtedemRND:„Indervorliegenden<br />
Fassung ist der Gesetzentwurf<br />
vonHerrnHeil nicht kabinettsreif.“<br />
Ausbau der Ökoenergie<br />
kommt kaum voran<br />
Beim Ausbau erneuerbarer Energien<br />
kommt die Europäische Union nur<br />
langsam voran. DerAnteil vonWind,<br />
Sonne,Biomasse und Co.amEnergieverbrauch<br />
lag 2018 bei 18 Prozent,<br />
0,5 Prozentpunkte über dem<br />
Wert des Vorjahres,sodie Statistikbehörde<br />
Eurostat. Deutschland lag<br />
bei 16,5 Prozent. Gemeint ist der Anteil<br />
am gesamten Bruttoendenergieverbrauch,<br />
also nicht nur Strom. Die<br />
EU hat sich zum Ziel gesetzt, den<br />
Wert bis2020 auf mindestens 20<br />
Prozent zu bringen und bis 2030<br />
dann sogar auf 32 Prozent. Nach<br />
einer internen Aufteilung müssen<br />
die EU-Staaten unterschiedliche<br />
Werteerreichen, Deutschland zum<br />
Beispiel 18 Prozent bis 2020. (dpa)<br />
Mehr Nutzfahrzeuge<br />
in Europa<br />
Dereuropäische Nutzfahrzeugmarkt<br />
ist 2019 nach Branchenangaben das<br />
siebte Jahr in Folge gewachsen. Mit<br />
gut 2,5 Millionen Fahrzeugen seien<br />
2,5 Prozent mehr neu zugelassen<br />
worden als im Vorjahr,teilteder<br />
Branchenverband Acea in Brüssel<br />
mit. Im Dezember hatten die Verkäufe<br />
nach drei Monaten Rückgang wieder<br />
um 5,7 Prozent auf gut 210000<br />
Stück zugelegt. 2019 verzeichnete jeder<br />
der großen Absatzmärkte in<br />
Europa eine Ausweitung. Dabei eroberte<br />
Deutschland mit einem Plus<br />
von6,1 Prozent die Spitzenposition.<br />
In Frankreich stiegen die Verkäufe<br />
um 4,3 Prozent. Großbritannien verzeichnete<br />
trotz der Brexit-Krise ein<br />
Plus von3,0 Prozent. (dpa)<br />
Leitzins bleibt<br />
bei null Prozent<br />
Christine Lagarde, Präsidentin derEZB.<br />
FOTO: BORIS ROESSLER/DPA<br />
Europas Währungshüterhalten die<br />
Zinsen im Euro-Raum aufRekordtief.<br />
DerLeitzins bleibt bei nullProzent,<br />
Bankenmüssenfür geparkte Gelder<br />
weiterhin 0,5Prozent Zinsen an die<br />
EuropäischeZentralbank (EZB)zahlen.<br />
Seit Jahren versucht die EZB,mit einer<br />
Flut billigen Geldes die Konjunktur im<br />
Euro-Raum anzukurbeln und die InflationinRichtungder<br />
Zielmarke der Notenbank<br />
zu treiben. Hauptziel derWährungshütersind<br />
stabile Preise im Euro-<br />
Raum. DieEZB strebt eineJahresteuerungsrate<br />
vonknappunter 2,0 Prozent<br />
an. Unter der neuen Präsidentin ChristineLagardehat<br />
eine Diskussion Fahrt<br />
aufgenommen,obesnichtsinnvoller<br />
wäre, einen Korridor als Ziel fürdie<br />
Teuerungsrate festzulegen. (dpa)<br />
Ärzte beklagen Engpässe<br />
bei Arzneimitteln<br />
Lieferengpässe für gängige Arzneimittel<br />
müssen nachAuffassung europäischer<br />
Ärzte und Medizinexperten auf<br />
internationaler Ebene gelöstwerden.<br />
Diestockende Versorgungmit lebenswichtigen<br />
Medikamenten sei kein nationalesodereuropäisches,sondern<br />
ein weltweites Problem, sagte Professor<br />
Frank Ulrich Montgomeryvon der<br />
Europäischen Ärztevereinigung.<br />
Europa müsse dieFührung beider<br />
Suche nach Lösungen übernehmen.<br />
DieEngpässe bei der Medikamentenbeschaffung<br />
hätten sich in den vergangenenzehn<br />
Jahren verschärf–erst<br />
in den USA und zunehmend auch in<br />
Europa, sagte Professor Wolf-Dieter<br />
Ludwig vonder Europäischen Arzneimittel-Agentur<br />
(EMA). (dpa)
Gesundheitssaft LaVita: Experten und Kunden sind begeistert<br />
„Dieses Produkt ist beeindruckend”<br />
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Eishockey-Legende Gerd Truntschka entwickelte nach der Profisport-Karriere das außergewöhnliche Vitalstoffkonzentrat LaVita.<br />
Seit nunmehr 20 Jahren ist der heute 61-jährige damit auf Erfolgskurs. Wassteckt hinter dem einzigartigen Naturprodukt,<br />
das nicht nur tausende von Kunden, sondern auch Gesundheits*- und Ernährungsexperten und Wissenschaftler überzeugt?<br />
Von Christian Rieder<br />
Gesundheit, Konzentration und Leistung<br />
durch die richtige Ernährung<br />
zu beeinflussen und zu optimieren<br />
–das faszinierte GerdTruntschka schon als<br />
jungen Leistungssportler. Seine Vision: Ein<br />
Produkt zuschaffen, das für Jung und Alt<br />
gleichermaßen geeignet ist, dieEigenschaften<br />
möglichst vieler natürlicher Lebensmittel<br />
vereint und so alle wichtigen Vitamine<br />
und Spurenelemente liefert, die bis in die<br />
Zellen ankommen. „So werden bestmögliche<br />
Bedingungen für unsere Gesundheit*<br />
und Leistungsfähigkeit* geschaffen.“, erklärt<br />
Truntschka.<br />
Jahrelange Forschungsarbeit<br />
Als er mit seinem 8. DeutschenMeistertitelseine<br />
Profikarriere beendete, begann er, seine Vision<br />
einer perfekten Vitalstoffergänzung umzusetzen.<br />
Dazu forschte und experimentierte er mehrere<br />
Jahre lang mit einem Expertenteam aus Ernährungswissenschaftlern,<br />
Lebensmitteltechnologen<br />
und Biologen,bis 1999 das Ziel erreicht war.<br />
VomGeheimtipp zum Erfolgsprodukt<br />
Damals noch als Geheimtipp gehandelt, wuchs<br />
die Fangemeinde desNaturproduktsdurch Empfehlungen<br />
in Freundes- und Fachkreisen rasant.<br />
Heute ist LaVita auch unter Experten ein anerkanntes<br />
und bewährtes Produkt.<br />
Nach dem Vorbild der Natur: Über 70<br />
wertvolle Zutaten in einem Konzentrat<br />
Der Schlüssel ist für Gerd Truntschka die natürliche<br />
Herkunft der Zutaten: „Unser Produkt<br />
wächst und entsteht in einer intakten Natur.“<br />
LaVita ist ein flüssiges Saftkonzentrat, hergestellt<br />
aus über 70 hochwertigen und sorgsam ausgewählten<br />
Lebensmitteln –und das alles ganz<br />
natürlich ohne Zusatzstoffe wie Süßstoffe oder<br />
Konservierungsmittel. Die Basis bilden Obst,<br />
Gemüse und Kräuter. Dazu kommen wertvolle<br />
Zutaten wie pflanzliche Öle, Aloe Vera, milchsauer<br />
vergorene Gemüsesäfte und Grüner Tee.<br />
Alle wichtigen Vitamine und Spurenelemente–rundum<br />
versorgt für einen Euro<br />
Durch die einzigartige Rezeptur und schonende<br />
Verarbeitung gelang es, ein Produkt zu entwickeln,<br />
das nicht nur alle wichtigen Vitamine<br />
und Spurenelemente enthält, sondern auch tausende<br />
sekundäre Pflanzenstoffe, Enzyme sowie<br />
Carnitin und Coenzym Q10. „LaVita liefertalle<br />
wichtigen Vitamine und Spurenelemente in ihrem<br />
natürlichen Umfeld. Wenn Sie einen Apfel<br />
essen, nehmen Siejaauch nicht nur ein Vitamin<br />
zu sich.“, so Truntschka über seine Philosophie.<br />
Die empfohlene Trinkmenge liegt im Normalfall<br />
bei 10 ml am Tag(ein Esslöffel), was einem<br />
Tagespreis von einem Euro entspricht.<br />
Die Körperzellen bestimmen unser Leben<br />
Mit dem ganzheitlichen Konzept und allen<br />
wichtigen Vitaminen im natürlichen Umfeld<br />
setzt LaVita bei unseren Zellen an –dort, wo<br />
sekündlich Tausende Stoffwechselprozesse ablaufen.<br />
Davonabhängig sind unserewichtigsten<br />
Körperfunktionen wie Immunsystem 1 ,Konzentrations<br />
3 - und Leistungssfähigkeit 4 , Vitalität 4 ,<br />
Hormonhaushalt 5 und ein stabiles Nervensystem<br />
6 .Nicht zuletzt hängen auch die Herzfunktion<br />
7 ,Knochen 8 ,Muskeln 9 ,Gelenke 10 ,Augen 11<br />
Er schrieb Eishockeygeschichte und entwickelte<br />
LaVita: Gerd Truntschka (61). Schon<br />
als junger Spieler hat der 8-fache Deutsche<br />
Meister und langjährige Kapitän der Nationalmannschaft<br />
erkannt, dass die Ernährung<br />
ein Schlüssel zur Gesundheit ist.Seine innovativen<br />
Ernährungskonzeptewaren auch Teil<br />
der Erfolgsstrategie seiner Mannschaften.<br />
Seit 20 Jahren leitet er das Familienunternehmen<br />
LaVita in Niederbayern gemeinsam<br />
mit Frau Silke.<br />
Fotos: LaVita<br />
und die Schilddrüse 12 mit der Versorgung unserer<br />
Zellen zusammen.<br />
Medizin-Nobelpreis bestätigt<br />
die Bedeutung der Zelle<br />
Die menschliche Zelle als zentrale Stelle für<br />
unser Befinden und unsere Gesundheit rückt<br />
immer mehr in den Mittelpunkt der Medizin:<br />
Der Nobelpreis 2019 ging anein internationales<br />
Forscherteam, das wesentliche Teile des Zellstoffwechsels<br />
entschlüsseln konnte. Auch in2014,<br />
2016 und 2018 ging dieser weltweit wichtigste<br />
Medizinpreis bereits an Wissenschaftler aus der<br />
Zellforschung.<br />
Roger Eisen, Buchautor,<br />
Präventions- und Anti-<br />
Aging-Experte<br />
Herr Eisen, was macht<br />
LaVita so besonders?<br />
FürLaVita wurden über<br />
70 Lebensmittel harmonisch<br />
vereint. Das<br />
natürliche Saftkonzentrat liefert neben den<br />
wichtigen Vitaminen und Spurenelementen<br />
auch sekundäre Pflanzenstoffe, Enzyme und<br />
die Vitaminoide Coenzym Q10 und Carnitin.<br />
Die Rezeptur vereint Erkenntnisse aus<br />
Ernährungswissenschaft, Kräuterkunde und<br />
Vitalstofflehre(siehe rechts).<br />
Kann der Körper die Inhaltsstoffe gut verwerten?<br />
Ja, eine große Studie** hat belegt, dass die<br />
Vitamine und Spurenelemente vom Körper<br />
hervorragend aufgenommen werden. Die Ergebnisse<br />
beweisen eindrucksvoll, dass das Produktkonzept<br />
perfekt funktioniert.<br />
EXPERTEN EMPFEHLENLAVITA<br />
** Prof. Dr.W.Mosgöller et al.: Neuroendocrinology Letters,Vol. 36 No.4,2015<br />
LaVita optimiert die Ernährung –<br />
für einen gesundenOrganismus*<br />
„Wir alle wissen, wie eine gesunde Ernährung<br />
in der Theorie auszusehen hat. Doch der Alltag<br />
sieht anders aus: Schnelle Imbisse und industrielle<br />
Fertiggerichte dominieren oft den<br />
Speiseplan –„leere Kalorien“, die praktisch nur<br />
Energie und Fette, aber kaum Vitamine und<br />
Spurenelemente liefern.“, so Truntschka. Beim<br />
Verzehr vonObstund Gemüse liegen die Deutschen<br />
in der Tatunter der Empfehlung der Ernährungsgesellschaften<br />
von fünf Portionen am<br />
Tag. Die Oxford-Universität empfiehlt sogar<br />
acht Portionen als gesunde Herzernährung.<br />
Die Internationale Gesellschaft für angewandte<br />
Präventionsmedizin e.V. über<br />
LaVita:<br />
„Nach einer umfassenden Produktanalyse<br />
kann die i-gap das Präparat LaVita aufgrund<br />
seiner komplexen und natürlichen Zusammensetzung<br />
uneingeschränkt zur Mikronährstoff-Basisversorgungempfehlen.“<br />
empfehlen.“<br />
ANWENDUNG<br />
1-2-mal täglich 1Esslöffel LaVita<br />
(10 ml) in ein Glas Wasser einrühren,<br />
fertig. Eine 500-ml-<br />
Flasche LaVita enthält 50 Portionen.<br />
LaVita ist aufgrund<br />
der Frische exklusiv beimHersteller<br />
erhältlich. Der Versand<br />
ist kostenfrei.<br />
Beratung: 0871 /972 170<br />
(montags bis freitags 8-19 Uhr<br />
und samstags von 9-14 Uhr)<br />
Online-Shop:www.lavita.de<br />
Erhöhter Bedarf durch die Einnahme<br />
von Medikamenten<br />
Dazu kommt in vielen Fällen ein erhöhter Bedarf<br />
an Vitalstoffen. „Vor allem Senioren, Frauen in den<br />
Wechseljahren, Stressgeplagte, Schwangere und<br />
Stillende, aktive Sportler und auch Kinder und<br />
Jugendliche im Wachstum brauchen häufig mehr<br />
Vitalstoffe“, so der Präventions-Experte Roger<br />
Eisen. „Ebenso Menschen, die Medikamente einnehmen.Hierkann<br />
ich LaVita nur empfehlen.“<br />
Über 10.000 begeisterte Kundenzuschriften<br />
Tausende Fachleute haben den Wert von<br />
LaVita als natürliche Vitalstoffergänzung erkannt.<br />
Doch noch mehr freut sich Truntschka über das<br />
Feedback der zufriedenenKunden: „Inden letzten<br />
Jahren haben uns über 10.000 begeisterte Erfahrungsberichteund<br />
über 30.000 Produktbewertungen<br />
erreicht. Für mich ist es ein tolles Gefühl, einen<br />
Beitrag für Gesundheit*, Wohlbefinden* und<br />
Leistungsfähigkeit*vieler Menschen zu leisten.“<br />
Vielfache Wirkungen*<br />
Fürdie Fachwelt sind diese vielfältigen Zuschriften<br />
nicht überraschend. Die umfassende Versorgung<br />
der Zellen mit allen wichtigen Vitaminen<br />
und Spurenelementen in einer wissenschaftlichen<br />
Dosierung erklärtdas breite Wirkungsspektrum<br />
von LaVita auf die verschiedenen Funktionen<br />
unseres Körpers*.<br />
Gerd Truntschkas Konzept<br />
scheint aufgegangen zu sein.<br />
Sein ganzheitlicher Ansatz –<br />
alle Vitamine und Co. aus<br />
der Natur in einem Produkt<br />
–kommt bei den<br />
Menschen an.<br />
Alles auf einem<br />
Esslöffel: LaVita<br />
liefert alle wichtigen<br />
Vitamine und<br />
Spurenelemente.<br />
GESUNDHEITSTIPP<br />
*DIE WIRKUNGEN DER VITAL-<br />
STOFFE IN LAVITA<br />
Beiden im Text beschriebenen Vitalstoffen<br />
handelt essich um folgende<br />
Vitamine und Spurenelemente mit<br />
diesen wissenschaftlich anerkannten<br />
Wirkungenaufgrund der Dosierung:<br />
1 Immunsystem: Eisen, Vit. B12,<br />
Vit. C, Vit. Dund Zink tragen zu<br />
einer normalen Funktion des Immunsystems<br />
bei.<br />
2 Weniger Müdigkeit: Eisen, Magnesium<br />
und Vit. B12 tragen zur<br />
Verringerung von Müdigkeit und<br />
Ermüdungbei.<br />
3 Konzentrationsfähigkeit: Pantothensäure<br />
unterstützt eine normale<br />
geistige Leistung.<br />
4 Leistungsfähigkeit/Energiestoffwechsel:<br />
Mangan, Niacin, Vit. B2<br />
und Pantothensäure tragen zu einem<br />
normalen Energiestoffwechsel bei.<br />
5 Hormone: Vit. B6 spielt eine<br />
Rolle bei der Regulierung der Hormontätigkeit.<br />
6 Psyche und Nerven: Niacin, Vit.<br />
B1, B6 und B12 sind an einer normalen<br />
psychischen Funktion und einer<br />
normalen Funktion des Nervensystemsbeteiligt.<br />
7 Herz-Kreislauf: Vit. B1 trägt zu<br />
einer normalen Herzfunktion bei.<br />
8 Knochen: Vit. K, Vit. Dund<br />
Mangan sind an der Erhaltung normalerKnochen<br />
beteiligt.<br />
9 Muskeln: Magnesium trägt zu<br />
einer normalen Muskelfunktion bei.<br />
10 Gelenke: Vit. C trägt zu einer<br />
normalen Kollagenbildung für eine<br />
normale Knorpelfunktion bei.<br />
11 Augen: Zink ist an der Erhaltung<br />
der normalenSehkraft beteiligt.<br />
12 Schilddrüse: Selen trägt zueiner<br />
normalenSchilddrüsenfunktion bei.<br />
13 Blutzuckerspiegel: Chrom trägt<br />
zur Aufrechterhaltung eines normalen<br />
Blutzuckerspiegels bei.<br />
14 Zellschutz: Vit. B2, Selen, Vit. C,<br />
Vit. Eund Manganhelfen, die Zellen<br />
voroxidativem Stress zu schützen.<br />
15 Säure-Basen-Haushalt: Zink<br />
trägt zu einem normalen Säure-<br />
Basen-Stoffwechsel bei.<br />
16 Haut: Biotin, Niacin und Vit. B2<br />
tragenzur Erhaltung normaler Haut<br />
bei.<br />
17 Haare: Biotin undZink unterstützendie<br />
ErhaltungnormalerHaare.<br />
18 Nägel: Zink und Selen tragen zur<br />
Erhaltung normaler Nägelbei.<br />
WeitereWirkungen auf<br />
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„Das gemeinsame Zubereiten der Mahlzeiten ist ein Schlüssel zu einer gesünderen<br />
Ernährung“ so Herausgeber und LaVita-Gründer Gerd Truntschka über die Idee<br />
hinter dem Buch. „Unsere Obst- und Gemüsebande um Kira Karotte, Basti Pastinake<br />
und Branko Brokkoli begeistert Eltern und Kinder fürs gemeinsame Kochen.<br />
Eltern erfahren im Ratgeber-Teil mit Beiträgen von Experten wie Jesper Juul, wie<br />
sich eine gesunde Ernährung im Alltag noch besser umsetzenlässt.“<br />
Das Thema gesunde Kinderernährung liegt der FamilieTruntschka besonders<br />
am Herzen:Der komplette Verkaufspreis(18 Euro)der LaVita-Sonderausgabe<br />
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Dieser neue Ratgeber zeigt, wie man durch eine gesunde Ernährung<br />
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Entwickler GerdTruntschka.<br />
Wie einfach gut und gesund essen geht, wie viel Energie innatürlichen<br />
Lebensmitteln steckt und was man schon durch kleinste Veränderungen<br />
für sich und den Planeten Gutes bewirken kann, das ist<br />
das Anliegen von Koch Holger Stromberg. Dabei hilft auch seine<br />
„Essen ändert<br />
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Meal-Prep-Methode: Einmal in der Woche werden gesundeBasics vorbereitet unddas Essen<br />
wirddannzubereitet, wannesgebrauchtwird. In wenigen Minuten wird Frisches dazu kombiniert<br />
und man ist auch im stressigen Alltag bestens versorgt.<br />
Qualität und Nutzen von LaVita<br />
konnten immer wieder bestätigt<br />
werden.<br />
Auch eine international veröffentlichte<br />
Studie brachte hervorragende Ergebnisse:LaVita<br />
kommt in den Zellen<br />
an –sodas Fazit der Wissenschaftler<br />
der Universität Wien. Die Vitamine<br />
und Spurenelemente in LaVita werden<br />
vom Körper hervorragend aufgenommen<br />
und für ihren Wirkort –<br />
die Zellen –verfügbar gemacht. Die<br />
Ergebnisse sind beeindruckend und<br />
beweisen, dass die vielen Vitalstoffe<br />
in LaVita wirklich dort ankommen,<br />
wo sie gebraucht werden (Prof. Dr.<br />
Mosgöller et al.: Neuroendocrinology<br />
Letters,Vol. 36 No.4,2015).
8 <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 20 · F reitag, 24. Januar 2020<br />
·························································································································································································································································································<br />
Meinung<br />
Rekordstrafe für Hertha<br />
ZITAT<br />
Unsportlich und<br />
kriminell<br />
Michael Jahn<br />
meint, dass niemand bei Hertha<br />
auf diesen Rekord stolz sein kann.<br />
„Tja. Ich habe<br />
eigentlich<br />
keine mehr.“<br />
Hertha BSC ist seit Donnerstag im Besitz<br />
eines neuen Rekordes in der Ersten<br />
Fußball-Bundesliga –allerdings handelt<br />
es sich um eine Bestmarke,auf die der<br />
Klub absolut nicht stolz sein kann. Im Gegenteil.<br />
Das Sportgericht des Deutschen<br />
Fußball-Bundes hat die <strong>Berliner</strong> für die<br />
drastischen Vorkommnisse während des<br />
hochemotionalen Stadtderbys beim Aufsteiger<br />
1. FC Union am 2. November vorigen<br />
Jahres im Stadion an der Alten Försterei<br />
mit einer Rekordstrafe belegt. Wegen<br />
„fortgesetzten unsportlichen Verhaltens“<br />
der Hertha-Anhänger muss der Klub<br />
190 000 Euro bezahlen. Etwa ein Drittel<br />
der Summe –rund 63 000 Euro –kann<br />
Hertha für gewaltpräventive und sicherheitstechnische<br />
Maßnahmen verwenden.<br />
Hertha löste im „Strafen-Ranking“ nun<br />
Mainz 05 ab. Die Mainzer mussten nach<br />
dem DFB-Pokalspiel im August 2019 beim<br />
1. FC Kaiserslautern166 000 Euro zahlen,<br />
weil ihre Fans auf dem Betzenberg Unmengen<br />
an Leuchtfackeln gezündet hatten.<br />
Ob vorallem Erleichterung bei Herthas<br />
Klubchefs trotz der heftigen Strafe vorherrschte,<br />
war nicht zu erfahren. Fakt ist:<br />
Hertha hat dem Urteil zugestimmt. Diein<br />
dieser Höhe im deutschen Fußball noch<br />
nie dagewesene Geldstrafe scheint die<br />
letzte Warnung gewesen zu sein. Denn<br />
nach den schlimmen Ereignissen beim<br />
Derbyhätte der DFB auch zu noch drastischeren<br />
Mitteln greifen können, etwa einem<br />
sogenannten Geisterspiel, also einem<br />
Duell ohne Zuschauer. Möglicherweise<br />
ist der Hauptstadtklub daran knapp<br />
vorbeigeschrammt. Beim Derby hatten<br />
Anhänger der Blau-Weißen Leuchtraketen<br />
abgeschossen, die auf dem Spielfeld<br />
landeten und eine auch im Union-Block,<br />
wo ein Fan leichte Verbrennungen erlitt.<br />
Eine Minderheit der<br />
Hertha-Fans hat den<br />
gesamten Verein<br />
enorm geschädigt. Die<br />
Strafe hätte drastischer<br />
ausfallen können.<br />
Dazu wurden bengalische Feuer gezündet<br />
und weitereLeuchtraketen, die direkt<br />
neben den Spielern einschlugen. Dem<br />
umsichtigen Schiedsrichter Deniz Aytekin<br />
war es damals zu verdanken, dass es<br />
nicht zum Spielabbruch oder zu Randale<br />
kam. Aber auch Union droht eine Strafe<br />
von 158 000 Euro –vor allem wegen unsportlichen<br />
Verhaltens seiner Anhänger<br />
und einem nicht ausreichenden Ordnungsdienst.<br />
Die Rekordstrafe nimmt auch die Vereinsführung<br />
vonHertha in die Pflicht –genauso<br />
wie die Fanszene, die bei Hertha<br />
überwiegend friedlich ist. Rund 2400<br />
Hertha-Fans waren in der Alten Försterei,<br />
nur eine Minderheit flippte aus, was die<br />
Sache nicht besser macht, weil sie den gesamten<br />
Verein enormgeschädigt hat. Immer<br />
wieder wird über die Legalisierung<br />
der Pyrotechnik diskutiert, über eigene<br />
Zonen im Stadion zum Abfackeln oder<br />
über „kalte“ Pyros. Das führte bislang zu<br />
keinen Ergebnissen, weil nicht alle Beteiligten<br />
–Vereine,Verbände,Fans und auch<br />
die Politik – wirklich ernsthaft zusammengekommen<br />
sind.<br />
DieEreignisse beim Derbyseien intern<br />
ausgiebig aufgearbeitet worden, war von<br />
Hertha zu erfahren. Geschäftsführung<br />
und Fanvertreter sind im ständigen Austausch,<br />
der Kontakt mal besser, mal<br />
schlechter. Alle zusammen –Verein und<br />
seine Anhängerschaft –müssen nun noch<br />
enger zusammenwirken, um solche Vorkommnisse<br />
wie an der Alten Försterei<br />
künftig zu vermeiden. Eine Seite allein<br />
kann das nicht, das ist utopisch.<br />
Herthas Präsident Werner Gegenbauer<br />
hatte auf der Mitgliederversammlung unmittelbar<br />
nach dem Stadtderby gesagt:<br />
„Das Verhalten einiger Fans ist durch<br />
nichts zu rechtfertigen. Es ist schlicht und<br />
einfach kriminell.“ Genau so ist es.<br />
Die Grüne Woche kann wirklich<br />
Spaß machen, trotz all dem Geschiebe<br />
und Gedränge. Großartig<br />
etwa ein sehr berlinisches Damentrio<br />
–sie kamen wohl aus Tegel, laut<br />
wurde das kommende neue Kaufhaus dort<br />
besprochen –, das hin zu den tapferen Kellnern<br />
aus Rüdesheim am Rhein wogte. Oder<br />
der Poitou-Esel, dieser in sich ruhende Held<br />
neben all den leicht panischen Pferden, blökenden<br />
Schafen und gewaltigen Stieren.<br />
Aber man sollte in den meisten der 27<br />
Hallen besser nicht zu genau darüber nachdenken,<br />
welches Bild von der Welt kulturell<br />
gezeichnet wird. Ewig tanzt da der Ungar seinen<br />
Csárdás,Schweden ist Bullerbü-Rot, die<br />
Niederlande orange mit Grachtengiebelhäusern<br />
und Tulpenfeld, Kanada im Moose-<br />
Trapperlook. Usbekinnen laufen mit nachgemachtem<br />
Goldschmuck um die Augen<br />
herum und Marokkaner im langen Gewand.<br />
Auch die deutschen Wurst-, Waldwiesenund<br />
Fachwerk-Inszenierungen machen<br />
keine Ausnahme: DieGrüneWoche ist neben<br />
vielem anderen ein Horrorkabinett vonNationalitätenklischees.<br />
Sie erzählt immer noch<br />
die Story einer von Männern in Festtagstracht<br />
geleiteten und von Frauen im weiten<br />
Rock bedienten Glückliche-Kühe-mit-HörnerN-Kleinbauernwelt.<br />
Da freut man sich<br />
schon über Frauen in der bayerischen Blaskapelle<br />
oder die cool-modern gestalteten,<br />
nachhaltigst seit Jahren immer wieder verwendeten<br />
Holzhäuser Norwegens.<br />
Aber um etwas über Produktionsbedingungen<br />
vonMehl, Nüssen, Baumwolle,Kaffee<br />
und Kakao, über die ständig wachsende Nitratbelastung,<br />
die Folgen der Rinderzucht für<br />
das Weltklima, über Glyphosat und die brutale<br />
Ausbeutung der Bauern durch Konsumenten<br />
und Lebensmittelindustrie zu erfah-<br />
Esgibt eine Sache,über die sich viele meiner<br />
niederländischen Freunde bei mir<br />
beschweren, wenn sie von einem Deutschland-Ausflug<br />
zurückkommen: „Warum seid<br />
ihr technologisch so altmodisch, sobald es<br />
um Geld geht?“<br />
Mein Bekannter Bart war kürzlich zum<br />
Skifahren in den Bayerischen Alpen und<br />
fordert eine Erklärung. Auf einem Großteil<br />
der Technologie,die Holländer im Alltag benutzen,<br />
stehen die Namen deutscher Marken:<br />
Sie fahren einen Volkswagen, waschen<br />
ihre Kleidung in einer Waschmaschine von<br />
Miele und ihr Geschirr in einem Geschirrspüler<br />
von Siemens. Für Bart und viele seiner<br />
Landsleute ist es völlig unbegreiflich,<br />
wie ein Land technologisch einerseits so<br />
fortschrittlich und gleichzeitig so rückständig<br />
sein kann. Und ehrlich gesagt, verstehe<br />
ich ihn.<br />
Hier in Amsterdam zahle ich alles mit<br />
Karte: vomCroissant beim Bäcker,den Zigaretten<br />
im Kiosk, dem Feierabendbier in einer<br />
muffigen Eckkneipe bis hin zur Taxifahrt<br />
nach Hause muss ich nie in meinem Portemonnaie<br />
nach Münzen kramen. Mirfällt gerade<br />
nur eine einzige Situation in den Niederlanden<br />
ein, in denen ich Bargeld abheben<br />
muss: bevor ich in den Zug nach<br />
Deutschland steige. Dann fühle ich mich<br />
immer wie im letzten Jahrtausend, als man<br />
vor großen Reisen noch in eine Wechselstube<br />
ging, um bei Ankunft schon die Währung<br />
des Reiselandes parat zu haben. Das<br />
Gefühl, dass meine niederländischen Mitrei-<br />
Grüne Woche<br />
Geschmack<br />
der Zukunft<br />
Nikolaus Bernau<br />
fürchtet nach dem Besuch der Grünen Woche, dass die<br />
Lebensmittelindustrie die jungen Leute verliert<br />
ren, muss man in die Hallen gehen, die eher<br />
am Rand liegen. Sieheißen „Lust aufs Land“,<br />
„Du entscheidest“ oder „Wie schmeckt die<br />
Zukunft“. Hier sind auch schlagartig jene Kinder<br />
und jungen Erwachsenen in der deutlichen<br />
Mehrheit, die das Durchschnittsalter<br />
der Grüne-Woche-Besuchenden in den vergangenen<br />
Jahren –man ist dortsehr stolz auf<br />
diesen Prozess–auf etwa 40 Jahregesenkt haben.<br />
Hier toben die etwa 20 000 Schüler, die<br />
nach Angaben der Pressestelle der Grünen<br />
Woche gekommen sind, um die Stände der<br />
Bienenzüchter und die der Forstleute herum,<br />
debattieren heftig über Gentechnik und Klimawandel,<br />
fragen den Leuten am Stand von<br />
„Fridays for Future“ Löcher in den Bauch.<br />
Oder lassen sich von Jägern erklären, warum<br />
KOLUMNE<br />
Wo<br />
Bares<br />
rar ist<br />
Yulian Ide,<br />
Autor<br />
senden haben, wenn sie dann im Bordbistro<br />
vormir in der Schlange stehen und ihreLaugenbrezel<br />
nicht bezahlen können, dürfte<br />
ähnlich nostalgisch sein. „Gewöhnt euch<br />
schon mal dran“, möchte ich ihnen dann<br />
gerne sagen, denn dieses Gefühl wird sie<br />
noch mehrmals in ihrem Deutschland-Urlaub<br />
ergreifen, wenn unzählige Läden gar<br />
keine oder Kartenzahlung nur bei größeren<br />
Beträgen anbieten.<br />
BERLINER ZEITUNG/THOMAS PLASSMANN<br />
es durchaus sinnvoll sein kann, Tiere abzuschießen<br />
–Wölfe haben unter Jüngeren offenbar<br />
eine sehr starke Lobby. Sie streiten sich<br />
mit ekelnder Faszination, ob Algen, Insekten<br />
oder Moose wirklich lecker sein können, über<br />
den Zusammenbruch der Humusböden und<br />
diesozialen, wirtschaftlichen und kulturellen<br />
Nöte der Dörfer, probieren neue Baustoffe<br />
und neue Ideen für Energiegewinnung aus –<br />
und staunen vor den gewaltigen Erntemaschinen.<br />
In diesen Hallen herrscht das, was in den<br />
Länderinszenierungen fast völlig fehlt: Die<br />
Lust am Vermitteln auch komplizierter Zusammenhänge<br />
und die Freude daran, altgewohnte<br />
Bilder aufzubrechen. Hier stehen<br />
Kängurusteak und veganer Brotaufstrich direkt<br />
nebeneinander. Auch das Design der<br />
Stände und der Installationen ist frisch, oft<br />
aus spannenden Holz-, Bambus- oder Plastikkonstruktionen<br />
gebaut. Aber schnell fällt<br />
auch auf: Hier fehlt die klassische Nahrungsmittelindustrie<br />
fast vollständig. Auch deswegen<br />
stechen Stände wie der der Bundeswehr<br />
so heraus, die versucht, ihr immenses Müllaufkommen<br />
zu erklären. Und wenige<br />
Schritte weiter trachtet der Systemgastronom<br />
McDonald’s danach, seine Kundschaft<br />
davon zu überzeugen, dass Burger vegan<br />
und industrielles Essen regional und umweltschonend<br />
entstehen können.<br />
Bei aller nötigen Marketing-Skepsis: Hier<br />
wurde begriffen, dass, wer künftig Kunden<br />
haben will, jetzt die Kinder und jungen Erwachsenen<br />
erreichen muss. Warum stehen<br />
solche Stände mit Problembewusstsein<br />
nicht auch mitten in den Fress- und Trinkorgien<br />
der Länderhallen? Damit eseben nicht<br />
so kommt wie an dem verstaubten Kaffeeautomaten,<br />
vor dem ein Schild steht: „Stillgelegt<br />
wegen Klimawandel“.<br />
Aber irgendwo in mir drin schlummert<br />
meine misstrauische deutsche Seele,die mir<br />
sagt, ich solle nicht jede neue Technologie<br />
allzu blauäugig in meinem Alltag willkommen<br />
heißen. „Geht meine Bank gar nichts<br />
an, wo ich was kaufe“, antwortete meine<br />
Mutter mal, als ich sie fragte, warum sie immer<br />
bar bezahlt und ich finde,sie trifft damit<br />
durchaus einen Punkt. In einem Land, das<br />
im letzten Jahrhundert zwei Diktaturen erlebt<br />
hat, die ihre Bürger auf Schärfste überwachten,<br />
ist das durchaus eine nachvollziehbareHaltung.<br />
Die Fortschrittsliebe der Niederländer<br />
hörtbeim Bezahlen längst nicht auf. Sämtliche<br />
öffentliche Verkehrsmittel kann ich mithilfe<br />
einer Plastikkarte betreten, mit der sich<br />
leicht nachvollziehen lässt, wie ich mich im<br />
Land bewege.<br />
Alle öffentlichen Einrichtungen, wie Einwohnermeldeamt<br />
oder Finanzamt, aber<br />
auch meine Bank und meine Krankenversicherung<br />
benutzen ein und dieselbe 9-stellige<br />
Nummer, mit der sie meine Daten bis an<br />
mein Lebensende zuordnen können. Dass<br />
sich die Daten dadurch theoretisch auch einander<br />
leichter zuordnen ließen, störtNiederländer<br />
in der Regel genauso wenig wie das<br />
grundsätzliche Durchnummerieren von<br />
Menschen.<br />
Und überhaupt, einen unschlagbaren<br />
Vorteil haben die Münzen im Portemonnaie<br />
dann doch: Mankann auch ab und zu mal einige<br />
weggeben an Leute, die sie dringender<br />
brauchen, als man selbst.<br />
Philipp Kohlschreiber,<br />
36 Jahre alter Tennisprofi,<br />
bei den Australian Open in Melbourne<br />
über seine Ambitionen für dieses Jahr<br />
AUSLESE<br />
Das Virus als<br />
politischer Test<br />
Der Ausbruch des neuen Coronavirus<br />
in China hat weltweit Beunruhigung<br />
ausgelöst. Für Panik aber bestehe kein Anlass,<br />
soder Zürcher Tages-Anzeigers: „Die<br />
Angst steckt tief in uns: Einneues Virus, es<br />
verbreitet sich rasant, Menschen sind gestorben,<br />
(...) vielleicht ist es morgen schon<br />
in der Nachbarschaft. Derartige Gedanken<br />
schießen vielen durch den Kopf, wenn sie<br />
Meldungen voneinem unbekannten Erreger<br />
hören. (...) Wachsamkeit ist bei einem<br />
neuen Virus immer angesagt, Panik aber<br />
gerade in diesem Fall nicht.“<br />
Für die chinesische Regierung stelle das<br />
Virus vor allem eine politische Herausforderung<br />
dar, glaubt die Süddeutsche <strong>Zeitung</strong>:„Zwei<br />
Sorgen stehen ganz oben: Eine<br />
Virus-Epidemie kann in einen Massenaufruhr<br />
umschlagen, bei dem sich die Bürger<br />
Schuldige suchen. SorgeNummer zwei gilt<br />
Chinas Reputation in der Welt. Werden<br />
Globus mit einer Seidenstraße umspannen<br />
will und in internationalen Organisationen<br />
Verantwortung für Ernährung und<br />
Gesundheit übernehmen möchte, muss<br />
Maßstäbe im Umgang mit Epidemien einhalten.<br />
DasVirus ist auch ein Test für ChinasFührungsambitionen.“<br />
„Bisher bescheinigen Beobachter dem<br />
Regime, angemessen auf die Krise reagiert<br />
(...) und recht offen informiert zuhaben“,<br />
schreibt die taz. Doch es stelle sich die<br />
Frage, „wie transparent ein Regime überhaupt<br />
sein kann, das sonst aus Gründen des<br />
politischen Machterhalts keine Transparenz<br />
kennt und viel mehr auf den Prinzipien<br />
von Kontrolle, Schönfärberei sowie Befehl<br />
und Gehorsam basiert.“ Tanja Brandes<br />
PFLICHTBLATTDER BÖRSE BERLIN<br />
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Brandenburg täglich 267 000 Leser.
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 20 · F reitag, 24. Januar 2020 – S eite 9 *<br />
·························································································································································································································································································<br />
Berlin<br />
Als die Bilder sprechen<br />
lernten –der Siegeszug<br />
des Tonfilms<br />
Seite 10<br />
Flüchtlingsunterkunft in Steglitz: Das Verwaltungsgericht entscheidet Seite 11<br />
Analoges Rathaus: Die Potsdamer Behörde geht nach einem Hackerangriff vom Netz Seite 16<br />
Stadtbild<br />
Büro-Hund<br />
Arthur<br />
Susanne Dübber<br />
weiß: Ein Leben ohne Mops<br />
ist möglich, aber sinnlos.<br />
Zwitschern Kolleginnen und Kollegen<br />
plötzlich in hoher Stimmlage<br />
und knien nieder, dann vor unserem<br />
Büro-Hund. Der wird viel geknuddelt<br />
und gekrault. Arthur heißt<br />
der Mops unserer Herzen. Manche<br />
nennen ihn aber auch „Mäuschen“.<br />
Der kleine Hund hat einen großen<br />
Charakter, bleibt stets cool, völlig<br />
egal, wie heftig wir Menschen<br />
über Schlagzeilen und Fotoauswahl<br />
diskutieren. Seine gelassene Haltung<br />
unseren Widrigkeiten gegenüber ist<br />
fürwahr eine königliche. Doch den<br />
Vorschlag, ihn mit „Sir“ anzusprechen,<br />
lehnte er ab. Arroganz ist Arthur<br />
fremd, er ist ein ganz Bodenständiger.<br />
Ob in der Hierarchie ganz weit<br />
oben, Jung oder Alt, jedem Menschen<br />
macht Arthur per freundlichem<br />
Blick und Schnuppern unverbindliche<br />
Kennenlern-Angebote.<br />
Kaum kann man sich ihm verweigern,<br />
für einige Streicheleinheiten ist<br />
immer Zeit. Gerade in ernsten Konferenzen<br />
entschleunigt das auch die<br />
gestressten Menschen. Der Hund ist<br />
gut für die seelische Gesundheit!<br />
Will der oder die Angewedelte<br />
sich nicht mit Arthur beschäftigen,<br />
ficht den das nicht an. Selbstbewusst<br />
verfolgt er seine eigenen Ziele: Schlafen<br />
ist ohnehin viel wichtiger.<br />
Kommt er morgens,lässt er sich eine<br />
weiche Lammfellmatte ausrollen.<br />
Darauf schnarcht er so laut, dass der<br />
komplette Großraum mithört und<br />
beruhigt grinst. Hauptsache, dem<br />
Tier geht es gut!<br />
Damit erfüllt Arthur die Stellenplanbeschreibung<br />
für seinen Job als<br />
Fachmann für Social Relations –also<br />
für soziale Beziehungen. Auch als<br />
Vorbild. Er zeigt uns,dass man nichts<br />
übel nehmen darf und auch verzeihen<br />
muss für die angenehme beschwingende<br />
Arbeitsatmosphäre.<br />
Einmal trat eine Kollegin unüberlegt<br />
den Rückwärtsgang an, Arthur<br />
schnupperte gerade an ihren Schuhabsätzen.<br />
Die trafen ihn an der<br />
Schnauze. Dasirritierte ihn nur kurz,<br />
ein hohes Quieken, dann trollte er<br />
sich unbeschwertdavon.<br />
Nuretwas mag Arthur überhaupt<br />
nicht, Unpünktlichkeit. Lässt das<br />
frühabendliche Dinner (feinstes<br />
Pferdefleisch vom Fachhandel) auf<br />
sich warten, jault er schon mal kurz<br />
und hoch „Hunger“, trippelt dabei<br />
aufgeregt in Richtung Napf.<br />
Zu empfehlen ist so ein Büro-<br />
Hund jedem Team. Um das durchzusetzen,<br />
nehme man Kontakt zum<br />
Bundesverband Bürohund e. V. auf.<br />
Der behauptet –und wir schließen<br />
uns an: Hunde sichern den Unternehmenserfolg.<br />
Mops Arthur bei der Arbeit. BLZ/PAULUS PONIZAK<br />
Diesem Neonazi sitzt das „C18“-Tattoo im Nacken. Künftig wird er wohl einen Schal tragen müssen, weil das Symbol nun nicht mehr öffentlich gezeigt werden darf.<br />
Ein symbolischer Schlag<br />
Der Bundesinnenminister hat die Neonazi-Gruppe Combat 18 verboten –zuspät, wie einige finden<br />
VonAndreas Kopietz<br />
Fans der Neonazi-Gruppe<br />
Combat 18 können ihre T-<br />
Shirts mit den Symbolen<br />
„C18“ jetzt im Schrank lassen<br />
oder nur noch als Unterwäsche<br />
tragen. Die rechtsextreme Gruppe<br />
Combat 18 (Kampfgruppe Adolf Hitler)<br />
wurde am Donnerstag von Bundesinnenminister<br />
Horst Seehofer<br />
(CSU) verboten –und damit auch das<br />
öffentliche Zeigen ihrer Symbole.Das<br />
dürfte auch in Berlin diverse Nazis<br />
treffen. Denn obwohl Combat 18 im<br />
<strong>Berliner</strong> Verfassungsschutzbericht<br />
nicht auftaucht, gehen Experten davon<br />
aus, dass diese Gruppe in der<br />
Stadt eine Fangemeinde hat.<br />
Am Morgen bekamen Neonazis in<br />
sechs BundesländernBesuch vonPolizisten,<br />
die ihnen die Verbotsverfügungen<br />
übergaben. „Das heutige Verbot<br />
ist eine klareBotschaft: Rechtsextremismus<br />
und Antisemitismus haben<br />
in unserer Gesellschaft keinen<br />
Platz!“, erklärte Seehofer.<br />
In Brandenburg, Hessen, Thüringen,<br />
Mecklenburg-Vorpommern,<br />
Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz<br />
durchsuchten insgesamt<br />
210 Beamte mehrereObjekte.Sie beschlagnahmten<br />
unter anderem Aktenordner<br />
und Datenträger wie Computer<br />
und Mobiltelefone. Zu den<br />
durchsuchten Objekten in Brandenburggehören<br />
die Wohnungen zweier<br />
Neonazis inWildau und Eberswalde.<br />
Zeit,sich vorzubereiten<br />
Rechtsextremisten: Der<br />
Verfassungsschutz zählte im<br />
Jahr 2018 in Berlin 1410<br />
aktiveRechtsextremisten.<br />
700 werden als gewaltorientierteingeschätzt.<br />
800 der<br />
aktiven Personen sind nicht<br />
organisiert, weitere 490<br />
agieren in parteiunabhängigenStrukturen.<br />
Ob die Auswertung der beschlagnahmten<br />
Beweismittel etwas bringt,<br />
muss sich noch zeigen. Denn mit einem<br />
Verbot war seit längerer Zeit zu<br />
rechnen, zumal Seehofer schon vor<br />
Monaten angekündigt hatte,Verbote<br />
gegen rechtsextremistische Gruppen<br />
zu prüfen. DieMitglieder der nun betroffenen<br />
Gruppierung dürften somit<br />
genug Zeit gehabt haben, belastendes<br />
Material in Sicherheit zu bringen.<br />
Die Ermittler fanden offenbar nur<br />
Schlagwaffen und Nazisymbole.<br />
Für die Opposition im Bundestag<br />
kommt dasVerbot zu spät. AufTwitter<br />
meldeten sich mehrereBundespolitiker<br />
zu Wort. Das Verbot von Combat<br />
18 habe sich über mehr als ein<br />
halbes Jahr abgezeichnet, schrieb die<br />
Innenexpertin der Linkspartei, Martina<br />
Renner.„Genug Zeit für die militante<br />
Neonazi-Gruppierung Waffen,<br />
Finanzunterlagen beiseitezuschaffen<br />
und Kommunikation zu löschen.“<br />
Das Verbot sei ein symbolischer<br />
Schlag gegen die rechte Szene.„Mehr<br />
nicht.“ DerInnenexperte der Grünen<br />
im Bundestag, Konstantin von Notz,<br />
schrieb, esbleibe ein Rätsel, warum<br />
es nicht vorvielen Jahren erfolgte.<br />
Combat 18 gehörtzueinem internationalen<br />
Neonazi-Netzwerk und<br />
wird für zahlreiche Gewalttaten in<br />
verschiedenen Ländern verantwortlich<br />
gemacht. Laut Seehofer manifestiert<br />
sich die neonazistische Ausrichtung<br />
der Gruppe insbesonderedurch<br />
den Vertrieb von Tonträgern mit<br />
rechtsextremistischer und antisemitischer<br />
Musik, die Organisation<br />
rechtsextremistischer Konzerte und<br />
den Verkauf von rechtsextremistischen<br />
Merchandise-Artikeln.<br />
RECHTSEXTREME IN BERLIN<br />
Rechtsextreme Parteien: In<br />
Berlin hatte die NPD 210<br />
Mitglieder.Das waren 20 weniger<br />
als im Vorjahr.Sie sind<br />
abgewandertinunabhängigeStrukturen.<br />
Die Partei<br />
Der III. Weghat 20 Mitglieder.Die<br />
Partei Die Rechte<br />
besteht aus wenigen Einzelpersonen.<br />
Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU)<br />
Rechte Straftaten: Die aktuellste<br />
Polizeistatistik ist für<br />
2018. In dem Jahr zählte die<br />
Polizei 1766 rechtsextremistisch<br />
motivierte Straftaten<br />
(166 wenigerals 2017).<br />
Darunter waren 125 Gewaltdelikte<br />
–neun Fälle mehr als<br />
2017, als 93 Körperverletzungen<br />
erfasst wurden.<br />
DPA/GREGOR FISCHER<br />
IMAGO IMAGES<br />
1992 wurde Combat 18 in Großbritannien<br />
gegründet. Sie ist mit der<br />
Vereinigung Blood & Honour (Blut<br />
und Ehre) verbunden, deren deutscher<br />
Ableger im Jahr 2000 verboten<br />
wurde. Die Zahl 18 steht für den ersten<br />
und achten Buchstaben im Alphabet<br />
–die Initialen vonAdolf Hitler.<br />
Laut der Mobilen Beratung gegen<br />
Rechtsextremismus (MBR) spielte<br />
Combat 18 in Berlin keine große<br />
Rolle.„In jüngster Zeit istaber aufgefallen,<br />
dass sich Rechtsextremisten in<br />
Berlin positiv auf das Label beziehen“,<br />
sagt Manja Kasten von der<br />
MBR. „Meist sind es jüngere Rechtsextremisten,<br />
die sich unter anderem<br />
an der NPD-Schutzzonenkampagne<br />
beteiligen und Kleidung mit den<br />
Symbolen derGruppetragen.“ Manja<br />
Kasten verweist unter anderem auf<br />
zwei Teilnehmer der sogenannten<br />
Dienstagsgespräche vergangene Woche<br />
ineiner Gaststätte in Mitte, die<br />
beide Bekleidung mit dem „C18“-<br />
Logo getragen haben. Bei diesen regelmäßig<br />
stattfindenden Veranstaltungen<br />
treffen sich NPD-Mitglieder<br />
und andere Neonazis mit AfD-<br />
Rechtsaußen-Politikern. Einer der<br />
Beiden gehört zum Spektrum der<br />
NPD Neukölln. Auch bei der Demo<br />
zum „Tag der Nation“ am 3. Oktober<br />
wurde Kleidung mit Symbolen von<br />
Combat 18 getragen, wie das Jüdische<br />
Forumauf Fotos dokumentierte.<br />
Obwohl diese Gruppierung zuletzt<br />
wohl nicht in Berlin aktiv war,sowar<br />
sie es doch vor Jahren. Sie stand im<br />
Verdacht, 2002 einen Sprengstoffanschlag<br />
auf dem jüdischen Friedhof in<br />
Charlottenburgverübt zu haben, was<br />
die Polizei aber nicht abschließend<br />
klären konnte. Bei einem Inhaber einer<br />
inzwischen geschlossenen Neonazi-Kneipe,<br />
der unter „Combat 18<br />
Berlin“ firmiert haben soll, beschlagnahmte<br />
die Polizei 2002 laut dem<br />
Antifaschistischen Infoblatt Bombenbauanleitungen<br />
und Papiere mit<br />
dem Titel„Zentralrat der Juden Friedhöfe<br />
und Gedenkstätten/Adressen“.<br />
Gewalt und Morddrohungen<br />
Das antifaschistische Recherchemagazin<br />
„Exif“ schrieb im Sommer 2018<br />
über Combat-18-Aktivitäten in den<br />
2000er-Jahren. Demnach verübten<br />
Personen dieser Gruppe 2001 Brandanschläge<br />
auf ein Roma-Lager bei<br />
Wildau und auf eine Konzertbühne in<br />
Königs Wusterhausen, auf der Menschen<br />
schliefen. Die Gruppe habe<br />
Morddrohungen verschickt, die mit<br />
„Combat 18 Berlin“ unterzeichnet<br />
waren.<br />
Gewalt und Morddrohungen gehen<br />
indes heute auch von anderen<br />
Aktiven der Szene aus. Zu seinen<br />
wichtigsten Beobachtungsobjekten<br />
zählt der <strong>Berliner</strong> Verfassungsschutz<br />
in der Kategorie „parteiunabhängige<br />
Strukturen“ das „Netzwerk Freie<br />
Kräfte“, dasetwa140 aktivePersonen<br />
zählt. Unaufgeklärt ist bislang eine<br />
Serie von Straftaten in Neukölln. Unter<br />
anderem wurde das Auto eines<br />
Buchhändlers und eines Bezirksverordneten<br />
der Linkspartei angezündet.<br />
Und imMärz 2019 sprühte jemand<br />
an zwei Hauswände in Neukölln<br />
„9 mm für …“. Danach kamen<br />
die Klarnamen der Bedrohten.<br />
NACHRICHTEN<br />
Vorwurf Antisemitismus:<br />
Hochschule wird unbenannt<br />
Die<strong>Berliner</strong> Beuth Hochschule für<br />
Technik wirdwegen des historisch<br />
nachgewiesenen Antisemitismus ihresNamensgebers<br />
umbenannt. Dafür<br />
stimmten am Donnerstagabend<br />
30 von45anwesenden Mitgliedern<br />
der AkademischenVersammlung.<br />
Wiedie Hochschule mitteilte,votierten<br />
14 gegen den Antrag des PräsidentenWerner<br />
Ullmann auf Umbenennung,<br />
bei einer Enthaltung. (dpa)<br />
Hakenkreuze an Büro von<br />
Canan Bayram geschmiert<br />
EinWahlkreisbüroinKreuzbergist<br />
mit Hakenkreuzen beschmiertworden.<br />
Dasteilte die Polizei am Mittwoch<br />
mit. Laut Morgenpost handelte<br />
es sich dabei um das Büroder Grünen-Bundestagsabgeordneten<br />
Canan<br />
Bayram. DiePolizei konnte dazu<br />
am Abendkeine Angaben machen.<br />
Bayram sagte laut <strong>Zeitung</strong>, solche<br />
Vorfälle habe es bereits früher gegeben.„Es<br />
ist schon immer widerlich<br />
und Hakenkreuzschmierereien sind<br />
auch eindeutig immer rassistisch<br />
motiviert.“ (dpa)<br />
Spitzenjob für Bauakademie<br />
bleibt weiter unbesetzt<br />
DieBesetzung an der Spitzeder <strong>Berliner</strong><br />
Bauakademie bleibt weiter unklar.Das<br />
<strong>Berliner</strong> Arbeitsgericht wies<br />
am Donnerstag den Antrag eines<br />
nicht berücksichtigten Bewerbers für<br />
den Direktorenposten zurück. Der<br />
Bewerber hatte argumentiert, das<br />
Auswahlverfahren sei nicht nachVorschrift<br />
abgelaufen, die Stelle dürfe<br />
deswegen vorläufig nicht besetzt werden.<br />
Da es sich beider Bauakademie<br />
um eine privatrechtliche Stiftung und<br />
nicht um einen öffentlichen Arbeitgeber<br />
handele,seien die Grundsätzedes<br />
Konkurrentenschutzes nicht anwendbar,hieß<br />
es in einer Gerichtsmitteilung.<br />
(dpa)<br />
Extinction Rebellion kündigt<br />
wieder Aktionen in Berlin an<br />
Klimaaktivisten der Bewegung Extinction<br />
Rebellion haben neue Proteste<br />
in Berlin angekündigt. Geplant<br />
seien ab dem 4. MaiBlockaden in der<br />
Hauptstadt, teilte die Gruppe mit. Die<br />
Aktionen sollen sich etwa gegen die<br />
Bundesregierung, Ministerien, Büros<br />
vonLobbyisten und Unternehmenszentralen<br />
richten, da diese den„überlebenswichtigen<br />
Klimaschutz“ verhinderten,<br />
hieß es.InBerlinhatten<br />
sich Anfang Oktobermehrere Tausend<br />
Menschen an einer Aktionswoche<br />
vonExtinction Rebellion beteiligt.<br />
Zu den Strategien der Gruppe gehören<br />
Aktionen wie Flashmobs, Fahrraddemos<br />
sowie Brücken- und<br />
Straßenblockaden. (dpa)<br />
Potsdamer Platz im Oktober:Extinction-<br />
Rebellion-Aktivist wird weggetragen. DPA
10 <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 20 · F reitag, 24. Januar 2020<br />
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Berlin<br />
Dakann selbst derTheaterund<br />
Filmkritiker Riess<br />
nicht an sich halten. Neben,<br />
hinter und vor dem<br />
Redakteur der <strong>Berliner</strong> Tageszeitung<br />
„12 UhrBlatt“ schluchzen Zuschauer.<br />
Jetzt rinnen auch bei ihm Tränen der<br />
Rührung.<br />
Das Lichtspieltheater Gloria-Palast<br />
am Kurfürstendamm gibt das<br />
amerikanische Melodrama „The Singing<br />
Fool“. Als Varietékünstler Al (Al<br />
Jolson)„Sonny Boy“ mit Granit erweichender<br />
Stimme singt –ja, er singt für<br />
alle im Saal Anwesenden hörbar! –<br />
und damit seinen sterbenden Sohn<br />
betrauert, da bleibt im Publikum<br />
kaum ein Auge trocken.<br />
Obwohl er vom„singenden Narr“<br />
zuTränen gerührtwirdund obwohl er<br />
bereits „viele eindrucksvolle Filme<br />
mit Ton“ kennt, kann sich Curt Riess<br />
an jenem Abend des 3. Juni 1929 nicht<br />
vorstellen, „daß der Tonfilm die<br />
künstlerischen Höhen des Stummfilms<br />
erreichen würde“, schreibt er in<br />
seinen Erinnerungen („Das waren<br />
Zeiten –eine nostalgische Autobiografie<br />
mit vielen Mitwirkenden“,<br />
1977).<br />
„Der Todder Filmkunst“<br />
Noch leben die meisten Filme allein<br />
von der Kraft ihrer Bilder, noch sind<br />
sie stumm. Undobwohl immer mehr<br />
Filmemacher,allen voranamerikanische,<br />
den Bildern das Sprechen beibringen<br />
wollen, so glauben doch die<br />
meisten Produzenten, Regisseure<br />
und Schauspieler, aber auch Kinomusiker<br />
und -Artisten, Kinobesitzer<br />
und -kritiker, dass der Tonfilm, auch<br />
genannt „Sprechfilm“ und „Talkie“,<br />
keine Zukunft haben wird.<br />
Vordiesem Hintergrund spielt die<br />
dritte Staffel der mehrfach preisgekrönten<br />
Fernsehserie „Babylon Berlin“.<br />
Diese Staffel basiertauf dem Kriminalroman<br />
„Der stumme Tod“ von<br />
Volker Kutscher. Darin geht es um<br />
eine Schauspielerin, die bei Dreharbeiten<br />
im Filmstudio Babelsbergums<br />
Leben gekommen ist. Waresein Unfall<br />
oder war es ein Mord?<br />
Es gibt prominente Stimmen in<br />
den Reihen der Tonfilmkritiker.Daist<br />
die von Stummfilmstar Asta Nielsen:<br />
„Ich kann mich über Ton- oder<br />
Sprechfilme ganz kurz fassen: Es ist<br />
Unsinn“, nicht zuletzt weil sie „technisch<br />
noch so primitiv“ seien, sagt die<br />
Dänin in einem Gespräch mit dem<br />
<strong>Berliner</strong> Blatt „Vossische <strong>Zeitung</strong>“ im<br />
August 1928. Aber selbst wenn sie<br />
technisch vollkommen würden, „so<br />
bedeutet das den Todder Filmkunst,<br />
den Tod des wahren Wesens des<br />
Films.Sinn und Wirkung des Films ist<br />
seine Stummheit, er ist deshalb eine<br />
völlig anders geartete Kunstgattung<br />
als das Theater“.<br />
Gegen den Tonfilm beziehen auch<br />
der Deutsche Musiker-Verband und<br />
die Internationale Artisten-Loge Stellung.<br />
Miteiner Plakat-Aktion wenden<br />
sie sich 1929 an das Publikum: „Tonfilm<br />
ist wirtschaftlicher und geistiger<br />
Mord. Seine Konservenbüchsen-Apparatur<br />
klingt kellerhaft, quitscht<br />
(sic!), verdirbt das Gehör und ruiniert<br />
die Existenzen der Musiker und Artisten.“<br />
Es gab für den Stummfilm kein<br />
Happy End. Aller Skepsis und Kritik<br />
zum Trotz setzte sich der Sprechfilm<br />
durch.Wiekam es dazu?<br />
Für Kulturschaffende ist die noch<br />
junge Weltmetropole Berlin in den<br />
1920er-Jahren ein paradiesisches<br />
Pflaster.Sicher,weiteTeile derWelt erleben<br />
zwischen Ende des ErstenWeltkriegs<br />
1918 und dem Beginn derWeltwirtschaftskrise<br />
1929 einen Aufschwung<br />
künstlerischer Kräfte. Aber<br />
nicht nur in den Augen von Peter de<br />
Mendelssohn, der in Berlin 1926 eine<br />
Karriereals Journalist begann,„waren<br />
die Zwanziger Jahre recht eigentlich<br />
das Jahrzehnt Berlins. (...) Die Stadt<br />
riss mit keckem Griff alles an sich,<br />
und alles strebte auf sie zu“ („<strong>Zeitung</strong>sstadt<br />
Berlin“, 1982).<br />
Die Filmindustrie wird zueinem<br />
Schauplatz des Kulturbooms. Zwei<br />
Drittel aller deutschen Unternehmen<br />
der Filmbranche haben Mitte der<br />
20er-Jahre ihren Sitz in Berlin. Dazu<br />
zählen die drei Marktführer Ufa,Tobis<br />
und Terra. Im Jahr 1928 kommen 170<br />
der 185 deutschen Spielfilme aus der<br />
Hauptstadt, erarbeitet von 12500<br />
Filmschaffenden (ohne die Mitarbeiter<br />
der Ufa-Ateliers in Neubabelsberg),<br />
darunter 400 Regisseure.<br />
Sechzig Millionen Menschen strömen<br />
in jenem Jahr in die Kinos der<br />
Stadt, allein voran inden Ufa-Palast<br />
und das Capitol am Zoo, den Gloria-<br />
Palast am Kurfürstendamm, denTitania-Palast<br />
in Steglitz, die Lichtburgin<br />
Wedding, den Roxy-Palast in Friedrichshain<br />
–allesamt Kinos mit über<br />
1000 Sitzplätzen.<br />
„In keiner einzigen europäischen<br />
Großstadt findet man Kinos, die so<br />
gewaltig abgemessen und so prächtig,<br />
ja so verschwenderisch ausgestattet<br />
wären wie die riesigen Kinopaläste<br />
Berlins“, schwärmt Eugen Szatmari,<br />
der für das „<strong>Berliner</strong> Tageblatt“ und<br />
das „Prager Tagblatt“ schreibt („Das<br />
Buch vonBerlin“, 1927).<br />
Im Ufa-Palast zum Beispiel musiziertzum<br />
stummen Film ein 70-köpfiges<br />
Symphonieorchester,imCapitol<br />
strahlt böhmisches Edelglas von zartem<br />
Himmelblau bis tiefem Kobalt.<br />
Über die in Deutschland produzierten<br />
Stummfilme urteilt Lotte Eisner,<br />
seit 1927 Kritikerin der <strong>Berliner</strong><br />
Zeitschrift „Film-Kurier“, in ihren Erinnerungen<br />
(„Die dämonische Leinwand“,<br />
1955): „Natürlich war ein<br />
Großteil dieser Filme Schund.“ Die<br />
Zahl der Qualitätsfilme sei „äußerst<br />
gering“ gewesen, „es handelte sich<br />
höchstens um vier oder fünf Filme<br />
proJahr“.<br />
Zu den Kunstwerken zählen RobertWienes<br />
„Das Cabinet des Dr.Caligari“<br />
(1919), FriedrichWilhelm Murnaus<br />
„Nosferatu“ (1922) sowie Fritz<br />
Langs„Dr. Mabuse“ (1922) und„Metropolis“<br />
(1926).<br />
Als die Bilder sprechen lernten<br />
Wieesdem Tonfilmgelang, sich in der Kinometropole Berlin durchzusetzen<br />
„Der blaue Engel“ mit Emil Jannings und Marlene Dietrich, gedreht 1929/30, gilt als Meisterwerkder deutschen Tonfilmgeschichte.<br />
Stummfilmstar Asta Nielsen lehnte den<br />
Sprechfilm ab.<br />
IMAGO IMAGES<br />
VonMichael Brettin<br />
Hans Alberssetzte seine Karriere in der<br />
Tonfilmzeit fort.<br />
IMAGO IMAGES<br />
Das amerikanische Filmstudio<br />
Warner Brothers setzt seit Mitte der<br />
1920er-Jahre auf den tonunterstützten<br />
Film. Die Entscheidung hat wirtschaftliche<br />
Gründe: Die Zuschauerzahlen<br />
stagnieren. Das Radio macht<br />
dem Kino zunehmend Konkurrenz;<br />
Shows, Hörspiele und Sportreportagen<br />
finden ein Millionenpublikum.<br />
Mit dem am 6. Oktober 1927 uraufgeführten<br />
„The Jazz Singer“ gelingt<br />
dem Tonfilm der Durchbruch.<br />
Auch wenn die gesprochenen Teile<br />
nur knapp einViertelder Gesamtlaufzeit<br />
ausmachen, gilt der Film mit Al<br />
Jolson in der Hauptrolle als erster<br />
Tonfilm in Spielfilmqualität.<br />
Von„The Jazz Singer“ ermutigt –er<br />
spielt das Sechsfache seiner Kosten<br />
ein –, produzieren die Warner-Brüder<br />
weitere„Talkies“. Mit„Lights of New<br />
York“bringen sie Mitte1928 den ersten<br />
Film heraus,der nuraus Dialogen<br />
besteht. Mit Erfolg: Den Ausgaben<br />
von23000 Dollar stehen Einnahmen<br />
von1,25 Millionen Dollar gegenüber.<br />
Auch William Foxwill am Tonfilm-<br />
Geschäft teilhaben. Stützen sich die<br />
Warner-Brüder auf das Nadeltonverfahren,<br />
bei dem die Tonspur parallel<br />
auf einem anderen Medium läuft,<br />
häufig auf den schallplattenähnlichen<br />
Matrizen, setzt Fox auf das<br />
Lichttonverfahren, bei dem sich die<br />
Tonspur auf dem Filmband befindet.<br />
Ein Pionier im Lichttonverfahren<br />
ist der deutsche Ingenieur Hans Vogt.<br />
Seit 1905 arbeitet er daran, den Film<br />
sprechen zu lassen; am 17. September<br />
1922 kommt es in den Alhambra-<br />
Lichtspielen am Kurfürstendamm<br />
zur Uraufführung des ersten Films<br />
mit integrierter Lichttonspur: „Der<br />
Brandstifter.“<br />
IMAGO IMAGES<br />
Weil der Erfolg in Deutschland<br />
vorerst ausbleibt, verkaufte Vogt alle<br />
Patente, über 150, an Fox. In Amerika<br />
wirddas Verfahren perfektioniert, indem<br />
die Tonspur auf die Filmspur kopiertwird.<br />
Für Filmemacherund Kinobetreiber<br />
bringt der frühe Tonfilm viele Problememit<br />
sich, technische und akustische.<br />
Die anfänglich primitive Aufnahmetechnik<br />
macht es notwendig,<br />
dass die Schauspieler während ihrer<br />
Dialoge völlig still stehen und ganz<br />
gezielt in meist hinter allen möglichen<br />
Dekorationsobjekten versteckte<br />
Mikrofone sprechen, was sie in ihrem<br />
Spiel einschränkt. Auch kommt es<br />
vor, dass Dialoge gar nicht zu verstehen<br />
sind oder die Tonspur verrutscht.<br />
Welche Probleme die Tonfilmpionierezulösen<br />
hatten, persifliertherrlich<br />
komisch der Film „Singin' in the<br />
Rain“ (1952). Die Handlung spielt im<br />
Jahr 1927, sie nimmt die Panik von<br />
Produzenten durch den Erfolg von<br />
„The Jazzsinger“ auf die Schippe:<br />
Plötzlich wollen alle Tonfilme machen,<br />
plötzlich sollen alle Stummfilmstars<br />
zu Tonfilmstars werden.<br />
Don Lockwood (Gene Kelly) hat dafür<br />
alle Voraussetzungen, Lena Lamont<br />
(Jean Hagen) eine wesentliche nicht –<br />
ihre Stimme unterzieht jedes Trommelfell<br />
einer Akupunkturbehandlung.<br />
Aus technischer und akustischer<br />
Verlegenheit entwickeln die Filmstudios<br />
ein neues Genre: den Musikfilm.<br />
Bei Gesang ist es nicht zwingend<br />
wichtig, jedesWort zu verstehen.<br />
Ab 1929 beginnt der Tonfilm, sich<br />
dem hohen künstlerischen Niveau,<br />
das der Stummfilm erreicht hatte, zu<br />
nähern.<br />
Die junge Kunstgattung beschert<br />
Hollywood einen Zuwachs der Zuschauerzahlen<br />
von wöchentlich 55<br />
Millionen im Jahr 1926 auf 155 Millionen<br />
1930.<br />
Der Übergang vom Stumm- zum<br />
Sprechfilm macht vielen Künstlern<br />
Schwierigkeiten. Wernäselt oder nuschelt,<br />
lispelt oder lallt, quäkt oder<br />
quiekt, hat kaum eine Chance, im Geschäft<br />
zu bleiben.<br />
Ausländische Stars in denUSA haben<br />
Probleme, ihren Status zu wahren:<br />
DiePolinPolaNegrizum Beispiel<br />
fällt beim Publikum wegen ihres Akzents<br />
durch; der Deutsche Emil Jannings,<br />
der den ersten Oscarals bester<br />
Schauspieler gewann, kehrt 1929<br />
nach Deutschland zurück, weil er<br />
sich dem englischsprachigen Tonfilm<br />
nicht gewachsen fühlt, obwohl er ein<br />
Jahr zuvor in „The Patriot“ kein<br />
schlechtes Spiel gemacht hatte.<br />
EinScheinsieg<br />
Noch 1929 scheint die deutsche Filmlandlandschaft<br />
stumm bleiben zu<br />
wollen. Vonden 183 gedrehten Filmen<br />
sind nur acht vertont. Im September<br />
zeigt das Kino Universum am<br />
Lehniner Platz einen Film in zwei Fassungen:<br />
einmal stumm, einmal sprechend.<br />
Die Zuschauer bekommen<br />
Stimmzettel ausgehändigt, um die<br />
Version zu wählen, die ihnen besser<br />
gefallen hat. Der Film heißt „Blackmail“<br />
(Erpressung), der Regisseur Alfred<br />
Hitchcock.<br />
Der „<strong>Berliner</strong> Börsen-Courier“<br />
schreibt: „Eine ziemlich lederne Kriminalsache.<br />
Aber das Publikum applaudiert<br />
bei der stummen Fassung<br />
und verhält sich beim Sprechfilm<br />
kühl.“ Nach der Vorführung liegen<br />
1124 Stimmzettel vor, gegen den<br />
Sprechfilm stimmen 685 Zuschauer.<br />
„Der stumme Film hat also wieder<br />
einmal gesiegt.“<br />
Ein Scheinsieg. Denn schon 1930<br />
sprechen 101 von146 in Deutschland<br />
gedrehten Filmen; mehr als ein Viertel<br />
der <strong>Berliner</strong> Kinos, darunter fast<br />
alle Filmpaläste, haben kostspielig<br />
auf Tonumgerüstet.<br />
In jenem Jahr,am1.April, kommt<br />
im Gloria-Palast ein deutscher Tonfilm<br />
zur Uraufführung, der international<br />
Aufsehen erregt:„Der blaue Engel.“<br />
In dem Film hat Emil Jannings<br />
sein deutsches Tonfilmdebüt. Doch<br />
nicht er ist der Star, sondern eine bis<br />
dahin eher mittelmäßige Schauspielerin:<br />
Marlene Dietrich.<br />
„Wie lange ist es her,daß wireinen<br />
deutschen Film so uneingeschränkt<br />
loben konnten, loben mußten?“,<br />
schreibt „Die Literarische Welt“. Man<br />
sei versucht, „den ,Blauen Engel‘ den<br />
besten deutschen Film zu nennen. Es<br />
handelt sich um einen Tonfilm, und<br />
zumersten Male habenwir ohne Kritik<br />
die Möglichkeit dieser neuen<br />
Kunstgattung erkannt“. Der Film erstaune<br />
das Publikum mit sinnvollen<br />
Dialogen, tonfilmgemäßer Musik,<br />
dem Zusammenspiel von Bild und<br />
Wort,den HauptdarstellernEmil Jannings<br />
und Marlene Dietrich.<br />
Eine englische Fassung mit denselben<br />
Schauspielern hat Anfang Juli<br />
in London Premiere.<br />
In den folgenden zwei Jahren<br />
kommen weitere Geschichte machende<br />
deutsche Tonfilme in die Kinos:<br />
„M“ von Fritz Lang über einen<br />
Kindermörder in Berlin (1931) und<br />
„Kuhle Wampe“ über eine erwerbslose<br />
<strong>Berliner</strong> Familie (1932).<br />
Wasder Filmkritiker Curt Riess bei<br />
der Vorführung von „The Singing<br />
Fool“ im Gloria-Palast noch 1929 bezweifelt<br />
hat, lässt sich schon ein Jahr<br />
später nicht mehr bezweifeln: DieZukunft<br />
gehörtdem Tonfilm.<br />
Nach der Premiere von „The Singing<br />
Fool“ trifft Riess den Schauspieler<br />
Hans Albers. Der „blonde Hans“,<br />
der auf über hundert Rollen in<br />
Stummfilmen zurückblickt, „sagte in<br />
seiner üblichen Bescheidenheit: ,Der<br />
Tonfilm wird ganz groß! Für mich<br />
nach Maß gemacht! Ich werde noch<br />
größer!'“.<br />
Wierecht er hatte.<br />
Michael Brettin<br />
kann sich „Der blaue Engel“<br />
immer wieder ansehen.
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 20 · F reitag, 24. Januar 2020 11 *<br />
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Berlin<br />
SPD wirft<br />
Thilo Sarrazin<br />
raus<br />
Der will sich notfalls durch<br />
alle Instanzen klagen<br />
VonAndreas Rabenstein und BasilWegener<br />
Für die SPD ist es ein Erfolg. Aber<br />
nur ein Sieg auf einer der vielen<br />
Etappen eines langen Kampfes. Seit<br />
mehr als zehn Jahren versucht die<br />
Partei, ihr umstrittenes und ungeliebtes<br />
Mitglied Thilo Sarrazin loszuwerden<br />
–derzeit im dritten Anlauf.<br />
Am Donnerstag wurde die Entscheidung<br />
der <strong>Berliner</strong> SPD-Landesschiedskommission<br />
bekannt: Sarrazin<br />
darf wegen parteischädigenden<br />
Verhaltens durch seine anhaltende<br />
und massiveKritik an muslimischen<br />
Einwanderern und sein letztes Buch<br />
„Feindliche Übernahme“ aus der<br />
Partei geworfen werden.<br />
Ein Ende der Auseinandersetzung<br />
ist damit aber noch lange nicht<br />
in Sicht. Tatsächlich bleibt der 74-<br />
Jährige erst einmal Mitglied der SPD,<br />
der er seit den 70er Jahren angehört<br />
und in deren Auftrag er Staatssekretär<br />
in Rheinland-Pfalz und Finanzsenator<br />
in Berlin war.Das Verfahren ist<br />
nämlich noch nicht rechtsgültig abgeschlossen.<br />
Auch Berlins Regierender<br />
Bürgermeister und SPD-Vorsitzender<br />
Michael Müller rechnet damit,<br />
dass das Ausschlussverfahren<br />
noch lange nicht beendet ist. „Wir<br />
sind in einem Zwischenzustand“,<br />
sagte er in der RBB-Abendschau.<br />
Sarrazins Anwälte erklärten, ihr<br />
Mandant werdevor die nächste Parteiinstanz<br />
ziehen: das Bundesschiedsgericht.<br />
Sarrazin selber hatte<br />
bereits angekündigt, notfalls bemühe<br />
er auch noch alle Instanzen<br />
der normalen Gerichte, umseinen<br />
Etappensieg<br />
Verwaltungsgericht entscheidet für Bau einer Flüchtlingsunterkunft in Steglitz. Berufung wahrscheinlich<br />
VonElmar Schütze<br />
Der Bau einer Flüchtlingsunterkunft<br />
in Zehlendorf<br />
kann weitergehen. Das<br />
hat das Verwaltungsgericht<br />
am Donnerstag entschieden.<br />
Sowohl Errichtung als auch Betrieb<br />
seien rechtens. Der Fall ist ein weiteresBeispiel<br />
dafür,wie umstritten das<br />
Instrument des kommunalen Vorkaufsrechts<br />
im Einzelfall sein kann.<br />
Underzeigt, wie eine Flüchtlingsunterkunft<br />
die Pläne für andere soziale<br />
Infrastruktur durchkreuzen kann.<br />
Gegen den Bau am Osteweg in<br />
Lichterfelde hatte der Eigentümer eines<br />
Nachbargrundstücks geklagt.<br />
Dortbefindet sich eine Filiale der privaten<br />
Phorms-Schule,die einen bilingualen<br />
Campus betreibt. Die Sprachen<br />
dortsind Deutsch und Englisch.<br />
Der Campus besteht aus Kindergarten,<br />
Grundschule und Gymnasium.<br />
Der Eigentümer des Schulgrundstücks<br />
wollte auch das freie Nachbargrundstück<br />
kaufen, um dort eine<br />
Sporthalle für die Schule zu bauen.<br />
Doch der Bezirk Steglitz-Zehlendorf<br />
nahm das Recht des kommunalen<br />
Vorkaufs wahr und sicherte das Areal.<br />
Das Ziel: Am Osteweg soll eine sogenannte<br />
Modulare Flüchtlingsunterkunft<br />
(MUF) entstehen. Seit Oktober<br />
2019 rollen die Bagger, imOktober<br />
diesen Jahres soll der Bau fertig sein.<br />
Er ist für 211 Bewohner ausgelegt.<br />
Das umstrittene Grundstück<br />
grenzt an das Gelände des früheren<br />
Telefunkenwerks Zehlendorf, ein<br />
denkmalgeschützter Industriebau<br />
aus den späten 1930er-Jahren. Mit<br />
seinen 60000 Quadratmetern gilt er<br />
heute als zweitgrößtes Denkmal Berlins<br />
nach dem Flughafen Tempelhof.<br />
Den Zweiten Weltkrieg überstand<br />
das Gebäudeensemble vergleichsweise<br />
unbeschädigt. Nur zehn Prozent<br />
des Werkes wurden zerstört. Von<br />
1945 bis 1949 beherbergte der Gebäudekomplex<br />
das US-Hauptquartier in<br />
Berlin. Danach wurde er als McNair-<br />
Die Phorms-Schule Berlin-Süd, ein Schul-Campus in Lichterfelde.<br />
UNTERKÜNFTE<br />
PHORMS SCHULE BERLIN<br />
Aktuell: Für Flüchtlingesind derzeit in ganz Berlin 83 Unterkünfte in Betrieb,dazu gehören<br />
Bestandsimmobilien, Containerdörfer oder Modulare Unterkünfte (MUF).<br />
16 MUF gibt es: Marzahn-Hellersdorf: Albert-Kuntz-Str., Paul-Schwenk-Str., Rudolf-Leonhard-Str.,<br />
Wittenberger Str.; Reinickendorf: Bernauer Str., Senftenberger Ring; Spandau:<br />
Freudstr.; Lichtenberg: HagenowerRing,Seehausener Str., Wartenberger Str.; Pankow:Wolfgang-Heinz-Str.,<br />
Lindenberger Weg; Neukölln: Kiefholzstr.; Treptow-Köpenick: Chris-Gueffroy-<br />
Allee; Steglitz-Zehlendorf: Leonorenstr., Bäkestr.Fünf MUF sind im Bau, weitere in Planung.<br />
Containerdörfer:13dieser Containerdörfer,sogenannte Tempohomes, werden bewohnt,<br />
ursprünglich waren es 17. Insgesamt 20815 Personen wohnen aktuell insgesamt in<br />
LAF-Unterkünften. Freie Kapazitäten gibt es derzeit 1800. Durch geplante Umzügewird<br />
diese Zahl weiter sinken.<br />
Barracks, neben den Andrews Barracks<br />
und den Roosevelt Barracks,zur<br />
dritten großen Kaserne der Berlin Brigade<br />
ausgebaut. Neben Soldatenunterkünften<br />
waren dort Ausbildungseinrichtungen<br />
untergebracht, Offizierskasinos<br />
und Mannschaftsheime,<br />
Turnhallen, eine Bibliothek, mehrere<br />
Läden sowie ein Kino. Zeitweise waren<br />
bis zu 2300 Soldaten stationiert.<br />
1994 übergaben die US-Streitkräfte<br />
das Gelände dem Land Berlin.<br />
Im Laufe der Jahre wurden einzelne<br />
Gebäude verkauft, Wohnungen<br />
entstanden. In einen Gebäudeteil zog<br />
die Phorms-Schule ein. DiePläne,nebenan<br />
eine Schulsporthalle zu errichten,<br />
ruhen nun.<br />
Eilantrag zurückgewiesen<br />
Dabei sollte auf dem Nachbargrundstück<br />
nach den ursprünglichen bezirklichen<br />
Planungen ein Sport-,<br />
Schul- und Kitastandort entstehen,<br />
tatsächlich ist von einer „Gemeinbedarfsfläche“<br />
die Rede. Vor dem Hintergrund<br />
der Erfahrungen mit der<br />
Flüchtlingskrise Mitte der 2010er-<br />
Jahreentschloss sich die Politik dazu,<br />
stattdessen eine Flüchtlingsunterkunft<br />
zu errichten. Nunsind die Zahlen<br />
neu ankommender Flüchtlinge<br />
rückläufig. Im Jahr 2015 kamen 55000<br />
Menschen nach Berlin, derzeit rechnet<br />
das Land„im Schnitt mit circa 600<br />
Personen, die pro Monat in Berlin<br />
neu ins Asylverfahren gehen und die<br />
untergebracht werden müssen“, wie<br />
der Sprecher des Landesamts für<br />
Flüchtlingsangelegenheiten (LAF),<br />
Sascha Langenbach, sagte.<br />
Das Verwaltungsgericht hat den<br />
Eilantrag des Nachbarnzurückgewiesen,<br />
weil dessen Nachbarrechte nicht<br />
verletzt seien. Auch zwischenzeitlich<br />
geäußerte denkmalschützerische Bedenken<br />
wegen einer von den Amerikanern<br />
auf dem Gelände errichteten<br />
Kapelle verwarf das Gericht. Gegen<br />
die Entscheidung kann Beschwerde<br />
beim Oberverwaltungsgericht Berlin-<br />
Brandenburgeingelegt werden.<br />
Kein Raum<br />
für<br />
Rechts<br />
AfD-Parteitag schon<br />
wieder abgesagt<br />
Der bereits mehrfach verschobene<br />
Landesparteitag der AfD<br />
wird auch an diesem Wochenende<br />
nicht stattfinden. „Wir haben den<br />
Parteitag abgesagt“, sagte der Landesvorsitzende<br />
Georg Pazderski am<br />
Donnerstag der <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong>.<br />
Weil die für den Parteitag vorgesehene<br />
Vorstandswahl damit ebenfalls<br />
entfällt, wird die Schiedskommission<br />
in den nächsten Tagen einen<br />
Notvorstand berufen. Es wäre der<br />
zweite. Bereits seit 1. Januar amtiert<br />
der aktuelle Notvorstand, der wegen<br />
der Absage eines Parteitags notwendig<br />
geworden war.Auftrag des neuen<br />
Ersatzvorstands sei es, „so schnell<br />
wie möglich einen Parteitag einzuberufen“,<br />
sagte Pazderski. Es gilt als<br />
sicher, dass Pazderski auch das neuerliche<br />
Provisorium leiten wird.<br />
Hintergrund der Absage ist ein<br />
Beschluss des Landgerichts vom<br />
Donnerstag, wonach die Kündigung<br />
der dafür gemieteten Räume im Ballsaal<br />
Pankow durch den Betreiber<br />
rechtens war. Wie es hieß, war ein<br />
Mitarbeiter bedroht worden.Wiedas<br />
Gericht feststellte, sei der Vertrag<br />
nicht durchsetzbar.<br />
AfD-Partei- und Fraktionschef<br />
Georg Pazderski sprach gegenüber<br />
der <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> von einem<br />
„Skandalurteil“ und erkannte einen<br />
„Demokratienotstand“.<br />
Gleichzeitig weitet sich der Blick<br />
auf die kommenden Tage und Wochen.<br />
So hat Pazderski angekündigt,<br />
nicht mehr für ein Vorstandsamt zu<br />
kandidieren. Am Mittwoch teilte die<br />
<strong>Berliner</strong> AfD-Bundestagsabgeordnete<br />
Beatrix von Storch mit, dass<br />
auch sie nicht antreten werde. Die<br />
Politikerin versah die Absage mit einer<br />
Einschränkung: „Soweit sich der<br />
Landesparteitag erneut für eine Einerspitzeentscheidet.“<br />
(elm)<br />
Druck und Drill<br />
Kommission soll Vorwürfe gegen Ballettschule klären<br />
Will durch alle Instanzen gehen:<br />
Thilo Sarrazin.<br />
IMAGO IMAGES<br />
Rauswurf zu verhindern – bis hin<br />
zum Bundesverfassungsgericht.<br />
Im Juli 2019 hatte die Schiedskommission<br />
des <strong>Berliner</strong> SPD-Kreisverbandes<br />
Charlottenburg-Wilmersdorf,<br />
in dem er Mitglied ist, den Parteiausschluss<br />
bestätigt. Sarrazin<br />
legte Berufung ein. Nun ging es am<br />
10. Januar zur Landesschiedskommission.<br />
Sarrazin unterlag erneut.<br />
DieSPD hielt sich am Donnerstag<br />
bedeckt, genau darauf bedacht,<br />
keine Verfahrensfehler zu machen.<br />
Die Entscheidung wollten die SPD<br />
und ihr Generalsekretär Lars Klingbeil<br />
erst am Freitagvormittag öffentlich<br />
kommentieren. Dass er Sarrazin<br />
für die SPD für einen hoffnungslosen<br />
Fall hält, hatte er schon vergangenes<br />
Jahr deutlich gemacht: „Er vertritt<br />
Positionen, die nicht unsere sind“,<br />
sagte er damals.„Für rassistische Gedanken<br />
ist in der SPD keinen Platz.“<br />
Sarrazin verschickte dagegen umgehend<br />
eine frische Erklärung. Er<br />
warfder Schiedskommission vor, sie<br />
habe eine inhaltliche Diskussion<br />
blockiert. Klingbeil als Vertreter des<br />
Parteivorstandes habe sich geweigert,<br />
konkrete Zitate aus dem Buch<br />
„Feindliche Übernahme“ zu benennen,<br />
um den Vorwurf des Rassismus<br />
zu belegen. Sarrazin monierte weiter,<br />
ein von ihm vorgelegtes Gutachten<br />
eines Arabistik-Experten sei<br />
nicht diskutiert worden. „Es ging<br />
ganz offenbar nicht darum, Wahrheit<br />
zu ermitteln, sondern Gesinnung<br />
zu bestrafen.“ Dem ARD-<br />
Hauptstadtstudio sagte Sarrazin:<br />
„Offenbar stand das Urteil schon<br />
vorher fest.“ (dpa)<br />
VonMargarethe Gallersdörfer<br />
Sind Schülerinnen der Staatlichen<br />
Ballettschule und Schule für Artistik<br />
(SBB) körperlich oder seelisch<br />
ungebührlich unter Druck gesetzt<br />
worden? Zur Klärung hat Bildungssenatorin<br />
Sandra Scheeres (SPD)<br />
eine Untersuchungskommission<br />
eingesetzt, die die Vorwürfe prüfen<br />
soll. Scheeres sagte am Donnerstag:<br />
„Wir müssen solche Vorwürfe ernst<br />
nehmen, auch wenn sie anonym<br />
vorgebracht werden. Das sind wir<br />
unseren Schülerinnen und Schülern<br />
schuldig.“ Die Leitung der Kommission<br />
soll Hannelore Trageser übernehmen,<br />
die bis 2007 selbst Schulleiterin<br />
der SBB war.<br />
Der RBB hatte am Donnerstag<br />
eine Recherche veröffentlicht, in<br />
dem vom Verdacht auf besorgniserregende<br />
Zustände an der Eliteinstitution<br />
berichtet wird: ungnädiger<br />
Drill, zu lange Arbeitstage für die<br />
zum Teil Minderjährigen, zu hoher<br />
Druck in Bezug auf ihr Aussehen und<br />
aktives Ignorieren des Problems Magersucht<br />
durch die Schulleitung. Zitiertwerden<br />
anonym eine ehemalige<br />
Schülerin, eine noch tätige Lehrerin<br />
und eine ehemalige Lehrerin. An der<br />
Schule werden 300 Schülerinnen<br />
und Schüler im Alter zwischen zehn<br />
und 19 Jahren unterrichtet.<br />
Die Senatsverwaltung, unter deren<br />
Aufsicht sich die Schule seit einem<br />
Jahr befindet, teilte am Donnerstag<br />
mit,„anonymeVorwürfe verschiedener<br />
Art“ seien seit September<br />
2019 bekannt –darunter auch bislang<br />
unbestätigte Gerüchte über sexuelle<br />
Übergriffe durch eine Lehrkraft,<br />
und Kinder, die trotz Verletzungen<br />
tanzten. Man habe die Vorwürfe<br />
sehr ernst genommen,<br />
Schulleitung und Lehrkräfte seien<br />
befragt worden. Erhärten ließ sich<br />
bislang wohl nichts. Schulleiter Ralf<br />
Stabel habe damals wegen Verleumdung<br />
Anzeige gegen unbekannt erstattet.<br />
Am 9. Januar sei dann in der<br />
Verwaltung ein etwa 40-seitiges anonymes<br />
Dossier eingegangen, „das<br />
eine Reihe von Beschuldigungen<br />
auflistet, allerdings ohne Quellen offenzulegen“.<br />
Diesen Beschuldigungen<br />
soll nun die neue Kommission<br />
nachgehen.<br />
Gemeinsames Verständnis<br />
Die renommierte Ballettschule war<br />
am Donnerstag auch Thema im Bildungsausschuss.<br />
„Elite bedeutet<br />
nicht, dass man sich nicht an Grundregeln<br />
zu halten hat“, sagte Schulstaatssekretärin<br />
Beate Stoffers. Vorwürfe<br />
gegen derzeit unterrichtende<br />
Lehrkräfte seien ihr nicht bekannt,<br />
es stünden aber Beschuldigungen<br />
im Raum, die untersucht werden<br />
müssten. Die Senatsschulverwaltung<br />
hatte bereits eine externe Moderation<br />
an die Schule geschickt mit<br />
der Aufgabe, dort „mögliche Problemlagen“<br />
zu erkennen.<br />
Offenbar durchaus mit Erfolg: Bei<br />
einem Studientag am Mittwoch sei<br />
deutlich geworden, so Stoffers, dass<br />
die Ballettschule ein „einheitliches<br />
Verständnis“ entwickeln müsse darüber,<br />
wie mit psychischen und physischen<br />
Belastungen bei den Schülerinnen<br />
und Schülernumzugehen ist.<br />
Stoffers kündigte außerdem die<br />
Einrichtung eines Krisentelefons für<br />
mögliche Betroffene und auch Ehemalige<br />
an. Hinweise nimmt auch das<br />
Beschwerdemanagement der Schulsenatsverwaltung<br />
entgegen.<br />
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12 <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 20 · F reitag, 24. Januar 2020<br />
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Berlin<br />
Kokain-Lieferservice ausgehoben.<br />
Polizisten haben in Berlin einen Kokain-Lieferservice<br />
ausgehoben.<br />
Nach Angaben der Staatsanwaltschaft<br />
durchsuchten sie am Mittwochmorgen<br />
in Berlin 36 Objekte<br />
und vollstreckten neun Haftbefehle.<br />
DieTatverdächtigen im Alter von16<br />
bis 36 Jahren sollen einen festen<br />
Kundenstamm vonetwa 850 Personen<br />
im gesamten Stadtgebiet belieferthaben.<br />
DieBeamten beschlagnahmten<br />
elf Autos,einen vierstelligen<br />
Bargeldbetrag und Handelsutensilien.<br />
Im Laufe des Tages<br />
wurden die neun Festgenommenen<br />
einem Ermittlungsrichter zur Verkündung<br />
der Haftbefehle vorgeführt.<br />
DerEinsatz richtete sich gegen<br />
die sogenannte Clankriminalität.<br />
„Wir bekämpfen die Clankriminalität<br />
auf allen Ebenen“, erklärte Berlins<br />
Innensenator Andreas Geisel.<br />
„Der heutige Einsatz im Bereich des<br />
Drogenhandels ist ein weiterer Beweis,dass<br />
die Zusammenarbeit zwischen<br />
Polizei und Justiz hervorragend<br />
funktioniert.“<br />
Prügelei am Alexanderplatz.<br />
Polizisten haben am Mittwochabend<br />
in Mitte mehr als zehn Personen<br />
nach einem Landfriedensbruch<br />
festgenommen. Vorangegangen war<br />
eine Schlägerei zwischen etwa 20<br />
Personen, die einer Funkstreife am<br />
Alexanderplatz gegen 22 Uhraufgefallen<br />
war.Gemeinsam mit Unterstützungskräften<br />
des Polizeiabschnitts<br />
32 und der 36. Einsatzhundertschaft<br />
wurden dann die Personalien<br />
vonelf Personen festgestellt.<br />
Danach wurden alle entlassen und<br />
erhielten einen Platzverweis.Die Ermittlungen<br />
wegen Landfriedensbruches<br />
und diverser Körperverletzungsdelikte<br />
übernahm die Kripo<br />
der Polizeidirektion 3.<br />
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POLIZEIREPORT<br />
Lesen Sie am Wochenende<br />
Reise<br />
FlandernfeiertJan van Eyck:<br />
Seine Welt im und ums Museum<br />
Tillishof in Bayern: Eine<br />
Zeitreise ins letzte Jahrhundert<br />
Diebestour gestoppt.<br />
Zivilkräfte haben in Moabit zwei<br />
Männer bei ihrer Diebestour gestoppt.<br />
Gegen 17.20 Uhrbeobachteten<br />
sie am Mittwoch im Hilda-Geiringer-Weg,<br />
wie die beiden versuchten,<br />
einen Audi aufzubrechen. In<br />
dem Auto lag unter anderem eine<br />
hochwertige Handtasche.Die Männer<br />
brachen ihr Vorhaben jedoch ab<br />
und flüchteten ohne Beute vomTatort.<br />
Aufihrer Flucht konnten sie<br />
dann festgenommen werden. Bei<br />
den Durchsuchungen der Täter fanden<br />
die Beamten bei ihnen Einbruchswerkzeug<br />
und Drogen. Die<br />
Tatverdächtigen wurden in eine Polizeidienststelle<br />
gebracht, wo sie<br />
sich einer erkennungsdienstlichen<br />
Behandlung unterziehen mussten.<br />
Anschließend wurden sie für die<br />
weiterermittelnde Kriminalpolizei<br />
der zuständigen Polizeidirektion<br />
eingeliefert. Ob sie einem Haftrichter<br />
vorgeführtwerden, ist noch unklar.<br />
Touristen ausgeraubt.<br />
Miteiner Schusswaffe hat ein Unbekannter<br />
am Dienstagabend in Mitte<br />
zwei Touristen überfallen. Nach den<br />
bisherigen Ermittlungen der Polizei<br />
waren die 36- und 37-Jährigen gegen<br />
19.45 Uhrinder Zimmerstraße unterwegs,als<br />
ein als etwa 30 Jahrealt<br />
beschriebener Mann sie vonhinten<br />
ansprach. Als die beiden Touristen<br />
sich umdrehten, soll der Mann die<br />
Schusswaffe auf den 36-Jährigen gerichtet<br />
haben und auf ihn zugegangen<br />
sein, während er Geld vonihm<br />
forderte.Nachdem der Bedrohte dieses<br />
übergeben hatte,forderte der<br />
Räuber auch das Geld des 37-Jährigen.<br />
Hierbei gab der Kriminelle laut<br />
Schilderung der Überfallenen einen<br />
Schuss in die Luft ab.Anschließend<br />
flüchtete er. (kop.)<br />
1500 Strom-Roller bot die Bosch-Tochter Coup in Berlin zum Verleih an. Ende vergangenen Jahres schloss Bosch das Geschäft dann überraschend. COUP<br />
Kommen die Coup-Scooter zurück?<br />
Stehroller-Verleiher Tier denkt über Integration der schwarz-grünen Zweiräder in die eigene Flotte nach<br />
VonJochen Knoblach<br />
Die grün-schwarzen Elektroroller<br />
gehörten bereits<br />
zum Stadtbild. 1500 einsitzige<br />
Strom-Scooter<br />
hatte die Bosch-Tochter Coup in Berlin<br />
im Einsatz. Ende November gab<br />
das Unternehmen dann völlig überraschend<br />
bekannt, sich aus dem Geschäft<br />
zurückzuziehen. Wasmit den<br />
Rollern geschieht, war lange Zeit unklar.Nun<br />
scheint sich die Konkurrenz<br />
für die elektrisierte Zweirad-Flotte zu<br />
interessieren.WiedasWirtschaftsmagazin<br />
Capital berichtet, soll das <strong>Berliner</strong><br />
Unternehmen Tier Mobility eine<br />
Übernahme erwägen.<br />
Farblich würden die Einsitzer mit<br />
E-Motor schon mal perfekt zu den<br />
ebenfalls grün-schwarzen Stehrollern<br />
passen, auf deren Verleih sich<br />
das Geschäft von Tier derzeit noch<br />
beschränkt. Bundesweit hat das<br />
2018 gegründete Start-up etwa<br />
15 000 E-Scooter in 33 Städten im<br />
Angebot und ist damit nach eigenen<br />
Angaben Marktführer.Für den Frühling<br />
und Sommer ist bereits der Ausbau<br />
der Flotte angekündigt. Werden<br />
dann tatsächlich auch die ehemaligen<br />
Coup-Roller dabei sein?<br />
In der Firmenzentrale am Potsdamer<br />
Platz wollte man sich dazu am<br />
Donnerstag nicht näher äußern.<br />
Künftige<br />
Hauptstadt-Polizisten<br />
sollen einen Zuschuss von 1000<br />
Euro für den Führerschein bekommen.<br />
Damit werde ein weiterer Anreiz<br />
für Anwärter geschaffen, sagte<br />
Polizeipräsidentin Barbara Slowik.<br />
Bei der Gewinnung von neuem Personal<br />
sei ihre Behörde im vergangenen<br />
Jahr in großen Schritten vorangekommen.<br />
So könne ersten Studierenden,<br />
die nicht aus Berlin oder der<br />
Umgebung stammten, bei aktuellen<br />
Notlagen Wohnraum angeboten<br />
werden. Die „Wohnungsfürsorge“<br />
solle ausgebaut werden.<br />
Breites Spektrum an Fähigkeiten<br />
„Kein Kommentar“, hieß es. Allerdings<br />
bestätigte man nochmals,dass<br />
man neben den Stehrollernauch andere<br />
Fahrzeugtypen auf die Straße<br />
bringen will, um den Kunden „für jeden<br />
Bedarfsfall das richtige Fahrzeug<br />
anbieten zu können“. Insofern wäre<br />
eine Integration der Coup-Roller ins<br />
Tier-Portfolio sinnvoll. Zumal die<br />
Flottenerweiterung bei Tier noch in<br />
diesem Jahr beginnen soll.<br />
Außerdem ist Coup dort keineswegs<br />
unbekannt. Julian Blessin, Co-<br />
Chef und Mitgründer vonTier, hatte<br />
Coup im Sommer 2016 mit aufgebaut.<br />
Er gehörte zum sogenannten<br />
Digital Ventures-Team der Unternehmensberatung<br />
Boston Consulting<br />
Group, das vor allem Großkonzernemit<br />
neuen Geschäftsideen versorgt.<br />
So entstand der Stromroller-<br />
Verleih für den Automobilzulieferer<br />
Bosch. Die Roller lieferte der taiwaner<br />
Hersteller Gogoro samt spezieller<br />
Ladeinfrastruktur für die Wechselakkus,die<br />
schließlich einen freien<br />
Verkauf der Roller an Privatkunden<br />
verhinderte. Coup hatte die Akkus<br />
zuletzt zentral in einem Kellergeschoss<br />
in Kreuzberg aufgeladen. An<br />
„Tier dürfte es auf die ehemaligen<br />
Stammkunden von Coup abgesehen haben,<br />
könnte seinen Kunden aber auch eine echte<br />
Alternative für längere Distanzen anbieten.“<br />
Benno Bock, Verkehrsanalyst beim <strong>Berliner</strong> Stragetieberater Civity<br />
knapp 30 Stationen konnten 220 Akkus<br />
gleichzeitig regeneriert werden.<br />
In jedem Fall ließen sich die Sitzroller<br />
gut in die IT-Infrastruktur vonTier<br />
einbetten.<br />
Verkehrsanalyst Benno Bock vom<br />
<strong>Berliner</strong> Strategieentwickler Civity<br />
sieht in einer möglichen Übernahme<br />
in erster LinieVorteile für die Kundengewinnung.<br />
„Das Unternehmen<br />
dürfte es auf die ehemaligen Stammkunden<br />
von Coup abgesehen haben.<br />
Lockmittel für den Nachwuchs<br />
Angehende Polizisten sollen in Berlin 1000 Euro Führerschein-Zuschuss bekommen<br />
Ihr Job soll attraktiver gemacht werden.<br />
Bis 2029 werden 10 000 Kolleginnen<br />
und Kollegen über die ganze Polizei<br />
verteilt in Pension gehen, so Slowik.<br />
„Wir wollen trotz der laufenden Abgänge<br />
bis 2024 auf 19 000 Beamtinnen<br />
und Beamte im Vollzug anwachsen.“<br />
Derzeit seien es in dem Bereich<br />
etwa 17 500 Kräfte. „Wir bilden so<br />
viele junge Menschen aus wie lange<br />
nicht mehr“, unterstrich die Polizeipräsidentin.<br />
Derzeit seien es mehr<br />
als 3000 Anwärterinnen und Anwärter.„Wirstellen<br />
in den nächsten Jahrenpro<br />
Jahr gut 1200 ein.“ Ziel sei es,<br />
junge Leute zu finden, die geeignet<br />
sind und auch durchhalten. „Ob<br />
man es nun schön findet oder nicht,<br />
man muss feststellen, dass die aktuelle<br />
Generation sich auch mal umentscheidet<br />
und sich doch noch etwas<br />
anderes sucht. Die Situation ist<br />
noch nicht dramatisch, wirdaber zunehmend<br />
schwieriger.“<br />
DPA<br />
Der Polizei-Beruf verlange ein<br />
breites Spektrum an Fähigkeiten, so<br />
Slowik. „Auch wenn der Online-Vortest<br />
noch ganz gut verläuft, rauschen<br />
die Bewerberzahlen schon in den<br />
Keller,wenn der Lebenslauf angefügt<br />
werden soll. Die Qualität entspricht<br />
nicht immer unseren Vorstellungen.“<br />
Manche meldeten sich auch<br />
nur einmal an, machten den Online-<br />
Vortest und ließen ihre Bewerbung<br />
Zudem könnte Tier seinen Kunden<br />
eine echte Alternativefür längereDistanzen<br />
anbieten“, sagt er. Verkehrsträgerübergreifende<br />
Lösungen ergeben<br />
aus Kundensicht immer Sinn.<br />
Genau aus diesem Grund könnten<br />
allerdings auch andere interessiert<br />
sein. Der Stehroller-Verleiher Circ<br />
beispielsweise plant eigenen Angaben<br />
zufolge gleichfalls eine Erweiterung<br />
seiner Flotte mit Alternativen<br />
zum Stehroller. Das nötige Kapital<br />
solle schon bald fließen.<br />
Im Newsportal Gründerszene<br />
kündigte Circ-Chef Lukasz Gadowski<br />
jedenfalls den Abschluss einer Finanzierungsrunde<br />
noch für diesen Monat<br />
an. Und auch bei Circ wüsste<br />
man, um die Stärken und Schwächen<br />
der Coup-Roller. Denn erst zu Monatsbeginn<br />
rekrutierte Circ den ehemaligen<br />
Chef für das operative Geschäft<br />
bei Coup.<br />
Auf dem <strong>Berliner</strong> Markt ist derweil<br />
das Unternehmen Emmy alleiniger<br />
Player. Rund 800 rote Elektro-<br />
Schwalben hat die Firma inBerlin<br />
auf den Straßen. Außerdem verleiht<br />
Emmy noch insgesamt 1200 Roller<br />
in Hamburg, München, Düsseldorf<br />
und Wien. Wegen der weiterhin hohen<br />
Nachfrage soll die Roller-Flotte<br />
bis zum Sommer verdoppelt werden.<br />
Im nächsten Jahr will man dann<br />
auch die Gewinnschwelle passieren.<br />
dann versanden. Junge Bewerber<br />
hätten häufig nur mangelnde<br />
Deutschkenntnisse. Für Interessenten,<br />
die die Einstellungstests bestanden<br />
haben und für die eine Stärkung<br />
der Deutschkenntnisse sinnvoll<br />
wäre, werde zusätzlicher Deutschunterricht<br />
bis zum Beginn der Ausbildung<br />
angeboten. „Gute Deutschkenntnisse<br />
sind in unserem Beruf<br />
unerlässlich – wer sich mal durch<br />
Gesetzestexte gekämpft hat, weiß<br />
das.“ Siekönne sich vorstellen, unter<br />
Umständen künftig verpflichtend<br />
für alle einen solchen Vorkurs einzuführe,<br />
sagte Slowik. Auch die Prüfungsordnung<br />
muss nach ihrenWorten<br />
hinterfragt werden.<br />
„Nach einer vermasselten Prüfung<br />
an unserer Polizeiakademie<br />
gibt es derzeit nur einen Wiederholungsversuch<br />
–das ist an Hochschulen<br />
anders.Ich bin für einen zweiten<br />
Wiederholungsversuch ,inbesonderen<br />
Fällen mit entsprechender Sondergenehmigung.“<br />
Diejungen Leute<br />
müssten erst mal den Ernst der Lage<br />
begreifen, da sei eine zweite Chance<br />
nur fair. (dpa)<br />
„Mietendeckel<br />
ist nicht<br />
rechtens“<br />
CDU in Berlin will 300 000<br />
neue Wohnungen bis 2035<br />
Mit deutlicher Kritik hat sich<br />
die CDU zu einem möglichen<br />
Scheitern des geplanten<br />
Mietdendeckels geäußert und<br />
Konsequenzen für den Fall angedroht:<br />
Ein Scheitern des Mietendeckel-Gesetzes<br />
ist aus Sicht des<br />
CDU-Landesvorsitzenden Kai<br />
Wegner ein Rücktrittsgrund für<br />
den Senat.<br />
„Wir werden alle gerichtlichen<br />
Hebel in Bewegung setzen, auf<br />
Landesebene und in Karlsruhe,<br />
um schnellstmöglich deutlich zu<br />
machen, dass der Mietendeckel<br />
nicht rechtens ist“, kündigte Wegner<br />
am Donnerstag dieser Woche<br />
an. „Es sollte jeder glücklich sein,<br />
dass wir klagen.“<br />
Wegner glaube, dass der Senat<br />
komplett zurücktreten müsse,<br />
wenn das Gesetz scheitere. „Wenn<br />
man sehenden Auges da rein steuert,<br />
dann muss es auch Konsequenzen<br />
geben“, sagte der CDU-<br />
Landesvorsitzende.<br />
Runden Tisch einrichten<br />
Wegner wartet noch auf eine Antwortauf<br />
seinen Brief an den Regierenden<br />
Bürgermeister Michael<br />
Müller (SPD) von Mitte des Monats.<br />
In dem Brief hatte sich KaiWegner<br />
für einen Aufschub beim geplanten<br />
Mietendeckel-Gesetz ausgesprochen<br />
und zudem vorgeschlagen,<br />
einen runden Tisch zur<br />
Wohnungspolitik einzurichten.<br />
Er sei gespannt auf die Antwort,<br />
sagte Wegner und erneuerte das<br />
Angebot für gemeinsame Bundes-<br />
Der CDU-Landesvorsitzende Kai Wegner<br />
ist gegen den Deckel.<br />
DPA<br />
ratsinitiativen zum Ausbremsen<br />
des Mietenwachstums. Über das<br />
Mietendeckel-Gesetz stimmt das<br />
Abgeordnetenhaus voraussichtlich<br />
am 30. Januar ab.<br />
Wegner bezeichnete den Bedarf<br />
an zusätzlichen Wohnungen als<br />
„die wahrscheinlich größte Herausforderung<br />
und auch die größte<br />
soziale Frage, die wir zurzeit in<br />
Berlin haben“. Der Mietendeckel<br />
löse die Probleme nicht, sondern<br />
verschärfe sie.<br />
Die CDU fordert inihrer neuen<br />
„Wohnraumoffensive“ stattdessen<br />
300 000 neue Wohnungen bis 2035<br />
zu bauen. Um das zu ermöglichen,<br />
sei es nötig, die Bauämter personell<br />
besser auszustatten, mehr<br />
Planstellen in Stadtentwicklungsund<br />
Hochbauämtern zuschaffen,<br />
Planverfahren zu beschleunigen<br />
und die Landesbauordnung zu reduzieren.<br />
Auch das Vergaberecht<br />
müsse entschlackt werden.<br />
Außerdem fordert der Landesverband,<br />
mehr Hochhäuser zu<br />
bauen, so etwa an Verkehrsknotenpunkten<br />
am S-Bahn-Ring und<br />
zum Beispiel Industriebrachen für<br />
Bauflächen zu nutzen.<br />
Das Ziel sei, die Wohneigentumsquote,<br />
die mit fünfzehn Prozent<br />
damit weit unter dem Bundesdurchschnitt<br />
von 52 Prozent<br />
liege, deutlich zu erhöhen. „Wir<br />
haben unendlich Potenziale in<br />
Berlin, anders als viele große Ballungsräume<br />
in Deutschland“,<br />
sagte so der CDU-Politiker.<br />
(BLZ/dpa)
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 20 · F reitag, 24. Januar 2020 13<br />
· ·<br />
·······················································································································································································································································································<br />
Berlin<br />
Alle<br />
Jahre<br />
wieder<br />
Die Grippewelle rollt an. In<br />
Berlin Hunderte erkrankt<br />
Die Grippewelle in Deutschland<br />
hat begonnen –inBerlin sind<br />
bislang Hunderte Menschen erkrankt.<br />
Allein in der vergangenen<br />
Woche wurden 238 Influenza-Fälle<br />
in der Hauptstadt gezählt, wie aus<br />
dem am Donnerstag veröffentlichtenWochenbericht<br />
des Landesamtes<br />
für Gesundheit und Soziales (Lageso)<br />
hervorgeht.<br />
Fünf bis 20 Prozent<br />
In der Woche zuvor waren es demnach<br />
173 nachgewiesene Grippepatienten<br />
gewesen.<br />
Insgesamt wurden seit Saisonbeginn<br />
im vergangenen Herbst 715 Influenza-Meldungen<br />
erfasst. Im Verhältnis<br />
zur Einwohnerzahl sind bisher<br />
Spandau, Pankow und Mitte besonders<br />
betroffen.<br />
Die gemeldeten Fälle zeigen nur<br />
einen Ausschnitt des tatsächlichen<br />
Geschehens: Nach Schätzungen des<br />
Robert-Koch-Instituts (RKI) werden<br />
im Verlauf vonGrippewellen 5bis 20<br />
Prozent der Bevölkerung angesteckt.<br />
Nach Schätzungen gingen zum Beispiel<br />
bei der schweren Grippewelle<br />
im vorletzten Winter bundesweit<br />
neun Millionen Menschen aus diesem<br />
Grund zum Arzt.<br />
Die echte, vom Influenzavirus<br />
ausgelöste Grippe beginnt in der Regel<br />
plötzlich. Zu den typischen Symptomen<br />
zählen Fieber,Husten, Halsschmerzen,<br />
Schnupfen, Gliederund<br />
Kopfschmerzensowie ein allgemeines<br />
Krankheitsgefühl. Neben<br />
milden Verläufen sind auch Komplikationen<br />
möglich, etwa eine Lungenentzündung.<br />
In jedem Fall sollte<br />
bei einem Verdacht auf echte Grippe<br />
umgehend ein Arzt konsultiert werden.<br />
(BLZ/dpa)<br />
Nicht zu verwechseln mit einer Erkältung:<br />
die echte Grippe.<br />
IMAGO IMAGES<br />
VonMelanie Reinsch<br />
Natürlich hat man den<br />
Zugals Reisemöglichkeit<br />
nach Nürnberg gewählt.<br />
Alles andere wäre den<br />
Abgeordneten der SPD-Fraktion sicherlich<br />
auf die Füße gefallen. Es<br />
muss ja auch zusammenpassen,<br />
schließlich soll es bei der traditionellen<br />
Klausurtagung der <strong>Berliner</strong> Genossen<br />
um nichts weniger als den<br />
Klima- und Katastrophenschutz gehen.<br />
Und Autos und Busse sind in<br />
diesen Tagen zu politischen Tretminen<br />
geworden.<br />
Wettbewerb um Klimaschutz<br />
Drei Tage wird es von Freitag bis<br />
Sonntag im nördlichen Bayern um<br />
Themen wie klimagerechte Mobilität<br />
der Zukunft, klimagerechtes<br />
Bauen, Wohnen und Energie gehen.<br />
Denn längst sind Klima und Umwelt<br />
kein grünes Alleinstellungsmerkmal<br />
mehr, auch wenn die Ökopartei<br />
diese Themen als erstes und lange<br />
Zeit quasi allein für sich beanspruchte<br />
– und auch durfte. Aber<br />
spätestens seit Greta Thunberg, der<br />
„Fridays for future“-Bewegung und<br />
dem strittigen Klimapaket der Bundesregierung<br />
müssen die Grünen<br />
ihreUrsprungsthemen hartverteidigen.<br />
Oder anders: Der Wettbewerb<br />
um die besten Ideen –und Leitanträge<br />
und Beschlüsse – rund um<br />
Elektromobilität, bessere Luft, City-<br />
Maut, energetische Sanierung und<br />
Autoverkehr hat in Berlin Fahrt aufgenommen.<br />
Dass die Grünen-Verkehrssenatorin<br />
Regine Günther die<br />
<strong>Berliner</strong> Innenstadt bis 2030 von<br />
Diesel- und Benzin-Fahrzeugen befreien<br />
will, kommt für die Genossen<br />
also zeitlich passend. Zumindest,<br />
was die Themensetzung angeht.<br />
Die Vereinbarkeit von Klimaschutz<br />
mit sozialer Gerechtigkeit,<br />
darum solle es an diesem Wochenende<br />
gehen, sagte der Fraktionsvorsitzende<br />
der SPD,Raed Saleh. Er wird<br />
am Freitag die Auftaktrede halten.<br />
„Beim Thema Ökologie und Nachhaltigkeit<br />
müssen wir in Berlin noch<br />
viel mutiger werden. Wir müssen<br />
neue, viel kreativere Wege gehen“,<br />
sagte er und appellierte an einen klugen<br />
Klimaschutz für die Stadt. Ökologie<br />
und Klimaschutz müsse für die<br />
Menschen bezahlbar bleiben. Dabei<br />
ginge es um Anreize –und nicht um<br />
Verbote. „Wie kann ich denn bitteschön<br />
permanent gegen das Auto<br />
sein, und mich zugleich gegen eine<br />
Verlängerung der U8 ins Märkische<br />
Viertel aussprechen? Hier sind die<br />
Angriffslustig Richtung Bayern<br />
SPD-Fraktion will in Nürnberg über Klima- und Katastrophenschutz sprechen<br />
Die Klimabewegung „Fridays for Future“ hat die Politik unter Druck gesetzt.<br />
„Wie kann ich denn bitteschön<br />
permanent gegen das Auto sein,<br />
und mich zugleich gegen eine<br />
Verlängerung der U8 ins Märkische Viertel<br />
aussprechen? Hier sind die Grünen<br />
genau das Gegenteil von grün.“<br />
Raed Saleh, Fraktionsvorsitzender der SPD<br />
PRITZKULEIT<br />
Grünen genau das Gegenteil von<br />
grün“, sagte Saleh angriffslustig und<br />
gab mit dieser Attacke schon mal<br />
den Ton für die kommenden Tage<br />
vor. Der grüne Koalitionspartner<br />
dürfte die Debatten daher mit Interesse<br />
verfolgen. Die Grünen sehen<br />
den Ausbau der U8 kritisch, weil sie<br />
der Meinung sind, dass man sich mit<br />
zu vielen Projekten verzetteln würde.<br />
Siepriorisieren stattdessen den Ausbau<br />
des Straßenbahnnetzes, weil<br />
dies schneller und günstiger sei.<br />
Daniel Buchholz, umweltpolitischer<br />
Sprecher der SPD, erklärte,<br />
dass man am Wochenende den Spagat<br />
zwischen „sozialer Gerechtigkeit<br />
und Klimaschutz“ schaffen wolle.<br />
Klimaschutz dürfen sich nicht nur<br />
Reiche leisten können. So sollen Geringverdiener<br />
mit Kompensationen<br />
rechnen können –wound wie, das<br />
ließ Buchholz noch offen.<br />
Reformdes Katastrophenschutzes<br />
Am Freitag wird auch Innensenator<br />
Andreas Geisel (SPD) in Nürnberg<br />
zum Thema Katastrophenschutz bei<br />
Umweltereignissen wie Hitze, Dürre<br />
oder Überflutung als Referent sprechen.<br />
Geisel will das Gesetz zum Katastrophenschutz<br />
überarbeiten lassen.<br />
So soll die verpflichtende Zusammenarbeit<br />
mit Kritischen Infrastrukturen<br />
(Kritis) gesetzlich<br />
festgeschrieben werden. Kritis sind<br />
alle Bereiche, die für das Wohlergehen<br />
der Gesellschaft eine bedeutende<br />
Rolle spielen –zum Beispiel<br />
Wasser, Energie oder Telekommunikation.<br />
Zudem will Geisel die Mittel<br />
für Rettungsdienste erhöhen.<br />
Auch der Oberbürgermeister von<br />
Nürnberg, Ulrich Maly, ist eingeladen.<br />
Am Sonnabend werden die<br />
SPD-Politiker das ehemalige Reichsparteitagsgelände<br />
und das Museum<br />
der Nürnberger Prozesse besuchen.<br />
Hier begann am 20. November 1945<br />
im Schwurgerichtssaal des Justizpalastes<br />
der Prozess gegen die Hauptkriegsverbrecher<br />
im Nationalsozialismus.„Gerade<br />
in der jetzigen Situation,<br />
wo immer mehr rassistische,<br />
antisemitische, fremdenfeindliche<br />
Übergriffe geschehen, ist es wichtig,<br />
die deutsche Geschichte zu verstehen.<br />
Nürnberg kann dabei helfen“,<br />
so Saleh. DieStadt stehe für den Aufstieg<br />
und Fall des Nationalsozialismus.<br />
„Für mich als Sozialdemokrat<br />
ist klar: Nie wieder heißt nie wieder.<br />
Wir müssen an einem Berlin und einem<br />
Deutschland von morgen arbeiten,<br />
in dem Gewalt gegen anders<br />
Denkende, anders Fühlende, anders<br />
Liebende keinen Platz hat“, so Saleh.<br />
Klage von<br />
BER-Gegnern<br />
abgewiesen<br />
Erweiterungen der<br />
Kapazität sind rechtmäßig<br />
VonPeter Neumann<br />
AmMontag scheiterten vier Gemeinden<br />
aus dem BER-Umfeld.<br />
Jetzt kassierte auch ein Verband, in<br />
dem sich Gegner des Flughafenstandorts<br />
Schönefeld zusammengeschlossen<br />
haben, eine Niederlage.<br />
Am Donnerstag hat das Oberverwaltungsgericht<br />
Berlin-Brandenburgauch<br />
die zweite Klage gegen die<br />
Erweiterungen des BER abgewiesen<br />
(Aktenzeichen OVG 6A6.18). Damit<br />
sind die zusätzlichen Kapazitäten,<br />
ohne die der neue Flughafen vonAnfang<br />
an zu klein wäre, rechtmäßig.<br />
Der Bürgerverein Brandenburg-<br />
Berlin, kurz BVBB, hatte gegen zwei<br />
Änderungen des Planfeststellungsbeschlusses<br />
für den BER geklagt. Die<br />
27. Änderung ermöglichte es, Rollbahnen<br />
und ein Vorfeld anzulegen,<br />
damit am heutigen Schönefelder<br />
Flughafen bis Ende 2023 weiterhin<br />
Passagiere abgefertigt werden können.<br />
Anders als vom Verein betont,<br />
war keine Umweltverträglichkeitsprüfung<br />
erforderlich, weil „keine erheblichen<br />
nachteiligen Umweltauswirkungen<br />
zu erwarten sind“, urteilte<br />
der Sechste Senat des Gerichts.<br />
Schönefeld darfbis 2023 bleiben<br />
Es gebe nicht mehr Starts und Landungen,<br />
die Rollverkehrewürden lediglich<br />
auf dem Flughafenareal verlagert.<br />
Der Straßenverkehr nähme<br />
nicht zu, weil die Fluggäste zunehmend<br />
den öffentlichen Verkehr nutzen.<br />
Eine einseitige Verlängerungsoption<br />
werde nicht eingeräumt, ein<br />
Weiterbetrieb Schönefelds über 2023<br />
hinaus erfordereaber eine neue Planungsentscheidung,<br />
hieß es.<br />
Die31. Änderung, die den bereits<br />
begonnenen Bau des Terminals T2<br />
ermöglicht, sei ebenfalls nicht zu beanstanden.<br />
Auch hier war es nicht erforderlich,<br />
ein neues Planfeststellungsverfahren<br />
mit Umweltverträglichkeitsprüfung<br />
durchzuführen, so<br />
die Richter. Die Befürchtung der<br />
Bürger, dass die Flughafengesellschaft<br />
nach dem Masterplan BER<br />
2040 im Wege einer „Salamitaktik“<br />
die Kapazität über das zugelassene<br />
Maßhinaus erweitert, sei unbegründet.<br />
In diesem Fall hätten die Betroffenen<br />
einen„einklagbaren Anspruch<br />
auf eine ermessensfehlerfreie Entscheidung<br />
über weitergehende<br />
Schutzmaßnahmen“, so das Gericht.<br />
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14 <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 20 · F reitag, 24. Januar 2020<br />
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Berlin<br />
Ein Verkehrszeichen, das Kraftfahrer gernsehen: Hier darf geparkt werden. Doch in Berlin sollen immer mehr Parkplätze gebührenpflichtig werden.<br />
BERLINER ZEITUNG/ MARKUS WÄCHTER<br />
Teurer parken in Berlin<br />
Im Frühjahr will der Senat die Tarife auf bis zu vier Euro pro Stunde erhöhen. WeitereParkzonen sind vorgesehen –aberder Zeitplan lässt sich wohl nicht halten<br />
VonPeter Neumann<br />
Wer sein Auto in Berlin<br />
auf öffentlichem Straßenland<br />
abstellen will,<br />
muss dafür bald mehr<br />
Geld bezahlen. Die Änderung der<br />
Parkgebührenordnung, die der Senat<br />
im vergangenen Jahr angekündigt<br />
hatte, soll im zweiten Quartal<br />
dieses Jahres beschlossen werden.<br />
Das hat Hartmut Reupke, Abteilungsleiter<br />
in der Senatsverwaltung<br />
für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz,<br />
am Rande einer Veranstaltung<br />
des Deutschen Instituts für Urbanistik<br />
(Difu) angekündigt. „Die<br />
vorerst letzte Erhöhung hatte es 2006<br />
gegeben“, sagte er.Gemessen an anderen<br />
Städten sei das Parken in Berlin<br />
verhältnismäßig preiswert.<br />
Die Gebühren sind unterschiedlich<br />
hoch –jenachdem, wie groß die<br />
Bezirke den Parkdruck einschätzen.<br />
Wo eine Stunde Parken derzeit einen<br />
Euro kostet, werden dann zwei Euro<br />
fällig. Der Zwei-Euro-Tarif wird auf<br />
drei Euro angehoben.Wo wegen großen<br />
Andrangs heute drei Euro pro<br />
Stunde verlangt werden, verteuert<br />
sich das Parken auf vier Euro.<br />
Dass die Parkgebühren steigen,<br />
war absehbar. ImLuftreinhalteplan,<br />
der im vergangenen Jahr verabschiedet<br />
wurde,ist voneiner Anhebung die<br />
Rede. Wenn das Parken Geld kostet,<br />
trage dass dazu bei, dass Autofahrten<br />
reduziert und umweltfreundlichere<br />
Fortbewegungsarten genutzt werden,<br />
heißt es darin. Berlins oberster<br />
Verkehrsplaner Reupke formulierte<br />
es so: „Parkraumbewirtschaftung ist<br />
ein Instrument, um das Verkehrsverhalten<br />
zu ändern“ –und der Atemluft<br />
Belastungen zu ersparen sowie die<br />
Verkehrswende voranzubringen.<br />
Ausländische Gäste wundernsich<br />
„Das Maßnahmenpaket Parkraumbewirtschaftung<br />
sieht die Erhöhung<br />
der Parkgebühren um 20 Prozent für<br />
jede Stufe im Jahr 2019 vor“, heißt es<br />
in dem Masterplan, der die <strong>Berliner</strong><br />
Luft sauberer machen soll. Jetzt<br />
kommt die Gebührensteigerung ein<br />
Jahr später,und sie fällt größer aus.<br />
Für die Difu-Forscherin Uta<br />
Bauer, die sich seit Jahren mit dem<br />
Thema Parken befasst, ist letzteres<br />
kein Problem. „Wenn wir Gäste aus<br />
dem Ausland durch Berlin führen,<br />
finden sie es ziemlich schräg, wie<br />
preiswert das Parken in Berlin ist –<br />
und dass es viele Bereiche selbst in<br />
der Innenstadt gibt, in denen es gar<br />
nichts kostet“, sagte die Geografin.<br />
KÜNFTIG BIS ZU 240 EURO FÜR EINE ANWOHNERVIGNETTE<br />
BilligeHauptstadt: In Berlin<br />
kostet ein Anwohnerparkausweis,<br />
der zwei Jahre gilt,<br />
derzeit noch 20,40 Euro. In<br />
Amsterdam würden pro Jahr<br />
535 Euro, in Stockholm umgerechnet<br />
827 Euro fällig,<br />
so Forscher des Difu.<br />
Momentan werden für 35 Prozent<br />
der Parkplätze innerhalb des <strong>Berliner</strong><br />
S-Bahn-Rings Gebühren fällig.<br />
Der Luftreinhalteplan sieht vor, den<br />
Anteil bis Ende dieses Jahres auf drei<br />
Viertel zu erhöhen. Ende 2023 sollen<br />
es hundert Prozent sein –was laut<br />
Reupke dazu führen würde,dass der<br />
Kraftfahrzeugverkehr um fast zehn<br />
Prozent sinkt und die Stickoxidemissionen<br />
um 6,5 Prozent abnehmen.<br />
Doch schon die 75-Prozent-<br />
Marke, die für Dezember 2020 angepeilt<br />
wird, gilt als ehrgeiziges Ziel.<br />
Die Berichte aus der Verwaltungspraxis,die<br />
Stadträtin Christiane Heiß<br />
Im Bundesrat erfolgreich:<br />
Am Mittwoch nahm ein Unterauschuss<br />
des Bundesrats<br />
den Antrag Berlins an, den<br />
Gebührenrahmen für Bewohnerparkausweise<br />
auszuweiten.<br />
Kommunen sollten mehr<br />
Spielraum bekommen.<br />
Drastische Erhöhung: Derzeit<br />
bewegt sich der Rahmen<br />
zwischen 10,20 und 30,70<br />
Euro pro Jahr.Nachdem Beschluss<br />
im Unterausschuss<br />
StVOdes Bundesrats soll<br />
diese Spanne künftig von<br />
zehn bis 240 Euro reichen.<br />
aus Tempelhof-Schönefeld beisteuerte,<br />
ließen ernsthafte Zweifel aufkommen,<br />
ob es erreichbar ist.<br />
Bisimvergangenen Jahr die Parkzone<br />
55 im Norden des Bezirks in Betrieb<br />
gehen konnte, seien rund drei<br />
Jahre vergangen, teilte die Grünen-<br />
Politikerin mit.Viel Zeit –weshalb sie<br />
und ihr Team den Prozess ein halbes<br />
Jahr lang analysierten. Anhand der<br />
umfangreichen Excel-Tabelle, die<br />
dabei herauskam, wurden Verbesserungsmöglichkeiten<br />
erarbeitet. Ergebnis<br />
war, dass es durchaus Möglichkeiten<br />
gäbe, das Verfahren zügiger<br />
über die Bühne zu bringen.<br />
„Doch auch im besten Fall werden<br />
wir immer noch 24 Monate brauchen“,<br />
gab Heiß zu bedenken.<br />
Nötig sei zudem ein „Bekenntnis<br />
einer Vielzahl von Verwaltungsmitarbeitern“<br />
– in vier Bereichen, die<br />
bereits heute überlastet seien und<br />
für die aufwendige Kooperationen<br />
mit anderen Ämtern nicht an erster<br />
Stelle stünden. Auch würde die Kosten-<br />
und Leistungsrechnung, die<br />
Grundlage für Zahlungen des Senats<br />
an die Bezirkesei,komplexe Projekte<br />
nicht fördern. „Bei ihr geht es um<br />
Standardprodukte in Standardzeiten<br />
zu Standardpreisen“, so Heiß. Das<br />
betreffe auch andere Themen, über<br />
die diskutiert werde: „Die komplexe<br />
Analyse von Unfallschwerpunkten<br />
wirdebenfalls nicht belohnt.“<br />
Die Stadträtin hat kalkuliert, was<br />
es für die Verwaltung bedeuten<br />
würde, wenn in ihrem Bezirk innerhalb<br />
des S-Bahn-Rings das Parken<br />
überall Geld kostet. Derzeit seien<br />
dort mehr als 34 000 Kraftfahrzeuge<br />
gemeldet, wofür voraussichtlich<br />
rund 30 000 Parkvignetten beantragt<br />
würden, sagte Heiß. „Das ist schon<br />
ein Happen, den die Bürgerämter<br />
bewältigen müssten.“ Allein für die<br />
Vignetten wären 20 Mitarbeiter nötig.<br />
Um alle Parkplätzezukontrollieren,<br />
bräuchte das Ordnungsamt<br />
rund 120 Stellen, so die Stadträtin.<br />
„Parken ist ein Thema, das sehr<br />
emotional diskutiert wird“, sagte<br />
Hartmut Reupke. Darum waren in<br />
Berlin Volksentscheide gegen neue<br />
Parkzonen erfolgreich –inCharlottenburg-Wilmersdorf<br />
und Treptow-<br />
Köpenick. Er ließ durchblicken, dass<br />
dies die Ausdehnung der Parkraumbewirtschaftung<br />
behindert.<br />
Lob vonden Anwohnern<br />
Wenn Parkgebühren den Ansturm<br />
auf die Parkplätze verringern, freuten<br />
sich die Anwohner, weil sie bessere<br />
Chancen bekämen, freie Plätze<br />
für ihre Autos zu finden, entgegnete<br />
Heiß. Die Bürger nähmen auch zur<br />
Kenntnis, dass die Kontrollen dazu<br />
führen, dass nicht mehr so oft falsch<br />
geparkt wird. In ihrem Bezirk stießen<br />
die Pläne für weitere Parkzonen jedenfalls<br />
auf „breite Zustimmung“,<br />
berichtete die Stadträtin. „Selten<br />
habe ich so viele lobende Briefe bekommen<br />
wie für die Parkzone 55.“<br />
Peter Neumann<br />
ist gespannt, ob der Plan<br />
des Senats aufgeht.<br />
Männer auf dem Sofa, Frauen aufs Parkett<br />
Bewegung bis ins hohe Alter: Die erste Tanzschule bietet jetzt Kurse für Senioren an, die statt mit einem Partner mit ihrem Rollator die Tanzfläche erobern<br />
VonKerstin Hense<br />
Sie treffen sich einmal wöchentlich<br />
und lassen ihre Hüften zu<br />
Rumba, Wiener Walzer und Cha-<br />
Cha-Cha kreisen. Ihren Tanzpartner<br />
haben diese Damen dabei stets an<br />
ihrer Seite –und er hat keine zwei<br />
Beine, sondern vier Räder. Die Steglitzer<br />
Tanzschule Dieter Keller hat in<br />
ihrer Zweigstelle in Teltoweine neue<br />
Tanzsportart im Programm: den<br />
Rollator-Tanz für Senioren.<br />
Brigitte (83), Bärbel (72), Hannelore<br />
(83) und Carmen (87) sind an<br />
diesem Nachmittag nur zu viert. Bevor<br />
sie zum eigentlichen Tanz starten,<br />
sitzen sie noch bei Kaffee und<br />
TeeamTisch zusammen. Bisher hat<br />
sich kein einziger Mann in ihrer<br />
Runde blicken lassen. „Die Männer<br />
sind nicht so gesellig wie wir Frauen.<br />
Sie sitzen lieber zu Hause vor dem<br />
Fernseher und gehen nirgendwo<br />
mehr hin“, sagt Brigitte –und das<br />
klingt fast ein wenig vorwurfsvoll. Sie<br />
habe jahrelang einen Fuhrbetrieb<br />
geführt, und dorthabe sie gelernt zu<br />
sagen, was sie denke. Doch zu dem<br />
Tanz, den die Damen tanzen wollen,<br />
sind Männer gar nicht zwingend<br />
notwendig –denn getanzt wird hier<br />
mit Rollator.Das hat einen ernsthaften<br />
Hintergrund. „Das Gute ist: Man<br />
verliert dabei die Angst vor dem Gerät“,<br />
sagt Christopher (31). Er leitet<br />
den besonderen Tanzkurs schon seit<br />
Oktober und kommt bei den Seniorinnen<br />
als Lehrer sehr gut an. Die<br />
Teilnehmer duzen sich untereinander,wollen<br />
auch in der <strong>Zeitung</strong> ihren<br />
vollen Namen nicht lesen.<br />
„Der Chris“, so nennen sie ihren<br />
Tanzlehrer, sei „äußerst charmant<br />
und uns zugewandt“, erzählt Hannelore.<br />
Jetzt klatscht er in die Hände.<br />
Die Damen erheben sich von ihren<br />
Plätzen und schieben ihren Rollator<br />
auf das blanke Parkett. Als die Musik<br />
zum Foxtrott einsetzt, fahren sie mit<br />
ihren Gehhilfen zügig im Uhrzeigersinn<br />
im Kreis.„Standardtänzeeignen<br />
sich zu dieser Bewegung sehr gut“,<br />
erklärtChristopher.Erruft mit lauter<br />
Stimme „Hacke, Spitze“ und die<br />
Rentnerinnen wippen im Takt vor<br />
Rollator–Tanzkursmit Tanzlehrer Chris in der Tanzschule Keller in Teltow.<br />
und zurück. Hannelore strahlt. Sie<br />
hat sich für die Tanzstunde extrafein<br />
gemacht, trägt ein langärmeliges rotes<br />
Spitzenoberteil und dazu den<br />
passenden roten Nagellack.<br />
Fast alle Damen haben schon in<br />
jüngeren Jahren gerngetanzt. Siebe-<br />
BERND FRIEDEL<br />
wegen sich trotz ihres höheren Alters<br />
noch sehr anmutig, ihreArmegehen<br />
ganz elegant über den Kopf nach<br />
vorn und die Füße zur Seite. „Ich<br />
habe brasilianische Vorfahren und<br />
die Musik im Blut“, sagt Carmen,<br />
eine kleine Frau mit kurzen grauen<br />
Haaren. Während sie ihren Rollator<br />
schiebt, kreist sie mit ihren Hüften.<br />
Ihre Gesichtszüge wirken entspannt.<br />
Die Rollator-Tänzerinnen sind<br />
beim Walzer angekommen. „Vor<br />
zwei, drei, rück zwei drei und dabei<br />
drehen wir uns“, erklärtChristopher.<br />
Carmen hat sich mit ihrem Rollator<br />
ein wenig von der Gruppe entfernt.<br />
„Achtung, wir warten auf die anderen“,<br />
ermahnt er. „Tanzen hat auch<br />
ein paar Regeln.“ Die Freude steht<br />
trotz allem im Vordergrund. Der<br />
Rollator-Tanz wurde vom Allgemeinen<br />
Deutschen Tanzlehrerverband<br />
(ADTV)entwickelt, damit Menschen<br />
mit eingeschränkter Mobilität, wie<br />
Bärbel, nicht vom gesellschaftlichen<br />
Leben ausgeschlossen sind.<br />
Siekomme auch wegen der sozialen<br />
Kontakte und der Bewegung, sagt<br />
Bärbel. Dass sie heute so flott über<br />
das Parkett fährt, grenzt wohl an ein<br />
Wunder. Zweimal sei sie schon am<br />
Kopf wegen eines Aneurysmas operiert<br />
worden, das letzte Mal habe sie<br />
nur knapp überlebt.„Wenn mir mein<br />
Mann nicht immer wieder Mut gemacht<br />
hätte, hätte ich es wohl nicht<br />
geschafft“, sagt sie. Bärbel hat sogar<br />
drei Gehhilfen zu Hause. „Diesen<br />
hier nehme ich nur zum Ausgehen“,<br />
sagt sieund zeigt stolz auf ihren Rollator.<br />
Nach dem Tanzen schieben die<br />
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Frisch, frech,freundlich: Der<br />
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Seniorinnen ihre Tanzpartner gemeinsam<br />
zur Bushaltestelle. Auch<br />
wenn sie dank der Rollatoren auf<br />
Männer verzichten können –„ein<br />
paar nette Herren im Kurs wären<br />
schon schön“, sagt Bärbel und lacht.<br />
Sie freut sich schon auf nächsten<br />
Montag, 15 Uhr. Dann tanzt sie wieder.Mit<br />
ihrem Rollator.
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 20 · F reitag, 24. Januar 2020 15<br />
· ·<br />
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Berlin<br />
Rosskur<br />
für den<br />
RBB<br />
Sender muss „bittere<br />
Summe“ sparen<br />
Der Rundfunk Berlin-Brandenburg<br />
(RBB) muss sich neu ausrichten<br />
–und deutlich sparen. „Kosmetische<br />
Änderungen“ reichten<br />
nicht mehr aus,umimdigitalen Zeitalter<br />
zu bestehen, sagte Intendantin<br />
Patricia Schlesinger bei der Vorstellung<br />
der Senderpläne für dieses Jahr.<br />
DerRBB stehe damit vorder größten<br />
Herausforderung seit seiner Gründung<br />
2003: Mit geringeren Mitteln<br />
müsse sich der Sender konsequent<br />
den Sehgewohnheiten der jüngeren<br />
Generation anpassen, dabei aber das<br />
traditionelle Programm nicht vernachlässigen.<br />
„Wir müssen uns mittelfristig<br />
komplett neu aufstellen, was Formatierung,<br />
Inhalte und Produktion betrifft“,<br />
sagte Schlesinger und sprach<br />
von Einsparungen von 20Millionen<br />
Euro im Jahr –„eine bittereSumme“,<br />
wie sie sagte. Dies werde auch den<br />
Mitarbeitern tiefgreifende Veränderungen<br />
abverlangen.Wiesich das Angebot<br />
nach unterschiedlichen Plattformen<br />
ausrichten werde, beschrieb<br />
Programmdirektor Jan Schulte-Kellinghaus<br />
am Beispiel von„Chez Krömer“.<br />
Die neue Comedy-Staffel mit<br />
Kurt Krömer startet am 11. Februar<br />
fast gleichzeitig im Fernsehen und<br />
online. Der Sender hatte damit gute<br />
Erfahrungen: Dievier Folgen der ersten<br />
Staffel wurden bisher 1,3 Millionen<br />
Malabgerufen und haben damit<br />
gleich soviele Zuschauer erreicht wie<br />
im traditionellen Fernsehen. Auch die<br />
acht Folgen der neuen Mini-Se<br />
Angesichts dieses Wandels im Medienkonsum<br />
spielt die traditionelle<br />
TV-Quote für Schlesinger eine wichtige,<br />
aber keine entscheidende Rolle.<br />
Es gehe vorallem darum, im Netz auffindbar<br />
zu sein. Podcast-Angebote<br />
und Formate für YouTube sollen im<br />
Angebot etwa der Jugendwelle Fritz<br />
ausgebaut werden. (BLZ)<br />
Intendantin Patricia Schlesinger hat ein<br />
Sparprogramm aufgelegt. BLZ/PAULUS PONIZAK<br />
Sesede Terziyan spielt Kriminalhauptkommissarin Jasmin Sayed. Und dafür braucht sie einen Bootsführerschein.<br />
Sesede Terziyan wundertsich<br />
jetzt auch, dass sich beim<br />
Casting für die neue Serie<br />
„WaPo Berlin“ ihre<br />
Schwimmfähigkeiten keine Rolle gespielt<br />
haben: „Danach ist nicht gefragt<br />
worden.“ Sie ist keine besonders<br />
ausdauernde,schnelle oder elegante<br />
Schwimmerin, aber es dürfte<br />
reichen: „Ich kann mich über Wasser<br />
halten.“ Manchmal werden für<br />
Dreharbeiten besondere Kenntnisse<br />
benötigt, was die angenehme Nebenwirkung<br />
hat, dass man als<br />
Schauspieler in der Arbeitszeit Dinge<br />
tut, mit denen andere ihre Freizeit<br />
verbringen. Diesmal auch: „Wir<br />
durften alle den Bootsführerschein<br />
machen.“ Den haben inzwischen<br />
auch sämtliche Kollegen. Bis auf Sesede<br />
Terziyan, die die Chefin, Kriminalhauptkommissarin<br />
Jasmin<br />
Sayed, spielt: „Ich muss noch nachsitzen.“<br />
Wenn die <strong>Berliner</strong>in, die früher in<br />
Kreuzberg gelebt hat, von dort aber<br />
wegen der Mieten nach Prenzlauer<br />
Berg zog, über ihre neue Arbeit<br />
spricht, gerät sie ins Schwärmen:<br />
„Was ich bei der Wapo so schön<br />
finde, ist die Mischung der Menschen<br />
und Geschichten. Und dass<br />
Die Chefin muss nachsitzen<br />
Die <strong>Berliner</strong>in Sesede Terziyan<br />
ermittelt ab nächster Wocheim<br />
Ersten in einer neuen<br />
Vorabend-Serie<br />
von Andreas Kurtz<br />
ak@andreaskurtz.net<br />
die Stadt vom Wasser aus erzählt<br />
wird.“<br />
Die Beiläufigkeit, in der die Diversität<br />
der WaPo-Besetztung vermittelt<br />
wird, ganz ohne erhobenen<br />
Zeigefinger und politisch hoch korrekten<br />
Vortrag, gefällt der Schauspielerin,<br />
die in Nordenham in Niedersachsen<br />
geboren wurde und<br />
Vorfahren aus Armenien hat. Beider<br />
Serie, die vom 28. Januar an dienstags<br />
um 18.50 Uhr imErsten die Ermittlungen<br />
einer Einheit der Wasserschutzpolizei<br />
zeigt, wurden<br />
Schauspieler mit so genanntem Migrationshintergrund<br />
nicht nach<br />
dem bei anderen Serien immer<br />
noch üblichen Cocktailkirschenprinzip<br />
als Verzierung auf die fertige<br />
Besetzung deutscher Hauptdarsteller<br />
draufgesetzt. Die Wapo ist so<br />
bunt wie Berlin, was aber nicht groß<br />
thematisiertwird:„Das war für mich<br />
einer der ausschlaggebenden<br />
CHRISTIAN SCHULZ<br />
Punkte für diese Arbeit. Außerdem<br />
kann ich in Berlin drehen, bin also<br />
abends zu Hause.“<br />
Abziehbilder statt Menschen mag<br />
sie nicht spielen: „Wenn Rollen klischeebeladen<br />
sind, mache ich das<br />
nicht. Das will ich nicht bedienen.“<br />
Acht Folgen mit ihr als Chefin der<br />
WaPo sind bereits gedreht, weitere<br />
acht hat der Sender schon vor der<br />
Ausstrahlung der ersten Staffel bestellt,<br />
was für ein gewisses Vertrauen<br />
in einen Erfolg spricht. Die neue Serie<br />
beansprucht die 38-Jährige nur<br />
drei Monate pro Jahr:„Es bleibt also<br />
Zeit für das Theater, ich bin nämlich<br />
gern Ensemblemitglied.“ Am 28.<br />
März kann man sie in der Premiere<br />
des neuen Stückes „Berlin Oranienplatz“<br />
am Maxim-Gorki-Theater sehen.<br />
Die Frage, obsie sich vorstellen<br />
kann, bei der „WaPo Berlin“ alt zu<br />
werden, bringt die Schauspielerin<br />
ganz kurzineine Abwehrhaltung: „Je<br />
facettenreicher meine Arbeit ist, um<br />
so besser für mich. Aber mich interessiert<br />
es, Menschen abzuholen.<br />
Wenn ich mit einer Serie wie „WaPo<br />
Berlin„ viele Menschen mit guten<br />
Geschichten erreiche, dann freut<br />
mich das.“<br />
WeShare will<br />
nach Europa<br />
expandieren<br />
VW-Tochter sieht Testlauf<br />
in Berlin als Erfolg<br />
Der Carsharing-Anbieter WeShare<br />
will seine vollelektrischen<br />
Leihwagen in sieben weiteren europäischen<br />
Städten aufstellen. Im<br />
Laufe des Jahres sollen München,<br />
Budapest, Prag, Madrid, Paris und<br />
Mailand dazukommen, wie WeShare-Chef<br />
Philipp Reth sagte. Insgesamt<br />
soll die Elektro-Flotte des Unternehmens<br />
dann aus rund 8400<br />
Fahrzeugen bestehen.<br />
Engpass beim Laden<br />
WeSharehatte sein Angebot im Juni<br />
vergangenen Jahres in Berlin mit<br />
rund 1500 Autos begonnen. In den<br />
nächsten Monaten soll die Flotte in<br />
der Haupstadt auf rund 2000 wachsen.<br />
Das Geschäftsgebiet sei ausgeweitet<br />
worden. In den Randbezirken<br />
Berlins steht das Angebot aber<br />
weiterhin nicht zur Verfügung. „Da<br />
wünschen wir uns auch ein Entgegenkommen<br />
der Stadt“, sagte Reth.<br />
Vorstellbar sei etwa, dass die Stadt<br />
bei den Parkgebühren in der Innenstadt<br />
Abstriche macht. So ließe sich<br />
der Service in den äußeren Gebieten<br />
besser finanzieren.<br />
Ein Engpass sind zudem die Ladestationen.<br />
In Kooperation mit<br />
den zur Schwarz-Gruppe gehörenden<br />
Supermarktketten Lidl und<br />
Kaufland will WeShare insgesamt<br />
140 eigene Ladepunkte in ganz Berlin<br />
aufbauen. In der Stadt selbst stehen<br />
800 öffentliche Stationen zur<br />
Verfügung. Dennoch gilt die Ladeinfrastruktur<br />
nicht nur in Berlin als<br />
mangelhaft.<br />
Das WeShare-Angebot wird von<br />
der hundertprozentigen VW-Tochter<br />
Umibetrieben. Geld verdientVW<br />
mit dem Angebot bislang nicht. Das<br />
soll sich laut Reth in den kommenden<br />
Jahren aber ändern. „Das ist<br />
kein rein strategisches Angebot“,<br />
sagte er. (dpa)<br />
WeShare ist in Berlin gestartet. Nun gehtes<br />
in andere Metropolen.<br />
WE SHARE<br />
BERLIN<br />
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16 <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 20 · F reitag, 24. Januar 2020<br />
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Berlin/Brandenburg<br />
NACHRICHTEN<br />
Einmütigkeit im Kampf<br />
gegen Antisemitismus<br />
In seltener Einigkeit hat sich der<br />
Brandenburger Landtag mit den<br />
Stimmen aller sechs Fraktionen gegen<br />
Antisemitismus und Rassismus<br />
und für mehr Schutz jüdischen Lebens<br />
ausgesprochen. „Der Landtag<br />
stellt sich gegen alle Tendenzen der<br />
Ausgrenzung, der Gewalt, des Hasses<br />
und der Hetze“, heißt es in einem<br />
Antrag der drei Koalitionsfraktionen<br />
vonSPD,CDU und Grünen sowie<br />
der Linken, für den auch AfD und<br />
Freie Wähler stimmten. (dpa)<br />
Land will unabhängige<br />
Anlaufstelle für Heimkinder<br />
Kinder und Jugendliche aus Heimen<br />
sollen eine unabhängige Anlaufstelle<br />
für Sorgen und Missstände bekommen.<br />
DerLandtag beschloss mit<br />
breiter Mehrheit, dass die Landesregierung<br />
ein Konzept für eine Ombudsstelle<br />
erstellen soll, die unabhängig<br />
vonden zuständigen Jugendämternist.<br />
Jugendministerin Britta<br />
Ernst (SPD) sprach sich für ein solches<br />
Konzept aus.„DerKinderschutz<br />
gehörtauch bei der neuen Landesregierung<br />
zu den Schwerpunkten“,<br />
sagte sie.„Wirwollen deshalb Lücken<br />
im Hilfesystem, die wir erkennen,<br />
auch schließen.“ (dpa)<br />
Warnstreik in<br />
Potsdams Schlössern<br />
Miteinem erneuten Warnstreik haben<br />
Mitarbeiter der Schlösserstiftung<br />
für die Aufnahme vonTarifverhandlungen<br />
demonstriert. DasNeue<br />
Palais im Potsdamer Park Sanssouci<br />
und das Schloss Rheinsbergblieben<br />
am Donnerstag geschlossen. Das<br />
Schloss Cecilienhof hatte nur für<br />
Gruppen geöffnet, sagte Stiftungssprecher<br />
Frank Kallensee.Nach Angaben<br />
der Gewerkschaft Verdinahmen<br />
50 Beschäftigte an dem Warnstreik<br />
teil und zogen zur Streikversammlung<br />
vorden Landtag. (dpa)<br />
Internetkriminelle greifen Rathaus an<br />
In Potsdam mussten alle Computersysteme vom Netz genommen werden. Ministerien sind nicht betroffen<br />
VonJens Blankennagel, Potsdam<br />
Sie wollten etwas ganz Alltägliches<br />
erledigen und ihr<br />
neues Auto anmelden, doch<br />
dann standen Dutzende<br />
Leute in Potsdam vorder verschlossenen<br />
Zulassungsstelle. Auch die Bürgerämter<br />
waren am Donnerstag nur<br />
begrenzt einsatzfähig. Leute,die Ausweise<br />
oder Reisepässe beantragen<br />
wollten, wurden wieder nach Hause<br />
geschickt. Auch Baugenehmigungen<br />
konnten nicht bearbeitet werden. Alles<br />
Dinge, bei denen die Stadt übers<br />
Internet mit anderen Behörden hätte<br />
kommunizieren müssen.<br />
DerGrund: DieLandeshauptstadt<br />
ist das Opfer eines großangelegten<br />
Cyberangriffs von Kriminellen geworden,<br />
die versucht haben, sich Zugang<br />
zum Computersystem der<br />
180000-Einwohner-Stadt zu verschaffen.<br />
Schäden in Milliardenhöhe<br />
„Wir haben unsere Systeme aus Sicherheitsgründen<br />
offline gestellt,<br />
weil wir voneiner illegalen Cyber-Attacke<br />
ausgehen müssen“, sagte<br />
Oberbürgermeister Mike Schubert<br />
(SPD). „Wir arbeiten mit Hochdruck<br />
daran, dass die betroffenen Systeme<br />
der Verwaltung baldmöglichst wieder<br />
eingeschaltet werden und wir<br />
wieder sicher arbeiten können.“<br />
Potsdam ist nicht das einzige Ziel.<br />
So nahm am Donnerstag auch die<br />
Stadtverwaltung von Stahnsdorf<br />
(Potsdam-Mittelmark) ihr System<br />
vomNetz. DieLandesregierung blieb<br />
offenbar verschont. „Ich möchte betonen,<br />
dass das Landesverwaltungsnetz<br />
nicht betroffen ist“, sagte Andreas<br />
Carl, Sprecher des Innenministeriums.„DieSicherheit<br />
war und ist gewährleistet<br />
und war nie durch die in<br />
Rede stehende Schwachstelle der<br />
Herstellersoftwaregefährdet.“<br />
Die Gefährdungslage werde als<br />
andauernd hoch eingeschätzt. Die<br />
Kommunen können sich beim Land<br />
über aktuelle Schwachstellenwarnungen<br />
frühzeitig informieren.<br />
Internet –unendliche Weiten und unendliche Möglichkeiten für Kriminelle.<br />
Täter: Oft verschlüsseln Cyberkriminelle<br />
fremde Daten,<br />
um dann Lösegeld für deren<br />
Entsperrung zu verlangen.<br />
Doch die Betroffenen können<br />
nicht darauf vertrauen,<br />
bei Zahlung wieder Zugang<br />
zu den Daten zu bekommen.<br />
ERPRESSUNG IM INTERNET<br />
Studie: Laut einer am Donnerstag<br />
veröffentlichten Studie<br />
der US-Sicherheitsfirma<br />
Proofpoint entschieden sich<br />
33 Prozent der voneiner solchen<br />
Ransomware Infizierten<br />
dafür,das geforderte Lösegeld<br />
zu zahlen.<br />
DPA/GOLLNOW<br />
Zugriff: Doch etwa jeder<br />
Fünfte (22 Prozent) erhielt<br />
trotzdem keinen Zugriff auf<br />
die Daten. Neun Prozent<br />
sagten, sie seien nach der<br />
Zahlung außerdem mit weiteren<br />
Forderungen der Erpresser<br />
konfrontiertworden.<br />
Im Oktober 2019 musste das <strong>Berliner</strong><br />
Kammergericht nach einer Cyber-Attacke<br />
die Verbindung zum Internet<br />
kappen. Im Dezember war die<br />
Stadtverwaltung im hessischen Bad<br />
Homburg betroffen. Vor zwei Wochen<br />
traf es dann die UniGießen.<br />
Nach Angaben des Bundeskriminalamtes<br />
stieg die Zahl der Cyber-Attacken<br />
2018 um 1,3 Prozent auf<br />
87 000. Dies sind nur die bekannt gewordenen<br />
Fälle. Experten gehen davon<br />
aus, dass die Dunkelziffer sehr<br />
groß ist, weil viele die Angriffe nicht<br />
bemerken oder Firmen sie nicht anzeigen,<br />
damit der Schaden nicht bekannt<br />
wird.<br />
Der Digitalverband Bitkom geht<br />
davon aus, dass die Attacken seit<br />
zwei Jahren noch einmal massiv zugenommen<br />
haben. „Der Industrie ist<br />
durch Sabotage, Datendiebstahl<br />
oder Spionage in den vergangenen<br />
zwei Jahren ein Gesamtschaden von<br />
43,4 Milliarden Euro entstanden.“<br />
Vermehrte Aktivitäten der Hacker<br />
Die Potsdamer Stadtverwaltung hat<br />
nun zusätzliche IT-Forensiker und<br />
Sicherheitsexperten geholt, die alle<br />
Computersysteme prüfen. Stadtsprecher<br />
Jan Brunzlow sagte, dass<br />
die Stadt in der Vorwoche Hinweise<br />
bekam, dass es eine Sicherheitslücke<br />
beim Citrix-Programm gibt. Das ist<br />
eine Art Schnittstelle zwischen dem<br />
internen System und der Internetwelt.<br />
Vonden 2500 Mitarbeitern der<br />
Stadt haben 425 einen solchen Zugang.<br />
„Das Programm ist eine ArtTor<br />
in unser internes System“, sagte<br />
Brunzlow. Als es dort amMittwoch<br />
verstärkte Hackeraktivitäten gab,<br />
habe man das System vom Netz genommen.<br />
„Derzeit gehen wir davon<br />
aus, dass es den Kriminellen nicht<br />
gelungen ist, personenbezogene Daten<br />
vonunseren System zu stehlen.“<br />
Wie lange die Überprüfung des<br />
Systems noch dauert, ist unklar. Die<br />
Herstellerfirma wolle bis Ende Januar<br />
eine aktualisierte Fassung ohne<br />
die bisherigen Sicherheitsmängel<br />
zur Aktualisierung bereitstellen.<br />
Tesla-Factory:<br />
Offener Brief<br />
an Woidke<br />
Nabu fordert Steuerung der<br />
Folgen durch die Regierung<br />
VonJens Blankennagel, Potsdam<br />
Wegen der anstehenden Ansiedlung<br />
der sogenannten Gigafactorydes<br />
US-Elektroautobauers Tesla<br />
hat sich nun der Naturschutzbund<br />
(Nabu) mit einem Offenen Brief an<br />
Brandenburgs Ministerpräsidenten<br />
Dietmar Woidke (SPD) gewandt. Die<br />
Naturschutzorganisation fürchtet<br />
massive Auswirkung auf die Region<br />
rund um den Standort Grünheide<br />
und fordert die Regierung auf, die<br />
absehbaren „Folgewirkungen“ der<br />
Ansiedlung zu bearbeitet und zu<br />
steuern. Nabu-Landeschef Friedhelm<br />
Schmitz-Jersch schreibt, es<br />
seien erhebliche Verkehrsbelastung<br />
und Zuzug zu erwarten. Für die Bürgerinnen<br />
und Bürger sei nicht sichtbar,<br />
wie die zu erwartenden Auswirkungen<br />
angegangen und gesteuert<br />
werden. „Die Menschen in der Region<br />
wollen aber wissen, welche Folgen<br />
die Ansiedlung auf ihre Lebensverhältnisse<br />
hat“, heißt es.<br />
Der Tesla-Konzern will bei Grünheide<br />
für vier Milliarden Euro seine<br />
erste europäische Fabrik bauen, bis<br />
zu 9000 Arbeitsplätze schaffen und<br />
500 000 Elektroautos proJahr bauen.<br />
DerLandtag hat den Verkauf des bislang<br />
landeseignen Grundstücks für<br />
41 Millionen Euro zugestimmt, auch<br />
der Tesla-Vorstand hat am Wochenende<br />
dem Deal zugestimmt.<br />
Der Nabu hebt hervor, dass die<br />
Region als „Landschaftsschutzgebiet<br />
Müggelspree-Löcknitzer Wald- und<br />
Seengebiet“ großflächig geschützt<br />
sei.„Wir forderndeshalb,dass für die<br />
Steuerung der weiteren Entwicklung<br />
eine interministerielle Arbeitsgruppe<br />
gebildet wird“, sagte<br />
Schmitz-Jersch. Der politische Gestaltungswille<br />
der Regierung müsse<br />
sich in der Steuerung der Folgewirkungen<br />
im Interesse der dort lebenden<br />
Menschen zeigen.<br />
BEKANNTMACHUNGEN<br />
Beteiligung der Öffentlichkeit an der Bauleitplanung<br />
Bezirk Treptow-Köpenick<br />
Frühzeitige Beteiligung der Öffentlichkeit,<br />
§3Abs. 1Baugesetzbuch<br />
Ortsteil Altglienicke<br />
Bebauungsplan 9-68<br />
(Geltungsbereich vgl. nebenstehenden Planausschnitt)<br />
Ziel/Zweck: Entwicklung eines allgemeinen Wohngebietes mit<br />
öffentlichen Grünflächen sowie einem öffentlichen Kinderspielplatz.<br />
Ortsteil Niederschöneweide<br />
Bebauungsplan 9-72<br />
(Geltungsbereich vgl. nebenstehenden Planausschnitt)<br />
Ziel/Zweck: Entwicklung des denkmalgeschützten Areals als Kernund<br />
Gewerbegebiet mit Ufergrünzug.<br />
Sie können die Pläne und Entwürfe einsehen und nach Erläuterung<br />
der Ziele,Zwecke und Auswirkungen der PlanungÄußerungendazu<br />
abgeben. Das Anhörungsergebnis wird indie weitere Planung einfließen.<br />
Zeit: vom 27. Januar 2020 bis einschließlich 7. Februar 2020<br />
Montag bis Mittwoch von 8.00 Uhr bis 16.00 Uhr, Donnerstag<br />
von 9.00 Uhr bis 18.00 Uhr, Freitag von 8.00 Uhr bis 14.00 Uhr<br />
sowie nach telefonischer Vereinbarung<br />
Ort: Bezirksamt Treptow-Köpenick, Abt. Bauen, Stadtentwicklung und öffentliche Ordnung, Stadtentwicklungsamt,<br />
Fachbereich Stadtplanung, Rathaus Köpenick, Alt-Köpenick 21, 12555 Berlin,<br />
Flurbereich zwischen Zimmer 131/132, Tel. Nr. 030/90297-2383, 2266<br />
Die Unterlagen können während der o.g. Beteiligungsfrist im Internet eingesehen werden:<br />
Bebauungsplan 9-68: https://www.berlin.de/ba-treptow-koepenick/politik-und-verwaltung/aemter/<br />
stadtentwicklungsamt/bebauungsplaene/bebauungsplan.883048.php<br />
Bebauungsplan 9-72: https://www.berlin.de/ba-treptow-koepenick/politik-und-verwaltung/aemter/<br />
stadtentwicklungsamt/bebauungsplaene/bebauungsplan.883055.php sowie unter: www.mein.berlin.de<br />
TRAUERANZEIGEN<br />
AN- UND VERKÄUFE<br />
Zum einjährigen Todestag<br />
Johanna Kluge<br />
*25.12.1927 †24.01.2019<br />
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Richter, 01705009959<br />
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wurde von Experten geschrieben!<br />
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<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 20 · F reitag, 24. Januar 2020 17<br />
· ·<br />
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Gesundheit<br />
Kälte, die guttut<br />
Extreme Minus-Temperaturen können Patienten mit entzündlichem Gelenkrheuma helfen. Berlins kälteste Orte dafür liegen am Wannsee und in Lichtenberg<br />
VonMichael Timm<br />
Die Temperatur liegt bei Minus 86 Grad. Das hält niemand lange aus –auch nicht, wenn es hilft.<br />
Zur Badekleidung tragen sie<br />
Mütze, Schal, Handschuhe<br />
und dicke Socken. Das Gesicht<br />
ist durch eine Maske<br />
geschützt, wie sie sonst nur Chirurgen<br />
im OP anlegen. Dann öffnet sich<br />
die Kühlschranktür.Kältewolken wabern<br />
über den Boden. Jetzt ein paar<br />
mutige Schritte: Und schon stehen<br />
die Patienten in sibirischer Kälte.<br />
Frank Ruppenthal schließt hinter ihnen<br />
schnell die schwereStahltür.<br />
Jeden Morgen bricht am Wannsee<br />
die Eiszeit an. Dort, wo die Patienten<br />
im Badeanzug jetzt von einem Fuß<br />
auf den anderen treten, fällt das Thermometer<br />
auf minus 60 Grad. Das ist<br />
so kalt wie Sibirien im Winter. Doch<br />
die Tiefkühlzelle ist nur der Vorraum.<br />
30 Sekunden später öffnet sich eine<br />
zweite Tür. Jetzt kommt die eigentliche<br />
Kältekammer.Vier Quadratmeter<br />
ist sie groß. Hier herrschen eisige<br />
Temperaturen wie im Weltraum: 110<br />
Grad minus! Willkommen in Berlins<br />
ungewöhnlichster Rheuma-Station.<br />
Willkommen in der Wannseer Kältekammer.<br />
Sie steht im Immanuel-Krankenhaus<br />
an der Königstrasse. Bei minus<br />
110 Grad gefriert hier sogar der<br />
Schmerz. Das ist der Sinn der Kältetherapie.<br />
„Die meisten unserer Patienten<br />
leiden an entzündlichem Gelenkrheuma<br />
oder an rheumatischen<br />
Krankheiten wie Bechterew und Psoriasis-Arthritis“,<br />
erklärt Frank Ruppenthal.<br />
Der leitende Physiotherapeut<br />
ist für die Therapie in der Kältekammer<br />
zuständig. Täglich schleust<br />
er bis zu hundert Patientinnen und<br />
Patienten in kleinen Gruppen durch<br />
den arktischen Kälteschock. DerAufenthalt<br />
in derTiefkühlkammer dauert<br />
aber nur höchstens drei Minuten. In<br />
dieser Zeit heißt es, ständig in Bewegung<br />
zu bleiben. Dann ist der Ausflug<br />
schon wieder beendet. Ein angenehmes<br />
Wärmegefühl macht sich breit,<br />
sobald man sie wieder verlässt. Das<br />
Wichtigste aber: Die Schmerzen sind<br />
nahezu weg. Oder haben wenigstens<br />
vorübergehend abgenommen. Denn<br />
nach der Kältebehandlung können<br />
die Rheumatiker ihre kranken Gelenke<br />
plötzlich wieder viel besser bewegen.<br />
Sie gehen dann gleich zur<br />
Krankengymnastik und machen<br />
Übungen, die sonst wegen der<br />
Schmerzen gar nicht möglich wären.<br />
Auf diese Weise erhalten sie ihre Gelenke<br />
trotz Rheuma einigermaßen<br />
beweglich. In der Regel sind mindestens<br />
zehn Anwendungen erforderlich,<br />
um eine spürbare und anhaltendeWirkung<br />
zu erzielen.<br />
Die Haut kühlt sich demnach auf<br />
etwa acht Grad Celsius ab.„Die Körpertemperatur<br />
bleibt aber während<br />
dieser drei Minuten in der Regel stabil“,<br />
sagt Chefarzt Andreas Krause,<br />
der die Abteilung für Rheumatologie<br />
am Immanuel-Krankenhaus Berlin<br />
leitet. „Die Kältereize verdrängen<br />
hier den Schmerzreiz.“ Durch die<br />
ZB<br />
Kälte sollen schmerz- und entzündungshemmende<br />
Mechanismen in<br />
Gang gesetzt werden.<br />
„Unsere Behandlung löst mehrere<br />
entzündungshemmende Mechanismen<br />
aus“, sagt Frank Ruppenthal.<br />
„Die Schmerzweiterleitung aus<br />
den Gelenken wird gebremst. Das<br />
Blut fließt verstärkt in das Innereder<br />
Muskulatur, die dadurch mehr Sauerstoff<br />
und Nährstoffe erhält. Unsere<br />
Erfahrungen haben gezeigt, dass wir<br />
95 Prozent der Schmerzpatienten<br />
mit der Kältetherapie helfen können.“<br />
Die Kältetherapie schafft nicht<br />
nur ein deutlich verbessertes Lebensgefühl<br />
für die Betroffenen, sondernhilft<br />
auch, schmerzlösende und<br />
entzündungshemmende Medikamente<br />
(Antirheumatika) einzusparen.<br />
Viele Menschen berichten, dass<br />
sie sich nach ihrem ersten Kälteerlebnis<br />
viel freier bewegen können.<br />
Die Ganzkörperkältetherapie steigert<br />
die Leistungsfähigkeit und verbessertdas<br />
Allgemeinbefinden.<br />
Diese Möglichkeit möchte Chefarzt<br />
Andreas Krause möglichst vielen<br />
seiner Patienten bieten. Der Spezialist<br />
leitet die Abteilung für Rheumatologie<br />
am Immanuel-Krankenhaus<br />
Berlin. Dazu gehört auch eine<br />
Rheuma-Tagesklinik. Dafür braucht<br />
man allerdings eine Einweisung vom<br />
Arzt und eine Kostenübernahmeerklärung<br />
der Krankenkasse für eine<br />
teilstationäreBehandlung. Auch ambulante<br />
Patienten sind willkommen,<br />
die die Kosten jedoch selbst tragen<br />
müssen.<br />
Berlin im Herzen.<br />
Und auf dem Handy<br />
SO SCHREIBT MAN BERLIN.<br />
app-berliner-zeitung.de
18 <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 20 · F reitag, 24. Januar 2020<br />
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Lokalsport<br />
Der große Stratege hinter den Pferden<br />
Der in Berlin lebende Heinz Wewering hat den deutschen Trabrennsport wie kein zweiter dominiert. In der nächsten Woche wird er 70 Jahre alt<br />
VonHarry Nutt<br />
Es gibt nur wenige, die ihre<br />
Sportart über einen so langen<br />
Zeitraum geprägt haben<br />
wie Heinz Wewering.<br />
Diestatistischen Daten sprengen dabei<br />
alle Dimensionen einer Randsportart,<br />
die der Trabrennsport trotz<br />
ambitionierter Versuche, das zu ändern,<br />
immer geblieben ist.<br />
Von1977 an war Heinz Wewering<br />
28 Maldeutscher Champion der Berufsfahrer<br />
und 29 Malder beste Trainer<br />
seiner Zunft. Er gewann vier Europa-<br />
und zwei Weltmeistertitel, und<br />
im Jahre 2003 stellte er mit seinem<br />
14 899. Lebenssieg den bis dahin<br />
gültigen Weltrekord auf. Erst im Jahr<br />
2014 wurde er vondem US-Amerikaner<br />
Dave Palone übertroffen. Immer<br />
zu gewinnen schien ein halbes Leben<br />
lang das Programm des ansonsten<br />
eher zurückhaltenden Westfalen<br />
zu sein.<br />
Der 1950 in Münster-Albachten<br />
geborene Heinz Wewering wollte ursprünglich<br />
nicht zu den Trabern. Irgendwas<br />
mit Pferden, das schon. Also<br />
begann er, mit reichlich Ehrgeiz und<br />
Einfühlungsvermögen für die sensiblen<br />
Tiere ausgestattet, als Jockey im<br />
Galopprennsport, musste nach kurzer<br />
Zeit aber einsehen, dass er dafür<br />
eigentlich zu groß gewachsen war.<br />
Gespür für die Fahrleine<br />
WasGröße im Pferdesportbedeutet,<br />
hat in Europa später kaum jemand<br />
so nachhaltig definiert wie Heinz<br />
Wewering. Er ist bis heute das Gesicht<br />
des deutschen Trabrennsports,<br />
an Bekanntheit und Beliebtheit<br />
folgte er ganz unmittelbar auf Johannes<br />
„Hänschen“ Frömming, der in<br />
der Nachkriegszeit den Trabrennsport<br />
beinahe im Alleingang repräsentierthat.<br />
In seiner Karriere, die in den 70er-<br />
Jahren so richtig an Fahrt aufnahm,<br />
kam Wewering zweifellos zu Gute,<br />
dass er buchstäblich in die Blütezeit<br />
des Trabrennsports hineingewachsen<br />
war. Seine stärkste Phase an Popularität<br />
und wirtschaftlicher Bedeutung<br />
erreichte der Pferdesport<br />
mit dem ungewöhnlichen Sulky als<br />
Fahrgerät in den späten 80er-Jahren,<br />
und Heinz Wewering wusste den<br />
Aufschwung geschickt für sich zu<br />
nutzen. Zum vorhandenen Gespür<br />
für die Fahrleine stellte er ein bis dahin<br />
in Deutschland kaum bekanntes<br />
Organisationstalent unter Beweis.<br />
Heinz Wewering fuhr über drei Jahrzehnte<br />
an mehr als 350 Tagen im Jahr<br />
Heinz Wewering in der Pose, die ihn berühmt gemacht hat: konzentrierter Blick und viel Gefühl in den Fingern.<br />
Rennen. Er gewann oft ein halbes<br />
Dutzend proTag und sammelte Prämien<br />
in Millionenhöhe für seine verschiedenen<br />
Pferdebesitzer.Die hohe<br />
Frequenz an Veranstaltungen und<br />
Rennen war natürlich eine wichtige<br />
Grundlage für den überwältigenden<br />
Erfolg in diesen Jahren, aber Heinz<br />
Wewering verfügte zudem über die<br />
Begabung, die Chancen auch zu erkennen<br />
und zu nutzen.<br />
Pferdesportler,die erfolgreich sein<br />
wollen, müssen auch gute Unternehmer<br />
sein. In seiner Hochphase hatte<br />
Heinz Wewering auf seiner Trainingsanlage<br />
in Bladenhorst bei Recklinghausen<br />
mehr als 200 Pferde im Stall.<br />
Er beschäftigte zu dieser Zeit mehrere<br />
ausgebildete Trainer und der gute<br />
Geist am Geläuf war dabei sein erster<br />
Stallmann Heinz Mletzko – wegen<br />
seiner ausgeblichenen Haarfarbe<br />
„der Weiße“ genannt –bei dem in der<br />
Vorbereitung der Pferde alle Fäden<br />
zusammenliefen.<br />
28<br />
Mal war<br />
Heinz Wewering<br />
deutscher Champion der<br />
Berufsfahrer.<br />
Aus dem wie geschmiert laufenden<br />
Betrieb gingen große Sieger hervor,<br />
allen vorandie Wunderstute Babesia<br />
aus dem Gestüt Forstwald bei<br />
Mönchengladbach und Diamond<br />
Wayaus der Zucht von Springsport-<br />
Olympiasieger Alwin Schockemöhle,<br />
der Wewering auch den dritten von<br />
insgesamt acht Fahrer-Siegen im<br />
DIE REKORDE<br />
16 912<br />
Siegestehen derzeit auf<br />
dem Konto des ehemaligen<br />
Weltmeisters. Weitere werden<br />
hinzukommen.<br />
707<br />
Siege<br />
erzielte Wewering<br />
allein 1983.<br />
Das war Weltrekord.<br />
Deutschen Traberderby in Berlin-<br />
Mariendorf bescherte, noch immer<br />
der wichtigste Gradmesser für den<br />
Erfolg im Trabrennsport.<br />
Denersten Derbysieg fuhr er 1981<br />
mit dem dreijährigen Hengst Noble<br />
Stardom heraus und läutete damit<br />
endgültig die ÄraWewering im Trabrennsportein.<br />
IMAGO<br />
Menschliche Größe jedoch bewies<br />
Heinz Wewering gerade auch in<br />
den Momenten, als es plötzlich nicht<br />
mehr ganz so rund lief in seiner Karriere.<br />
Er,der kühle Rechner und Perfektionist,<br />
war Mitte der 2000er-<br />
Jahre in eine Steueraffäre geraten,<br />
die ihn deutlich kürzer treten ließ<br />
und sogar dazu zwang, sein sportliches<br />
Glück in Italien zu versuchen.<br />
Der Versuch, mit eigenen Deckhengsten<br />
im Zuchtgeschäft Fuß zu<br />
fassen, verlief eher glücklos.<br />
Als Wewering aus Italien zurückkehrte<br />
und wechselnde Engagements<br />
als Privattrainer annahm,<br />
hatte er zwar vorübergehend seine<br />
unternehmerische Selbstständigkeit<br />
verloren, nicht aber seine Intuition,<br />
im Rennen günstige Passagen zu finden<br />
und diese auch zu nutzen.<br />
Sehr viel beeindruckender aber<br />
war, wie es Heinz Wewering gelang,<br />
sich auch in der Phase der Stagnation<br />
seine Würde als fairer Sportler<br />
zu bewahren. Und obwohl nun andere<br />
den Goldhelm als Trophäe des<br />
erfolgreichsten Piloten trugen, der<br />
doch über fast drei Jahrzehnte unverwechselbar<br />
sein Markenzeichen<br />
gewesen war, hat ihm die abrupte<br />
Wachablösung nie den Spaß und die<br />
Leidenschaft geraubt. Und zur Befriedigung<br />
seiner Lust aufs Siegen<br />
und Gewinnen reichte es natürlich<br />
immer noch.<br />
Nicht selten sind Traberleute<br />
auch Hitzköpfe, Heinz Wewering<br />
aber verknüpft Routineund Geistesgegenwart<br />
mit einer natürlichen<br />
Klugheit, die ihn noch immer als<br />
wichtigsten Vertreter seines Sports<br />
erscheinen lassen.<br />
EinRennsportnomade<br />
Seinen letzten Sieg im Deutschen<br />
Traberderby erzielte er mit dem Außenseiter<br />
Unikum bereits im Jahr<br />
2010, aber jedes Jahr ist HeinzWewering<br />
wieder aufs Neue mitaussichtsreichen<br />
Kandidaten aus seiner Obhut<br />
vertreten oder als verlässlicher<br />
Catchdriver für andere Rennställe<br />
gefragt. Für junge Kollegen ist seine<br />
nie nachlassende Selbstdisziplin ein<br />
Ansporn und die alten schätzen ihn<br />
als angenehmen Zeitgenossen und<br />
Gesprächspartner, obwohl er ihnen<br />
über viele Jahre aus rein sportlichen<br />
Gründen sehr oft das Nachsehen gegeben<br />
hat.<br />
Ein Familienmensch war der<br />
Rennsportnomade Heinz Wewering,<br />
der seine Zelte seit einigen Jahren in<br />
Berlin aufgeschlagen hat, nie. Die<br />
Begeisterung für den Sport hat er<br />
dennoch an seine Kinder Oliver und<br />
Marie-Charlott weitergegeben, die<br />
selbst überaus erfolgreich Rennen<br />
bestritten oder es noch tun. 1999<br />
trug sich Oliver Wewering mit dem<br />
Hengst German Titan ebenfalls in<br />
die begehrte Liste der Derby-Gewinner<br />
ein.<br />
Wo und wie Heinz Wewering am<br />
28. Januar seinen 70. Geburtstag feiern<br />
wird, ist natürlich Privatsache.<br />
Aber wer ihm gratulieren will, kann<br />
das mit einiger Sicherheit nachträglich<br />
im Teehaus der Trabrennbahn<br />
Mariendorf tun, wenn er dort die<br />
Übertragungen der großen Rennen<br />
des Wintermeetings von Paris-Vincennes<br />
beobachtet, um auf dem<br />
Laufenden zu bleiben.<br />
Harry Nutt<br />
hat nicht alle, aber sehr vieleWewering-Siegegesehen.<br />
„Das ist 100 Prozent Inklusion“<br />
Der langjährige Bahnsprinter Robert Förstemann ist zum Para-Cycling gewechselt. Zusammen mit seinem Partner Kai Kruse will er bei den Six Days Berlin einen Rekord knacken<br />
VonPeter Kirnich<br />
Wie sich die Zeiten ändern:„Früher<br />
habe ich mich auf Weltmeisterschaften<br />
im Trainingslager in<br />
Kapstadt vorbereitet“, erzählt Robert<br />
Förstemann, seit mehr als 15 Jahren<br />
einer der besten Bahnradsprinter<br />
der Welt. Sich schinden im Schatten<br />
des berühmten Tafelberges, das<br />
hatte was.Und heute?„Heute bereite<br />
ich mich in Frankfurt (Oder) auf die<br />
Saison-Höhepunkte vor“, sagt der<br />
33-jährige <strong>Berliner</strong> und kann sich ein<br />
breites Grinsen nicht verkneifen.<br />
Schließlich hat er es so gewollt.<br />
„Nach so vielen Jahren Einzelkämpfer<br />
habe ich nach einer neuen Herausforderung<br />
gesucht“, sagt er.<br />
Er fand sie im Paracycling, als<br />
Tandem-Pilot für den sehbehinderten<br />
KaiKruse.Beide kannten sich bereits<br />
von gemeinsamen Trainingsstunden.<br />
Als Kruse und sein erster<br />
Tandem-Partner Stefan Nimke sich<br />
im Vorjahr getrennt hatten, suchte<br />
Kruse nach einem neuen Partner.Da<br />
passte es gut, dass Förstemann sich<br />
gerade sportlich verändern wollte.<br />
„Ich war sofort begeistert von der<br />
Idee,mit Kaiein Team zu bilden.“<br />
Kruse hatte als dreijähriges Kind<br />
bei einem Unfall einen Großteil seiner<br />
Sehfähigkeit verloren. Mit neun<br />
Jahren begann der sportbegeisterte<br />
Junge mit dem Rudern. Im Mixed-<br />
Vierer gewann er bei den Paralympics<br />
2012 in London die Silbermedaille.<br />
Vier Jahre später gelang ihm<br />
ein ähnliches Kunststück, doch diesmal<br />
nicht im Wasser sondernauf der<br />
Radrennbahn. Gemeinsam mit Stefan<br />
Nimke gewann er die Bronzemedaille<br />
über 1000 Meter Zeitfahren<br />
auf dem Tandem. „Ich habe nach der<br />
Trennung von Stefan lange gesucht,<br />
wer zumir passen könnte. Mit Robertläuft<br />
es perfekt.“<br />
Die Ketten gesprengt<br />
Seit einem Jahr fahren die beiden<br />
jetzt zusammen. An die urwüchsige<br />
Kraft seines neuen Partners musste<br />
sich Kruse jedoch erst gewöhnen.<br />
„Wenn Robertantritt, dann steckt da<br />
unheimlich viel Power hinter“, berichtet<br />
Kruse. „Kai hat sich am Anfang<br />
immer dermaßen in seinen<br />
Lenker verkrampft, dass ich die Spur<br />
gar nicht richtig halten konnte“, erinnert<br />
sich dagegen Förstemann an<br />
ihre ersten Fahrten. „Aber ein<br />
Schnelles Tandem: RobertFörstemann (vorne), Kai Kruse.<br />
schneller Antritt ist eben wichtig, gerade<br />
mit dem Tandem“, erklärt er.<br />
„Das sind immerhin rund 200 Kilogramm<br />
Gewicht zusammen mit uns<br />
beiden. Werdie am schnellsten ins<br />
Rollen bringt, hat viele Vorteile.“<br />
Klar, dass das einer sagt, der über<br />
viele Jahre die deutsche Auswahl im<br />
Teamsprint anfuhr und mit ihr 2012<br />
bei den Olympischen Spielen in London<br />
Bronze gewann. Für Kruse aber<br />
war es nicht so leicht, sich daran zu<br />
IMAGO IMAGES<br />
gewöhnen,„zumal es hin und wieder<br />
durch die Wucht des Anfahrens<br />
mächtig krachte“, wie er berichtet.<br />
Malhatten sie „die Kette gesprengt“,<br />
mal knallte es vorn, mal hinten. „Ich<br />
musste Kaidann immer beruhigen“,<br />
sagt Förstemann. Etwa mit Argumenten<br />
wie diesen: „Ein bisschen<br />
Wahnsinn gehört eben dazu.“ Das<br />
waren die Anfänge.<br />
Inzwischen wurde ihr Tandem<br />
unter anderem vonden Experten des<br />
Instituts für Forschung und Entwicklung<br />
von Sportgeräten (FES) noch<br />
einmal auseinandergenommen und<br />
überarbeitet. Kette, Ritzel, Speichen<br />
und vieles mehr wurden ausgebessert,<br />
das ganzeTandem deutlich stabiler<br />
gestaltet und speziell an die beiden<br />
Radsprinter angepasst.<br />
Vorbereitung auf Paralympics<br />
Nun kann die neue Saison starten.<br />
Für dieses Jahr hat sich das Duo viel<br />
vorgenommen. In einigen Tagen<br />
wollen sie bei der Weltmeisterschaft<br />
in Kanada zu den Besten gehören,<br />
und im August dann möglichst bei<br />
den Paralympics über 1000 Meter<br />
Zeitfahren zu den Medaillen greifen.<br />
Doch bevor es nach Kanada geht,<br />
wollen sie sich und ihr neues Tandem<br />
bei den <strong>Berliner</strong> Sixdays noch<br />
einmal testen. Nichteinfach so.„Wir<br />
wollen im Velodrom einen neuen<br />
deutschen Rekord mit dem Tandem<br />
über 1000 Meter aufstellen“, sagt<br />
Förstemann. Dazu müssten sie die<br />
vier Runden am Freitag unter 61,6<br />
Sekunden fahren. „Das ist möglich“,<br />
glauben beide.<br />
Es hat den Anschein, dass beide<br />
sehr fit sind.„Vom Trainingsaufwand<br />
hat sich kaum etwas geändert“, sagt<br />
Förstemann. Einziger Unterschied:<br />
Er müsse sich jetzt nicht mehr alleine<br />
schinden, sondern für ihr gemeinsames<br />
Ziel. Förstemann hat in<br />
den letzten Monaten noch etwas gelernt,<br />
wie er sagt: „Ich nehme die<br />
Anzeige<br />
Lesen Sie am Wochenende<br />
Karriere<br />
Richtig durchsetzen: DerKampf<br />
für Frauen im Berufsalltag<br />
Dress-Code im Job:Jeans und<br />
Sneaker gehenimmer,oder?<br />
Leistungen vonSportlernmit Handicap<br />
heute bewusster wahr. Die trainieren<br />
ebenso fleißig und hart, aber<br />
stehen selten im Mittelpunkt.“ Für<br />
Kai Kruse bedeutet es viel, sich mit<br />
dem ehemaligen Top-Sprinter auf<br />
die Paralympics in Japan vorbereiten<br />
zu können. Der Sport helfe ihm, ein<br />
ausgefülltes Leben zu führen. Er<br />
schwärmt: „Das ist 100 Prozent Inklusion.“
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 20 · F reitag, 24. Januar 2020 19<br />
· ·<br />
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Sport<br />
Lücke<br />
hinter der<br />
Bande<br />
Trainer Aubin fehlt den<br />
Eisbären zwei Partien<br />
Inden vergangenen Wochen hinterließen<br />
abwechselnd verletzte<br />
Spieler größere und kleinere Lücken<br />
im Aufgebot der Eisbären. In den<br />
Partien in München am Freitag<br />
(19.30) und zu Hause gegen Schwenningen<br />
am Sonntag (17 Uhr) sind die<br />
Reihen nach der Rückkehr von Fabian<br />
Dietz zwar wieder voll besetzt.<br />
Allerdings müssen sie auf Cheftrainer<br />
Serge Aubin verzichten. Nach<br />
dem Todseines Vaters flog der 44-<br />
Jährige in seine kanadische Heimat.<br />
Seine beiden Assistenten Gerry<br />
Fleming, 53, und Craig Streu, 51,<br />
werden die Mannschaft auf die so<br />
unterschiedlichen Herausforderungen<br />
gegen den Tabellenführer und<br />
den -letzten einstimmen. Weil sie<br />
aber beide nicht über eine gültige Lizenz<br />
verfügen, um ein DEL-Team<br />
auch offiziell zu betreuen, wird<br />
Sportdirektor Stéphane Richer, 53,<br />
sein Comeback hinter der Bande geben.<br />
Im vergangenen Jahr hatte er<br />
die Mannschaft ja bereits nach der<br />
Entlassung von Clément Jodoin bis<br />
zum Saisonaus im Play-off-Viertelfinale<br />
betreut.<br />
An der Aufstellung für das Spitzenspiel<br />
in München hat Aubin noch<br />
mitgewirkt.„Justin Pogge wirdimTor<br />
stehen“, erläuterte er. Obwohl Sebastian<br />
Dahm mit dem Team am<br />
Sonntag einen 5:3-Erfolg in Schwenningen<br />
feierte, erhält der Kanadier<br />
den Vorzug. „Er hatte einen starken<br />
Auftritt im letzten Spiel gegen München,<br />
er konnte diese Mannschaft<br />
bereits kennenlernen.“ Zudem kehrt<br />
durch Dietz’ Rückkehr Constantin<br />
Braun, zuletzt als Stürmer im Einsatz,<br />
in die Verteidigung zurück.<br />
Für Eisbären-Stürmer Marcel Noebels<br />
beginnt in München eine wegweisende<br />
Phase. Die vier Spiele vor<br />
der Pause würden zeigen, ob die Eisbären<br />
„noch mal Platz drei angreifen<br />
können oder lieber Richtung Platz<br />
fünf schauen“. (pae.)<br />
Europas<br />
Play-offs<br />
im Visier<br />
Albas Basketballer wollen<br />
Aufwärtstrend fortsetzen<br />
N<br />
ach zuletzt zwei Auswärtssiegen<br />
in der Euroleague hintereinander<br />
will Basketball-Bundesligist<br />
Alba Berlin seinen Aufwärtstrend<br />
fortsetzen. Am Freitag tritt der<br />
Hauptstadtklub beim litauischen Serienmeister<br />
Zalgiris Kaunas (19 Uhr)<br />
an. „Wir haben jetzt sehr viel Selbstvertrauen<br />
und wissen, dass wir auch<br />
große Mannschaften in deren Halle<br />
schlagen können“, sagte Spielmacher<br />
Martin Hermannsson.<br />
Vordem 21. von34Spieltagen war<br />
Alba mit sieben Siegen auf Rang 14<br />
der Tabelle.Zalgiris hat derzeit einen<br />
Erfolg weniger auf dem Konto.„Das<br />
ist ein sehr wichtiges Spiel. Ein weiterer<br />
Sieg würde uns sogar Richtung<br />
Play-off-Plätze bringen“, betonte<br />
Hermannsson. Trainer Aito Garcia<br />
Reneses warnte aber vor den Litauern.<br />
„Sie haben nicht große Stars,<br />
aber sie gehören zu den Teams, die<br />
mit der besten Mentalität und Intensität<br />
spielen, besonders zu Hause.“<br />
Rokas Giedraitis erwartet eine<br />
hitzige Atmosphäre. „Das Spiel ist<br />
bereits ausverkauft. Und sie haben<br />
ganz besondere Fans, die richtig viel<br />
Lärm machen“, sagte er. Für den Litauer<br />
ist die Rückkehr in seine Heimat<br />
ein emotionales Spiel, auch<br />
wenn er selbst nie für Zalgiris spielte.<br />
Aber seine Freunde und die Familie<br />
werden da sein, um ihn spielen zu<br />
sehen. „Deshalb wird esein besonderes<br />
Spiel“, verriet er. (dpa)<br />
Umstrittener Rat<br />
Eine Initiative, dass sich Tennisprofis auf dem Platz Hilfe ihrer Trainer einholen dürfen, spaltet die Szene<br />
VonDoris Henkel, Melbourne<br />
Als Spieler standen sie sich<br />
zehnmal gegenüber, zuletzt<br />
vor 30Jahren in Australien.<br />
Sieben Begegnungen<br />
gewann Boris Becker, drei Mats<br />
Wilander, und man kann sagen, die<br />
beiden hätten gewisse Erfahrungen<br />
darin, auf unterschiedlichen Seiten<br />
zu stehen. Das tun sie auch heute<br />
bisweilen noch, wie ein aktuelles<br />
Beispiel zeigt. Im Tennis soll im<br />
Frühjahr bei Frauenturnieren ein<br />
Versuch mit so genanntem Offenem<br />
Coaching gestartet werden. Dasgeht<br />
über die bisher schon bei WTA-Spielen<br />
erlaubten Besuche eines Trainers<br />
während des Seitenwechsels hinaus;<br />
die neue Form sieht vor, dass Spielerinnen<br />
auch nach einzelnen Ballwechseln<br />
Rat direkt an der Bande<br />
einholen können.<br />
Was die beiden davon halten?<br />
„Ich bin ein Fan von Coaching im<br />
Tennis“, sagt BorisBecker.„Ichfinde<br />
es bemerkenswert, dass wir der einzige<br />
Sportinder Welt sind, wo dieses<br />
Coaching nicht oder nur teilweise erlaubt<br />
ist. Ichfreumich, dass wir darüber<br />
diskutieren, die Qualität des<br />
Tennis’ würde besser werden.“ Da<br />
wendet sich der Kollege Mats Wilander<br />
mit Grausen ab.„On-Court-Coaching?<br />
Ein absolutes Desaster! Da<br />
wäre mir On-Court-Smoking lieber.<br />
Unser Sport nimmt in der Gesellschaft<br />
einen Platz ein, der es dir als<br />
Spieler erlaubt, deine eigenen Probleme<br />
zu lösen. Wemdas nicht gefällt,<br />
der soll gehen und Fußball spielen.“<br />
BeiTeam-Wettbewerben erlaubt<br />
DerDeutsche und der Schwede sind<br />
in Melbourne wie bei anderen großen<br />
Turnieren für den Sender Eurosport<br />
bei der Arbeit, und sie äußerten<br />
sich am Donnerstag bei einer Gesprächsrunde<br />
zu diesen und anderen<br />
Themen. Ebenso wie der<br />
ehemalige spanische Sandplatzspezialist<br />
Alex Corretja, der in dieser Sache<br />
klar auf Wilanders Seite steht.<br />
Der Spanier findet, es gehöre zum<br />
Job jeden Tennisspielers, Lösungen<br />
allein zu finden. Das müsse man im<br />
Training erarbeiten und in den Spielen<br />
zeigen, und wer nicht genügend<br />
daran arbeite, der werde dann eben<br />
hinterher bestraft. Bei den US Open<br />
wurde die erweiterte Form des Coachings<br />
schon dreimal bei den Spielen<br />
der Qualifikation erlaubt, nicht<br />
aber später im Hauptfeld, und keiner<br />
weiß, ob es bei Grand-Slam-Turnierenjedazu<br />
kommen wird.<br />
Boris Becker würde es begrüßen, das Coaching zu intensivieren.<br />
KERBER UND ZVEREV ERREICHEN DRITTE RUNDE<br />
Weiter: Dank solider Auftritte haben Angelique<br />
Kerber und Alexander Zverevbei den<br />
Australian Open die dritte Runde erreicht.<br />
Gegen die australische Außenseiterin Priscilla<br />
Hon hatte Kerber am Donnerstag nur zu<br />
Beginn Probleme und gewann mit 6:3, 6:2.<br />
Zverevfolgte ihr mit einem 7:6 (7:5), 6:4, 7:5<br />
gegenden Weißrussen JegorGerassimow.<br />
IMAGO IMAGES/HUNT<br />
Gescheitert: Peter Gojowczyk hat hingegen<br />
sein Zweitrunden-Match bei den Australian<br />
Open verloren. Der 30 Jahre alte Qualifikant<br />
schied am Donnerstag in Melbourne durch<br />
das 4:6, 1:6, 6:1, 4:6 gegenden Spanier Pablo<br />
Carreno Busta aus. Damit verpasste der<br />
Münchner ein mögliches Duell mit dem Weltranglistenersten<br />
Rafael Nadal.<br />
Der König des Nordens<br />
Erlaubt ist die Betreuung auf der<br />
Bank grundsätzlich bei Mannschaftswettbewerben<br />
wie dem Davis-<br />
und Fed Cup oder wie kürzlich<br />
beim neu geschaffenen ATPCup.Becker<br />
saß bei diesem Wettbewerb als<br />
Kapitän der deutschen Mannschaft<br />
auf der Bank oder stand gelegentlich<br />
auch mal daneben, und er sagt, er<br />
habe den Eindruck gehabt, die Nähe<br />
der Kapitäne sei bei vielen Spielern<br />
gut angekommen.<br />
Den Einwand, die Suche nach einer<br />
eigenen Lösung mache den<br />
Charme der ganzen Sache aus,kann<br />
er nachvollziehen. Aber er findet, bei<br />
aller Hilfe müsse der Spieler ja immer<br />
noch seinen eigenen Weg finden,<br />
der stehe schließlich allein auf<br />
dem Platz.<br />
Zverev findet eigene Lösung<br />
Warum Regeln ändern, kontert Wilander,<br />
die so erfolgreich sind? „Das<br />
hat für mich keinen Sinn. Ich habe<br />
nichts dagegen, wenn es den Coaches<br />
erlaubt wird, mehr ins Spiel<br />
reinzurufen, ihre Leute anzufeuern.<br />
Aber die Verantwortung muss beim<br />
Spieler bleiben.“<br />
Ginge es nach dem Schweden,<br />
der in der Achtzigerjahren sieben<br />
Grand-Slam-Titel gewann und 20<br />
Wochen an der Spitze der Weltrangliste<br />
stand, gebe es ganz andereMöglichkeiten,<br />
um seinen mehrere Jahrhunderte<br />
alten Sportzumodernisieren.<br />
„Ich bin für alles, was die Sache<br />
spannender macht und was Abwechslung<br />
bringt. Wenn nicht nur<br />
drei Spieler große Titel gewinnen,<br />
sondern 20, dann ist es für Kinder<br />
viel leichter, davon zu träumen, einer<br />
dieser 20 zu sein. Werträumt davon,<br />
Roger Federer zu sein? Keiner!<br />
Weil es einfach nicht möglich ist.“<br />
Alexander Zverev, der am Donnerstag<br />
mit einem klaren Sieg gegen<br />
denWeißrussen Igor Gerassimowdie<br />
dritte Runde erreichte, sagt, er höre<br />
zum ersten Mal von den Plänen, die<br />
Möglichkeiten des Coachings zu erweitern<br />
−zumindest erst mal beim<br />
Frauentennis. Obdas etwas für ihn<br />
wäre? „Wenn ich an die Bande gehe<br />
und da sitzt meinVater,wirdehRuhe<br />
sein. Außer,ich hab wirklich was Blödes<br />
gemacht −dann werdeich angeschrien.<br />
Ich finde, das Tennis eine<br />
Sportart ist, wo man Dinge für sich<br />
selber rausfinden muss.“ Beiseinem<br />
zweiten Sieg in diesem Jahr kam er<br />
gut ohne externe Hilfe klar, selbst<br />
beim bislang so vertrackten Aufschlag;<br />
zum ersten Mal seit vier Monaten<br />
gewann er ein Spiel ohne einen<br />
Doppelfehler.<br />
Norwegens Sander Sagosen unterstreicht bei der EM, warum er als der aktuell weltbeste Handballer gilt<br />
VonCarolin Paul, Wien<br />
Seinen ersten Handball warf Sander<br />
Sagosen in Charlottenlund,<br />
ungefähr zehn Minuten von der<br />
Spektrum Arena in Trondheim entfernt.<br />
In der Vorrunde der Europameisterschaft<br />
zeigte sich, dass er in<br />
seiner Heimat mittlerweile den Status<br />
einesVolkshelden genießt. Ekstatisch<br />
feierten ihn mindestens 8000<br />
Zuschauer an den Spieltagen in der<br />
norwegischen Heimat. Die vorläufige<br />
Krönung seiner Karriere soll<br />
aber in Schweden erfolgen. Nachdem<br />
er seine Mannschaft souverän<br />
durch die Hauptrunde in Malmö geführt<br />
hatte, stehen in Stockholm die<br />
entscheidenden Spiele an. Zunächst<br />
am Freitagabend um 18 Uhr das<br />
Halbfinale gegen die Auswahl Kroatiens.<br />
Dabei wollte Sagosen eigentlich<br />
einen anderen Wegeinschlagen. Als<br />
13-Jähriger zog erden Fußball vor,<br />
entschied sich aber wenig später für<br />
seine jetzige Profession. Eine Beschluss,<br />
den sein Vater Erlend mit<br />
Wohlwollen beobachtete. Der vierzehnfache<br />
Nationalspieler nahm<br />
sich seines Sprosses an, trainierte<br />
ihn im heimischen Garten und im<br />
hauseigenen Kraftraum. Da ist es<br />
nicht verwunderlich, dass auch die<br />
Schwester und der Bruder dem Ruf<br />
des Handballs folgten.<br />
Was seine Geschwister betrifft,<br />
mischte sich auch Sander<br />
in die Erziehung ein. Seinem<br />
kleinen Bruder Ciljan<br />
band er beim Training den<br />
rechten Arm auf dem Rücken<br />
fest, unter dem Eindruck,<br />
dass der Familie ein<br />
Linkshänder guttun würde.<br />
EinAnsatz, der zum Scheitern<br />
verurteilt war, aber<br />
zeigt, wie ambitioniert Sagosen<br />
schon in seiner Jugend<br />
agierte.<br />
„Warum sollte man etwas anfangen,<br />
wenn man nicht der Beste werden<br />
will?“, fragte Sander Sagosen unlängst<br />
rhetorisch, „wenn du etwas<br />
willst, kann dich nichts stoppen. Und<br />
da ich überdurchschnittlich gut war,<br />
war es einfach daran zu glauben, dass<br />
ich etwas werden könnte.“ Mittlerweile<br />
trägt er das Trikot eines der renommiertesten<br />
Klubs der Welt. Mit<br />
Erfolgreich:<br />
Sander Sagosen<br />
AFP/NACKSTRAND<br />
Paris Saint-Germain stand er in den<br />
letzten drei Jahren zweimal im Champions-League-Finale,<br />
gewann die<br />
französische Meisterschaft und den<br />
Pokal. Doch Sagosen strebt weiter<br />
nach Höherem und möchte im<br />
nächsten Jahr beim deutschen Rekordmeister<br />
THW Kiel den<br />
nächsten Schritt seiner Entwicklung<br />
nehmen. „Die<br />
französische Liga wird<br />
langsam besser“, erklärt er,<br />
„aber die Bundesliga ist das<br />
Beste in derWelt.“<br />
Handball-Deutschland<br />
darf sich auf einen leidenschaftlichen<br />
Handballer<br />
freuen, der sich fern jeder<br />
Starallüren bewegt. Sein<br />
Drang zum Torund seineWurfgewalt<br />
sind für die gegnerische Defensive<br />
ebenso eine Herausforderung wie<br />
seine unglaubliche Spielübersicht<br />
und die daraus hervorgehenden<br />
meist unerwarteten Pässe. In der<br />
EM-Statistik führt Sagosen mit 51<br />
Trefferndie Torschützenliste an.<br />
Da der Rechtshänder mit seinen<br />
1,95 Metern gleichermaßen im Mittelblock<br />
eine gute Figur macht, ist er<br />
zugleich ein wichtiger Rückhalt.<br />
Seine Ausbildung zum derzeit wohl<br />
vkomplettesten Handballer der Welt<br />
führte dazu, dass ihn die norwegischen<br />
Medien zum „König des Nordens“<br />
kürten. Trotzdem bleibt er erfrischend<br />
bescheiden. „Es gibt viele<br />
Meinungen, wer der beste Spieler<br />
der Welt ist, aber an dieser Diskussion<br />
beteilige ich mich nicht“, sagt<br />
Sagosen,„für mich geht es darum, jeden<br />
Tagzutrainieren und mich weiterzuentwickeln.“<br />
Die Zahlen sprechen für sich. Er<br />
ist erst der 57. Spieler, der mindestens<br />
100 Treffer in seiner EM-Laufbahn<br />
erzielen konnte und mit seinen<br />
24 Jahren einer der jüngsten. NurNikola<br />
Karabatic unterbot bei seiner<br />
dritten Europameisterschaft 2008<br />
diese Leistung. Der Vergleich mit<br />
dem Vereinskollegen und dreimaligen<br />
Welthandballer wurde in den<br />
vergangenen Tagen häufig bemüht.<br />
Nicht zuletzt, weil der in die Jahregekommene<br />
Franzose mit seiner<br />
Mannschaft bereits in der Vorrunde<br />
ausschied und die 26:28-Niederlage<br />
gegen Norwegen dieses Schicksal<br />
besiegelte.<br />
NACHRICHTEN<br />
Pevenage schreibt über<br />
langjährige Dopingpraktiken<br />
RADSPORT. Rudy Pevenage hat in<br />
seiner Biografie langjährige Dopingpraktiken<br />
in der Zeit als Teamchef,<br />
Betreuer und Mentor des früheren<br />
Tour-de-France-Siegers JanUllrich<br />
zugegeben. In dem am Donnerstag<br />
erschienenen Buch „Der Rudy“ berichtet<br />
der Belgier detailliertzum<br />
Dopinggebrauch im Radsport. Blutbeutel<br />
in Milchpaketen, Dopingmittel<br />
in doppelwandigen Cola-Dosen<br />
und eine Handy-Panne,die schließlich<br />
die Verbindung zum Dopingarzt<br />
Eufemiano Fuentes offenlegte,werden<br />
in dem Buch beschrieben. „Ich<br />
möchte niemanden verletzen, erzähle<br />
aber dieWahrheit darüber,was<br />
ich mitgemacht und gesehen habe“,<br />
schrieb Pevenage.<br />
Für Torhüter Ziemer kommt<br />
Genz zu den Füchsen zurück<br />
HANDBALL. Torhüter Martin Ziemer<br />
verlässt Bundesligist Füchse<br />
Berlin im Sommer und wechselt zu<br />
Ligakonkurrent HC Erlangen. Damit<br />
werden vonkommender Saison an<br />
Dejan Milosavljev und Rückkehrer<br />
Fredrik Genz das <strong>Berliner</strong> Gespann<br />
bilden. Genz, 22, kehrtnach einem<br />
Jahr vonTuSEM Essen zurück, er besitzt<br />
noch einen Vertragbis 2021.<br />
Nawrath wird Vierter,Lesser<br />
hofft noch auf WM-Quali<br />
BIATHLON. Philipp Nawrath hat als<br />
Vierter im Einzel in Pokljuka, Slowenien,<br />
sein bestes Weltcup-Ergebnis<br />
und eine guteWM-Generalprobe gefeiert,<br />
der zweimalige Weltmeister<br />
Erik Lesser,31, muss weiter um seine<br />
WM-Teilnahme zittern. Er verpasste<br />
als 20. trotz nur eines Schießfehlers<br />
eine Top-8-Platzierung und hofft auf<br />
den MassenstartamSonntag.<br />
ZAHLEN<br />
Fussball<br />
Bundesliga, 19. Spieltag<br />
Dortmund -Köln Fr., 20.30<br />
Mönchengladbach -Mainz Sa., 15.30<br />
VfL Wolfsburg -Hertha BSC Sa., 15.30<br />
Frankfurt-RBLeipzig Sa., 15.30<br />
Freiburg -SCPaderborn Sa., 15.30<br />
1. FC Union -FCAugsburg Sa., 15.30<br />
Bayern München -Schalke Sa., 18.30<br />
Bremen -Hoffenheim So., 15.30<br />
Leverkusen -Düsseldorf So., 18.00<br />
1. RB Leipzig 18 51:21 40<br />
2. Bayern München 18 50:22 36<br />
3. Mönchengladbach 18 33:20 35<br />
4. Borussia Dortmund 18 46:27 33<br />
5. Schalke04 18 31:21 33<br />
6. BayerLeverkusen 18 27:22 31<br />
7. SC Freiburg 18 29:24 29<br />
8. TSG Hoffenheim 18 26:30 27<br />
9. VfL Wolfsburg 18 19:21 24<br />
10. FC Augsburg 18 31:36 23<br />
11. Eintracht Frankfurt 18 29:30 21<br />
12. 1. FC Union Berlin 18 21:27 20<br />
13. 1. FC Köln 18 22:33 20<br />
14. Hertha BSC 18 22:33 19<br />
15. FSV Mainz 05 18 26:41 18<br />
16. Werder Bremen 18 24:41 17<br />
17. Fortuna Düsseldorf 18 18:37 15<br />
18. SC Paderborn 18 21:40 12<br />
Dritte Liga, 21. Spieltag<br />
Hansa Rostock -Hallescher FC Fr., 19.00<br />
Meppen -SVWaldhof Sa., 14.00<br />
Chemnitzer FC -Viktoria Köln Sa., 14.00<br />
MSV Duisburg -FCIngolstadt Sa., 14.00<br />
Würzburger Kickers -Unterhaching Sa., 14.00<br />
CZ Jena -Preußen Münster Sa., 14.00<br />
1. FC Magdeburg -FSV Zwickau Sa., 14.00<br />
1860 München -Braunschweig So., 13.00<br />
Uerdingen -FCBayernII So., 14.00<br />
Kaiserslautern-Großaspach So., 14.00<br />
Handball<br />
EM<br />
Halbfinale<br />
Norwegen -Kroatien Fr., 18.00<br />
Spanien -Slowenien Fr., 20.30<br />
Spiel um Platz fünf<br />
Deutschland -Portugal Sa., 16.00
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 20 · F reitag, 24. Januar 2020 – S eite 20 *<br />
·························································································································································································································································································<br />
Sport<br />
Altersgrenze<br />
Gegen die<br />
Helikopterthese<br />
Daniel Theweleit<br />
glaubt, dass Profiverträgefür<br />
16-JährigeSinn machen.<br />
Der Fußballspieler Youssoufa<br />
Moukoko ist zwar erst 15 Jahre<br />
alt, er hat noch nie für eine Profi-<br />
Mannschaft gespielt, aber seine Regungen<br />
in den Sozialen Netzwerken<br />
werden schon jetzt beobachtet, als<br />
habe sich ein berühmter Nationalspieler<br />
geäußert. „Ich bin bereit für<br />
das BESTE Jahr meines Lebens“,<br />
schrieb er seinen mehr als 400 000<br />
Abonnenten an Silvester.„#2020wird<br />
der Hammer“, kündigte er an und erzeigte<br />
mit einem „Pssst“-Emoji geschickt<br />
den Eindruck, schon mehr zu<br />
wissen. Womöglich war das tatsächlich<br />
so. Denn nun wurde bekannt,<br />
dass die Altersgrenze für Spieler, die<br />
in der Bundesliga eingesetzt werden<br />
dürfen, herabgesenkt werden soll.<br />
Dortmunds Moukoko wäre nach<br />
der alten Regel frühestens ab der Saison<br />
2021/2022 in der Bundesliga<br />
spielberechtigt, künftig sollen die<br />
Nachwuchsleute aber schon ab ihrem<br />
16. Geburtstag auflaufen können.<br />
Moukoko, der mit Abstand die<br />
Torschützenliste der A-Jugend-Bundesliga<br />
West anführt, dürfte ab dem<br />
20. November bei den Profis eingesetzt<br />
werden, etwa acht Monate eher.<br />
Ab 16 dürfen die Talente auch in<br />
den anderen großen Ligen spielen,<br />
über die in den deutschen Nachwuchsleistungszentren<br />
oft mit verächtlichem<br />
Unterton gesprochen<br />
wird. Jugendspieler würden dortverheizt,<br />
heißt es, gerade in England<br />
werde zu wenig Wert auf die Entwicklung<br />
der Persönlichkeit und<br />
Ausbildung jenseits des Sports gelegt.<br />
Wer scheitert, hat oft keinen<br />
Schulabschluss, keine Ausbildung,<br />
während in Deutschland viel Wert<br />
auf pädagogische Konzepte und Befähigung<br />
für ein Berufsleben außerhalb<br />
des Fußballs geachtet wird. Und<br />
die Auswüchse mit Millionensummen<br />
für Kinder sind in Deutschland<br />
nicht ganz so extrem wie anderswo.<br />
Der Vorsatz, junge Spieler zu<br />
schützen, ist vernünftig. Sportler,die<br />
sich sehr schnell entwickeln, aus der<br />
Profiwelt fernzuhalten, wirkt allerdings<br />
wie der Reflex einer Helikoptermutter.<br />
Die Teenager in den<br />
Nachwuchsabteilungen arbeiten sowieso<br />
wie Profis, inder Regel haben<br />
sie große Lust auf die Bundesliga. Bevor<br />
sie den Sprung geschafft haben,<br />
stehen sie oft sogar noch mehr unter<br />
Druck, weil sie im Jugendbereich die<br />
Besten sind, Erwartungen vonEltern<br />
und Beratern erfüllen müssen, der<br />
erste Profivertrag ist oft eine Erleichterung.<br />
Niemandem ist geholfen,<br />
wenn 16-Jährige, die gut genug für<br />
die Erste Liga sind, künstlich ausgeschlossen<br />
werden. Dass die Fußballöffentlichkeit<br />
durchdrehen würde,<br />
wenn Youssoufa Moukoko ab November<br />
mit Erling Haaland durch<br />
die Strafräume der Liga wirbelt, halten<br />
solche Jungs leichter aus als das<br />
ungewisseWarten auf den ersehnten<br />
Sprung nach oben.<br />
Das feurige Derbyzwischen dem 1. FC Union und Hertha BSC hat Rekordstrafen für beide Klubs nach sich gezogen.<br />
Nachwehen des Derbys<br />
Während Hertha BSC trotz ligaweiter Rekordstrafe aufatmet, will Union den Strafantrag in aller Ruhe prüfen<br />
VonMax Ohlert<br />
Hertha BSC war am Donnerstag<br />
bemüht, die Angelegenheit,<br />
welche den<br />
Hauptstadtklub auf seinem<br />
ambitionierten Weg in die<br />
höchsten Höhen des deutschen<br />
Fußballs doch ziemlich belastet<br />
hatte,schnellstmöglich ad acta zu legen.<br />
Anfang November hatten Anhänger<br />
der Blau-Weißen beim ersten<br />
Bundesliga-Derby zwischen ihrem<br />
Klub und dem 1. FC Union im Stadion<br />
An der Alten Försterei aus dem<br />
Gästeblock mehrfach Pyrotechnik<br />
gezündet und Leuchtraketen auf das<br />
Spielfeld und in die umliegenden<br />
Blöcke geschossen. Ein Fan der<br />
Unioner wurde leicht verletzt.<br />
Nun, knapp drei Monate später,<br />
schloss Hertha BSC die Vereinsmitteilung<br />
zum mit Sorgen erwarteten<br />
Urteil des DFB-Sportgerichtes mit<br />
den merklich erleichterten Worten:<br />
„Mit diesem Urteil findet ein umfassendes<br />
und langwieriges Verfahren<br />
zur Aufbereitung der Vorfälle [...] auf<br />
sport- und verbandsrechtlicher<br />
Ebene sein Ende.“ Thema vomTisch,<br />
erledigt, finito.<br />
Die Angst voreinem Geisterspiel<br />
Trotz der ligaweiten Rekordstrafe<br />
von 190 000 Euro, von denen die<br />
Charlottenburger 63 000 Euro in sicherheitstechnische<br />
und gewaltpräventive<br />
Maßnahmen investieren<br />
müssen, war es dem selbst ernannten<br />
„Big City Club“ von vornherein<br />
ein Anliegen, der in der Höhe bislang<br />
einzigartigen Summe, bei der laut<br />
Urteilstext auch die hohen Strafen<br />
für die Ausschreitungen im Pokalspiel<br />
in Rostock 2017 (100 000 Euro)<br />
und für das Ligaspiel in Dortmund<br />
2018 (135 000 Euro) erschwerend<br />
einbezogen wurden, ohne Widerworte<br />
zuzustimmen. Denn beim<br />
Klub ist man sich sicher, dass es für<br />
Hertha −für Berlin! −nach dem neuerlichen<br />
Fehlverhalten im Derby<br />
auch weitaus schlimmer hätte kommen<br />
können.<br />
„Der 1. FC Union<br />
ist keine<br />
Ermittlungsgruppe.“<br />
Nicht wenige fürchteten nach<br />
den zahlreichen Vorkommnissen in<br />
der Vergangenheit nämlich mindestens<br />
einen Zuschauer-Teilausschluss<br />
beim Derby-Rückspiel im<br />
März, wenn nicht sogar ein Geisterspiel<br />
im Olympiastadion. Es wäre<br />
eine Katastrophe für die Stadt gewesen,<br />
die sich so lange nach einem<br />
echten Hauptstadtduell auf höchstem<br />
Niveau gesehnt hat. Vom horrenden<br />
Image-Schaden für den<br />
blau-weißen Klub,der eigentlich gerade<br />
daran arbeitet, neue Sympathien<br />
in und um Berlin aufzubauen,<br />
ganz zu schweigen. DasBild vonvermummten,<br />
Pyrotechnik zündenden<br />
Fans passt nicht zum Selbstbild des<br />
Vereins.Eine Berufung gegen das Urteil<br />
hätte dieses in der Öffentlichkeit<br />
wieder in Erinnerung gerufen.<br />
Solche Image-Sorgen hat man im<br />
Südosten Berlins indes nicht. Undso<br />
verwunderte es kaum, dass sich der<br />
1. FC Union, anders als der Konkurrent<br />
aus dem Westteil derStadt, dem<br />
Christian Arbeit, Sprecher des Bundesligisten aus Köpenick,<br />
über die Suche nach den Vermummten, die nach dem<br />
Derby gegen Hertha BSC den Platz gestürmt haben.<br />
Strafantrag des DFB-Sportgerichtes<br />
nicht so demütig beugte. Für das<br />
Zünden von Bengalos und Rauchtöpfen,<br />
dem unkontrollierten Einlass<br />
von rund 250 Union-Fans vor<br />
dem Spiel, sowie dem Platzsturm<br />
vereinzelter, vermummter Chaoten,<br />
die nur mit Mühe von Ordnern und<br />
Spielern der Eisernen zurückgedrängt<br />
werden konnten, beantragte<br />
das Gericht für Union eine Strafe von<br />
158 000 Euro.<br />
Eine massive Steigerung zur bisherigen<br />
Rekordsumme von rund<br />
Auf Hochtouren<br />
IMAGO-IMAGES/MATTHIAS KOCH<br />
57 000 Euro, die die Köpenicker für<br />
den Platzsturm nach dem Aufstieg<br />
im Mai 2019 berappen mussten. Sogar<br />
das Gesamtstrafvolumen der<br />
kompletten Aufstiegssaison 2018/19<br />
(125 000 Euro) würde die aktuelle<br />
Forderung deutlich übersteigen.<br />
In Köpenick fragt man deshalb<br />
leise nach der Verhältnismäßigkeit,<br />
immerhin unterschreitet die Strafe<br />
der Eisernen die der in der Vergangenheit<br />
vielfach zur Kassegebetenen<br />
Herthaner mit 32 000 Euro nur wenig.<br />
Offiziell erklärteVereinssprecher<br />
Christian Arbeit, dass man den Strafantrag<br />
innerhalb der Widerspruchsfrist<br />
in Ruhe prüfen wolle.<br />
Warten aufdie Polizei<br />
Für den 1. FC Union hängt an diesem<br />
Schritt zudem das weitere interne<br />
Vorgehen in der Aufarbeitung des<br />
Derbys. Für gewöhnlich tut sich der<br />
Klub schwer, eigene Fans aufgrund<br />
vonVergehen im Stadion An der Alten<br />
Försterei zu bestrafen.Wo andere<br />
Vereine präventiv mal eben ganze<br />
Fangruppen ausschließen, betonte<br />
Arbeit im aktuellen Fall: „Der 1. FC<br />
Union ist keine Ermittlungsgruppe<br />
und die Bilder der Sicherheitskameras<br />
reichen noch nicht für die konkrete<br />
Identifizierung potenzieller<br />
Unruhestifter. Wir benötigen Namen,<br />
Wohnorte.Das zu ermitteln, ist<br />
Aufgabe der Polizei. Es gibt Fälle, in<br />
denen solche Ermittlungen zwei<br />
Jahre gedauert haben.“ Bei den Eisernen<br />
überwiegt also eher der<br />
Wunsch nach Gerechtigkeit, als nach<br />
einem schnellen Ende der Aufarbeitung.<br />
Hertha BSC arbeitet intensiv daran, den Personalwünschen von Cheftrainer Jürgen Klinsmann gerecht zu werden<br />
Auf einem<br />
guten<br />
Weg<br />
Bei Patchs Rückker besiegt<br />
Berlin die Alpenvolleys<br />
VonKarin Bühler<br />
Mitten im Ballwechsel musste<br />
Berlins Trainer Cedric Enardin<br />
den Ärmel seines Anzugs husten.<br />
Okay, es war ein sehr langer Ballwechsel<br />
in der Mitte des zweiten Satzes,<br />
den Berlins Kapitän Moritz Reichert<br />
schließlich zum 13:12 für die<br />
BR Volleys übers Netz stupste. Die<br />
Szene während der Bundesligapartie<br />
zwischen dem ungeschlagenen Tabellenführer<br />
BR Volleys und dem Tabellenzweiten<br />
Alpenvolleys Haching<br />
zeigte zwei Dinge: zum einen die Abwehrstärke<br />
der Gäste-Mannschaft,<br />
die die Bälle unermüdlich zurück<br />
übers Netz brachte, vom Boden<br />
kratzte, irgendwie erwischte –und<br />
zum anderen die Erkältung vonBerlins<br />
französischem Trainer.<br />
Vordem 3:1 (25:15, 21:25, 25:21,<br />
25:20)-Sieg am Donnerstagabend<br />
hatte der Deutsche Meister ja befürchtet,<br />
Spieler wie Cody Kessel<br />
oder Jeff Jendryk gar nicht aufs Feld<br />
schicken zu können, weil die Fiebergrippe,<br />
wegen der Trainer Enard am<br />
Sonntag bei der Auswärtspartie gegen<br />
Giesen gefehlt hatte,aucheinige<br />
Volleyballer erwischt hatte. Aber<br />
Jendryk und Kessel standen auf dem<br />
Feld, während die Angreifer Benjamin<br />
Patch und Samuel Tuia nach ihren<br />
Verletzungen zwar wieder das<br />
orangefarbige Trikot übergestreift<br />
hatten, zunächst aber vomSpielfeldrand<br />
aus zuschauten.<br />
Zehn Punkte hintereinander<br />
Sie sahen, einen kuriosen ersten<br />
Satz, in dem die Alpenvolleys vom<br />
ersten Punkt an bis zur Mitte des SatzesinFührung<br />
lagen. Dann ging Berlins<br />
Mittelblocker Nicolas Le Goff<br />
zum Aufschlag. Der Franzose ist<br />
nicht als Service-Monster bekannt.<br />
Aber weil seine Floataufschläge die<br />
Lücken fanden und sich die gegnerischen<br />
Spieler in Diskussionen mit<br />
dem Schiedsrichter aufrieben, gelangen<br />
den <strong>Berliner</strong>nzehn Punkte in<br />
Seriezum deutlichen Satzgewinn.<br />
Durchgang zwei ging an die Alpenvolleys.<br />
Als sich Kyle Ensing im<br />
dritten Satz in Angriff und Aufschlag<br />
immer schwerer tat, kam für ihn,<br />
vom Jubel der knapp 4100 Zuschauer<br />
begrüßt, Patch zum ersten<br />
Malseit seiner Achillessehnenverletzung<br />
aufs Feld. Er tat dem Team sofort<br />
gut. Auch wenn Zuspieler Sergej<br />
Grankin ihn dezent einsetzte, vermittelte<br />
er sofort Sicherheit – und<br />
gute Laune.Mit acht Punkten trug er<br />
zum Sieg bei. „Man hat gesehen, was<br />
uns gefehlt hat“, sagte Manager KawehNiroomand<br />
über Patch. Er fand,<br />
sein Team sei auf einem guten Weg<br />
der Formfindung, die es nur über<br />
Spielpraxis erreichen könne. Am<br />
Dienstag kommt das russische Topteam<br />
Fakel Novi Urengoi in der<br />
Champions League nach Berlin. Bis<br />
dahin wollen die Volleys an der<br />
Blockabwehr arbeiten. Und bis dahin<br />
sollte auch keiner mehr husten.<br />
Vielleicht bald Sturmkollege von Erling<br />
Haaland: Youssoufa Moukoko.<br />
DPA<br />
Der Fußball ist Jürgen Klinsmann<br />
nicht genug. Das hat sich am<br />
Donnerstag gezeigt, als er im<br />
Schlepptau des Regierenden Bürgermeisters<br />
Michael Müller nach einem<br />
Gespräch beimVerband der Automobilindustrie<br />
(VDA) für einen Neustart<br />
der Automesse IAA in Berlin warb.„So<br />
eine Ausstellung verbindet alle. Es<br />
geht nicht nur ums Auto“, sagte der<br />
55-Jährige, schwärmte darüber hinaus<br />
vonBerlin als einer Stadt,„die unheimlich<br />
in Bewegung ist“.<br />
Recht hat er, und natürlich darf<br />
diese Einschätzung auch auf Hertha<br />
BSC übertragen werden, auf den<br />
Bundesligisten, den er als Frontkämpfer<br />
zu einer ganz großen Nummer<br />
im europäischen Klubfußball<br />
machen will. Undanscheinend weiß<br />
er auch genau, was es dafür ganz<br />
dringend braucht, nämlich Spieler<br />
vonherausragender Qualität.<br />
Deshalb vergeht in diesem Januar<br />
auch kaum ein Tag, an dem im Zusammenhang<br />
mit den Blau-Weißen<br />
über Transfers spekuliertwird. Parallel<br />
zu Klinsmanns Werbetour in Sachen<br />
Automesse meldete die für gewöhnlich<br />
bestens informierte Sport-<br />
Tageszeitung L'Équipe beispielsweise,<br />
Hertha und Olympique Lyon<br />
stünden in der Personalsache Lucas<br />
Tousart kurz vor einer Einigung.<br />
Ohne Boni betrage die Ablösesumme,<br />
auf die sich bei beide Klubs<br />
verständigt hätten, satte 24 Millionen<br />
Euro. Das Problem: Lyon will<br />
den 22 Jahre alte Mittelfeldspieler<br />
erst im Sommer ziehen lassen. Was<br />
Klinsmann natürlich nicht gefallen<br />
kann, da er für die Hertha ja akuten<br />
Bedarfausgemacht hat.<br />
Dahingehend könnte wiederum<br />
der Leipziger Cunha eine Lösung<br />
darstellen, im Besonderen, da RB<br />
dem 20-Jährigen bei einer Ablösesumme<br />
in Höhe von 15 Millionen<br />
Euro wohl tatsächlich ziehen lassen<br />
will und unmittelbar vor der Verpflichtung<br />
des kroatischen Ausnahmekönners<br />
Dani Olmo steht. (BLZ)<br />
Gute Zusammenarbeit: Zuspieler Sergej<br />
Grankin und Nicolas Le Goff. DPA/ANDREAS GORA
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 20 · F reitag, 24. Januar 2020 – S eite 21<br />
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Feuilleton<br />
Die deutsch-britische<br />
Band The Chap<br />
im Berghain<br />
Seite 23<br />
„Denken Sie immer daran, mich zu vergessen!“<br />
Der Künstler Timm Ulrichs, der soeben den Kollwitz-Preis erhielt, legte schon seine Grabinschrift fest. Seite 22<br />
Staatsballett<br />
Schwedische<br />
Spontanität<br />
PetraKohse staunt, dass<br />
Johannes Öhman schon ab<br />
1. März neu gebunden ist.<br />
Johannes Öhman, Noch-Co-Intendant<br />
des Staatsballetts, hat es offenbar<br />
wirklich eilig, sich aus Berlin<br />
zu verabschieden. Die gemeinsame<br />
Wortmeldung von ihm und Sasha<br />
Waltz, die das Staatsballett am Mittwoch<br />
veröffentlichte und die den<br />
plötzlichen Rückzug nicht erklärte,<br />
sondern die aktuelle Arbeit im Gegenteil<br />
als „historisch wichtige Aufgabe“<br />
feierte und die Freude über<br />
den bisherigen Erfolg betonte, war<br />
bereits mit den Ortsangaben „Berlin/Stockholm“<br />
unterzeichnet.<br />
Und tatsächlich hatte das Stockholmer<br />
Dansens Hus seine eigene<br />
Information darüber, dass der 52-<br />
jährige Balletttänzer und Tanzmanager<br />
Öhman zum neuen Theaterleiter<br />
und künstlerischen Leiter berufen<br />
wurde,amMittwochvormittag nicht<br />
nur fünf Minuten eher als die <strong>Berliner</strong><br />
Kulturverwaltung veröffentlicht<br />
(nämlich um 10.30 Uhr), sondern<br />
darin auch auf einen Zweistufenplan<br />
der ohnehin schon raschen Übernahme<br />
hingewiesen: Ab 1. Januar<br />
2021 werde Johannes Öhman die<br />
„volle Leitung“ des Theaters übernehmen,<br />
aber bereits ab 1. März<br />
2020 als künstlerischer Leiter fungieren<br />
und ab Herbst 2020 die Programmverantwortung<br />
haben.<br />
DieNachricht auf der Website des<br />
Dansens Hus wurde in korrekter Erwartung<br />
des internationalen Interesses<br />
auch ins Englische und Deutsche<br />
übersetzt –ins Englische originalgetreu,<br />
aber in der deutschen Fassung<br />
fehlte am Mittwochabend (denkbar,<br />
dass dies korrigiertwird) interessanterweise<br />
der Hinweis auf die Funktionen,<br />
die Öhman bereits in knapp<br />
sechs Wochen an Stockholm binden<br />
wird. Aus Schonung oder Scham?<br />
Falls hier wirklich ein geordneter<br />
„Ruf an seine Heimatstadt Stockholm“<br />
erfolgt sein sollte, wie es das<br />
Staatsballett nahelegt, würde man<br />
die Schweden voneiner ganz neuen,<br />
überaus spontanen Seite kennenlernen.<br />
Wahrscheinlicher ist, dass der<br />
Abgang schon von längerer Hand<br />
vorbereitet wurde. Oder es handelt<br />
sich um eine Flucht.<br />
Wer hätte das gedacht?<br />
Da rattern also seit<br />
zehn Jahren die Pet<br />
Shop Boys die U1 bis<br />
zur Warschauer Straße lang, gleichsam<br />
an meinem Wohnzimmer vorbei.<br />
Und ich habe nichts gewusst!<br />
Nun haben sie es mit ihrem 14. Album<br />
amtlich gemacht, auf dem sie<br />
von der „Partyline“ singen. Ein Jahrzehnt<br />
ist es her, dass sich Neil Tennant<br />
und Chris Lowe,die ihr Duoseit<br />
1981 und gut 100 Millionen verkauften<br />
Alben betreiben, hier Wohnungen<br />
kauften –Uhlandstraße,Nollendorffplatz,<br />
Hallesches Tor, last exit<br />
Berghain. In dieser Zeit haben sie in<br />
Berlin vier ihrer feinen Dancepop-<br />
Alben geschrieben, zuletzt die „elektronisch“<br />
genannte Trilogie, die sie<br />
nun mit „Hotspot“ abschließen.<br />
Berlin dient ihnen vor allem als<br />
Zweitwohnsitz, und „Hotspot“ ist<br />
das erste Album, das sie hier auch<br />
aufgenommen haben, in den berühmten<br />
Hansastudios am Postdamer<br />
Platz, dessen ehemalige MauerauraDavid<br />
Bowie 2013 mit schmerzlichem<br />
Blick auf die vergangene Jugend<br />
besungen hat.<br />
Mitder U-Bahn ins Grüne<br />
Bevor man ins Taumeln darüber gerät,<br />
dass zwei Londoner Poplegenden<br />
offenbar dem Partyglamour<br />
unsrer kleinen Metropole erliegen:<br />
Sie schätzen hier nicht zuletzt die<br />
Ruhe und das Grün. Einer der Titel<br />
handelt denn auch von jemandem,<br />
der keine Lust hat, auszugehen und<br />
zu tanzen. Auch David Bowie hielt<br />
sich hier bekanntlich nicht wegen<br />
des Thrills der Nacht auf, sondern<br />
war wie Iggy Pop aus Detox-Gründen<br />
hergezogen.<br />
Im Gegensatz zu den Berlin-Alben<br />
von Bowie, Pop, Depeche Mode<br />
und auch U2 haben sich die PetShop<br />
Boys in den Hansastudios nicht eingemietet,<br />
weil sie sich Neuorientierung<br />
nach Absturz oder Flop erhofften.<br />
Sie fanden einfach deren analoge<br />
Stimmung gut und haben sich<br />
halt den Produzenten ihrer Trilogie,<br />
den von Popgrößen wie Madonna,<br />
Killers und Take That bekannten StuartPrice<br />
hergeholt.<br />
Die Old-School-Elektronik ändert<br />
dabei natürlich die Farben der<br />
Sounds, dennoch klingt „Hotspot“<br />
vor allem genau wie ein Album der<br />
Pet Shop Boys. Dazu gehört auch<br />
mindestens ein jenseits aller modischen<br />
Erwägungen großartiger Popsong.<br />
Auf „Super“, dem Vorgänger<br />
von 2016, übernahm den Job das<br />
herrliche „Popkids“, hier kommt er<br />
zum Einstieg mit dem U1-Song „Will<br />
o’ the Wisp“, wahlweise Irrlicht oder<br />
Keine Lust<br />
zu tanzen<br />
Die Pet Shop Boys lieben Berlin<br />
Berlin im Visier:Neil Tennant und Chris Lowesind die PetShop Boys.<br />
Schimäre: DasStück wurde angeregt<br />
von einer Erinnerung des britischen<br />
Schriftstellers Christopher Isherwood,<br />
der 1952, bei der Rückkehr ins<br />
1933 verlassene Berlin einen früherenGeliebten<br />
wiedererkennt, der ihn<br />
jedoch ignoriert –vielleicht, weil er<br />
mittlerweile, soder Song, ein Beamtenleben<br />
mit Frau und Kindern<br />
führt.<br />
In diesem Titel fällt ungefähr alles<br />
zusammen, was die PSB seit ihrem<br />
und singen darüber<br />
auf ihrem neuen Album „Hotspot“<br />
VonMarkus Schneider<br />
JOHN WRIGHT<br />
ersten Hit 1985 ausmacht: griffige<br />
Melodie, umstandsloses Bassdrum,<br />
markante Hymnenmarker,und dazu<br />
die zart-melancholische Distanz in<br />
der Stimme Tennants, der ganz unmittelbar<br />
erzählt, aber die Erzählung<br />
weit in Geschichte und Gegenwart<br />
öffnet. DasStück zitiertdeutlich den<br />
Europop der 80er-Jahre. Die zischenden<br />
Drums und die Synthies<br />
wirken auf ältere Hörer wie der Biss<br />
ins Laugenbrötchen für viele Prä-<br />
Mauer-Kreuzberger. Doch zugleich<br />
klingt es eben auch unangestrengt<br />
frisch. Wie das ganze Album. Nur<br />
„Wedding in Berlin“, ein privates<br />
Hochzeitsgeschenk für einen befreundeten<br />
Künstler, das Bassdrum<br />
und Mendelssohn Bartholdy mischt,<br />
nicht so. Sonst jedoch hört man süßest<br />
verwischte Liebesballaden, die<br />
vonSpaziergang und Kaffee und Kuchen<br />
erzählen; einen Song mit knackigstem<br />
Discobass mit Streichern<br />
und federnden Synthies,die mit eher<br />
grimmiger Emphase von berechnendem<br />
Partyhedonismus berichten.<br />
Mit den Neo-Synthpoppern<br />
Years &Years unternehmen sie einen<br />
Ausflug in ein romantisches<br />
„Dreamland“ (im Video: eine U-<br />
Bahnstation) aus sehr druckvoll<br />
drahtigen Bass und Drums und einem<br />
Refrain mit Sachertorten-Fanfare.<br />
Je nach Hörerlage verewigen sie<br />
darin die clubutopischen Verheißungen,<br />
verwerfen den Brexit oder<br />
befördern die jeweiligen Traumländer<br />
sehr weit ins Jenseits.<br />
Mitpopoffenem Herzen<br />
Sie gehören ohne Zweifel zu den intelligenteren<br />
Agenten im oberen<br />
Popsegment. Man sollte nicht vergessen,<br />
dass hinter den Ambivalenzen<br />
ihrer Texte immer eine recht<br />
konkrete Politik stand, und dass<br />
nicht zuletzt die Verbindung einer<br />
queer codierten Ästhetik mit einem<br />
popoffenen Herz am linken Ort ihren<br />
ikonischen Stand begründen.<br />
Für den Fall haben sie im letzten<br />
Frühjahr ein paar ganz explizit politische<br />
Polemiken auf einer „Agenda“<br />
betitelten EP veröffentlicht.<br />
Tatsächlich jedoch gibt es auf diesem<br />
Album viele Hinweise auf verlorene<br />
Zeiten und die Fragwürdigkeit<br />
der Erinnerung. Tennant schreibt<br />
stets aus Fremdperspektive. Aber<br />
wie in der Single „Burning the Heather“<br />
die Zeit vergeht und der Herbst<br />
mit brennendem Heidekraut begrüßt<br />
wird, lädt natürlich dazu ein,<br />
den echten, 65-jährigen Pet Shop<br />
Boy dahinter zu vermuten. Neben<br />
der konzeptuellen Sehnsucht im<br />
Tonfall unterstützt das auf dieser<br />
schönen Single auch die akustische<br />
Gitarre, die in diesem trilogischelektronischen<br />
Zusammenhang so<br />
klingt, als wolle man einfach mal<br />
keine Zeit mehr damit verschwenden,<br />
alberne Vorsätze und Konzepte<br />
zu erfüllen. Bis vielleicht am Ende<br />
dieses: Der junge Mann, der in „I<br />
Don’t Wanna“ nicht tanzen will, verliebt<br />
sich schließlich in einen Song<br />
und lernt, „dass der Rhythmus ein<br />
Tänzer ist – und ein Nein lässt er<br />
nicht gelten.“<br />
NACHRICHTEN<br />
Tänzer des Staatsballetts<br />
sind empörtüber Rücktritt<br />
DieTänzer des Staatsballetts Berlin<br />
haben die Rücktrittsankündigung<br />
der Intendanten Johannes Öhman<br />
und Sasha Waltz scharfkritisiert. Die<br />
Entscheidung habe unter den Künstlernfür<br />
Empörung gesorgt, hieß es in<br />
einer Erklärung des Ballett-Vorstands<br />
vomMittwoch. Öhman und<br />
Waltz hatten nach nur wenigen Monaten<br />
an der Spitzedes Staatsballetts<br />
erklärt, dass sie ihregemeinsame Intendanz<br />
Ende 2020 aufgeben (siehe<br />
BLZ vom23.1. und Berichtlinks auf<br />
der Seite). Beiihrem Antritt hätten<br />
die Intendanten einen Dreijahresplan<br />
angekündigt, um das Staatsballett<br />
wieder an die europäische Spitze<br />
zu bringen. Nunoffenbaresich „die<br />
Oberflächlichkeit dieser Pläne“. Das<br />
Vertrauen in die Fähigkeit des <strong>Berliner</strong><br />
Senats,die Kompanie „wohl<br />
überlegt in die Hände einer ehrlich<br />
engagierten Ballettdirektion zu geben“,<br />
sei erschüttert. (dpa)<br />
Neue Datenbank für<br />
Provenienzforschung<br />
Miteiner neuen Datenbank will das<br />
Deutsche Zentrum Kulturgutverluste<br />
die Provenienzforschung erleichtern.<br />
DieProveana genannte<br />
Sammlung wurde am Donnerstag<br />
online gestellt, wie das Zentrum in<br />
Magdeburgmitteilte.Zunächst seien<br />
Ergebnisse aus den bisherigen Forschungsprojekten<br />
sowie Daten zur<br />
Provenienzrecherche im Fall Gurlitt<br />
recherchierbar.Das neue digitale<br />
Angebot versammelt Forschungsergebnisse<br />
über NS-Raubgut, Kriegsverluste,Kulturgutentziehungen<br />
in<br />
der Sowjetischen Besatzungszone<br />
und der DDR sowie Kultur-und<br />
Sammlungsgut aus kolonialen Kontexten.<br />
(dpa)<br />
Ernst-von-Siemens-Musikpreis<br />
an Tabea Zimmermann<br />
DieBratschistin Tabea Zimmermann<br />
erhält den Ernst-von-Siemens-Musikpreis.Die<br />
Auszeichnung ist mit<br />
250 000 Euro dotiertund zählt zu den<br />
weltweit wichtigsten Musikpreisen.<br />
Er soll der in Berlin lebenden 53-jährigen<br />
Musikerin am 11. Maiim<br />
Münchner Prinzregententheater<br />
überreicht werden. (dpa)<br />
UNTERM<br />
Strich<br />
XXXXXXX
22 <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 20 · F reitag, 24. Januar 2020<br />
·························································································································································································································································································<br />
Feuilleton<br />
Der Künstler Timm Ulrichs spricht bei der Inbetriebnahme seiner Installation „wir-kl-ich“ 2019 im Sprengel-Museum.<br />
OLE SPATA/DPA<br />
Der Selbstaussteller<br />
Timm Ulrichs, der die Sprache wörtlich nimmt und sein Leben zu einer Dauerperformance gemacht hat, erhält den Käthe-Kollwitz-Preis der Akademie der Künste<br />
VonIrmgard Berner<br />
Man sollte genau hinschauen<br />
auf die Foyerwand<br />
oben an der<br />
Treppe vor der Ausstellungshalle<br />
in der Akademie der<br />
Künste. Dort steht, kleingedruckt<br />
und als Raster gesetzt, dasWort„Raster“.<br />
Über mehrere buchstäbliche<br />
Mutationen hinweg erstarrt es am<br />
Ende zu „Starre“. Neben dieser „Raster<br />
–Starre“ steht das Wort „Stücke“,<br />
in Seriegereiht, jedoch in Stücke zerstückelt.<br />
Auch das ergibt ein Bild mit<br />
großem Eigensinn, absurd, ironisch,<br />
mit Tiefgang. Fehlt nur noch der<br />
Satz: „Ich kann keine Kunst mehr sehen!“,<br />
mit dem der Künstler Timm<br />
Ulrichs sich, als Blinder verkleidet,<br />
einst im Jahr 1975 auf die Kölner<br />
Kunstmesse stellte und sich selbst<br />
zum Kunstwerkmachte.<br />
Wortspiele wie diese gehören<br />
längst zu den Klassikern indem reichen<br />
Œuvre dieses Kunstarbeiters,<br />
der lange unter dem Radar des<br />
Kunstbetriebs agierte. Obwohl er es<br />
mit Chuzpe und viel Dada im Blut<br />
immer wieder verstand, als sprudelnder<br />
Ideenbrunnen auf sich aufmerksam<br />
zu machen. Schon kurz<br />
nach seinem Abitur 1959 fand Ulrichs<br />
seine Marktlücke im Kunstbetrieb:<br />
die Selbstausstellung. 1961<br />
druckte er sich Visitenkarten mit der<br />
Aufschrift „timm ulrichs –erstes lebendes<br />
kunstwerk“ und erklärte sich<br />
zum „Totalkünstler“. In einer Vitrine<br />
sitzend konnte er diese radikale Idee<br />
jedoch erst 1966 in der Frankfurter<br />
Galerie Patio realisieren. Ein erster<br />
Versuch in Berlin 1965 für die Juryfreie<br />
Kunstausstellung war am Bürokratismus<br />
der Verantwortlichen gescheitert.<br />
1966 erklärte er das Wort<br />
„Bild“ zum Bild, rahmte es ein und<br />
hängte es auf. In einem anderen<br />
Rahmen notierte er schon 1962 für<br />
alle gut lesbar: „Am Anfang war das<br />
Wort Am.“ und vervielfältigt es 1971<br />
als Siebdruck. Zu sehen sind sie jetzt<br />
in der Schau.<br />
Vielleicht lag es einfach an der<br />
Zeit, in die Timm Ulrichs 1940 in Berlin<br />
hineingeboren wurde, dass er zu<br />
früh dran war. Vielleicht auch an<br />
Hannover, der „Provinz“, wohin es<br />
ihn, nachdem die Familie Anfang<br />
1945 evakuiertund nach Bremen gezogen<br />
war, zum Architekturstudium<br />
verschlug. Und wo er seitdem<br />
„wohnHaft erdverbunden“ ist (so<br />
der Titel einer Objektarbeit). Vielleicht<br />
lag es an den 50er-, 60er-Jahren,<br />
als Dichter wie Eugen Gomringer<br />
an der Konkreten Poesie schnitzten,<br />
die Ulrichs inspirierte, wie er<br />
eloquent mäandernd erzählt, bevor<br />
auf den Punkt kommt: zum Ende.<br />
Sein eigenes, „the end“, ließ er<br />
sich 1970 aufs Augenlid tätowieren<br />
und designte bald darauf seinen<br />
Grabstein mit der Inschrift „Denken<br />
Sie immer daran, mich zu vergessen!“<br />
Für den Kunstmarkt war er<br />
wohl nicht kommerziell genug, sagt<br />
er. Ein Glücksfall und die absolute<br />
Ausnahme sei eine Einzelschau in<br />
Krefeld gewesen, 1970 im Haus<br />
Lange, damals die Nr. 1unter den<br />
Museen für aufstrebende Künstler,<br />
auch aus den USA. 1977 nahm er an<br />
der Documenta teil. Ulrichs Leben<br />
aber bleibt eine Dauerperformance<br />
–mit Geistesblitzen, Geniestreichen,<br />
Land-Art und Ego-Satire. In dem<br />
auch immer Ideendiebe auflauerten<br />
und sich Nachahmer bedienten.<br />
Auch das macht er zum Thema. Man<br />
kann ihn sich gut als inspirierenden<br />
Lehrer vorstellen, immerhin war er<br />
von1972 bis 2005 Professor für Bildhauerei<br />
und Totalkunst an der<br />
Kunstakademie Münster.<br />
„timm ulrichs –erstes lebendes<br />
kunstwerk“<br />
Timm Ulrichs druckte mit dieser Aufschrift 1961 Visitenkarten<br />
und setzte sich dann fünf Jahre später in der Galerie Patio in Frankfurt amMain<br />
tatsächlich zur Öffnungszeit in eine Vitrine.<br />
Jetzt bekommt dieser muntere,<br />
bald 80-Jährige mit dem leicht zerzausten<br />
Schütterhaar über der hageren<br />
Stirn und dem ernsten, zum<br />
Schmunzeln neigenden Blick hinter<br />
randloser Brille also den 60. Käthe-<br />
Kollwitz-Preis vonder Akademie der<br />
Künste verliehen. Die Jury aus Ute<br />
Eskildsen, Wulf Herzogenrath und<br />
Gregor Schneider begründet ihre<br />
Entscheidung mit der „absoluten<br />
Notwendigkeit, den Preis an einen<br />
Totalkünstler wie Timm Ulrichs zu<br />
überreichen“: Er führe eine unangepasste<br />
Existenz jenseits von Mainstream<br />
und Kunstmarkt. Sein Weg<br />
schließe an eine Utopie der Moderne<br />
an, in der sich Leben und Kunst vereinen.<br />
Sein politisches Agieren diene<br />
einer jüngeren Generation als Vorbild.<br />
Sein Werk ist mithin –soder<br />
Kollwitz’sche Anspruch: wesentlich.<br />
Und wie lautet Ulrichs’ eigene Begründung?<br />
Nach drei geehrten<br />
Frauen (Katharina Sieverding 2017,<br />
Adrian Piper 2018 und Hito Steyerl<br />
2019) war wieder mal ein Mann<br />
dran. Ernst schmunzelnd.<br />
In der Preisträger-Ausstellung<br />
geht es „Weiter im Text“, so der Titel.<br />
Ulrichs’ Schriftbild-Werk bildet<br />
darin die Klammer seines Œuvres,in<br />
dem so unsagbar viel passiert. So<br />
kann die Schau nur einen viel zu kleinen<br />
Ausschnitt zeigen. Denn sein<br />
sprachanalytisches und sprachphilosophisches<br />
Spiel von Anfang und<br />
Ende materialisiert Ulrichs mal als<br />
Assemblage, mal als Mappenwerk,<br />
als Tätowier-Bild, Aktion im öffentlichen<br />
Raum oder Fotoserie.Die„Tautologie“,<br />
hier zu sehen in der Urfassung<br />
von 1970, ist eine leuchtende<br />
Laufschrift, eine Hommage an Gertrude<br />
Steins „Rose ist eine Rose ist<br />
eine Rose“. Die Anagramme „Augen<br />
–Genau“ und „image –magie“ sind<br />
Bilder, „Kino – Ikon“ ein 16-mm-<br />
Film, der in rasanter 5-Sekunden-<br />
Abfolge knattert.<br />
Demgegenüber kann man sich in<br />
„Das Literarische Geamtkunstwerk“<br />
mit Band 3, 19 und 38 vertiefen.<br />
Doch ein Streich auch dies,denn ein<br />
Band ist hier nicht gleich Buch. Vielmehr<br />
sind es die Farbbänder einer<br />
alten Schreibmaschine, konkret die<br />
vondes Künstlers Mutter,die als Stenotypistin<br />
gearbeitet hat. Seit 1968<br />
schreibt Timm Ulrichs jährlich jeweils<br />
ein Band voll.<br />
Räumlich ausufernd ist in der<br />
Ausstellung tatsächlich nur das Environment<br />
„… aus Gedankenfluss und<br />
Bewusstseinsstrom …“. Über die<br />
halbe Ausstellungshalle breitet sich<br />
eine Sandfläche mit Treibholz und<br />
Strandgut, das als Strahlenkranz die<br />
Form eines Schiffes nachzeichnet. In<br />
dessen Mitte leuchtet, mit nautischer<br />
Sprache spielend, die eisblaue<br />
Neonschrift „in gedanken versunken<br />
–aus der erinnerung auftauchend“.<br />
Wunderbar. Esist eine späte Ehrung<br />
für diesen Künstler in seiner Geburtsstadt<br />
Berlin, der seiner Zeit so<br />
oft voraus war. Und der wohl nie<br />
mehr durchs Raster fällt.<br />
Akademie der Künste, Hanseatenweg10, Di–So<br />
11–19 Uhr,bis 1. März<br />
DieZukun beginnthier<br />
Messe Ausbildung &Karriere<br />
14. &15. Februar 2020<br />
9–16 Uhr<br />
Cafe Moskau<br />
Karl-Marx-Allee 34<br />
10178 Berlin<br />
Eintritt<br />
kostenlos.<br />
BERLIN<br />
MESSEN
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 20 · F reitag, 24. Januar 2020 23<br />
· ·<br />
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Feuilleton<br />
Bis<br />
zur<br />
Ekstase<br />
Massentauglich:<br />
The Chap im Berghain<br />
Lasset die<br />
Spiele wieder<br />
beginnen<br />
„Tribute von Panem“: erste<br />
Inhalte des vierten Bandes<br />
VonNadja Dilger<br />
Sie gehören zu den Bands,die von<br />
Kritikern und Kennern sämtlicher<br />
Feuilletons und Foren hochgejubelt<br />
werden –und dennoch keine<br />
Stadien füllen. Seit 20 Jahren. Woran<br />
liegt das? Will die deutsch-englische<br />
Independent-Formation das nicht?<br />
Oder ist das große Publikum noch<br />
nicht bereit für The Chap? Sänger –<br />
und Autor der <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> –Johannes<br />
vonWeizsäcker –hat einmal<br />
gesagt, sie machten „Musik, die<br />
falsch klinge“. Doch daran kann es<br />
nicht liegen. Das zeigt ihr etwa einstündiges<br />
Konzert am Mittwochabend<br />
in der Kantine am Berghain.<br />
Über 200 Menschen wippen, tanzen<br />
und bekommen, womit sie womöglich<br />
in dieser Intensität nicht gerechnet<br />
haben: Techno!<br />
Gleich zu Beginn hämmert<br />
Schlagzeuger Keith Duncan den Takt<br />
von „Pea Shore“ aus dem neuen Album<br />
„Digital Technologie“ schneller,<br />
härter und dumpfer in die Drums.<br />
Das elektronische, leicht verträumte<br />
Stück wirdsoineinen dunklen, technoiden<br />
Sound katapultiert, der sich<br />
wie eine Wolke durch den Raum<br />
zieht. Bassist Panos Ghikas rennt<br />
dazu auf der Stelle, während Keyboarderin<br />
BeritImmig ins Publikum<br />
starrt und von Weizsäcker „in your<br />
face“ säuselt. Dasmit der Band gealterte<br />
Publikum jubelt.<br />
Das mittlerweile zehnte Album<br />
von The Chap, die sich in England<br />
um 2000 gründeten, schrieb sich in<br />
der dreijährigen Produktionsphase<br />
bereits Techno auf die Fahne –endete<br />
aber dann doch im Chap’schen<br />
Sound, der trotz raffiniertem Songwriting<br />
immer ein wenig schnoddrig<br />
und blumig zugleich klingt. Wassich<br />
vor allem an den rockigen Liedern<br />
zeigt: Die hüpfende Indierocknummer<br />
„Help Mother“ ist nicht nur ein<br />
häuslicher Weckruf, sondern auch<br />
der ideale Mitgrölsong!<br />
Ebenso der live ins Industrial getriebene<br />
Song „I Am The Emotion“,<br />
bei dem Panos Ghikas den Bogen<br />
über die Bratsche schrammelt als<br />
wolle er gerade den Küchenboden<br />
wischen. Eine Besonderheit an The<br />
Chap: Ihre teils technoide Musik feuern<br />
sie nicht vom Laptop ab, sondern<br />
mit Instrumenten und Gegenständen.<br />
Und zwar spontan. Und so<br />
passiert es dann, dass nach einer<br />
zehnminütigen Improvisationsnummer<br />
für ihren letzten Song leider<br />
kein einziger Gegenstand mehr zu<br />
finden ist. Macht nichts.Denn das ist<br />
definitiv der Höhepunkt des Abends,<br />
der zugleich den Anfang wiederspiegelt:<br />
Ganz leise nähert sich die Band<br />
zunächst musikalisch einem Clubabend<br />
–der Bass im Hintergrund,<br />
wirre Geräusche in der Ecke; der<br />
Beat, der immer lauter wird und<br />
Gäste,die zu tanzen beginnen ... –bis<br />
es irgendwann nur noch Ekstase,<br />
Selbstfindung und den Schweiß des<br />
tanzenden Nachbars gibt.<br />
Einige Songs aus dem neuen Album<br />
werden von Radiosendern bereits<br />
hoch und runter gespielt. Die<br />
Masse wird also auf den Chap’schen<br />
Sound vorbereitet. Ein paar von ihnen<br />
können heute Abend bei ihrem<br />
letzten Tourstopp in Hamburg sogar<br />
noch dabei sein.<br />
Berit Immig und Johannes von Weizsäcker<br />
im Berghain.<br />
ROLAND OWSNITZKI<br />
Immer noch kein Paar:Gereon Rath (Volker Bruch) und Charlotte Ritter (Liv Lisa Fries) im Paternoster des <strong>Berliner</strong> Polizeipräsidiums.<br />
Vordem Crash<br />
Die dritte Staffel von „Babylon Berlin“ beginnt mit ihrem Finale. Am<br />
25. Oktober 1929 kollabiertinNew York der Aktienmarkt. Erst fallen die<br />
Kurse und dann die Menschen. Washeute Schwarzer Freitag genannt<br />
wird, ist ein Schlüsselereignis in der Geschichte des 20. Jahrhunderts.<br />
UndGereon Rath (Volker Bruch) steckt mittendrin. In der Eröffnungsszene<br />
sieht man ihn durch die Gänge der <strong>Berliner</strong> Börse taumeln. Ein<br />
Bild der Apokalypse.Wertlose Papieresegeln durch die Luft, ein Broker<br />
schießt sich in den Kopf, einer hängt sich auf und vondraußen stürmen<br />
die betrogenen Anleger herein. An diesem Tagsind die Zwanzigerjahre,<br />
die für die meisten niemals golden waren, endgültig vorbei. Nach dieser<br />
effektvollen Ouvertüre blendet die Serie ein paar Wochen zurück<br />
Wasdie Politik nicht kann<br />
Kanada ist Gastland der Frankfurter Buchmesse 2020 –und nicht nur das. Ein Botschaftsbesuch<br />
VonCornelia Geißler<br />
Das Gebäude der kanadischen<br />
Botschaft in Berlin<br />
ist deshalb so schön, weil<br />
dort der Bezug auf die<br />
Natur immer anwesend ist. Auch<br />
wenn in einem Konferenzsaal Reden<br />
gehalten und Filme gezeigt werden,<br />
bleibt der Wasserfall in der Mitte des<br />
Gebäudes am Leipziger Platz in einem<br />
breiten flachen Fenster sichtbar.<br />
Amspäten Donnerstagvormittag<br />
stellten Kulturbotschafter aus<br />
Kanada und eine ganzeReihe deutscher<br />
Veranstalter das kanadische<br />
Kulturprogramm in Deutschland<br />
für die erste Jahreshälfte vor. Da gehört<br />
die Frankfurter Buchmesse, der<br />
eigentliche Grund für diese Aktivitäten,<br />
noch gar nicht dazu.<br />
Selbstverständliche Vielfalt<br />
„Frontera“, ein kanadisches Tanzthaterprojekt am 25. 1. beim CTM-Festival ADRIAN MORILLO<br />
Kanada ist Gastland der Messe im<br />
Oktober. Deren Direktor Juergen<br />
Boos schilderte, dass die Idee dafür<br />
schon vorvielen Jahren entstand, zunächst<br />
aber nicht so leicht umzusetzen<br />
war: Der besondere Charakter<br />
Kanadas, Sehnsuchtsland vieler Europäer,<br />
bedeute konkret, dass der<br />
französisch- und der englischsprachige<br />
Verlegerverband gleichermaßen<br />
überzeugt sein müssen. Der<br />
Buchmarkt ist, ebenso wie das 1867<br />
für unabhängig erklärte Land, noch<br />
relativ jung. Rund 260 Verlage publizieren<br />
auf Englisch, mehr als 100 auf<br />
Französisch. Juergen Boos zeigte<br />
sich erfreut, dass sich nun ein Land<br />
in Deutschland präsentiere, das für<br />
die Akzeptanz des Diversen und für<br />
Multikulturalität stehe.<br />
Das soll offenbar auch das Motto<br />
des Gastlandauftritts zeigen. „Singular<br />
Plurality/Singulier Pluriel“ lautet<br />
es,übersetzbar als„EinzigartigeVielfalt“.<br />
Dazu gehört, Reisende werden<br />
es wissen, die Natur.CarolynWarren,<br />
die Generaldirektorin des Canada<br />
Council for the Arts,kündigte an, die<br />
Verständigung der Künste quer<br />
durch die Provinzen „from coast to<br />
coast to coast“ vorführen zu wollen,<br />
also von Küste zu Küste zu Küste.<br />
Das zweitgrößte Land der Erde hat<br />
nur eine Landesgrenze, die zur USA,<br />
und wird ansonsten vom Pazifik,<br />
dem Atlantik und dem Arktischen<br />
Ozean umschlossen. Kein Wunder,<br />
dass Kanadier in ihrer Botschaft wenigstens<br />
ein bisschen <strong>Berliner</strong> Wasser<br />
fließen lassen. Carolyn Warren<br />
pries die Fähigkeit der Künste und<br />
Künstler,Menschen ins Gespräch zu<br />
bringen. „Sie können etwas erreichen,<br />
was die Politik nicht schafft.<br />
Sie greifen Fragen auf, die andere<br />
fürchten. Deshalb ist uns die Freiheit<br />
der Kunst so wichtig.“<br />
Der Ehrengastauftritt zieht sich<br />
hier nun vonder Nordseeküste bis zu<br />
den Alpen, wobei der Osten allerdings<br />
etwas vernachlässigt wird. Immerhin<br />
gibt es in Berlin einiges. Bereits<br />
zu sehen sind hier zwei Ausstellungen<br />
bildender Künstler aus Kanada<br />
(Julia Stoschek Collection,<br />
Zentrum für Kunst und Urbanistik<br />
Berlin), am Freitag beginnt das<br />
CTM-Festival mit starker kanadischer<br />
Präsenz. In der kommenden<br />
Woche folgt die Transmediale,inderen<br />
Rahmen es schon seit 2008 die<br />
Marshall McLuhan Lecture gibt, bei<br />
der Personen aus dem kulturellen<br />
Leben Kanadas sprechen. In diesem<br />
Jahr, am29. Januar, werden sich Mél<br />
Hogan und Joshua Neves mit den<br />
Grenzbereichen zwischen Neurowissenschaften,<br />
Kunst und Computertechnologie<br />
beschäftigen.<br />
Fast an der Nordsee gastieren die<br />
kanadischen Musiker auf dem Jazzahead-Festival<br />
Bremen, der Kunstverein<br />
Hannover freut sich auf eine<br />
Schau des Teilnehmers der jüngsten<br />
ARD/SKY/FREDERIC BATIER<br />
und begleitet die gut bekannten Figuren der Geschichte und auch ein<br />
paar Neueinsteiger auf dem Weginden finanziellen, gesellschaftlichen<br />
oder auch privaten Ruin. Kommissar Rath entfremdet sich immer mehr<br />
von seiner Geliebten Helga, der Frau seines totgeglaubten Bruders.<br />
Charlotte Ritter (Liv Lisa Fries) kommt auf der Karriereleiter nicht voran<br />
und ermittelt im Privatauftrag in einer bizarren Mordsache.Während<br />
der Dreharbeiten in Neu-Babelsberg wird ein Ufa-Star von einem<br />
Scheinwerfer erschlagen. Aber natürlich geht es um viel mehr. (BLZ)<br />
BabylonBerlin: Staffel 3 ab 24.Januarjeden Freitag eineFolgeà45Minuten auf Sky.Inder<br />
ARDwird dieSerie ab Herbst2020 zu sehen sein.<br />
Biennale vonVenedig JonRafman, in<br />
München sind kanadische Beiträge<br />
auf dem DOK.fest präsent. Der Programmdirektor<br />
des Festivals Theater<br />
der Welt, Stefan Schmidtke, das im<br />
Mai in Düsseldorf stattfindet, trug<br />
seine Begeisterung darüber in die<br />
Runde, mehr als 50 Prozent als<br />
Frauen im Programm zu haben.<br />
„Und das nicht, weil ich Feminist<br />
bin, sondernweil sie so gut sind!“<br />
Literatur beginnt in Leipzig<br />
Und was, bitte, ist mit der Literatur?<br />
Was ist mit Margaret Atwood, Paulette<br />
Bourgeois und Michel Tremblay?<br />
In Frankfurt amMain, wo alles<br />
konzentriertsein wird, sind am Freitag<br />
und Sonnabend drei Autorinnen<br />
und ein Autor bei der Litprom zu<br />
Gast. Weraber alles vom 14. bis 18.<br />
Oktober bei der Messe sein wird, verraten<br />
die Organisatoren erst Mitte<br />
März auf der Leipziger Buchmesse.<br />
Dann erfährt man auch wie viele indigene<br />
Schriftsteller eingeladen sind.<br />
Zur bekundeten Vielfalt des Landes<br />
gehört in den vergangenen beiden<br />
Jahrzehnten, dass die lange unterdrückten<br />
indigenen Kulturen sichtbar<br />
gemacht und gestärkt werden.<br />
DieVerlage haben sich schon länger<br />
vorbereitet. Der Gastlandauftritt<br />
wurde vor drei Jahren beschlossen,<br />
seither haben Agenten und Scouts<br />
Kontakte geknüpft, Lektoren Übersetzungen<br />
in Auftrag gegeben. „Die<br />
Frankfurter Buchmesse ist keine<br />
deutsche Veranstaltung. Die kanadische<br />
Kultur kann sich der Buch- und<br />
Medienindustrie aus 150 Ländern<br />
präsentieren“, gab Juergen Boos<br />
noch zu Protokoll. Denn in der Tat<br />
folgt auf einen Schwerpunkt hier oft<br />
auch die Vergabe weiterer Lizenzen.<br />
Das allerdings bleibt für das hiesige<br />
Lesepublikum unsichtbar.<br />
VonPetraKohse<br />
Esgibt wohl niemanden, der nach<br />
der Lektüre der „Tribute von Panem“-Trilogie<br />
nicht gerne wüsste,<br />
wie es mit Katniss und Peeta und ihrenbeiden<br />
Kindernweitergeht, nach<br />
all den Schlachten, die sie gegen andere<br />
Kinder und Jugendliche –und<br />
auch gegeneinander – schlagen<br />
mussten. Nach all ihren Verlusten.<br />
Wasaus Panem wird, nachdem die<br />
grausamen „Hungerspiele“ abgeschafft<br />
sind, die alte Diktatur besiegt<br />
ist und eine neue gerade noch verhindert<br />
werden konnte. Nachdem<br />
Präsident Snow tot und die Menschen<br />
in den Distrikten theoretisch<br />
befreit sind.<br />
Aber in der Erzählzeit ist es keine<br />
Fortsetzung dieser beispielhaft<br />
spannenden und die Mechanismen<br />
von Politik erklärenden Mischung<br />
aus Romanze und Dystopie, die die<br />
US-amerikanische<br />
Suzanne Collins<br />
jetzt zehn Jahre<br />
nach Erscheinen<br />
des dritten Bandes<br />
geschrieben<br />
hat und die am<br />
19. Mai weltweit<br />
und in Deutschland<br />
unter dem<br />
Titel „Die Tribute<br />
vonPanem –Das<br />
Lied von Vogel<br />
OETINGER-VERLAG<br />
TOP 10<br />
Mittwoch, 22. Januar<br />
Schriftstellerin<br />
Deutsches Cover<br />
des 4. Bandes<br />
und Schlange“ veröffentlicht wird.<br />
SonderndieVorgeschichte.Der neue<br />
Roman spielt 64 Jahrevor den Ereignissen<br />
der ersten drei Bücher und<br />
beginnt mit dem Morgen der„Ernte“<br />
der zehnten „Hungerspiele“. Im Mittelpunkt<br />
steht Coriolanus Snow als<br />
junger Mann. In den ersten drei Bänden<br />
ist er ein Autokrat der skrupellosesten<br />
Sorte und Rosenzüchter nebenbei.<br />
In Band 4begegnet man ihm<br />
als einem um den eigenen Aufstieg<br />
besorgten, aber auch nicht unsympathischen<br />
18-Jährigen.<br />
Zwei Seiten aus dem Original hat<br />
der Verlag online gestellt (oetinger.de),<br />
in denen Coriolanus hofft,<br />
einer der Mentoren der diesjährigen<br />
Tribute zu werden, also der Coach eines<br />
jener 24 Jugendlichen, die alljährlich<br />
gezwungen werden, in einer<br />
virtuellen Arena auf echtes Leben<br />
und echten Todhin gegeneinander<br />
anzutreten. Dabei denkt er natürlich<br />
an einen Spross aus einer der feinen<br />
Gesellschaften der ersten Bezirke.<br />
Tatsächlich bekommt er ein Mädchen<br />
aus dem 12. Bezirk zugeteilt.<br />
Dem wilden Bezirk, dem Bezirk der<br />
Kohlearbeiter. Dem Bezirk aus dem,<br />
später,auch Katniss kommt.<br />
Ausder Buch-Trilogie entstanden<br />
bislang vier Filme,die demVerlag zufolge<br />
knapp 2,6 Milliarden Euro einspielten.<br />
Die deutschen Bände haben<br />
sich bislang mehr als 4,7 Millionen<br />
Mal verkauft. Mit dem neuen<br />
Roman wolle sie der Frage nachgehen,<br />
„wer wir seien und was wir für<br />
unser Überleben für notwendig erachten“,<br />
hatte Suzanne Collins im<br />
vergangenen Jahr in einem Interview<br />
gesagt. Und welche Vorstellungen<br />
vonMenschlichkeit wir haben.<br />
1 Tagesschau ARD 4,90 16 %<br />
2 Handball-EM ZDF 4,82 15 %<br />
3 Ich bin ein Star ... RTL 4,71 22 %<br />
4 heute-journal ZDF 4,33 14 %<br />
5 Wer weiß denn ...? ARD 3,93 19 %<br />
6 SokoWismar ZDF 3,93 18 %<br />
7 heute ZDF 3,93 15 %<br />
8 ZDF-Sport ZDF 3,87 13 %<br />
9 RTL aktuell RTL 3,51 14 %<br />
10 Heldt ZDF 3,29 11 %<br />
ZUSCHAUER IN MIO/MARKTANTEIL IN %
24 <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 20 · F reitag, 24. Januar 2020<br />
·························································································································································································································································································<br />
Tagestipp<br />
KALENDER<br />
BÜHNE<br />
Acker Stadt Palast (✆ 441 00 09)<br />
19.30: Der Wahnsinn des Herakles /Herakles 13<br />
ada Studio in denUferstudios (✆ 21 80 05 07)<br />
18.00 Studio 7: reinkommen (Bárbara Conde)<br />
alpha-nova-werkstattTheater (Albrechtstr.28)<br />
19.30 Theatersaal: Fahrenheit 461 (Theater Ein Topf)<br />
Ballhaus Naunynstraße (✆ 75 45 37 25)<br />
20.00: Cyclops (Nasheeka Nedsreal)<br />
<strong>Berliner</strong> Ensemble (✆ 28 40 81 55)<br />
19.30: Glaube undHeimat<br />
20.00 Neues Haus: Stunde der Hochstapler –Das<br />
Krull Prinzip<br />
<strong>Berliner</strong> Kriminal Theater (✆ 47 99 74 88)<br />
20.00: Ein Mord wird angekündigt<br />
Café Theater Schalotte (✆ 341 14 85)<br />
20.00: Tablao Flamenco (LauralaRisa yCompañia)<br />
Deutsche Oper Berlin (✆ 34 38 43 43)<br />
19.30: Tosca<br />
Deutsches Theater (✆ 28 44 12 25)<br />
20.00: (Life on earth can be sweet) Donna<br />
Dock 11 (✆ 448 12 22)<br />
19.00: Encapsulation (The Instrument)<br />
DT-Kammerspiele (✆ 28 44 12 25)<br />
20.00 Box: Hundeherz<br />
20.00: Hasta la Westler,Baby!<br />
English Theatre Berlin (✆ 691 12 11)<br />
20.00: ABetter Life<br />
Galli Theater Berlin (✆ 27 59 69 71)<br />
20.00: Der Beziehungscoach<br />
GarnTheater (✆ 78 95 13 46)<br />
20.30: Die Schädlichkeit des Tabaks und andere<br />
Ungeschicklichkeiten<br />
Kleines Theater (✆ 821 20 21)<br />
20.00: Drei Männer im Schnee<br />
Komische Oper Berlin (✆ 47 99 74 00)<br />
19.30: Plateau Effect (Staatsballett Berlin)<br />
Komödie am Kurfürstendamm im Schiller Theater<br />
(✆ 88 59 11 88) 20.00: Ab jetzt<br />
Maxim Gorki Theater (✆ 20 22 11 15)<br />
19.30: Ein Bericht für eine Akademie<br />
Neuköllner Oper (✆ 68 89 07 77)<br />
20.00: Wolfskinder<br />
Pfefferberg Theater (✆ 939 35 85 55)<br />
19.00 Glaspalast: Fischer un sin Fru/Hinz und Kunz<br />
(Hexenberg Ensemble)<br />
20.00: Münchhausen –Die Wahrheit übersLügen<br />
(Drehbühne Berlin)<br />
20.30 Glaspalast: Gevatter Tod/Machandelbaum<br />
(Hexenberg Ensemble)<br />
Radialsystem (✆ 288 78 85 88)<br />
18.00: NewEmpathies: Pasdedeux#1–Constructing<br />
Love (Solistenensemble Kaleidoskop)<br />
19.30: NewEmpathies: 7(RadouanMriziga)<br />
21.00: NewEmpathies: BurnTime<br />
RambaZamba Theater (✆ 44 04 90 44)<br />
19.30: Antigone<br />
Renaissance-Theater (✆ 312 42 02)<br />
20.00: Extrawurst<br />
Schaubude (✆ 423 43 14)<br />
20.00: Hemingway. Gaza. Big Fish. (Film Riss Theater,<br />
Berlin und Jamal Abu Alqumsan, Gaza)<br />
Schaubühne (✆ 89 00 23)<br />
21.00: Die Anderen<br />
Schlosspark Theater (✆ 78 95 66 71 00)<br />
20.00: Ichbin nicht Mercury<br />
Sophiensaele (✆ 283 52 66)<br />
19.00 Kantine: Philosophiermaschine (Interrobang)<br />
Staatsoper Unterden Linden (✆ 20 35 45 55)<br />
17.00 Alter Orchesterprobensaal: Linden 21: Usher<br />
19.00: Il barbiere di Siviglia<br />
Theater Adlershof (✆ 23 93 45 79)<br />
18.00: Verliebt, verlobt, verschwunden (Dorit Gäbler)<br />
Theaterdiscounter (✆ 28 09 30 62)<br />
20.00: Ein anarchistischer Bankier<br />
Theaterforum Kreuzberg (✆ 70 07 17 10)<br />
20.00: Kasimir und Karoline (Peter’sFriends)<br />
Theater im Nikolaiviertel (✆ 017 6/ 40 53 11)<br />
19.30: ZilleseinMilljöh<br />
Theater untermDach (✆ 902 95 38 17)<br />
20.00: Der Theaterkritiker<br />
Vaganten Bühne (✆ 313 12 07)<br />
20.00: Indien<br />
Volksbühne Berlin (✆ 24 06 57 77)<br />
19.00: Eine Odyssee<br />
20.00 Roter Salon: Armen Avanessian &Enemies<br />
#63: Die Mayonnaise, getanzt, betrachtet (mit Armen<br />
Avanessian)<br />
KABARETT/VARIETÉ<br />
1820 Bar (Rosa-Luxemburg-Str.41)<br />
20.30: Cosmic ComedyShowcase (Dharmander<br />
Singh, Neil Numb u. a.)<br />
Admiralspalast (✆ 22 50 70 00)<br />
20.00: Black Out: ADigital Dance Show(Flowmotion<br />
Dance Company)<br />
Arena Glashaus (✆ 533 20 30)<br />
19.30: Caveman –Dusammeln, ich jagen!. Anm. erf.<br />
Bar jeder Vernunft (✆ 883 15 82)<br />
20.00: Turnadot –Eine Brexit-Operette (CaCarrington-Brown)<br />
<strong>Berliner</strong> Schnauze (✆ 017 95 34 66 96)20.00:<br />
Diätyoga für Anfänger (Natascha Petz)<br />
<strong>Berliner</strong> Tschechow Theater (✆ 93 66 1078)<br />
19.00: Was, haben wir gelacht? (Olaf Michael<br />
Ostertag)<br />
BKA (✆ 202 20 07)<br />
20.00: La Signora: Die Schablone, in der ich wohne<br />
(Carmela de Feo)<br />
Chamäleon (✆ 400 05 90)<br />
20.00: Out of Chaos (Gravity &Other Myths)<br />
Distel (✆ 204 47 04)<br />
19.30 Studio: Verdummungsverbot (Tilman Lucke)<br />
20.00: Skandal im Spreebezirk<br />
Friedrichstadt-Palast (✆ 23 26 23 26)<br />
19.30: Vivid<br />
Heimathafen Neukölln (✆ 56 82 13 33)<br />
19.30 Studio: Brautzillas (Melanie Haupt und Constanze<br />
Behrends)<br />
Kookaburra (✆ 48 62 31 86)<br />
20.00: Reden ist Silber,lesen ist Gold –das Beste<br />
aus 25 Bühnenjahren (HeikoWerning)<br />
Mehringhof-Theater (✆ 691 50 99)<br />
20.00: Die Expertise war bedeutend höher(Fil)<br />
Palazzo (✆ 018 06 38 88 83)<br />
19.30: Family Affairs<br />
Quatsch Comedy Club (✆ 47 99 74 13)<br />
20.00: Die LiveShow(Passun Azhand, Marcel<br />
Mann, Der Wolli, Sebastian Krämer,Mod.: Ingmar<br />
Stadelmann)<br />
Ratibortheater (✆ 618 61 99)<br />
20.30: 4Wände (Die Gorillas)<br />
Scheinbar Varieté (✆ 784 55 39)<br />
20.00: Open StageVarieté (Katharina Hoffman, Mod.)<br />
Stachelschweine (✆ 261 47 95)<br />
20.00: Viel Tunnel am Ende des Lichts<br />
StageBluemax Theater (✆ 018 05 44 44)<br />
20.00: Blue Man Group –The Show<br />
StageTheater des Westens (✆ 018 05 44 44)<br />
19.30: Mamma Mia!<br />
Theater im Palais (✆ 201 06 93)<br />
19.30: HintermOfen sitzt ne Maus<br />
TIPI am Kanzleramt (✆ 39 06 65 50)<br />
20.00: Die Vorteile des Lasters (Lisa Eckhart)<br />
Wintergarten Varieté (✆ 58 84 33)<br />
20.00: Zauber Zauber –Nichts ist, wie es scheint<br />
Wühlmäuse (✆ 30 67 30 11)<br />
20.00: Schwamm drüber? –Der besondere Jahresrückblick<br />
2019 (AnnyHartmann)<br />
Z-Bar (✆ 28 38 91 21)<br />
20.30: Rigoletti ... will Bundespräsidentin werden<br />
(Marion Pfaus)<br />
Zimmertheater Steglitz (✆ 25 05 80 78)<br />
20.00: Die sechs Leben der Mascha Kaléko(Ingolf<br />
Alwert, Ute Knorr)<br />
Feierabendkonzert<br />
Abschalten<br />
zu<br />
Orgelklängen<br />
Bevor Sie sich und Ihren<br />
Lieben wieder das Wochenende<br />
mit schlechter<br />
Laune verderben, weil Sie auf<br />
dem Heimweg den Dienstärger<br />
nicht loswerden und in die<br />
Familie tragen −sagen Sie zu<br />
Hause einfach, dass Sie heute<br />
ein bisschen später kommen<br />
und machen Sieeinen Umweg<br />
über die Nikolaikirche, wojeden<br />
Freitag um 17 Uhr eine<br />
halbe Stunde lang musiziert<br />
wird. „Zuhören −Entspannen<br />
− Nachdenken“ lautet das<br />
Motto der vom Stadtmuseum<br />
veranstalteten Konzerte. Diesmal<br />
erschallen auf der Jehmlich-Orgel<br />
Orgelwerke bekannter<br />
Komponisten. Genauer<br />
müssen Sieesnicht wissen,<br />
denn es geht ja darum,<br />
den Kopf zu befreien. Unter<br />
uns: Diese Arbeitabschaltmethode<br />
funktioniert sogar,<br />
wenn Sie einfach nur dasitzen<br />
−ohne ordentlich zuzuhören.<br />
Ich hätte das auch gern Montagfrüh.<br />
Ulrich Seidler<br />
Nikolai-MusikamFreitag,17−17.30Uhr<br />
in der Nikolaikirche, Eintritt: 5/3 Euro<br />
„Selbstbildnis“, Sarah Haffner malte<br />
es 1963, mit 23 Jahren<br />
S. HAFFNER/VG BILDKUNST BONN 2020/DAVID BRANDT<br />
Hinter der<br />
Wirklichkeit<br />
Sarah Haffners „Goodbye to Berlin“ in der Galerie Poll<br />
Diese „Wintersonne“ von<br />
1990 kann als Paraphrase<br />
auf den Begriff<br />
„Steinernes Berlin“ gelesen<br />
werden. Dieser geht auf den<br />
Nachkriegsmaler Werner Heldt zurück<br />
und hat Maler immer wieder inspiriert.<br />
Gerade auch SarahHaffner.<br />
Fahles Gelb trifft auf kaltes,klares<br />
Türkis, steht über dem schwermütigen<br />
Dunkelblau und Schwarz der<br />
Brandmauernund Giebel.Wiegefroren<br />
wirkt die Luft. Stimmungen, Erinnerungsfetzen,<br />
Gedanken gerinnen<br />
zu Flächen, eine nicht-erzählende<br />
Malerei zwischen Realität und<br />
Abstraktion. Das streng reduzierte<br />
Stadt-Motiv gehört zuHaffners vor<br />
30 Jahren im Atelier in der Uhlandstraße<br />
entstandenen Zyklus über die<br />
Jahreszeiten in der Stadt.<br />
Türkis war offensichtlich eine ihrer<br />
Lieblingsfarben. Ja, bestätigte sie<br />
einmal in einem Gespräch: „Türkis<br />
ist für mich Klarheit, wie Wasser,<br />
dem ich auf den Grundguckenkann.<br />
Oder wie der Himmel im Frühling,<br />
wenn alles Kommende noch offen<br />
ist.“ Neigte sich das Jahr –oder auch<br />
nur der Tag–,dann changierte das<br />
Türkis in ihren Bildern zudunklem<br />
Ingeborg Ruthe<br />
begegnete der vorzweiJahren verstorbenen<br />
Sarah Haffner in den Neunzigerjahren<br />
und sah seither etlicheAusstellungen<br />
derauch schreibenden Malerin, deren<br />
Bildsprache sich zwischen Gegenständlichkeit<br />
und Abstraktion bewegte.<br />
„Wintersonne“, 19<br />
Blau. Diese Malerei zeigt Wesentliches,<br />
reißt es heraus aus dem Fluss<br />
des Alltäglichen.<br />
Damals, 1990, so unmittelbar<br />
nach dem Fall der Mauer, war Berlin<br />
ja laut, schrill, chaotisch, überrannt<br />
vonMenschen aus allen Richtungen<br />
der Windrose. Aber –wie faszinierend!<br />
– Sarah Haffner malte nicht<br />
etwa Lärmendes,nicht die Euphorie<br />
der Masse, sondern eine konzentrierte,<br />
harte Stille. Die radikale Verknappung<br />
der Formen war ihr Markenzeichen.<br />
Was man sieht, ist nur<br />
scheinbar real. Stimmungen, Erscheinungen,<br />
Gedanken gerinnen<br />
zur dichten, strengen Metapher, in<br />
denen helle Fraben zu dunklen,<br />
warme zu kalten komponiertsind.<br />
Auf suggestive Perspektiven und<br />
dadurch illusorische Effekte verzichtete<br />
Sarah Haffner völlig. Es ist der<br />
Dialog der Farben, der den Menschen<br />
oder Dingen in ihrer Malerei<br />
Plastizität gibt. Noch oft –bis ins Alterswerk<br />
hinein – malte sie solche<br />
scharfkonturigen, fensterlosen Häusergebirge.<br />
Brandmauern, Haltepunkte,<br />
Brücken, Treppen und<br />
Wände, die einen zurückstoßen,<br />
aber faszinierend charaktervoll sind.<br />
KINO<br />
CHARLOTTENBURG<br />
Astor Film Lounge (✆ 883 85 51)Crescendo #makemusicnotwar<br />
14.45; Lindenberg! Mach dein Ding<br />
17.15,20.30<br />
CinemaParis (✆ 881 31 19) Die Wütenden 15.00,<br />
20.30; Die Wütenden (OmU) 17.45<br />
Delphi Filmpalast (✆ 312 10 26) 1917 –Der<br />
Film (OmU) 20.00; Das geheime Leben der Bäume<br />
17.20; Judy 14.30<br />
Delphi LUX (✆ 322 93 10 40) 1917 –Der Film<br />
13.30, 16.15, 19.00, 21.40; Das geheime Leben<br />
der Bäume 15.40; Jojo Rabbit (OF) 15.00, 20.50;<br />
Parasite 18.00; Judy 17.30, 20.15; Judy (OmU)<br />
13.30,17.50, 20.30; Queen &Slim (OmU) 15.00,<br />
21.15; Freies Land 13.30, 16.15; The Peanut Butter<br />
Falcon (OmU) 19.00; Knives Out (OmU) 20.50;<br />
Knives Out (OF) 18.00; Vom Gießen des Zitronenbaums<br />
13.20, 15.40; Einsam zweisam 19.00; MilesDavis:<br />
Birth of theCool (OmU) 21.30; Die Sehnsucht<br />
der Schwestern Gusmao 16.00<br />
Filmkunst 66 (✆ 882 17 53) Milchkrieg inDalsmynni<br />
18.45;The Peanut Butter Falcon 22.15; Das<br />
Vorspiel 17.00, 20.30; Crescendo #makemusicnotwar<br />
17.45; Kamikaze 1989 (OmenglU) 22.30;<br />
Motherless Brooklyn 20.00<br />
Kant Kino (✆ 319 98 66) Knives Out 14.30,<br />
17.30, 20.30; Lindenberg! Mach dein Ding 14.30,<br />
17.30, 20.30; A Rainy Day In New York 16.15,<br />
20.45; Der geheime Roman des Monsieur Pick<br />
18.30; Latte Igel und der magische Wasserstein<br />
14.00; Als Hitler das rosa Kaninchen stahl 14.45,<br />
17.20, 20.00; Spione Undercover: Eine wilde Verwandlung<br />
14.00; Das Vorspiel16.15, 18.30, 20.50<br />
Zoo Palast (✆ 01805/22 29 66) Atmos: Bad Boys<br />
for Life 20.00, 23.10; Die Eiskönigin II14.00; 3D,<br />
Atmos: Star Wars: Der Aufstieg Skywalkers 16.40;<br />
Die Hochzeit 23.10; Die Hochzeit 16.45; Jojo<br />
Rabbit (OF) 22.50; Lindenberg! Mach dein Ding<br />
19.45; Vier zauberhafte Schwestern 14.15; Jojo<br />
Rabbit 17.30, 20.00, 22.45; Star Wars: Der Aufstieg<br />
Skywalkers 14.15; Bad Boys for Life 17.00;<br />
Die Hochzeit 14.10, 20.00; Knives Out 23.05; Als<br />
Hitlerdas rosaKaninchenstahl 20.00;Bad Boys for<br />
Life 14.45; Jojo Rabbit (OF) 17.30; Joker 22.50;<br />
Lindenberg! Mach dein Ding 17.45; Das perfekte<br />
Geheimnis 15.00; Star Wars: Der Aufstieg Skywalkers<br />
20.45<br />
FRIEDRICHSHAIN<br />
b-ware!Ladenkino (✆ 20 07 88 88) 2040 –Wir<br />
retten die Welt! (OmU) 11.00; ARainy Day InNew<br />
York (OmU) 17.45; Gott existiert, ihr Name ist Petrunya<br />
(OmenglU) 12.30;<br />
LatteIgelund der magische Wasserstein 16.15; Der<br />
Leuchtturm –The Lighthouse (OmU) 21.00; Miles<br />
Davis: Birth of the Cool (OmU) 14.15; Das Vorspiel<br />
(OmenglU) 19.15; Why Don‘t You Just Die! –Papa,<br />
sdokhni (OmU) 22.50; Aquarela (OmU) 14.15;<br />
Bunuel im Labyrinth der Schildkröten –Bunuel en<br />
el laberinto delas tortugas (OmU) 16.00; Freies<br />
Land (DFmenglU) 19.30; Jeannette: Die Kindheit<br />
der Jeanne d‘Arc (OmenglU) 11.00; Milchkrieg in<br />
Dalsmynni 12.45; Once Upon aTimein...Hollywood<br />
(OmU) 21.40; Einsam zweisam –Deux moi (OmU)<br />
11.00; Die Eiskönigin II–Frozen 2(OmU) 15.15;<br />
TheFarewell (OmenglU)18.50;Der geheime Roman<br />
des Monsieur Pick 17.00; Joker (OmU) 22.45; Motherless<br />
Brooklyn 12.45; Parasite –Gisaengchung<br />
(OmenglU) 20.30<br />
Tilsiter-Lichtspiele (✆ 426 81 29) Als Hitler das<br />
rosa Kaninchen stahl 16.00; Freies Land 20.10;<br />
DasgeheimeLeben derBäume 14.00, 18.15; Parasite<br />
–Gisaengchung (OmU) 22.35; Aretha Franklin:<br />
Amazing Grace (OmU) 20.15; Der geheime Roman<br />
des Monsieur Pick –Le mystere Henri Pick (OmU)<br />
18.15; Der marktgerechte Mensch 16.20; Midsommar<br />
–Director‘s Cut (OmU) 22.00; Systemsprenger<br />
14.00<br />
UCI Luxe Kino Mercedes-Platz 1917 –Der Film<br />
14.00, 17.00, 20.00, 23.00; 3Engel für Charlie<br />
14.10, 20.10; Als Hitler das rosa Kaninchen stahl<br />
17.10; Bad Boys for Life 16.20, 19.40, 22.40;<br />
IMAX: Bad Boys for Life 13.50, 16.50, 20.00,<br />
23.10; Black and Blue 22.50; Cats 17.20; Die<br />
Eiskönigin II 14.20, 16.45; Das geheime Leben<br />
der Bäume 20.10; The Grudge 19.40, 23.10; Die<br />
Hochzeit 13.45, 17.20, 20.15, 23.15; Jojo Rabbit<br />
17.10,19.50;Jojo Rabbit(OF)16.50; Joker22.50;<br />
Jumanji –The Next Level 14.00, 16.50, 19.20,<br />
22.30; Knives Out 14.20, 16.40, 19.50, 22.20;<br />
Knives Out (OF)23.00;Latte Igel und der magische<br />
Wasserstein 14.20; Lindenberg! Mach dein Ding<br />
16.30, 19.40; Midnight Movie: Obsessed: Tödliche<br />
Spiele 23.00; Das perfekte Geheimnis 19.20;<br />
Queen &Slim 22.45; Spione Undercover: Eine wilde<br />
Verwandlung 14.00; 3D: Star Wars: Der Aufstieg<br />
Skywalkers 14.00, 19.30, 22.45; Star Wars: Der<br />
Aufstieg Skywalkers 13.45, 16.40, 19.50, 22.20;<br />
Vier zauberhafte Schwestern 13.50; Die Wolf-Gäng<br />
14.30,17.00<br />
Zukunft (✆ 01 76/57 861079) Joker (OmU)<br />
22.30; Der Leuchtturm – The Lighthouse (OmU)<br />
20.20; Systemsprenger (OmenglU) 18.00; Porträt<br />
einer jungen Frau in Flammen –Portrait delajeune<br />
fille en feu (OmU) 18.00, 22.15; Vom Gießen des<br />
Zitronenbaums –ItMust BeHeaven (OmU) 20.20<br />
HELLERSDORF<br />
CineStar (✆ 04 51/703 0200) 1917 –Der Film<br />
16.45, 20.00, 23.00; Bad Boys for Life 16.50,<br />
19.30, 22.40; Die Eiskönigin II13.40, 16.30; Die<br />
Hochzeit 14.00, 17.10,20.10,23.00; Joker 22.50;<br />
Jumanji –The Next Level 16.40, 19.50, 22.50;<br />
Knives Out 19.40, 22.50; Lindenberg! Mach dein<br />
Ding 13.30,19.40; Das perfekte Geheimnis 13.50;<br />
Spione Undercover: Eine wilde Verwandlung 14.00;<br />
3D: Star Wars: Der Aufstieg Skywalkers 19.20; Star<br />
Wars: Der Aufstieg Skywalkers 16.45, 22.45; Vier<br />
zauberhafte Schwestern 14.10; Die Wolf-Gäng<br />
14.15, 16.50<br />
Kino Kiste (✆ 998 7481) Als Hitler das rosa Kaninchen<br />
stahl 17.35; Morgen sind wir frei 19.15;<br />
Rotschühchen und die sieben Zwerge 15.55; Die<br />
schönste Zeit unseres Lebens 13.50<br />
HOHENSCHÖNHAUSEN<br />
CineMotion (✆ 038 71/211 4109) 1917 –Der<br />
Film 17.30,20.00, 22.50; Bad Boys for Life 14.40,<br />
17.00, 20.00, 22.40; 3D: Die Eiskönigin II 14.15;<br />
Die Eiskönigin II 14.20, 17.15; The Grudge 23.00;<br />
Die Hochzeit 14.30, 17.10, 19.50, 22.30; Jumanji<br />
–The Next Level 17.20, 19.45; Knives Out 20.15,<br />
22.40; Latte Igel und der magische Wasserstein<br />
15.00; Lindenberg! Mach dein Ding 16.40, 19.30;<br />
Das perfekte Geheimnis 19.40; Spione Undercover:<br />
Eine wilde Verwandlung 14.50; 3D: Star Wars:<br />
Der Aufstieg Skywalkers 16.45, 19.50; Star Wars:<br />
Der Aufstieg Skywalkers 14.15, 20.10, 22.20; Underwater<br />
–Es ist erwacht 23.00; Vier zauberhafte<br />
Schwestern 14.45, 17.10; Die Wolf-Gäng 14.30,<br />
17.20; Zombieland 2: Doppelt hält besser 23.00<br />
KREUZBERG<br />
Babylon (✆ 61 60 96 93) A Jojo Rabbit (OmU)<br />
17.30, 20.00, 22.30; B Knives Out (OmU) 16.00,<br />
21.30; Parasite –Gisaengchung (OmU) 18.45<br />
fsk am Oranienplatz (✆ 614 2464) Little Joe –<br />
Glück ist ein Geschäft (OmU) 21.30; Milchkrieg in<br />
Dalsmynni –Heradid (OmU) 17.30; Das Vorspiel<br />
19.30; Die Wütenden (OmU) 17.45, 20.00, 22.15<br />
Moviemento (✆ 692 4785) Almanya –Willkommen<br />
in Deutschland 10.00; Jojo Rabbit (OmU)<br />
12.30, 15.00, 17.30, 20.00, 22.30; Als Hitler das<br />
rosa Kaninchen stahl 14.45, 17.15, 22.00; Der<br />
blaue Tiger 10.30; Thomas und seine Freunde: Große<br />
Welt! GroßeAbenteuer! 12.45;Vom Gießen des<br />
Zitronenbaums –ItMust BeHeaven (OmU) 19.45;<br />
AlsHitler das rosa Kaninchenstahl 11.45; Hilfe, ich<br />
hab meine Eltern geschrumpft 9.30;<br />
Little Joe – Glück ist ein Geschäft (OmU) 16.30,<br />
21.30; Prachtige Films: Safety First: The Movie<br />
(OmenglU) /Hotel Eindhoven (OmenglU) 19.00;<br />
Vom Gießen des Zitronenbaums –ItMust BeHeaven<br />
(OmU) 14.15<br />
RegenbogenKino (✆ 69 57 95 17)Swans –Where<br />
Does ABody End? 20.30<br />
Sputnik (✆ 694 11 47) Cunningham(OmU)16.00;<br />
TheFarewell (OmU) 20.00; Joker(OmU)21.45; Porträt<br />
einer jungen Frau in Flammen –Portrait de la<br />
jeune fille en feu (OmU) 17.45; Little Joe –Glück<br />
ist ein Geschäft (OmU) 21.45; Der marktgerechte<br />
Mensch (OmU) 17.30; Die Sehnsucht der Schwestern<br />
Gusmao –Avida invisivel de Euridice Gusmao<br />
(OmU) 19.15; Shaun das Schaf: Der Film: UFO-<br />
Alarm 16.00; Kinobar imSputnik Swans –Where<br />
DoesABody End? (OmU) 22.00<br />
Yorck (✆ 78 91 32 40) Das geheime Leben der<br />
Bäume 15.20, 17.40; Parasite 20.00; New Knives<br />
Out 16.00, 18.50, 21.40<br />
KÖPENICK<br />
Kino Spreehöfe (✆ 538 9590) Bad Boys for Life<br />
17.30, 20.30; DieEiskönigin II 15.00; Die Hochzeit<br />
15.00, 17.30, 20.15; Knives Out 17.15, 20.15;<br />
Lindenberg! Mach dein Ding 17.00, 20.00; Spione<br />
Undercover: Eine wilde Verwandlung 14.45; 3D:<br />
Star Wars: Der Aufstieg Skywalkers 20.00;Vier zauberhafte<br />
Schwestern 15.15; Die Wolf-Gäng 14.45,<br />
17.45<br />
Union Filmtheater (✆ 65 01 31 41) Als Hitler<br />
das rosa Kaninchen stahl 13.00; Die Eiskönigin<br />
II 15.30; Freies Land 17.45; Knives Out 13.00,<br />
20.30; Latte Igel und der magische Wasserstein<br />
15.45; Lindenberg! Mach dein Ding 13.00, 17.45,<br />
20.30; Vom Gießen des Zitronenbaums 18.00; Das<br />
Vorspiel 15.45,20.15<br />
MARZAHN<br />
UCI Kinowelt am Eastgate (✆ 93 03 02 60)<br />
1917 –Der Film 17.15, 19.50, 22.50; Bad Boys<br />
for Life 14.00, 17.00, 20.00, 23.00; Die Eiskönigin<br />
II 14.00, 16.50; The Grudge 23.15; Die Hochzeit<br />
14.10, 17.05, 20.00, 22.45; 3D: Jumanji –The<br />
Next Level 19.40, 22.40; Jumanji –The Next Level<br />
14.10, 17.00; Knives Out 19.45, 23.00; Lindenberg!<br />
Mach dein Ding 16.35, 19.40; Midnight<br />
Movie: Obsessed: Tödliche Spiele 23.00; Das<br />
perfekte Geheimnis 20.00; Spione Undercover:<br />
Eine wilde Verwandlung 14.15; 3D: Star Wars: Der<br />
Aufstieg Skywalkers 22.35; Star Wars: Der Aufstieg<br />
Skywalkers 14.05, 16.30, 19.25; Vier zauberhafte<br />
Schwestern 14.15; DieWolf-Gäng 14.30, 16.55<br />
MITTE<br />
Acud (✆ 44 35 94 98)Einsam zweisam 18.30; Der<br />
kleine Rabe Socke 3–Suche nach dem verlorenen<br />
Schatz 17.00; Parasite 20.45; Bunuel imLabyrinth<br />
der Schildkröten 21.45; But Beautiful –Nichts existiert<br />
unabhängig (OmU) 17.45; Gundermann Revier<br />
(OmenglU) 20.00<br />
Babylon (✆ 2425969) Cinebrasil–Brasilianisches<br />
Filmfestival: 10 Sekunden um zu siegen –10segundos<br />
para vencer (OmenglU) 22.00; Das Cabinet<br />
des Dr. Caligari (m. Live-Musikbegleitung) 19.30;<br />
Cinebrasil –Brasilianisches Filmfestival: Casa de<br />
areia –Das Haus aus Sand: The House of Sand<br />
(OmenglU) 20.00; Fellini 100!: Fellinis Die Clowns<br />
–IClowns (OmenglU) 17.30; Fellini 100!: Fellinis<br />
Satyricon (OmenglU) 17.30; Cinebrasil – Brasilianisches<br />
Filmfestival: Der Kuss auf dem Asphalt<br />
–Obeijo no asfalto (OmenglU) 20.00; Cinebrasil<br />
–Brasilianisches Filmfestival: Saneamento basico,<br />
ofilme –Grundsanierung: Der Film (OmU) 22.00;<br />
VideoartatMidnight (#111: GernotWieland) 23.59<br />
Central Hackescher Markt (✆ 28 59 99 73) Fritzi<br />
–Eine Wendewundergeschichte 15.30; Queen &<br />
Slim (OmU) 17.15, 20.00; Yung (OmenglU) 22.45;<br />
Joker (OmU) 21.15; Der Leuchtturm –The Lighthouse<br />
(OmU) 16.30; Queen &Slim (OmU) 11.30,<br />
14.00; Systemsprenger 9.00; Vom Gießen des Zitronenbaums<br />
–ItMust BeHeaven (OmU) 19.00<br />
CineStar CUBIX (✆ 04 51/703 02 00)1917 –Der<br />
Film 16.30, 19.50; 1917 –Der Film (OF) 11.00,<br />
13.50, 17.10, 19.30, 22.50; 3Engel für Charlie<br />
23.15; Als Hitler das rosa Kaninchen stahl 11.10;<br />
Bad Boys for Life 11.15, 14.15, 16.40, 20.10,<br />
23.15; Bad Boys for Life (OF) 19.40, 22.40; Die<br />
Eiskönigin II 12.00, 17.15; Die Eiskönigin II–Frozen<br />
2 (OF) 15.10; Die Hochzeit 11.30, 14.20,<br />
17.20,20.10, 23.10; Joker(OF)22.20; 3D: Jumanji<br />
–The Next Level 18.00; Jumanji –The Next Level<br />
13.20; Der kleine Rabe Socke 3–Suche nach dem<br />
verlorenen Schatz 11.10; Knives Out 17.00, 22.40;<br />
Knives Out (OF) 20.10; Lindenberg! Mach dein<br />
Ding 14.00; Das perfekte Geheimnis 19.45; Spione<br />
Undercover: Eine wilde Verwandlung 14.30; 3D:<br />
Star Wars: Der Aufstieg Skywalkers 11.45, 19.00;<br />
StarWars: Der Aufstieg Skywalkers 16.15; 3D: Star<br />
Wars: Der Aufstieg Skywalkers –StarWars: The Rise<br />
of Skywalker (OF) 22.15; Star Wars: Der Aufstieg<br />
Skywalkers –Star Wars: The Rise of Skywalker (OF)<br />
21.00; Vier zauberhafte Schwestern 11.10, 13.45;<br />
Die Wolf-Gäng 11.15, 13.50, 16.30<br />
Hackesche Höfe (✆ 283 46 03) 1917 –Der Film<br />
(OmU) 16.30, 19.00, 21.30; Miles Davis: Birth of<br />
the Cool (OmU) 14.00; The Farewell (OmU) 16.45;<br />
Judy (OmU) 19.30; Lindenberg! Mach dein Ding<br />
14.00, 21.30; Jojo Rabbit (OmU) 17.15, 19.30,<br />
21.45; Die Sehnsucht der Schwestern Gusmao –A<br />
vida invisivel de Euridice Gusmao (OmU) 14.30; Als<br />
Hitler das rosa Kaninchen stahl 14.30; Die Wütenden<br />
(OmU) 17.00, 19.15, 21.30; Little Joe –Glück<br />
ist ein Geschäft (OmU) 14.45, 21.30; Das Vorspiel<br />
(teilw.OmU) 17.00, 19.15<br />
International (✆ 24 75 60 11) Jojo Rabbit (OmU)<br />
19.30, 22.00; Lindenberg! Mach dein Ding 13.30,<br />
16.30<br />
Zeughauskino (✆ 20 30 47 70)Konecsrpna vHoteluOzon–Late<br />
August at the HotelOzone (OmenglU)<br />
20.00<br />
NEUKÖLLN<br />
Cineplex NeuköllnArcaden (✆ 01 80/505 06 44)<br />
1917 –Der Film 16.50, 19.55, 23.00; 1917 –<br />
Der Film (OF) 19.55; Aman Reis Duymasin (OmU)<br />
22.50;BabaParasi(OmU) 22.45; Bad Boys for Life<br />
17.00, 20.00, 23.00;Bad Boys for Life (OF) 22.30;<br />
Cep Herkülü: Naim Süleymanoglu –Pocket Hercules<br />
(OmU) 14.15; Die Eiskönigin II 14.15, 17.15;<br />
Die Hochzeit 14.15, 17.05, 19.30, 22.40; Jumanji<br />
–The Next Level 14.00, 17.20, 20.10; Knives Out<br />
19.30; Lindenberg! Mach dein Ding 22.45; Mucize<br />
Ask (OmU) 22.50; Psy 3: Wimie zasad –Hunde<br />
3: Im Namen der Regeln (OmU) 20.00; Rafadan<br />
Tayfa 2: Göbeklitepe –Rafadan Tayfa 2: Göbeklitepe<br />
(OmU) 14.10, 17.15; Spione Undercover: Eine<br />
wilde Verwandlung 14.15; Star Wars: Der Aufstieg<br />
Skywalkers 14.00, 16.30, 19.45; Türkler Geliyor<br />
–Adelatin Kilici (OmU) 16.15, 19.30, 23.00; Vier<br />
zauberhafte Schwestern 14.45; Die Wolf-Gäng<br />
14.00,16.50<br />
IL KINO (✆ 91 70 29 19) The Farewell (OmenglU)<br />
22.00; Parasite –Gisaengchung (OmenglU) 16.50,<br />
23.50; Die Sehnsucht der Schwestern Gusmao –A<br />
vida invisivel de Euridice Gusmao (OmU) 14.20;<br />
Systemsprenger (DFmenglU) 12.00; Die Wütenden<br />
(OmU) 10.00, 20.00<br />
Neues Off (✆ 62 70 95 50) Queen &Slim (OmU)<br />
16.30,19.30, 22.30<br />
Passage (✆ 68 23 70 18) 1917 –Der Film (OmU)<br />
15.00,17.45,20.30; Als Hitler das rosa Kaninchen<br />
stahl 15.00; Joker (OmU) 17.30, 20.00, 22.30;<br />
Lindenberg! Mach dein Ding 15.20, 18.10, 21.00;<br />
Judy (OmU) 16.00, 18.30; Motherless Brooklyn<br />
(OmU) 21.00
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 20 · F reitag, 24. Januar 2020 25<br />
· ·<br />
·······················································································································································································································································································<br />
Tagestipp<br />
KALENDER<br />
90, ein Motiv für das „Steinerne Berlin“ (nach Werner Heldt), Eitempera und Öl auf Nessel S.HAFFNER/ VG BILDKUNST BONN 2020/DAVID BRANDT<br />
Menschenleere Häuser-Landschaften<br />
wie diese wirken wie eingespannt<br />
in ein konstruktivistisches<br />
Gerüst. Sie sagte dazu: „Hinter der<br />
Wirklichkeit“ –das „hinter“ war als<br />
Widerhäkchen gemeint, die „Wirklichkeit“<br />
keineswegs schon als die<br />
ganze Wahrheit. Ihre Bildwelt<br />
schrieb Stimmungen, Zustände fest.<br />
Und wenn sie sich selbst malte,<br />
schon in jungen Jahren, 1963, gerade<br />
erst neun Jahrezuvor und mitten im<br />
Teenager-Alter, aus dem Londoner<br />
Exil ihrer ElterninBerlin vage „angekommen“,<br />
dann ist das auch später<br />
noch Grüblerische, Melancholische<br />
in den Gesichtern (etwa ihrer Serie<br />
„Frauen am Fenster“), dieser Kontrast<br />
der nachtblauen Schatten und<br />
rotgeschminkten Lippen und der<br />
vielen ernsten, skeptischen, bisweilen<br />
spöttischen Selbstbildnisse<br />
schon in dem fragenden jungen Gesicht<br />
der Malerin angelegt.<br />
Siemusste sich nach der Kindheit<br />
in England zurechtfinden in<br />
Deutschland, in der Frontstadt Berlin,<br />
in den Tumulten der 68er-Bewegung.<br />
Fragen hatte sie selbst immer<br />
mehr als Antworten. Der Dichter<br />
Erich Fried, dem Sarah Haffner auf-<br />
MEIN BILD DER WOCHE<br />
Die Künstlerin: Sarah Haffner<br />
(1940–2018) kam im britischen Cambridge,<br />
dem Exil ihrer aus Nazi-Deutschland<br />
geflohenen Eltern, zur Welt. Ihr Vater,<br />
der Historiker und linkeSchriftsteller Sebastian<br />
Haffner,musste Hitlerdeutschland<br />
verlassen, um sein Leben zu retten<br />
und das seiner halbjüdischen Frau. 1954<br />
kehrte die Familie nach West-Berlin zurück.<br />
Sarah Haffner,die an der Charlottenburger<br />
Hochschule der Künste Malerei<br />
studierthat,schrieb auch Bücher und engagierte<br />
sich für Frauen in Not.<br />
Die Ausstellung: „Goodbye to Berlin“ gedenkt<br />
der Malerin, die am 27. Februar 80<br />
Jahre alt geworden wäre. Galerie Poll,<br />
Gipsstr.3.Bis 29. Februar,Di–Sa 12–18<br />
Uhr.Lesung/Gespräch am 27. Februar,<br />
19 Uhr.Eintritt frei<br />
fiel, als sie noch keine 25 Jahre alt<br />
war, aber bereits solche eigenwilligen<br />
Einsamkeits-Metaphern malte,<br />
spröde Gedichte schrieb, sich in der<br />
Frauenbewegung engagierte und<br />
das erste Frauenhaus West-Berlins<br />
initiierte, muss diesen Zeitzeichen<br />
auf den Grund geschaut haben.<br />
Denn er hielt sie für geeignet, die<br />
Menschen, die das Sehen und Fragen<br />
verlernt haben, wieder Sehen<br />
und Fragen zu lehren.<br />
SarahHaffnermalte in ihreBilder<br />
wohl den Schmerz, nicht aber Larmoyanz<br />
hinein. Denn da war immer<br />
auch die Lust mit ihren eindringlich<br />
stillen, räumlichen Bildern gegen<br />
den Strom (etwa den hysterischen<br />
Kunstbetrieb) zu schwimmen. Malen,<br />
sagte sie mir einmal, vertreibe<br />
ihr die Ängste. Ihre beiden Identitäten,<br />
die deutsch-jüdische und die<br />
englische aber meldeten sich angesichts<br />
vonneuem Fremdenhassund<br />
Gewalt in Deutschland, angesichts<br />
von Sieg-Heil-Schreiern vor Asylantenheimen<br />
mit neuem inneren<br />
Druck. Gefragt, ob ihre Bilder die<br />
Spuren der Zeit trügen, sagte Sarah<br />
Haffner:„Eher die Spuren vonErfahrungen.“<br />
Literatur<br />
Geräumige<br />
Pausen<br />
garantiert<br />
Monika Rinck ist vielleicht<br />
die umtriebigste,vielseitigste,<br />
fröhlichste und energischste<br />
Dichterin, die der Literaturbetrieb<br />
so zu bieten hat.<br />
Heute lädt die 50-Jährige, die<br />
auch als Übersetzerin tätig ist,<br />
im Literarischen Colloquium<br />
auf die „Bühne des Schlafs“,<br />
wohin man ihr natürlich unbesehen<br />
und jederzeit zu folgen<br />
bereit ist! Um Schlaf,<br />
Traum und dessen Deutung<br />
geht es in Lesungen und Gesprächen,<br />
die Autorin Annett<br />
Gröschner, der Dichterkollege<br />
Durs Grünbein und der Cellist<br />
und Komponist Basilius Alawad<br />
sind mit dabei, und Monika<br />
Rinck verspricht außer einer<br />
„Anleitung zum kollektiven<br />
Traumdomino“ auch<br />
„Hanftee aus dem Samowar,<br />
geräumige Pausen, Traumproviant,<br />
unbewusste Einsichten<br />
und die unvergleichliche Musik<br />
von Basilius Alawad.“<br />
Kommt alle. PetraKohse<br />
Aufder Bühnedes Schlafs,19.30Uhr,<br />
LiterarischesColloquium Berlin, Am<br />
Sandwerder 5<br />
KLASSIK<br />
Heilig-Kreuz-Kirche Kreuzberg (✆ 69 40 12 41)<br />
21.00: Ex Oriente Lux –aus dem Orient das Licht:<br />
GabyBultmann &FarhanSabbagh (Oud), Amir<br />
Czwink (Perkussion),NachtKlänge, Arabische Musik<br />
und Musik des Abendlandes<br />
Kohlenkeller am Mexikoplatz (✆ 55 57 32 83)<br />
20.00: Aulos-Streichquartett Berlin, Neujahrskonzert,<br />
Haydn: Streichquartett op. 77 Nr.1;Beethoven:<br />
Streichquartett op. 18 Nr.1<br />
Konzerthaus Berlin (✆ 203 09 21 01)<br />
19.00Gr. Saal: Konzerthausorchester Berlin, Nikolaj<br />
Szeps-Znaider (Violine), Ltg.Iván Fischer,Ludwig van<br />
Beethoven: Konzertfür Violine und Orchester D-Dur<br />
op. 61; Richard Strauss:„Also sprach Zarathustra“,<br />
Sinfonische Dichtung nach Friedrich Nietzsche op. 30<br />
20.00 Kl. Saal: Federico Colli, C. Bechstein Klavierabend,<br />
Scarlatti: Acht ausgewählte Sonaten; Haydn:<br />
Klaviersonate Es-Dur;Mozart: Sechs Variationen<br />
über „SalvetuDopmine“ vonGiovanni Paisiello;<br />
Beethoven: Sonate cis-Moll op.27Nr. 2„Mondscheinsonate“;<br />
Bach: Chaconne aus der Partita für<br />
Violine solo d-Moll<br />
Philharmonie (✆ 25 48 83 01)<br />
20.00: <strong>Berliner</strong> Philharmoniker,Ltg.Kirill Petrenko,<br />
GustavMahler:Symphonie Nr.6<br />
Philharmonie/Kammermusiksaal (✆ 25 48 81 32)<br />
20.00: Ginzburg Dynastie, Klezmer-Festival<br />
Spandovia Sacra (✆ 333 80 54)<br />
19.30: SilkeStrauf (Viola da gamba) und Anke<br />
Krabbe (Rezitation), Werkevon Bach, Dowland,<br />
Wackenroder,Proust u. a.<br />
Zwölf-Apostel-Kirche (✆ 263 98 10)<br />
19.30: Stephan Graf vonBothmer:„Ben Hur“in<br />
concert, Stummfilm-Klassikerneu interpretiert<br />
KINDER<br />
Café Maggie (Frankfurter Allee 205)<br />
19.00: Maggie Slam (ab 12 J.)<br />
Friedrichstadt-Palast (✆ 23 26 23 26)<br />
16.00: Im Labyrinth der Bücher,Young Show(ab 5J.)<br />
Galli Theater Berlin (✆ 27 59 69 71)<br />
17.00: Frau Holle –Mitspieltheater, (ab 4J.)<br />
Grips Podewil (✆ 39 74 74 77)<br />
11.00, 19.30: Ankommen is WLAN, musikalische<br />
Ensembleproduktion (ab 12 J.)<br />
Juxirkus Schöneberg (✆ 215 58 21)<br />
17.30: Menschenskinder! Sensationen! (ab 4J.)<br />
Puppentheater Prenzlkasper (✆ 21 79 10 60)<br />
17.00: Hänsel und Gretel, Ulrich Müller-Hönow<br />
Schwartzsche Villa (✆ 902 99 22 12)<br />
10.30: Frederik, der Träumer,Julia de Boor,Musikalisches<br />
Schattenspiel (ab 2bis 6J.)<br />
Uferstudios (✆ 46 06 08 87)<br />
19.00 Studio 14: Purple –Internationales Tanzfestival<br />
für junges Publikum: Balancing Bodies, Cie. Woest.,<br />
Tanzperformance (ab 8J.)<br />
Varia Vineta (✆ 43 72 32 44)<br />
16.00: Der gestiefelte Kater (ab 3J.). Anm. erf.<br />
LITERATUR/VORTRAG<br />
Amerika-Gedenkbibliothek (✆ 902 26 -0)<br />
19.00 Salon: Hörthört! AGBauf die Ohren: Wirkommen,<br />
um zu lesen, Lisa Vera Schwabe und Norbert<br />
Lang,Hörstück und Gespräch<br />
ART Stalker (✆ 22 05 29)<br />
20.00: Lust, Leidenschaft und Liebe... ein Abend für<br />
die Liebe, mit Richard Maschke, Nicole Lengenberg<br />
Brotfabrik (✆ 471 40 01)<br />
19.30: „sonntag,“, André Hatting<br />
20.00: Frankenstein –Mein Herz ist schwarz. Es<br />
stinkt., Das :zeLT, Livehörspiel-Parforceritt frei nach<br />
MaryShelly<br />
Kirchengemeinde Neu-Westend (Eichenallee 47-55)<br />
20.00 Gemeindesaal: tolle et lege–nimm und<br />
lies, mit Bettina Schwietering-Evers und Olaf Trenn,<br />
Susanne Weiß spielt Cello<br />
Lettrétage (✆ 692 45 38)<br />
19.00: Mondgesichter,Haldis Kaltenbach, Roswitha<br />
Baumeister,Traude Bührmann, Heidi Kull<br />
Literarisches Colloquium Berlin (✆ 816 99 60)<br />
19.30: Aufder Bühne des Schlafs: „Aus der Traum<br />
(Kartei)“, Durs Grünbein, Lesung und Gesprächmit<br />
Durs Grünbein, Monika Rinck, Basilius Alawad und<br />
Annett Gröschner<br />
Literaturhaus Berlin (✆ 887 28 60)<br />
19.30: Texte zur Kunst: Autofiktion heute, mit Violaine<br />
Huisman, Isabelle Graw, Dirk vonLowtzow,Jackie<br />
Thomae und Brigitte Weingart<br />
Periplaneta Kreativzentrum (✆ 44 67 34 33)<br />
20.00 Literaturcafé: Neu: Periplaneta Tresenlesen,<br />
Clint Lukas, Meikel Neid, Jane Steinbrecher<br />
Schropp (✆ 235 57 32 -0)<br />
20.00: Road Trip: Der langeWeg nach Indien, Mathias<br />
Vatterodt, Buchvorstellung und Reisebericht. Anm.erf.<br />
Schwartzsche Villa (✆ 902 99 22 12)<br />
20.00 Großer Salon: Texte nach der DDR, Dr.Jörg<br />
Sader &Reinhard Kuhnert<br />
Sexclusivitäten (Fürbringerstr.2)<br />
18.00: Spritzen. Die weibliche Ejakulation,Stephanie<br />
Haerdle, Buchpremiere<br />
KONZERT<br />
A-Trane (✆ 313 25 50)<br />
21.00: David Haynes &Friends feat. Worthy Davis<br />
(voc)<br />
AstraKulturhaus (✆ 69 56 68 40)<br />
20.00: Devendra Banhart<br />
Aufsturz (✆ 28 04 74 07)<br />
21.00: 20 Jahre Klima Kalima feat. Oliver Potratz (b),<br />
Oliver Steidle (dr)<br />
b-flat (✆ 283 31 23)<br />
21.30: Hervé Hartock Band –Les Colorés<br />
Bi Nuu (✆ 69 56 68 40)<br />
20.00: Chase Rice +Madison Kozak<br />
Columbia Theater (Columbiadamm 9-11)<br />
20.00: Sturgill Simpson<br />
Donau115 (Donaustr.115)<br />
20.30: Bitter Blond<br />
Festsaal Kreuzberg (✆ 403 65 56 30)<br />
21.00: Waving The Guns, Es hätte so ein schöner<br />
Abend werden können<br />
Freizeitforum Marzahn (✆ 542 70 91)<br />
18.00: Piano PowerStation<br />
Gutshof Britz (Alt-Britz 81)<br />
19.00 Kulturstall: DiegoPinera Quintett, Esther Kaiser<br />
Quintett, Matti Klein Soul Trio u. a.,Jazzfest Neukölln<br />
2020 –1.Tag<br />
Kiste (✆ 998 74 81)<br />
21.00: Takayo<br />
Kulturbrauerei/Frannz (✆ 726 27 93 33)<br />
19.00: Eisfabrik<br />
Orania.Berlin (✆ 69 53 96 80)<br />
21.00: Orania.World: Sophia Bicking (Vocals) &Tal<br />
Arditi (Guitar)<br />
Panda (✆ 44 31 95 57)<br />
20.00: Incense of Music 4: Notte, Rajab<br />
Petruskirche Lichterfelde (✆ 81 80 99 66)<br />
20.00: Jaques Stotzem<br />
Philharmonie/Kammermusiksaal (✆ 25 48 81 32)<br />
20.00: GinzburgDynastie, Klezmer Festival<br />
Quasimodo (✆ 318 04 56 70)<br />
22.30: Cécile VernyQuartet<br />
Schokoladen Mitte (✆ 282 65 27)<br />
19.00: Die Wallerts<br />
SO36 (✆ 61 40 13 06)<br />
20.00: UK Subs, Loaded<br />
Wabe (✆ 902 95 38 50)<br />
20.00: Bielfeldts Begegnungen: Rainer Bielfeldt &<br />
Lorelay<br />
Zig Zag Jazz Club (✆ 94 04 91)<br />
21.15: Walt Weiskopf European Quartet<br />
Zimmer 16 (✆ 48 09 68 00)<br />
21.00: The Nation Mourns<br />
KINO<br />
Rollberg (✆ 62 70 46 45) Parasite –Gisaengchung<br />
(OmenglU) 17.30, 20.30; Jojo Rabbit (OF) 16.30,<br />
19.00, 21.30; 1917 –Der Film –1917 (OF) 17.00,<br />
19.45,22.30; DieWütenden (OmU) 17.00,19.30,<br />
22.00; The Farewell (OmenglU) 16.30; Knives Out<br />
(OF) 18.50; Queen &Slim (OF) 21.40<br />
UCI Luxe Gropius Passagen (✆ 66 68 12 34)<br />
1917 –Der Film 16.55, 19.45, 23.00; Bad Boys<br />
for Life 14.25, 17.20, 20.10, 23.00; Die Eiskönigin<br />
II 14.40; DieHochzeit 14.05, 16.45, 19.50, 22.40;<br />
Jumanji –The Next Level 17.10, 20.00; Knives Out<br />
19.40, 22.50; Das perfekte Geheimnis 22.45; 3D:<br />
Star Wars: Der Aufstieg Skywalkers 17.15, 20.30;<br />
StarWars: Der Aufstieg Skywalkers 14.00; Vier zauberhafte<br />
Schwestern 14.30; Die Wolf-Gäng 15.00,<br />
17.00<br />
Wolf (✆ 921 03 93 33) The Farewell (OmenglU)<br />
16.30; Little Joe –Glück ist ein Geschäft (OmU)<br />
18.40; Die Sehnsucht der Schwestern Gusmao –A<br />
vida invisivel de Euridice Gusmao(OmU)18.20; Die<br />
Tigerentenbande –Der Film 16.40; VomGießen des<br />
Zitronenbaums –ItMust Be Heaven (OmU) 21.10;<br />
Die Wütenden (OmU) 21.00<br />
PANKOW<br />
Blauer Stern Pankow (✆ 47 61 18 98) Lindenberg!<br />
Mach dein Ding 17.40, 20.30; Spione Undercover:<br />
Eine wilde Verwandlung 15.20; Als Hitler<br />
das rosa Kaninchen stahl 14.45, 17.20; Knives Out<br />
20.00<br />
PRENZLAUER BERG<br />
FT am Friedrichshain (✆ 42 84 51 88) 1917 –<br />
Der Film 15.20, 18.00; 1917 –Der Film (OmU)<br />
20.45; Das geheime Leben der Bäume 17.40;<br />
Parasite 20.00; Spione Undercover: Eine wilde<br />
Verwandlung 15.30; Freies Land 17.20, 20.00;<br />
Lindenberg! Mach dein Ding 17.30; Die Wütenden<br />
15.00, 20.30; Knives Out 14.50, 20.30; Knives<br />
Out (OmU) 17.40<br />
Kino&Bar in der Königstadt (✆ 01 63/262 72 80)<br />
Festival politischer Film: „Mir ist es egal, wenn wir<br />
als Barbaren in die Geschichte eingehen“ (OmU)<br />
20.00; Festival politischer Film: Gebürtig 13.00;<br />
Festival politischer Film: Der Krieg in mir 16.00<br />
Kino inder Kulturbrauerei (✆ 04 51/703 02 00)<br />
1917 –Der Film (OmU) 19.30, 22.45; Als Hitlerdas<br />
rosa Kaninchen stahl 16.45; Das geheime Leben<br />
der Bäume 17.20; Jojo Rabbit (OmU) 23.00; Jojo<br />
Rabbit (OF) 14.45, 17.30, 20.15; Judy 14.30; Der<br />
kleine Rabe Socke 3–Suche nach dem verlorenen<br />
Schatz 14.00; Knives Out 19.40; Lindenberg!<br />
Mach dein Ding 16.00, 21.30;<br />
StarWars: DerAufstieg Skywalkers (OF) 22.30;Vom<br />
Gießen des Zitronenbaums 14.15; Das Vorspiel<br />
19.00; DieWolf-Gäng 14.15, 16.45; Die Wütenden<br />
19.50; Die Wütenden (OmU) 22.30<br />
Krokodil (✆ 44 04 92 98) Gott existiert, ihr Name<br />
ist Petrunya (OmU) 21.00; Land des Honigs (OmU)<br />
18.00; Swimmingpool am Golan –Eine deutsche<br />
Familiengeschichte (teilw.OmU) 19.30<br />
UCI Kinowelt Colosseum (✆ 44 01 92 00) 1917<br />
–Der Film 14.20, 17.05, 19.45,22.35; 3Engel für<br />
Charlie 16.50; Als Hitler das rosa Kaninchen stahl<br />
19.50; Bad Boys for Life 14.25, 17.00, 19.55,<br />
22.45; Die Eiskönigin II 14.30, 17.10; Das geheime<br />
Leben der Bäume 17.10; The Grudge22.40; Die<br />
Hochzeit 14.15, 17.00, 19.50, 22.45; 3D: Jumanji<br />
–The Next Level 17.00; Jumanji –The Next Level<br />
14.15; Knives Out 19.50, 22.45; Latte Igel und der<br />
magische Wasserstein 14.45; Lindenberg! Mach<br />
dein Ding 16.40, 19.40;Midnight Movie:Obsessed:<br />
Tödliche Spiele 22.45; Das perfekte Geheimnis<br />
19.55; Queen &Slim 22.40; Sneak Preview 22.45;<br />
Spione Undercover: Eine wilde Verwandlung 14.20;<br />
3D: Star Wars: Der Aufstieg Skywalkers 16.45,<br />
22.30; Star Wars: Der Aufstieg Skywalkers 14.15,<br />
19.40; Systemsprenger 19.40; Underwater –Esist<br />
erwacht 19.45, 22.40;Vier zauberhafte Schwestern<br />
14.35; Die Wolf-Gäng 14.40, 17.20<br />
Zeiss-Großplanetarium (✆ 42 18 45 12) Into the<br />
Wild 20.30; Latte Igel und der magische Wasserstein<br />
14.00; Marianne &Leonard –Words of Love<br />
(OmU) 18.00; Small Planets (OmU) 16.00<br />
REINICKENDORF<br />
CineStar Tegel (✆ 04 51/703 02 00) 1917 –Der<br />
Film 16.40, 19.55, 23.00; AlsHitler dasrosaKaninchen<br />
stahl 13.30; Bad Boys for Life 14.15, 16.55,<br />
20.00, 23.05; Die Eiskönigin II 14.05, 16.55; The<br />
Grudge 23.10; Die Hochzeit 14.05, 17.00, 20.10,<br />
23.05; Jojo Rabbit 14.00, 16.45, 20.00, 23.00;<br />
Joker 22.45; 3D: Jumanji –The Next Level 20.10;<br />
Jumanji –The Next Level 13.55, 17.20, 23.00; KnivesOut<br />
16.15,19.40;Lindenberg! Machdein Ding<br />
19.30; Das perfekte Geheimnis 20.15; Spione Undercover:<br />
Eine wilde Verwandlung 14.00; 3D: Star<br />
Wars: Der Aufstieg Skywalkers 19.30; Star Wars:<br />
Der Aufstieg Skywalkers 16.45, 22.45; Underwater<br />
–Esist erwacht 23.15; Vier zauberhafteSchwestern<br />
13.45; Die Wolf-Gäng 14.40, 17.15<br />
SCHÖNEBERG<br />
Cinema amWalther-Schreiber-Platz (✆ 852 30 04)<br />
Freies Land 14.35; Das perfekte Geheimnis 17.30,<br />
20.15<br />
Cosima (✆ 85 07 58 02) Alles außer gewöhnlich<br />
18.00; Das perfekte Geheimnis 20.15<br />
Odeon (✆ 78 70 40 19) Jojo Rabbit (OmU) 15.00,<br />
20.30; Knives Out (OmU) 17.30<br />
Xenon (✆ 78 00 15 30) Crescendo #makemusicnotwar<br />
(OmU) 17.45; Judy (OmU) 20.15<br />
SPANDAU<br />
Cineplex Spandau (✆ 01 80/505 02 11) 1917<br />
–Der Film 16.50, 20.10, 23.00; Bad Boys for Life<br />
16.55, 19.55, 23.00; Die Eiskönigin II12.20; Das<br />
geheime Leben der Bäume 10.00, 14.50; Die<br />
Hochzeit 14.00, 17.20, 20.00, 22.55; Jumanji –<br />
The Next Level 12.15, 17.00; Lindenberg! Mach<br />
dein Ding 20.05, 23.05; Spione Undercover: Eine<br />
wilde Verwandlung 12.15, 14.30; Star Wars: Der<br />
Aufstieg Skywalkers 16.55,19.40, 23.00; Vier zauberhafte<br />
Schwestern 12.00, 14.40; Die Wolf-Gäng<br />
10.00, 12.15, 14.25<br />
Kino im Kulturhaus Spandau (✆ 333 6081) Alles<br />
außer gewöhnlich 13.45; Als Hitler das rosa Kaninchen<br />
stahl 16.00, 20.15; Der geheime Roman des<br />
Monsieur Pick 18.15<br />
STEGLITZ<br />
Adria (✆ 01 80/505 07 11) Als Hitler das rosa<br />
Kaninchen stahl 14.00, 17.00,20.00<br />
Cineplex Titania Palast (✆ 01 80/505 05 20)<br />
1917 –Der Film 17.00, 19.45, 22.50; Bad Boys<br />
for Life 17.00,20.00, 23.00; Bad Boys for Life (OF)<br />
23.00; Die Hochzeit 13.15, 17.00, 19.55, 23.00;<br />
Jumanji –The Next Level 14.05, 16.10; Der kleine<br />
Rabe Socke 3–Suche nach dem verlorenen Schatz<br />
10.00, 12.15; Knives Out 10.00, 16.50, 19.55,<br />
23.00; Latte Igel und der magische Wasserstein<br />
12.15; Lindenberg! Mach dein Ding 19.55; Spione<br />
Undercover: Eine wilde Verwandlung 12.00, 14.15;<br />
StarWars: DerAufstieg Skywalkers 19.30;Vier zauberhafte<br />
Schwestern 10.00, 11.45, 14.30<br />
Thalia Movie Magic (✆ 774 34 40) Bad Boys for<br />
Life 17.45, 20.30; Die Eiskönigin II 15.30; Die<br />
Hochzeit 15.45, 18.00, 20.30; Knives Out 20.30;<br />
Lindenberg! Mach dein Ding 17.45, 20.30; Vier<br />
zauberhafte Schwestern 15.30; Die Wolf-Gäng<br />
15.45, 18.15<br />
TIERGARTEN<br />
Arsenal (✆ 26 95 51 00) Kenji Mizoguchi: Eine<br />
Erzählung nach Chikamatsu –Chikamatsu Monogatari<br />
(OmenglU) 21.00; Kenji Mizoguchi: Yoru no<br />
onnatachi –Women ofthe Night (OmenglU) 19.30;<br />
Magical History Tour: Die Abenteuer des Rabbi Jacob<br />
–Les aventures de Rabbi Jacob (OmU) 19.00<br />
CinemaxX Potsdamer Platz (✆ 040/80 80 69 69)<br />
1917 – Der Film 13.30, 14.00, 16.40, 19.45,<br />
20.00, 23.00; 7500 –Der Film 23.00; Als Hitler<br />
das rosa Kaninchen stahl 17.20, 19.45; Bad Boys<br />
for Life 13.40, 16.40, 17.00, 19.15, 19.20, 22.45,<br />
22.55; Die Eiskönigin II 13.15, 14.00, 17.00; Das<br />
geheime Leben der Bäume 17.15, 20.15; The<br />
Grudge 22.45; Die Hochzeit 14.00, 17.00, 20.15,<br />
23.00; Jojo Rabbit 12.30, 13.20, 16.30, 19.30,<br />
20.15, 22.40; Joker 20.00; Judy 16.00; 3D: Jumanji–TheNext<br />
Level17.00;Jumanji –The Next Level13.50,<br />
19.40, 23.00; KnivesOut 16.20,20.10,<br />
22.50, 23.00; Lindenberg! Mach dein Ding 13.30,<br />
16.30, 19.00; Parasite 16.00, 19.45; Das perfekte<br />
Geheimnis 13.15, 16.40, 19.50; Queen &Slim<br />
19.15, 23.00; Spione Undercover: Eine wilde Verwandlung<br />
14.15; 3D: Star Wars: Der Aufstieg Skywalkers<br />
13.45, 17.00, 20.30, 22.50; Star Wars: Der<br />
Aufstieg Skywalkers 13.00, 15.30, 16.30, 19.40,<br />
20.00, 22.50; Underwater –Es ist erwacht 22.20;<br />
Vier zauberhafte Schwestern 14.00; Die Wolf-Gäng<br />
14.10, 16.30<br />
TREPTOW<br />
Astra (✆ 636 16 50) Bad Boys for Life 17.15,<br />
20.00, 22.30; Die Eiskönigin II 14.30; Das geheime<br />
Leben der Bäume 16.00, 18.00, 20.15, 22.30;<br />
Die Hochzeit 15.00, 17.30, 20.00, 22.30; Jumanji<br />
–The Next Level 18.00; Lindenberg! Mach dein<br />
Ding 17.00, 20.15; Spione Undercover: Eine wilde<br />
Verwandlung14.30; Star Wars: Der Aufstieg Skywalkers<br />
20.30; Vier zauberhafte Schwestern14.00; Die<br />
Wolf-Gäng 14.00,16.00<br />
Casablanca (✆ 677 5752) Der geheime Roman<br />
des Monsieur Pick 16.00; The Good Liar –Das alte<br />
Böse 20.30; Gundermann 18.00<br />
CineStar –Treptower Park (✆ 04 51/703 0200)<br />
1917 –Der Film 14.10, 17.00, 20.15, 22.40; 3<br />
Engel für Charlie 22.45; Als Hitler das rosa Kaninchen<br />
stahl 14.30; Bad Boys for Life 14.15, 17.15,<br />
20.10, 22.45; Die Eiskönigin II 14.30, 16.50; The<br />
Grudge 20.15, 23.00; Die Hochzeit 14.20, 17.15,<br />
20.00,23.00; Joker 22.45; 3D: Jumanji –The Next<br />
Level20.00;Jumanji–TheNextLevel14.00,17.15,<br />
23.00; Knives Out 16.50, 19.50, 22.50; Lindenberg!<br />
Mach dein Ding 19.30; Das perfekte Geheimnis<br />
19.45; Spione Undercover: Eine wilde Verwandlung<br />
14.20; 3D: StarWars: Der Aufstieg Skywalkers<br />
16.55; Star Wars: Der Aufstieg Skywalkers 19.30;<br />
Underwater –Esist erwacht 23.00; Vier zauberhafte<br />
Schwestern 14.15, 17.15; Die Wolf-Gäng 14.40,<br />
17.00<br />
WEDDING<br />
Cineplex Alhambra (✆ 01 80/505 0311) 1917 –<br />
Der Film 17.00, 19.40, 22.40; Baba Parasi (OmU)<br />
22.45; Bad Boys for Life 17.00, 20.00, 23.00; Die<br />
Eiskönigin II 16.40; Die Hochzeit 14.15, 16.45,<br />
20.00, 23.00; Jumanji –The Next Level 14.00,<br />
19.50;Rafadan Tayfa 2: Göbeklitepe–Rafadan Tayfa<br />
2: Göbeklitepe (OmU) 14.15; Spione Undercover:<br />
Eine wilde Verwandlung 14.15; Star Wars: Der<br />
Aufstieg Skywalkers 16.45, 19.30, 22.45; Türkler<br />
Geliyor –Adelatin Kilici (OmU) 20.00, 23.00; Vier<br />
zauberhafte Schwestern 15.00; Die Wolf-Gäng<br />
14.15,17.20<br />
City Kino Wedding (✆ 01 77/270 19 76) Miles<br />
Davis: Birth of the Cool (OmU) 21.45; Buch &Film:<br />
Mutter Krausens Fahrt ins Glück (Restaurierte Fassung)<br />
19.00<br />
WEISSENSEE<br />
BrotfabrikKino (✆ 471 40 01) Jeanne d‘Arc –<br />
Jeanne (OmU) 20.00; Jeannette: Die Kindheit der<br />
Jeanne d‘Arc –Jeanne: L‘enfance de Jeanne d‘Arc<br />
(OmU) 18.00<br />
Toni &Tonino (✆ 92 79 12 00)Filmwoche zumGedenken<br />
an den Holocaust: Bittere Ernte 18.00; Die<br />
Eiskönigin II 13.15; Der geheime Roman des Monsieur<br />
Pick 15.30; Joker 21.00; Lindenberg! Mach<br />
dein Ding 11.30,14.15, 17.00, 19.45<br />
WILMERSDORF<br />
Bundesplatz-Kino (✆ 85 40 60 85) Als Hitler das<br />
rosa Kaninchen stahl 18.00; Marianne &Leonard<br />
–Words of Love (OmU) 16.00; Miles Davis: Birth of<br />
the Cool (OmU) 20.30<br />
Eva-Lichtspiele (✆ 92 25 53 05) Crescendo #makemusicnotwar<br />
15.30;Das geheimeLeben der Bäume<br />
18.00; Vom Gießen des Zitronenbaums 20.30<br />
ZEHLENDORF<br />
Bali (✆ 811 46 78) Exhibition onScreen: Leonardo:<br />
Die Werke –The Works 20.30; Unheimlich<br />
perfekte Freunde 16.00; Zwingli –Der Reformator<br />
18.00<br />
Capitol (✆ 831 6417) Das geheime Leben der<br />
Bäume 15.20; Judy 17.45; Knives Out 20.30<br />
POTSDAM<br />
Filmmuseum Potsdam (✆ 03 31/271 81 12) Lara<br />
17.00; Metropolis (1926/84; m.Vorfilm) 19.30<br />
Thalia Potsdam (✆ 03 31/743 7020) Als Hitler<br />
das rosa Kaninchen stahl (m. Gebärdendolmetscherin)<br />
19.00; Crescendo #makemusicnotwar<br />
14.15; Die Eiskönigin II 14.00; Freies Land 21.00;<br />
Das geheime Leben der Bäume 13.20;<br />
FFF:Das geheime Lebender Bäume 16.15; Jojo Rabbit<br />
16.15, 18.30, 20.45; Lindenberg! 15.30,18.15,<br />
21.00; Vom Gießen des Zitronenbaums 16.45; Das<br />
Vorspiel 14.15,18.45; Die Wütenden 21.30<br />
UCI Luxe Potsdam Center (✆ 03 31/233 70)<br />
1917 –Der Film 14.00, 17.00, 20.15, 23.00; Als<br />
Hitler das rosa Kaninchen stahl 13.50; Bad Boys<br />
for Life 13.45, 17.00, 20.00, 23.00; Die Eiskönigin<br />
II14.15, 17.35; Die Hochzeit 14.00, 16.50,<br />
20.10,23.00; 3D: Jumanji –The Next Level 16.45,<br />
23.00; Jumanji –The Next Level 20.05; Knives Out<br />
19.40, 23.00; Lindenberg! Mach dein Ding 16.45,<br />
19.40, 23.00; Das perfekte Geheimnis 19.50; 3D:<br />
Star Wars: Der Aufstieg Skywalkers 16.30, 20.15;<br />
Star Wars: Der Aufstieg Skywalkers 14.15, 23.00;<br />
Vier zauberhafte Schwestern 14.20; Die Wolf-Gäng<br />
13.45, 17.10<br />
UMLAND<br />
ALA Falkensee (✆ 033 22/279 8877) Knives Out<br />
17.00, 20.00; Vier zauberhafte Schwestern 14.30<br />
CineStar Wildau (✆ 04 51/703 02 00) 1917 –<br />
Der Film 17.00, 20.20, 23.10; 3Engel für Charlie<br />
23.00; Bad Boys for Life 14.45, 17.20, 19.50,<br />
22.50; Die Eiskönigin II14.20, 17.00; The Grudge<br />
20.40, 23.20; Die Hochzeit 14.30, 17.20, 20.15,<br />
23.15; Hustlers 23.15; Joker 22.50; 3D: Jumanji<br />
–The Next Level 20.15; Jumanji 14.20, 17.20; Knives<br />
Out 17.40, 20.10, 23.00; Latte Igel und der<br />
magische Wasserstein 15.00; Lindenberg! 17.05,<br />
20.00; Das perfekte Geheimnis 15.00, 20.00; Spione<br />
Undercover: Eine wilde Verwandlung 14.30; 3D:<br />
Star Wars IX 17.30; Star Wars IX 14.20, 19.45; Underwater<br />
20.30, 23.10; Vier zauberhafte Schwestern<br />
14.45, 17.40; Die Wolf-Gäng 14.40, 17.10;<br />
Zombieland 223.20<br />
Filmpalast Bernau (✆ 033 38/70 54 54) Bad<br />
Boys for Life 17.45, 20.30; Die Eiskönigin II 15.15;<br />
Die Hochzeit 15.00, 17.45, 20.30; Jumanji –The<br />
Next Level 17.45; Lindenberg! Mach dein Ding<br />
20.30; Vier zauberhafte Schwestern 15.30<br />
Filmpalast Oranienburg (✆ 033 01/70 4828)<br />
Bad Boys for Life 18.00, 20.30, 22.45; Die Eiskönigin<br />
II 14.45; The Grudge 23.15; Die Hochzeit<br />
15.00, 17.30, 20.00, 22.35; Jumanji 18.00; Lindenberg!<br />
Mach dein Ding 17.00, 19.45; 3D: Star<br />
Wars: Der Aufstieg Skywalkers 20.35; Vier zauberhafte<br />
Schwestern 14.00, 16.00; Die Wolf-Gäng<br />
14.00, 16.00<br />
Movieland Erkner (✆ 033 62/36 68) Als Hitler<br />
das rosa Kaninchen stahl 18.15; Bad Boys for Life<br />
17.45, 20.15; Jumanji 15.30; Knives Out 20.45;<br />
Spione Undercover 15.00
26 <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 20 · F reitag, 24. Januar 2020<br />
·························································································································································································································································································<br />
Netzwerk<br />
NACHRICHTEN<br />
Esken für Verbot von<br />
Gesichtserkennung<br />
STREAMING<br />
Mit Picard<br />
kehrt ein<br />
Vorbild zurück<br />
VonMarcus Posimski<br />
Was heute oft vergessen wird,<br />
wenn über die Faszination der<br />
„Star Trek“-Episoden gesprochen<br />
wird: Die Macher, allen voran Gene<br />
Roddenberry, haben in ihren Geschichten<br />
ein klares, gesellschaftliches<br />
Ziel verfolgt. Ihnen ging es um<br />
Völkerverständigung und Toleranz.<br />
So waren bereits in den 60er-Jahren<br />
und auch den späten 80er-Jahren die<br />
Besatzungen ein geradezu vorbildlicher<br />
Mix anFiguren sämtlicher Nationalitäten<br />
und Hautfarben.<br />
Besonders der vonSir Patrick Stewart<br />
gespielte Captain Jean-Luc Picard<br />
zeigte in seiner Funktion als<br />
Kommandeur eines Raumschiffes<br />
perfekte Führungsqualitäten und diplomatische<br />
Fähigkeiten, immer mit<br />
einem Prise Ungehorsam der übermächtigen<br />
Sternenflotte gegenüber.<br />
Diplomatie statt Invasion, Kennenlernen<br />
statt Missionieren – in den<br />
Zeiten des Wettrüstens der Supermächte<br />
hätte dies kaum konträrer<br />
zur weltpolitischen Situation sein<br />
können. Schön, dass diese Persönlichkeit<br />
jetzt in„Star Trek: Picard“ besonders<br />
gewürdigt wird.<br />
Vor 18Jahren war die Crew der<br />
Enterprise unter Picard ein letztes<br />
Mal zusehen gewesen, und Sir Patrick<br />
schwor sich damals, nie wieder<br />
in die Rolle des Captains zu schlüpfen.<br />
Washat aber nach 18 Jahren den<br />
inzwischen 79-Jährigen dazu bewegt,<br />
seine Meinung zu ändern?<br />
Nach eigener Aussage lag es in<br />
erster Linie an der Idee, die ihm der<br />
Film- und Serientausendsassa Alex<br />
Kurtzman präsentierte.Und die geht<br />
so: Picardlebt inzwischen zurückgezogen<br />
auf einem Weingut und fristet<br />
Jean-Luc Picard (Patrick Stewart)erhält einen<br />
Auftrag von Dahjier (Isa Briones). AMAZON<br />
Frauen sind im Internet ganz<br />
besonderen Bedrohungen<br />
ausgesetzt: Hasskommentare,<br />
Morddrohungen, auch<br />
Ausspähungssoftware und Überwachung<br />
per Kamerasind Phänomene,<br />
die besonders oft Frauen betreffen.<br />
Doch das Problem geht weit über<br />
Hasskommentarehinaus.Die Linke-<br />
Fraktion im Bundestag hatte in dieser<br />
Woche eigeladen zur Diskussion<br />
über „Digitale Gewalt an Frauen“.<br />
Polizei ist oft ahnungslos<br />
Mit dabei war Leena Simon. Sie ist<br />
eine der wenigen Expertinnen in<br />
Deutschland, wenn es um Stalking<br />
im digitalen Raum geht. Das Problem<br />
werde weithin unterschätzt,<br />
sagte sie. Simon arbeitet im <strong>Berliner</strong><br />
Frauenzentrum „Frieda“ und berät<br />
Frauen, die im Netz bedroht werden:<br />
„Der Klassiker ist, dass die Frau sich<br />
nicht wirklich mit ihrer Technik beschäftigt<br />
hat, weil sich der Partner<br />
darum gekümmert hat, manchmal<br />
übernehmen Frauen auch die alten<br />
Geräte ihrer Partnern. Zerbricht die<br />
Beziehung, können dann seltsame<br />
Dinge passieren“, sagte sie,„oft sind<br />
die Betroffenen ganz hilflos und wissen<br />
gar nicht, woran das liegt.“ Erst<br />
im persönlichen Gespräch stelle<br />
man dann gemeinsam fest, dass jemand,<br />
der ein Gerät eingerichtet hat,<br />
später natürlich auch Kontrolle darüber<br />
übernehmen kann.<br />
DieMöglichkeiten, Frauen zu bedrohen,<br />
zu stalken, zu überwachen,<br />
seien technisch gesehen sehr vielfältig<br />
und werden aufgrund neuer Entwicklungen<br />
immer einfacher und<br />
auch billiger, stellte Anke Domscheit-Berg<br />
fest, Sprecherin der<br />
Linke-Fraktion im Bundestag für<br />
Netzpolitik: „Man kann bei Amazon<br />
nach ‚Kleiderhaken mit Kamera‘ suchen<br />
und findet Angebote für unter<br />
zehn Euro. Für das Geld kriege ich<br />
die ÜberwachungskamerafreiHaus,<br />
die ich von der Ferne an- und abschalten<br />
kann. Die Fotos oder Videos,<br />
die so von einer Ex-Freundin<br />
entstehen, kann man im Internet<br />
veröffentlichen und so digitale Gewalt<br />
ausüben.“<br />
Frauen, die sich wehren und derlei<br />
Delikte zur Anzeige bringen, das kam<br />
an diesem Abend auch heraus,sehen<br />
sich oft einer Polizei oder Staatsanwaltschaft<br />
gegenüber, die entweder<br />
inhaltlich überfordert, ahnungslos<br />
oder überlastet ist. So sieht es auch<br />
Christina Clemm. Sie ist Rechtsanwältin<br />
in Berlin mit dem Schwerpunkt<br />
auf Familien- und Asylrecht sowie<br />
Gewaltschutzverfahren. Clemm<br />
sagt, dass fast alle ihre Verfahren, in<br />
denen es um „Digitale Gewalt an<br />
Frauen“ ging, in der Vergangenheit<br />
eingestellt worden sind: „Die Polizei<br />
ist total überfordert. Dieist nicht ausgestattet<br />
und nicht ausgebildet. Wir<br />
brauchen unbedingt Sonderdezernate<br />
dafür. Die brauchen einfach<br />
ganz andereKapazitäten.“<br />
Bei der Vorstufe zur Gewalt, den<br />
Hasskommentaren, greift das seit<br />
2017 geltende Netzwerkdurchsetzungsgesetz.<br />
Doch die Strafverfolgung<br />
ist schwierig, wie man am Künast-Beispiel<br />
sieht. EinimDezember<br />
vom Bundesjustizministerium vorgelegter<br />
Referentenentwurf soll das<br />
Gesetz verschärfen, aber auch dieser<br />
Entwurf enthält keinerlei geschlechtsspezifische<br />
Regelungen.<br />
Immerhin sind Frauen viermal<br />
häufiger Opfer vonStalking –sowohl<br />
„Zerbricht die Beziehung, können dann<br />
seltsame Dinge mit den Geräten passieren.<br />
Oft sind die Betroffenen ganz hilflos<br />
und wissen gar nicht, woran das liegt.“<br />
Leena Simon arbeitet im <strong>Berliner</strong> Frauenzentrum „Frieda“ und berät Frauen,<br />
die im Netz bedroht werden.<br />
Digitale<br />
Gewalt<br />
Frauen sind besonders häufig<br />
von Hasskommentaren und Stalking<br />
im Netz betroffen<br />
VonMichael G. Meyer<br />
MURATDENIZ<br />
offline, wie online. Und das auch<br />
mittels sogenannter SpyApps, Überwachungsprogramme<br />
auf dem<br />
Smartphone oder Tablet –die bislang<br />
nicht verboten sind.<br />
Wäre eine Art „Digitales Gewaltschutzgesetz“<br />
hilfreich, um derlei<br />
Straftaten zu verhindern? Nicht unbedingt,<br />
sagt Anke Domscheit-Berg:<br />
„Die Forderung nach diesem Gewaltschutzgesetz<br />
ist eine Forderung aus<br />
Notwehr, weil bislang nicht ausreichend<br />
verfolgt wird, die bessere Lösung<br />
wäre: mehr Information, besserer<br />
Betroffenenschutz, und bessere<br />
Strafverfolgung durch Justiz und Polizei,<br />
da wo bereits Gesetze existieren.<br />
Es finden ja mehr Gewalttaten statt,<br />
da wo sie faktisch straffrei sind, und<br />
deswegen immer häufiger wieder begangen<br />
werden.“ Frauen ziehen sich<br />
in der Konsequenz oft aus dem digitalen<br />
Raum zurück.<br />
Technisches Verständnis gefordert<br />
Was ebenfalls fehlt, so beklagen es<br />
Expertinnen, ist eine wissenschaftliche<br />
Analyse der Situation. Die letzte<br />
Studie zum Thema mit dem Titel<br />
„Lebenssituation, Gesundheit und<br />
Sicherheit von Frauen“ wurde vom<br />
Bundesfamilienministerium 2004<br />
durchgeführt. Damals waren Social-<br />
Media-Kanäle noch nicht in<br />
Deutschland präsent, auch Überwachungstechnik<br />
war noch nicht so<br />
weit entwickelt.<br />
Abgesehen von der wissenschaftlichen<br />
Analyse oder neuen<br />
Gesetzen brauche es vermehrt auch<br />
ein besseres technisches Verständnis<br />
in der Gesellschaft, gerade bei<br />
Frauen, fordert Leena Simon vom<br />
<strong>Berliner</strong> Beratungszentrum<br />
„Frieda“: „Wir müssen als Gesellschaft<br />
mehr zu dem Punkt kommen,<br />
bei neuen Technologien nicht<br />
nur zu wissen, wie man sie benutzt,<br />
sondern auch wie sie funktioniert,<br />
aber da ist oft kein großes Interesse<br />
da. Wir müssen zusehen, dass auch<br />
mehr Spaß an der Technik entsteht.“<br />
Ein Anfang könnte sein: Smartphones,<br />
Tablets und Computer<br />
selbst einrichten und sich nicht auf<br />
den Partner verlassen.<br />
DieSPD-Vorsitzende Saskia Esken<br />
sperrtsich aus Datenschutzgründen<br />
gegen den Einsatz vonTechnologien<br />
zur Gesichtserkennung im öffentlichen<br />
Raum. „Ich kann nur empfehlen,<br />
sich in Kürze mit dem europaweiten<br />
Verbot vonGesichtserkennung<br />
zumindest im öffentlichen<br />
Raum zu befassen“, sagte Esken dem<br />
Handelsblatt. „Nicht vonungefähr<br />
hat die Stadt SanFrancisco den Einsatz<br />
vonVideokameras mit Gesichtserkennung<br />
im öffentlichen Raum<br />
mittlerweile verboten, weil sie einen<br />
erheblichen Eingriff in die Privatsphäreder<br />
Menschen darstellt.“ Zuletzt<br />
war durch einen Bericht der<br />
NewYorkTimes bekannt geworden,<br />
dass eine US-Firma namens Clearview<br />
AI eine Datenbank aus rund<br />
drei Milliarden frei im Internet zugänglichen<br />
Bildernzusammengestellt<br />
hat und auf dieser Basisunter<br />
anderem diversen Behörden einen<br />
Service zur Gesichtserkennung anbietet.<br />
(dpa)<br />
Social-Media-Kritik von<br />
Model und Mutter Upton<br />
US-Model und Schauspielerin Kate<br />
Upton („Die Schadenfreundinnen“)<br />
hat die in sozialen Medien propagierten<br />
Schönheitsideale für Frauen<br />
nach einer Schwangerschaft kritisiert.<br />
„Als Mutter fühlt man sich<br />
durch die sozialen Medien unter<br />
Druck gesetzt, sofortnach der Geburtwieder<br />
seine alte Figur zu haben“,<br />
schrieb sie in einem Instagram-Post.<br />
Deswegen habe sie nach<br />
der Schwangerschaft versucht,<br />
schnell wieder in Form zu kommen.<br />
Doch dann habe sie gemerkt, wie lächerlich<br />
diese Erwartung sei und die<br />
Zeit mit ihrer Tochter Genevievegenossen.<br />
„Jede Frau sollte ihrem Körper<br />
Zeit geben zu heilen und einfach<br />
den Moment als Mutter genießen“,<br />
schrieb die 27-Jährige. (dpa)<br />
Telekom liefertneues<br />
Prepaid-Angebot<br />
DieTelekom strukturiertihr Prepaid-<br />
Angebot für Smartphones um. Die<br />
neuen Bedingungen für die Magenta<br />
Mobil Prepaid genannten, monatlich<br />
kündbaren Tarife gelten ab dem<br />
3. Februar.Das teilte der Konzern<br />
mit. Wasändertsich konkret? Zum<br />
einen ist in den Tarifstufen M(10<br />
Euro monatlich), L(15 Euro)und XL<br />
(25 Euro)bei gleichbleibenden Preisen<br />
das monatliche Datenvolumen<br />
erhöht worden. Zumanderen lässt<br />
sich bei M, Lund XL für monatlich 3<br />
Euro extrader Zugang ins 5G-Netz<br />
hinzubuchen. (dpa)<br />
ein ziemlich einsames Dasein. Er<br />
lebe nicht mehr, sondern warte nur<br />
noch auf den Tod, heißt es.Eines Tages<br />
taucht dann eine junge Frau bei<br />
ihm auf, die ihn völlig unerwartet auf<br />
eine abenteuerliche Reise schickt,<br />
bei der ihm interessante Typen zur<br />
Seite stehen.<br />
„Picard“ bricht in vielerlei Hinsicht<br />
mit dem klassischen Star-Trek-<br />
Erfolgsrezept. Die Serie spielt überraschend<br />
wenig im Weltraum, es<br />
wird auch nicht von Folge zu Folge<br />
erzählt, es entsteht stattdessen ein<br />
staffelübergreifender Spannungsbogen.<br />
Letztlich geht es aber wieder um<br />
die Suche nach dem Unbekannten,<br />
das Hochhalten ehrenwerter Prinzipien<br />
und den Drang, Gutes zu tun.<br />
Wenn es wirklich stimmt, dass<br />
Popkultur unsere Lebenswelt beeinflussen<br />
kann, dann ist Jean-Luc Picard<br />
genau die Figur, von dem man<br />
sich dies am meisten wünscht.<br />
Zu sehen ist „StarTrek: Picard“ bei Amazon<br />
Prime.<br />
Markus Posimki<br />
pendelt diesmal zwischen<br />
Weltall und Erde.<br />
Schnipsel und Lizenzen<br />
Die Bundesregierung will das Leistungsschutzrecht für Medienhäuser möglichst bald neu einführen<br />
VonChristian Rath<br />
Die Bundesregierung will das<br />
Leistungsschutzrecht für Presseverleger<br />
so schnell wie möglich<br />
neu einführen und damit die novellierte<br />
EU-Richtlinie zum Urheberrecht<br />
umsetzen. Justizministerin<br />
Christine Lambrecht (SPD) hat vorige<br />
Woche einen entsprechenden<br />
Diskussionsentwurfvorgelegt.<br />
Presseverleger beschweren sich<br />
schon lange,dass Google die Online-<br />
Medien ausbeutet, ohne dafür zu bezahlen.<br />
So werde in Trefferlisten<br />
schon wichtige Teile des Inhalts als<br />
Snippet (Schnipsel) angezeigt. Die<br />
Verleger wollen, dass Google hierfür<br />
Lizenzgebühren bezahlt. Auf<br />
Wunsch derVerleger führte Deutschland<br />
2013 ein gesetzliches Leistungsschutzrecht<br />
ein, das aber völlig verpuffte.<br />
Google weigerte sich, für Lizenzen<br />
zu bezahlen. Die meisten<br />
Verleger gestatteten Google daher<br />
die Nutzung der Snippets ohne Gegenleistung,<br />
damit Google ihre Inhalte<br />
weiter in Trefferlisten aufnimmt<br />
und damit Nutzer auf ihre<br />
Seiten bringt. 2019 kippte zudem der<br />
Europäische Gerichtshof (EuGH)<br />
das deutsche Gesetz, weil es bei der<br />
EU-Kommission nicht angemeldet<br />
worden war.<br />
Lambrechts neuer Entwurf geht<br />
auf die 2019 novellierte EU-Urheberrecht-Richtlinie<br />
zurück. Auf deutsche<br />
Initiative ist dort jetzt ein EUweites<br />
Leistungsschutzrecht für Veleger<br />
vorgesehen. Die Verleger glauben,<br />
dass sie sich besser gegen<br />
Google durchsetzen können, wenn<br />
sie gemeinsam verhandeln. Da Medien-Märkte<br />
aber national sind, wird<br />
Google vermutlich weiter am längerenHebel<br />
sitzen und keine Lizenzgebühren<br />
zahlen. Aufein entsprechendes<br />
französisches Gesetz hat Google<br />
jüngst nur damit reagiert, dass es die<br />
Snippets so verkürzte, dass sie lizenzfrei<br />
sind.<br />
Deutschland muss nun aber die<br />
EU-Richtlinie umsetzen, inklusive<br />
Leistungsschutzrecht. Betroffen sind<br />
davon auch kleinere Suchmaschinenbetreiber<br />
und andere „Dienste<br />
der Informationsgesellschaft, die<br />
sich nicht wie Google entziehen können.<br />
Die Bundesregierung hält das<br />
Leistungsschutzrecht sogar für so<br />
wichtig, dass sie es vorab einführen<br />
will. AndereTeile der Richtlinie, insbesonderedie<br />
umstrittenen Upload-<br />
Filter für YouTube, sollen erst in einem<br />
späteren Gesetzentwurf geregelt<br />
werden.<br />
In Lambrechts Diskussionsentwurf<br />
ist das Leistungsschutzrecht<br />
auf zwei Jahrebeschränkt. DieVerleger<br />
können es auch auf eine Verwertungsgesellschaft<br />
wie die VG Media<br />
übertragen. Journalisten und Foto-<br />
grafen sollen einen angemessenen<br />
Anteil der Einnahmen erhalten. Was<br />
angemessen ist, lässt Lambrecht offen.<br />
Lizenzfrei nutzbar sind weiterhin<br />
einzelneWörter oder sehr kurze Auszüge<br />
eines Beitrags.Wie viele Wörter<br />
kostenfrei genutzt werden können,<br />
lässt der Entwurfoffen. Er stellt aber<br />
klar, dass die Überschrift lizenfrei<br />
bleibt, ebenso Bild- und Tonsequenzen<br />
bis drei Sekunden sowie Fotos<br />
mit geringer Auflösung. Längere Zitate<br />
bleiben auch möglich, allerdings<br />
nur nach den üblichen Regeln, das<br />
heißt: Es ist eine inhaltliche Auseinandersetzung<br />
mit dem Beitrag erforderlich.<br />
Einzweiter großer Punkt des Diskussionsentwurfs<br />
betrifft die Verlegerbeteiligung<br />
an den VG-Wort-Einnahmen.<br />
Diese soll wieder eingeführt<br />
werden, nachdem der EuGH<br />
sie 2015 beanstandet hatte.<br />
AUSDER REDAKTION<br />
Berlin Mitte,<br />
der Podcast<br />
von<br />
Jochen Arntz<br />
Freitags<br />
ab sechs<br />
Jetzt gibt’s unter www.berliner-zeitung.de<br />
auch was zum Hören –direkt<br />
aus der Chefredaktion. „Berlin<br />
Mitte“ heißt der Podcast, in dem ich<br />
Ihnen jeden Freitag ab sechs Uhr<br />
morgens Neues aus der Redaktion<br />
und Neues aus Berlin präsentiere.<br />
Diesmal spreche ich mit unserer Berlin-Reporterin<br />
Julia Haak über Tristan,<br />
den Tyrannosaurus rex, der das<br />
Naturkundemuseum wieder verlassen<br />
wird.<br />
Wirhören uns,<br />
Ihr Jochen Arntz, Chefredakteur<br />
bei Twitter @JochenArntz
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 20 · F reitag, 24. Januar 2020 27<br />
· ·<br />
·······················································································································································································································································································<br />
TV-Programm<br />
ARD<br />
5.00 (für HG) Panorama 5.30 (für HG)<br />
ARD-Morgenmagazin 9.00 (für HG) Tagesschau<br />
9.05 (für HG) Livenach Neun 9.40 (für HG)<br />
Sportschau. Ski Alpin: AbfahrtDamen /ca.<br />
11.15 Ski Alpin: Super-G Herren /ca. 13.00 Ski<br />
Alpin: 1. und 2. Lauf Damen /ca. 13.55 Ski<br />
Alpin. Paralympischer Weltcup, Zusammenfassung<br />
/ca. 14.05 Biathlon:15kmDamen 16.00<br />
(für HG) Tagesschau 16.10 (für HG) Verrückt nach<br />
Meer 17.00 (für HG) Tagesschau 17.15 (für HG)<br />
Brisant 18.00 (für HG) Werweiß denn sowas?<br />
Quizshow 18.50 (für HG) Quizduell-Olymp 19.45<br />
(für HG) Sportschau voracht 19.50 (für HG)<br />
Wetter voracht 19.55 (für HG) Börse voracht<br />
20.00 (für HG) Tagesschau<br />
20.15 Ihr letzter Wille kann mich mal!<br />
Komödie, D2019. Mit UweOchsenknecht,<br />
Heiner Lauterbach. Sinan Akkus<br />
inszenierte die Mission zweier Witwer,die<br />
Asche ihrer verstorbenen Ehefrau an<br />
deren Heimatortzubringen.<br />
21.45 (für HG) Tagesthemen<br />
22.00 (für HG) Tatort: Kopper<br />
Krimireihe, D2018. Mit UlrikeFolkerts<br />
23.30 (für HG) Irene Huss, Kripo Göteborg:<br />
Der tätowierte Torso<br />
Krimireihe, S/D/N/DK/FIN 2007<br />
1.00 (für HG) Tagesschau<br />
RTL<br />
5.00 Ich bin ein Star –Holt mich hier raus! 6.00<br />
Guten Morgen Deutschland 8.30 (für HG) Gute<br />
Zeiten, schlechte Zeiten. Daily Soap 9.00 Unter<br />
uns. Daily Soap 9.30 (für HG) Alles was zählt.<br />
Daily Soap 10.00 Der Blaulicht Report 11.00<br />
Der Blaulicht Report 12.00 Punkt 12 –Das<br />
RTL-Mittagsjournal 14.00 Die Superhändler –<br />
4Räume, 1Deal 15.00 Die Superhändler –<br />
4Räume, 1Deal 16.00 Mensch Papa! Väter<br />
allein zu Haus 17.00 Herz über Kopf. Telenovela<br />
17.30 Unter uns. Daily Soap 18.00 Explosiv –<br />
Das Magazin 18.30 Exclusiv –Das Starmagazin<br />
18.45 RTL Aktuell 19.03 RTL Aktuell –Das Wetter<br />
19.05 (für HG) Alles was zählt. Daily Soap 19.40<br />
(für HG) Gute Zeiten, schlechte Zeiten. Daily Soap<br />
20.15 Sascha Grammel live! Fast fertig!<br />
Comedyshow. In seinem neuen<br />
Liveprogramm verschlägt es den<br />
blondgesträhnten Spandauer und seine<br />
verrückte Puppen-Crewauf eine einsame<br />
Trauminsel.<br />
21.50 Sascha Grammel –Hinter den<br />
Kulissen<br />
22.15 (für HG) Ich bin ein Star –Holt mich<br />
hier raus!<br />
23.30 Darf er das? Live! Die ChrisTall Show<br />
0.30 RTL Nachtjournal<br />
0.57 RTL Nachtjournal –Das Wetter<br />
MDR<br />
11.45 (für HG) In aller Freundschaft 12.30 (für<br />
HG) Schussfahrtnach San Remo. Komödie, F/I<br />
1968 13.58 (für HG) MDR aktuell 14.00 (für<br />
HG) MDR um 2 15.15 (für HG) Gefragt –Gejagt<br />
16.00 (für HG) MDR um 4 17.45 (für HG) MDR<br />
aktuell 18.05 (für HG) Wetter für 3 18.10 (für<br />
HG) Brisant 18.54 (für HG) Unser Sandmännchen<br />
19.00 Regionales 19.30 (für HG) MDR<br />
aktuell 19.50 (für HG) Elefant, Tiger&Co. 20.15<br />
(für HG) Musikgeschichten mit Nicole 21.45 (für<br />
HG) MDR aktuell 22.00 (für HG) Riverboat 0.13<br />
MDR aktuell 0.15 MDR Kultur –Filmmagazin<br />
Bayern<br />
13.00 (für HG) Die Schlucht 13.30 (für HG)<br />
Polizeiinspektion 1 13.55 (für HG) Alles Klara<br />
14.45 (für HG) Gefragt –Gejagt 15.30<br />
Schnittgut 16.00 (für HG) Rundschau 16.15 (für<br />
HG) WirinBayern 17.30 Regionales 18.00 (für<br />
HG) Abendschau 18.30 (für HG) Rundschau<br />
19.00 (für HG) Unser Land 19.30 (für HG)<br />
Landgasthäuser Bayern 20.00 (für HG)<br />
Tagesschau 20.15 (für HG) Die Närrische<br />
Weinprobe 22.30 Rundschau Magazin 22.45<br />
Frech &Frei 23.30 Der Mann aus Kentucky.<br />
Western, USA 1955 1.10 Rundschau Nacht<br />
Vox<br />
5.15 CSI: NY 6.00 Bones 6.55 CSI: Den Tätern<br />
auf der Spur 8.50 Verklag mich doch! 9.50<br />
Verklag mich doch! 10.50 VoxNachrichten<br />
11.00 Mein Kind, dein Kind –Wie erziehst du<br />
denn? 12.00 Shopping Queen 13.00 Zwischen<br />
Tüll und Tränen 14.00 Mein Kind, dein Kind –Wie<br />
erziehst du denn? 15.00 Shopping Queen 16.00<br />
Salonfähig –Wer macht schöner? 17.00<br />
Zwischen Tüll und Tränen 18.00 First Dates –Ein<br />
Tisch für zwei 19.00 Das perfekte Dinner 20.00<br />
Prominent! 20.15 (für HG) Bones 0.00 Vox<br />
Nachrichten 0.20 (für HG) Medical Detectives<br />
Super RTL<br />
11.05 Die Dschungelhelden 11.30 Grizzy &die<br />
Lemminge 11.55 Go Wild! 12.15 Trolls 12.45<br />
Friends 13.10 Sally Bollywood 13.40 Angelo!<br />
14.05 Die Tomund JerryShow 14.30 Zak Storm<br />
14.55 Dragons 15.20 Scooby-Doo! 15.45<br />
Alvinnn!!! 16.15 Grizzy &die Lemminge 16.40<br />
Dennis &Fletscher 17.10 Mighty Mops 17.40<br />
Voll zu spät! 18.05 Die Tomund JerryShow<br />
18.40 Woozle Goozle 19.10 Alvinnn!!! 19.35<br />
Angelo! 20.15 Khumba –Das Zebra ohne<br />
Streifen. Animationsfilm, ZA 2013 21.50 (für HG)<br />
CSI: Miami 23.45 30 Rock 0.10 Infomercials<br />
Sport1<br />
16.00 Cajun Pawn Stars –Pfandhaus Louisiana<br />
16.30 StorageWars –Die Geschäftemacher<br />
17.00 StorageWars –Die Geschäftemacher<br />
17.30 StorageWars –Geschäfte in NewYork<br />
18.00 StorageWars –Geschäfte in NewYork<br />
18.30 Sport1 News Live 19.00 FC Bayern Inside<br />
19.30 Die PS Profis –MehrPower aus dem Pott<br />
20.30 Die PS Profis –MehrPower aus dem Pott<br />
21.30 Die PS Profis –MehrPower aus dem Pott<br />
22.30 Die PS Profis –ImEinsatz 23.30 Sport1<br />
News Live 0.00 SportClips 0.45 Teleshopping<br />
ZDF<br />
5.15 (für HG) hallo deutschland 5.30 (für HG)<br />
ARD-Morgenmagazin 9.00 (für HG) heute Xpress<br />
9.05 (für HG) Volle Kanne –Service täglich<br />
10.30 (für HG) Notruf Hafenkante 11.15 (für<br />
HG) SokoWismar 12.00 heute 12.10<br />
drehscheibe 13.00 (für HG) ZDF-Mittagsmagazin<br />
14.00 heute –inDeutschland 14.15 Die<br />
Küchenschlacht 15.00 (für HG) heute Xpress<br />
15.05 (für HG) Bares für Rares 16.00 (für HG)<br />
heute –inEuropa 16.10 (für HG) Die Rosenheim-Cops<br />
17.00 (für HG) heute 17.10 (für HG)<br />
hallo deutschland 17.45 (für HG) Leute heute<br />
18.00 (für HG) SokoKitzbühel 19.00 (für HG)<br />
heute 19.20 (für HG) Wetter 19.25 (für HG)<br />
Bettys Diagnose. Abschiedsschmerz<br />
20.15 (für HG) Der Staatsanwalt<br />
Rot wie Blut. Ein Steuerberater wird von<br />
seiner Freundin tot aufgefunden –erschlagen<br />
mit einer Weinflasche. Ihre<br />
BeziehungführtOberstaatsanwalt<br />
Reuther zum Rotlicht-Boss Seiler.<br />
21.15 (für HG) Soko Leipzig<br />
Schmetterlingstage, Monstertage<br />
22.40 (für HG) heute journal<br />
23.10 (für HG) aspekte<br />
23.55 heute+<br />
0.10 (für HG) Soko Leipzig<br />
1.35 (für HG) Monk<br />
Sat.1<br />
5.30 Sat.1-Frühstücksfernsehen 10.00 Im<br />
Namen der Gerechtigkeit –Wir kämpfenfür Sie!<br />
11.00 Im Namen der Gerechtigkeit –Wir<br />
kämpfen für Sie! 12.00 Anwälte im Einsatz<br />
13.00 Anwälte im Einsatz 14.00 AufStreife<br />
15.00 AufStreife –Die Spezialisten 16.00 Klinik<br />
am Südring.Eine frischgebackene Mutter kommt<br />
mit Unterleibsschmerzen in die Klinik. Hat sie zu<br />
früh nach der Geburtwieder mit dem Sport<br />
begonnen? /Eine Schülerin wird mit Kreislaufproblemen<br />
in die Klinik gebracht. 17.00 Klinik<br />
am Südring –Die Familienhelfer 17.30 Klinik am<br />
Südring /oder Sat.1 Regional-Magazine 18.00<br />
AufStreife –Die Spezialisten 19.00 Genial<br />
daneben –das Quiz 19.55 Sat.1 Nachrichten<br />
20.15 (für HG) Fack Ju Göhte<br />
Komödie,D2013.Mit Elyas M’Barek,<br />
Karoline Herfurth. Der Bankräuber Zeki<br />
wird aus dem Gefängnis entlassen und<br />
vermutet unter der Turnhalle einer Schule<br />
das Geld aus einem Überfall.<br />
22.35 Knallerfrauen<br />
Comedyshow<br />
23.00 Knallerfrauen<br />
23.30 Knallerfrauen<br />
0.00 Switch reloaded<br />
0.30 Switch reloaded<br />
1.05 Sechserpack<br />
WDR<br />
12.00 (für HG) Abenteuer Erde 12.45 (für HG)<br />
WDR aktuell 13.05 (für HG) Elefant, Tiger&Co.<br />
13.55 (für HG) Hogräfer packt’san14.25 (für<br />
HG) Um Himmels Willen 16.00 (für HG) WDR<br />
aktuell 16.15 Hier und heute 18.00 (für HG)<br />
WDR aktuell /Lokalzeit 18.15 (für HG) Das<br />
Beste im Westen 18.45 (für HG) Aktuelle Stunde<br />
19.30 Regionales 20.00 (für HG) Tagesschau<br />
20.15 (für HG) Geheimnis Möhnetalsperre<br />
21.00 (für HG) Unser Westen, Unser Witz 21.45<br />
(für HG) WDR aktuell 22.00 (für HG) Kölner Treff<br />
23.30 Die letzte Instanz 0.30 Kölner Treff<br />
NDR<br />
12.20 (für HG) In aller Freundschaft 13.10 (für<br />
HG) In aller Freundschaft –Die jungen Ärzte<br />
14.00 (für HG) NDR Info 14.15 (für HG) die<br />
nordstory 15.15 (für HG) Gefragt –Gejagt 16.00<br />
(für HG) NDR Info 16.20 (für HG) Mein<br />
Nachmittag 17.10 (für HG) Leopard, Seebär &<br />
Co. 18.00 Regionales 18.15 (für HG) Hofgeschichten<br />
18.45 (für HG) DAS! 19.30<br />
Regionales 20.00 (für HG) Tagesschau 20.15<br />
(für HG) die nordstory 21.15 (für HG) Die Angst<br />
vordem Wolf 21.45 NDR Info 22.00 NDR Talk<br />
Show 0.15 Linda Zervakis: Alles auf Anfang<br />
Kabel eins<br />
5.00 K1 Magazin 5.50 (für HG) Castle 6.40 (für<br />
HG) The Mentalist 7.35 (für HG) Navy CIS: L.A.<br />
8.30 Navy CIS 9.30 Blue Bloods –Crime Scene<br />
NewYork 11.10 Numb3rs –Die Logik des<br />
Verbrechens 12.05 (für HG) Castle 13.05 (für<br />
HG) Castle 14.00 (für HG) The Mentalist 14.55<br />
(für HG) Navy CIS: L.A. 15.50 kabel eins news<br />
16.00 Navy CIS 16.55 Abenteuer Leben täglich<br />
17.55 Mein Lokal, Dein Lokal –Der Profi kommt<br />
18.55 Achtung Kontrolle! Wirkümmernuns<br />
drum 20.15 Navy CIS 1.05 kabel eins late news<br />
1.10 Navy CIS 2.35 kabel eins late news<br />
RTLZWEI<br />
6.00 PrivatdetektiveimEinsatz 7.00 Die<br />
Straßencops Süd –Jugend im Visier 8.00 Frauentausch<br />
10.00 Frauentausch 12.00 Frauentausch<br />
14.00 Die Reimanns–Ein außergewöhnliches<br />
Leben 15.00 Die Reimanns –Ein außergewöhnliches<br />
Leben 16.00 Hartz und herzlich –Tag für Tag<br />
Benz-Baracken 18.05 Köln 50667 19.05 Berlin<br />
–Tag &Nacht 20.15 Die Mumie kehrtzurück.<br />
Abenteuerfilm, USA 2001 22.50 Extraction.<br />
Actionfilm, GB/USA 2015 0.35 Force Of<br />
Execution. Actionfilm, USA 2013 2.25 Die Mumie<br />
kehrtzurück. Abenteuerfilm, USA 2001<br />
Eurosport 1<br />
7.00 Tennis. Australian Open: Tag5,live 9.00<br />
Matchball Becker 9.15 Tennis. Australian Open:<br />
Tag5,live 14.45 Matchball Becker 15.00<br />
Snooker.European Masters in Dornbirn:<br />
Viertelfinale, live 17.00 Tennis 17.55 Skispringen.<br />
Qualifikation, live 19.20 Handball 20.10<br />
Nachrichten 20.15 Handball. EM 2020.<br />
Halbfinale: Spanien –Slowenien, live 22.15<br />
Snooker.European Masters in Dornbirn:<br />
Viertelfinale, live 23.00 Nachrichten 23.10<br />
Tennis 0.00 Tennis 0.40 Game, Schett &Mats<br />
TV-Tipps<br />
ARD, 20.15 UHR KOMÖDIE<br />
Ihr letzter Wille kann mich mal!<br />
Heiner Lauterbach und UweOchsenknecht schrieben mit der Erfolgskomödie<br />
„Männer“ deutsche Filmgeschichte.Die Dreieckskonstellation<br />
mit einer starken Frau zwischen zwei gegensätzlichen Rivalen greift die<br />
Komödie „Ihr letzter Wille kann mich mal!“ auf ungewöhnliche Weise auf:<br />
Diesmal geht es für die Hitzköpfe nicht darum, für wensich die Umworbene<br />
entscheidet, sondern darum, auf welche Weise sie von ihr Abschied nehmen.<br />
Heinrich (Lauterbach, l.) und Tom(Ochsenknecht) lernen sich bei einer Testamentseröffnung<br />
kennen –und zwar als Ehemänner der Verstorbenen, mit<br />
der sie zeitgleich verheiratet waren. IhreFrau hat ein Doppelleben geführt.<br />
Ihr letzter Wille sieht vor, dass ihreAsche in der Nordsee vor der Insel Neuhever<br />
verstreut wird –und zwar von ihren beiden Männern gemeinsam.<br />
(D/2019)<br />
Foto: ARD<br />
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Kleine Schiffe ganz groß<br />
Eintritt<br />
frei!<br />
Um Anmeldung<br />
wird gebeten.<br />
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> Leserreisen<br />
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1<br />
9<br />
SUDOKU<br />
LESERREISEN<br />
INFOS &ANMELDUNG<br />
030–23 27 66 33<br />
www.berliner-zeitung.de<br />
/leserreisen<br />
Info-Abend<br />
Mit Kreuzfahrten-Expertin<br />
Wann? 19.02.2020, 17 Uhr<br />
Wo? Verlagshaus,<br />
Alte Jakobstr. 105<br />
Freuen Sie sich auf einen kleinen Sektempfang.<br />
LESERREISEN<br />
Auflösung<br />
AUFLÖSUNG<br />
vom VOM23.1.2020<br />
2020<br />
mittel MITTEL<br />
4 1 3 8 7 5 9 6 2<br />
9 8 7 2 6 4 5 1 3<br />
5 2 6 3 1 9 7 8 4<br />
6 5 8 4 2 7 3 9 1<br />
3 7 1 9 5 8 4 2 6<br />
2 4 9 1 3 6 8 7 5<br />
1 6 4 7 9 3 2 5 8<br />
8 9 2 5 4 1 6 3 7<br />
7 3 5 6 8 2 1 4 9<br />
AUFLÖSUNG<br />
Auflösung<br />
VOM 23. 1. 2020<br />
vom 23.1.2020<br />
schwer<br />
SCHWER<br />
9 2 6 5 3 8 4 7 1<br />
8 7 3 1 4 6 9 2 5<br />
4 5 1 2 9 7 3 8 6<br />
6 1 5 4 7 9 8 3 2<br />
2 9 4 3 8 1 6 5 7<br />
7 3 8 6 5 2 1 9 4<br />
1 6 7 9 2 3 5 4 8<br />
3 4 2 8 1 5 7 6 9<br />
5 8 9 7 6 4 2 1 3<br />
RBB<br />
5.15 (für HG) Berlin erwacht –Winter 5.30 (für<br />
HG) Panda, Gorilla &Co. 6.20 zibb 7.20 (für HG)<br />
Brisant 8.00 (für HG) Brandenburg aktuell 8.30<br />
(für HG) Abendschau 9.00 (für HG) In aller<br />
Freundschaft 10.30 (für HG) Das Traumpaar.<br />
Komödie, D2008 11.55 Leben am Fließ 12.10<br />
(für HG) Hauptstadtrevier 13.00 rbb24 13.10<br />
(für HG) Verrückt nach Meer 14.00 (für HG) Tiere<br />
bis unters Dach 14.30 (für HG) Alles Chefsache!<br />
Komödie, D2013 16.00 (für HG) rbb24 16.15<br />
(für HG) Gefragt –Gejagt 17.00 (für HG) rbb24<br />
17.05 (für HG) Panda, Gorilla &Co. 17.55 (für<br />
HG) Unser Sandmännchen 18.02 rbb UM6<br />
18.27 zibb 19.30 (für HG) Abendschau /<br />
Brandenburg aktuell 20.00 (für HG) Tagesschau<br />
20.15 (für HG) Von DaDaDabis 99<br />
Luftballons<br />
In den 80ernwollten alle Spaß. Die<br />
Sendung präsentiertdie größten Hits der<br />
NeuenDeutsche Welle mit Nena, Markus,<br />
Trio, Ideal und vielenmehr.<br />
21.45 (für HG) rbb24<br />
22.00 (für HG) Du und ich und Klein-Paris<br />
Liebesfilm, DDR 1971. Mit Evelyn<br />
Opoczynski, Jaecki Schwarz<br />
23.40 (für HG) Knapp daneben<br />
Zu Gast: Jeanette Biedermann<br />
1.10 (für HG) Abendshow<br />
ProSieben<br />
5.10 Mom. Sitcom. Blitzhochzeit 5.30 The<br />
Middle. Comedyserie 6.10 (für HG) Twoand a<br />
Half Men. Sitcom 7.30 (für HG) The Big Bang<br />
Theory. Sitcom 8.50 (für HG) HowIMet Your<br />
Mother.Sitcom 10.35 Mike&Molly.Sitcom.<br />
Schulaufführung 11.00 Fresh Off the Boat.<br />
Sitcom. Misstöne 11.30 Last Man Standing.<br />
Comedyserie. Adrenalin 12.00 2BrokeGirls.<br />
Sitcom. Fremde Finger 12.25 Mom. Sitcom<br />
13.20 (für HG) Twoand aHalf Men. Sitcom<br />
14.40 The Middle. Comedyserie 15.40 (für HG)<br />
The Big Bang Theory. Sitcom 17.00 taff 18.00<br />
Newstime 18.10 (für HG) Die Simpsons. Zeichentrickserie.Angst<br />
essen Seele auf /Milhouse aus<br />
Sand und Nebel 19.05 Galileo<br />
20.15 (für HG) Transformers: Ära des<br />
Untergangs<br />
Actionfilm, USA 2014. Vier Jahre nach<br />
der Schlacht zwischen Autobots und<br />
Decepticons sind alle Roboteraliens auf<br />
der Erde unerwünscht.<br />
23.35 (für HG) Aeon Flux<br />
Science-Fiction-Film, USA 2005. Mit<br />
Charlize Theron, FrancesMcDormand<br />
1.25 (für HG) Blood Creek<br />
Horrorfilm, USA 2009. Mit HenryCavill,<br />
Dominic Purcell<br />
3.00 Watch Me –das Kinomagazin<br />
Arte<br />
11.20 (für HG) Die Wälder des Nordens 12.15<br />
(für HG) Re: 12.50 Arte Journal 13.05 Stadt<br />
Land Kunst 13.45 Paula. Biografie, D/F 2016<br />
15.40 Medizin in fernen Ländern 16.05 Big Pacific<br />
16.50 (für HG) Xenius 17.20 Medizin in<br />
fernen Ländern 17.50 (für HG) Der Wald der<br />
wilden Katzen 18.30 (für HG) Der unsichtbare<br />
Puma 19.20 Arte Journal 19.40 Re: 20.15 (für<br />
HG) Die Bestie der alten Berge. Mysterythriller,F<br />
2003 21.50 (für HG) 101 –Depeche Mode<br />
23.50 Depeche Mode: Spirits in the Forest.<br />
Dokumentarfilm, GB 2019 1.10 Tracks<br />
3Sat<br />
9.05 Kulturzeit 9.45 nano 10.15 (für HG)<br />
Markus Lanz 11.30 (für HG) Stöckl. 12.30 (für<br />
HG) Sehen statt Hören 13.00 (für HG) ZIB 13.25<br />
(für HG) Affenwelten 15.35 (für HG) Geschichte<br />
der Tiere 17.00 (für HG) Unter Grizzlys 18.30<br />
nano 19.00 (für HG) heute 19.20 Kulturzeit<br />
20.00 (für HG) Tagesschau 20.15 (für HG) Kein<br />
Geld für krankeKinder 21.00 makro 21.30<br />
auslandsjournal extra 22.00 (für HG) ZIB 2<br />
22.25 Assault –Anschlag bei Nacht. Actionfilm,<br />
USA 1976 23.50 Die Caine war ihr Schicksal.<br />
Kriegsdrama, USA 1954 1.50 (für HG) Zapp<br />
Phoenix<br />
11.45 mensch, amerika! 12.00 phoenix vorort<br />
12.45 Armes Deutschland?Deine Kinder 13.15<br />
Projekt Unsterblichkeit 14.00 phoenix vorort<br />
14.45 Tabuthema Einsamkeit 15.15 Komiker im<br />
Kabinett 16.00 Maybrit Illner 17.05 augstein<br />
und blome 17.15 Christina hat’ssatt 17.30<br />
phoenix der tag 18.00 phoenix persönlich 18.30<br />
Amazon 20.00 (für HG) Tagesschau 20.15<br />
Brahmaputra –Der große Fluss vomHimalaya<br />
22.30 AbenteuerArchäologie 23.00 phoenix der<br />
tag 23.50 augstein und blome 0.00 phoenix<br />
persönlich 0.30 augstein und blome<br />
Kika<br />
12.55 Ernest &Rebecca 13.20 Mirette ermittelt<br />
13.40 (für HG) Die Pfefferkörner 14.10 (für HG)<br />
Schloss Einstein –Erfurt 15.00 Trio –Cybergold<br />
15.50 Max &Maestro 16.00 Die Abenteuerdes<br />
jungen Marco Polo 16.50 (für HG) Peter Pan–<br />
Neue Abenteuer 17.35 (für HG) Der kleine Prinz<br />
18.00 Shaun das Schaf 18.15 (für HG) Ritter<br />
Rost 18.40 Wolkenkinder 18.47 Baumhaus<br />
18.50 Unser Sandmännchen 19.00 (für HG)<br />
Wickie und die starken Männer 19.25 (für HG)<br />
logo! 19.30 Familie Smart. Abenteuerfilm, NL<br />
2017 20.45 (für HG) Mascha und der Bär<br />
Dmax<br />
6.50 Infomercial 8.50 Hardcore Pawn 9.20<br />
BaggageBattles 9.50 Infomercial 10.15 House<br />
Hunters 10.45 Die Abräumer 11.15 Border<br />
Control 12.15 SteelBuddies 13.15 Railroad<br />
Alaska 14.15 Die Schatzsucher –Goldrausch in<br />
Alaska 16.15 Die Zwangsvollstrecker 17.15<br />
Steel Buddies Spezial 19.15 A2 –Abenteuer<br />
Autobahn 20.15 Alaskan Bush People 21.15<br />
Monsterfische am Haken 22.15 Land Rover<br />
Experience Tour 2019 23.10 DMAX News 23.15<br />
Naked Survival 1.05 DMAX News<br />
Tagesschau 24<br />
5.00 Tagesschau 5.02 Hessenschau 5.30<br />
ARD-Morgenmagazin 9.00 Tagesschau-Nachrich<br />
ten 9.15 Zapp 9.45 Shift 10.00 Tagesschau-<br />
Nachrichten 10.15 quer 11.00 Tagesschau-<br />
Nachrichten 13.00 ZDF-Mittagsmagazin 14.00<br />
Tagesschau-Nachrichten 19.15 Mex –Das<br />
Marktmagazin 20.00 Tagesschau 20.15<br />
Panorama 20.45 Das Forum –RettetDavos die<br />
Welt? 22.15 Tagesthemen 22.30 Mex –Das<br />
Marktmagazin 23.15 Tagesthemen 23.30<br />
Euroblick 0.00 Tagesthemen 0.15 Fakt ist! 1.15<br />
Tagesschau 1.25 Wenn das Chaos ausbricht<br />
–das THW im Großeinsatz 2.00 Tagesschau 1.00<br />
Uhr 2.10 Tagesschau vor20Jahren<br />
ONE<br />
5.45 Lindenstraße 6.20 extra 3 6.50 Brisant<br />
7.30 Viele Kühe und ein schwarzes Schaf.<br />
Komödie,D2019 9.00 Brisant 9.40 Hartaber<br />
herzlich 10.25 Lindenstraße 10.55 Hollywood’s<br />
Best Film Directors 11.25 Sturmder Liebe 12.1<br />
Sturmder Liebe 13.00 Sportschau. Eiskunstlauf<br />
EM Graz 2020: Kurzprogramm Damen, live 17.2<br />
Lindenstraße 17.50 Hartaber herzlich 18.40<br />
Sturmder Liebe 19.25 Sturmder Liebe 20.15<br />
Nuhr im Ersten 21.00 Sportschau. Zusammenfassung<br />
vomAbend 23.00 Die Erbschaft 23.55<br />
Die Erbschaft 0.55 Die Erbschaft 1.50 Die<br />
Erbschaft 2.45 Die Erbschaft 3.40 Christian<br />
Ehring live! 4.25 Hartaber herzlich<br />
ZDF NEO<br />
5.15 Nix Festes 5.45 Nix Festes 6.15 Nix Festes<br />
6.40 The Rookie 7.20 The Rookie 8.05<br />
Topfgeldjäger 9.00 (für HG) Lafer!Lichter!Lecker!<br />
9.40 (für HG) Bares für Rares 10.35 (für HG)<br />
Bares für Rares 11.25 Dinner Date 12.10 (für<br />
HG) Monk 12.55 (für HG) Monk 13.35 Psych<br />
14.15 Psych 14.55 (für HG) Monk 15.40 (für<br />
HG) Monk 16.20 Psych 17.00 Psych 17.45 (für<br />
HG) Bares für Rares 18.35 Dinner Date 19.20<br />
(für HG) Bares für Rares 20.15 (für HG) Bares fü<br />
Rares 21.45 The Rookie 22.25 The Rookie<br />
23.05 Silent Witness 23.55 Silent Witness 0.50<br />
Silent Witness 1.40 Silent Witness 2.35 Silent<br />
Witness 3.25 Silent Witness 4.20 Code 37<br />
ZDF INFO<br />
7.40 forum am freitag 7.58 heute Xpress 8.00<br />
(für HG) Frontal 21 8.45 auslandsjournal 9.15<br />
30 Jahre Mauerfall 10.30 (für HG) Wo leben<br />
Seniorenambesten? 11.15 Wo leben Familien<br />
am besten? 12.00 Das verdient Deutschland<br />
12.45 Der 11. September 13.30 ZDF-History<br />
14.15 ZDF-History 15.00 ZDF-History 15.45<br />
ZDF-History 16.30 Geheimes Israel 17.15<br />
Geheimes Israel 18.00 Geheimes Israel 18.45<br />
ZDF-History 19.30 Armee am Limit 20.15<br />
Fremdenlegion 21.00 Balkan in Flammen 21.45<br />
Balkan in Flammen 22.30 Balkan in Flammen<br />
23.15 ZDF-History 23.55 Albtraum Afghanistan<br />
0.40 heute journal<br />
Radio<br />
KLASSIK<br />
18.04 RBB KULTURRADIO (92.4 MHz)<br />
Alte Musik Französische Präzision –<br />
Das Ensemble Pygmalion, ca. 46 Min.<br />
20.03 Deutschlandfunk Kultur (89.6.4 MHz)<br />
Konzert RudolfinumPrag: Felix Mendelssohn<br />
Bartholdy„Die Hebriden“, Ouvertüre für Orcheste<br />
op. 26 /Wolfgang Amadeus Mozart: Konzertfür<br />
Hornund Orchester Nr.3in Es-Dur KV 447 /<br />
Benjamin Britten: Serenade für Tenor,Hornund<br />
Streicher op. 31 /Edward Elgar:Variationen übe<br />
ein Originalthema für Orchester op. 36 („Enigma<br />
Variationen“), ca. 117 Min.<br />
22.03 Deutschlandfunk Kultur (89.6.4 MHz)<br />
Musikfeuilleton Hoftheaterinder Kuranlage:<br />
Das Goethe-Theater in Bad Lauchstädt. Von<br />
Kirsten Liese,ca. 57 Min.<br />
HÖRSPIEL<br />
14.30 RBB KULTURRADIO (92.4 MHz)<br />
Lesung Rohstoff (5/20). VonJörg Fauser /<br />
Gelesen vonLars Eidinger,ca. 30 Min.<br />
19.30 Deutschlandfunk Kultur (89.6.4 MHz)<br />
Zeitfragen. Literatur Steine, Menschen, Bienen<br />
Ein Besuch bei dem Autor NorbertScheuerinde<br />
Eifel. VonPaul Stänner,ca. 30 Min.<br />
20.05 Deutschlandfunk (97.7 MHz)<br />
Das Feature Rechte Kulturstörung: Eine<br />
Bestandsaufnahme. VonAgnes Steinbauer /<br />
Regie: Claudia Kattanek, ca. 55 Min.<br />
22.04 RBB KULTURRADIO (92.4 MHz)<br />
Hörspiel Voices of God. VonAndreas Weiser /M<br />
Tonio Arango, Martin Engler,Nina Ernst /Regie:<br />
Andreas Weiser,ca. 56 Min.<br />
MAGAZIN<br />
18.05 Deutschlandfunk Kultur (89.6.4 MHz)<br />
Wortwechsel Modernes jüdisches Leben in<br />
Deutschland.Esdiskutieren: Dr.ElkeGryglewski,<br />
Deborah Feldman, Chajm Guski, Marina Chernivs<br />
ky.Moderation: Annette Riedel, ca. 55 Min.<br />
19.15 Deutschlandfunk (97.7 MHz)<br />
Mikrokosmos –Die Kulturreportage<br />
Hochzeitsmessen: Eine Nation im Heiratsfieber.<br />
VonJohanna Rubinroth, ca. 45 Min.<br />
JAZZ /BLUES<br />
19.30 RBB KULTURRADIO (92.4 MHz)<br />
The Voice Bigband-Leiter Cab Calloway. Mit<br />
Susanne Papawassiliu, ca. 30 Min.<br />
21.05 Deutschlandfunk (97.7 MHz)<br />
On Stage MagischeMomente: Stu Larsen (Gitar<br />
re, Gesang) und Natsuki Kurai (Mundharmonika)<br />
Aufnahme vom30.10.2018 aus der Brotfabrik<br />
Frankfurt, ca. 55 Min.<br />
22.05 Deutschlandfunk (97.7 MHz)<br />
Spielraum Bluestime –Neues aus Americana,<br />
Blues und Roots, ca. 45 Min.
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 20 · F reitag, 24. Januar 2020 – S eite 28<br />
·························································································································································································································································································<br />
Panorama<br />
LEUTE<br />
Taylor Swift (30) möchte sich endgültig<br />
vondem lästigen Image lösen, sie<br />
sei brav,bieder,angepasst und langweilig<br />
und belieferemit diesem Zuschnitt<br />
den popkulturellen Mainstream<br />
allzu rückstandsfrei. Nein:„Es<br />
hat lange gedauert“, schrieb die überaus<br />
erfolgreiche Sängerin jetzt auf Instagram<br />
und verwies auf den ersten<br />
Trailer für eine Filmdokumentation<br />
über sie –„Miss Americana“ soll am<br />
31. Januar auf Netflix und in einigen<br />
Kinos starten.„Ich wurde die Person,<br />
wie jeder sie haben wollte“, erzählt<br />
Swift da, doch nun fühle es sich richtig<br />
gut an, den Maulkorb abgelegt zu<br />
haben und sich politisch wie gesellschaftlich<br />
deutlicher zu positionieren,<br />
etwa gegen Donald Trump.Wir<br />
freuen uns gar sehr über das wohlkalkulierte,umsatztreibende<br />
Marketing<br />
mit Politikansatz.<br />
Thomas Markle (75) ist, wenn es ums<br />
Marketing seiner selbst geht, um absolut<br />
gar nichts verlegen.Vorallem<br />
seitdem seine Tochter Meghan beim<br />
britischen Hochadel verkehrt, nutzt<br />
er jede Chance,sich ins Gespräch zu<br />
bringen. Jetzt hat er dieWürde des<br />
Königshauses für seine Zwecke entdeckt:<br />
Über die Entscheidung Meghans<br />
und ihres Prinzen Harry, vonallen<br />
royalen Aufgaben zurückzutreten,<br />
zeigt sich Markle„enttäuscht“ und<br />
sieht die Königsfamilie in ihrem Fortbestand„bedroht“.<br />
Im britischen<br />
Sender Channel klärteruns den Hintergrund<br />
auf:„Meghan wirft das alles<br />
wegfür Geld.“ (schl.)<br />
TIERE<br />
Sonnenvögel in der chinesischen<br />
Millionenmetropole Fuzhou. DPA<br />
Wenn die Welt mal wieder ihreSchattenseiten<br />
zeigt, dann braucht es einen<br />
Zauber.Etvoilà: Diese zauberhaften<br />
Geschöpfe sind Sonnenvögel,<br />
manchmal werden sie auch chinesische<br />
Nachtigallen genannt. Ihrhübsches<br />
Flügelmuster korrespondiert<br />
ganz ausgezeichnet mit der orangeroten<br />
Brust und dem korallfarbenen<br />
Schnabel. Erstaunlich variabel zeigt<br />
sich der in Asien beheimatete Piepmatz<br />
auch in Sachen Gesang. Recht<br />
lange und komplexe Strophen kommen<br />
da zusammen, mal kehlig, mal<br />
nasal, dann wieder rausummend.<br />
It’s magic! (avo.)<br />
Die neue Midlife-Crisis<br />
So viele Möglichkeiten, so viel Druck: Ada Calhoun schreibt über Frauen ihrer Generation –und trifft einen Nerv<br />
VonSebastian Moll, New York<br />
Esist erst 10 UhramVormittag,<br />
aber Ada Calhoun hat<br />
schon einen langen Tag<br />
hinter sich. Um halb sechs<br />
Uhr amMorgen ging es los und das,<br />
obwohl sie erst um ein Uhr nachts<br />
von einer Lesung zurückgekommen<br />
ist. Erst galt es, Sohn und Stiefsohn<br />
zu wecken, mit Frühstück zu versorgen<br />
und sie auf den Schulweg zu<br />
bringen, dann E-Mails beantworten,<br />
telefonieren und ab in die U-Bahn<br />
nach Manhattan rein, um ein Radio-<br />
Interview zu geben. Und amNachmittag<br />
geht es gleich so weiter. Ein<br />
Zeitschriftenartikel will geschrieben<br />
werden, dann das Kind abholen,<br />
Hausaufgabenbetreuung, einkaufen,<br />
Abendessen machen.<br />
Die43-Jährige klagt nicht über ihr<br />
Pensum, ganz im Gegenteil. Es geht<br />
ihr gut im Augenblick, sie ist elektrisiertvom<br />
Erfolg, den ihr neues Buch<br />
„Why We Can’tSleep“ („Warum wir<br />
nicht schlafen können“) hat. Nur<br />
zwei Tage nach der Veröffentlichung<br />
ist es unter den Top40auf Amazon,<br />
die Kritik vonder NewYorkTimes bis<br />
hin zum öffentlichen Radiosender<br />
NPR überschlägt sich mit Lob.<br />
DasGefühl zu zerbrechen<br />
„Wir leben immer noch so wie mit 25“: Ada Calhoun, 43.<br />
Noch vorzweiJahren war das anders.<br />
„Dahatte ich manchmal das Gefühl,<br />
dass ich zerbreche.“ Ada Calhouns<br />
Lebenskrise begann damit, dass für<br />
die freiberufliche Journalistin und<br />
Schriftstellerin zwei Großaufträge<br />
wegbrachen. Da ihr Mann als Künstler<br />
auch kein sicheres Einkommen<br />
hatte,stand die Familie vorernsthaften<br />
finanziellen Problemen. Langfristige<br />
Absicherung oder ein dickes<br />
Polster gab es nicht, der ganze Lebensentwurf<br />
stand infrage. „Ich<br />
wusste nicht, wie es weitergehen<br />
soll“, erzählt die 43-Jährige.<br />
Selbstzweifel und Selbstvorwürfe<br />
plagten Calhoun. War sie verrückt<br />
gewesen, als sie ihren Redakteursjob<br />
aufgegeben und versucht hatte, sich<br />
freiberuflich durchzuschlagen?<br />
Sollte sie vielleicht etwas ganz anderes<br />
machen und in einem anderen<br />
Feld wieder ganz von vorne anfangen?<br />
Undwenn ja, was?<br />
Mitten in diese Zweifel platzte ein<br />
Anruf des Oprah Magazine, eine der<br />
größten und erfolgreichsten Frauenzeitschriften<br />
der USA, gegründet von<br />
Talkmasterin Oprah Winfrey. Calhoun<br />
sollte einen Artikel über die<br />
Frauen ihrer Generation, der Generation<br />
Xschreiben –jene Jahrgänge<br />
von 1965 bis 1980, die zwischen der<br />
Nachkriegsgeneration und den Millennials<br />
eingequetscht sind und<br />
über die fast nie gesprochen wird.<br />
DerAuftrag war eine Offenbarung<br />
für Calhoun. Mit jemehr Frauen sie<br />
sprach, desto öfter hörte sie die gleiche<br />
Geschichte. „Das waren alles<br />
kluge Frauen. Sie waren zumeist<br />
dankbar für das,was sie haben. Aber<br />
sie waren auch erschöpft. Viele von<br />
ihnen hatten Angst. Manche stellten<br />
sich die Sinnfrage.“<br />
Drei Jobs parallel<br />
GILBERT KING<br />
Als sie eine Freundin in New York<br />
fragte, obsie Frauen in ihrem Alter<br />
kenne,die eine Midlife-Crisishaben,<br />
antwortete diese: „Ich kenne keine,<br />
die keine Krise hat.“ Eine der Frauen,<br />
mit der Ada Calhoun sprach, war<br />
eine alleinerziehende Mutter, die<br />
drei Jobs parallel machen muss, um<br />
zwei Kinder großzuziehen. Erst als<br />
sie sich dabei erwischte, dass sie bei<br />
jeder Kleinigkeit explodierte, gestand<br />
sie sich ein, überlastet zu sein.<br />
Eine andere Frau, die an Depressionen<br />
litt, versuchte nach einer gescheiterten<br />
Ehe und mit hohen<br />
Schulden belastet, verzweifelt wieder<br />
in den Arbeitsmarkt einzusteigen.<br />
Eine dritte fühlte sich in einer<br />
lieblosen Ehe gefangen, aus der sie<br />
sich aus finanzieller Angst heraus<br />
nicht zu befreien traute.<br />
Zu diesen Krisen kam für alle<br />
diese Frauen erschwerend hinzu,<br />
dass ihnen immer wieder gesagt<br />
wurde,sie hätten keinen Grund, unglücklich<br />
zu sein. DieBerufsaussichten<br />
für Frauen seien besser denn je.<br />
Sie hätten sich viel weniger mit Sexismus<br />
herumzuschlagen als ihre<br />
Mütter und Großmütter.IhrePartner<br />
teilten viel öfter Verantwortung für<br />
Kinder und Haushalt.<br />
Unddoch leiden sie.<br />
Ein Teil der Unzufriedenheit, so<br />
Calhoun, komme aus den veränderten<br />
Ansprüchen. „Für viele vonuns“,<br />
sagt sie,„ist die Möglichkeit, alles zu<br />
haben –Karriere und Familie –zum<br />
Druck geworden.“ Man bekomme<br />
immer wieder das Idealbild der beruflich<br />
erfolgreichen, glücklichen<br />
Mutter und Ehefrau vorgespielt. Wer<br />
dem nicht entspricht, der fühle sich<br />
oft ungenügend.<br />
Hinzu komme, dass der Wind in<br />
den USA deutlich rauergeworden sei<br />
als noch zu Zeiten der Babyboomer.<br />
Die durchschnittlichen Wohnkosten<br />
in den USA sind seit den 70er-Jahren<br />
um 80 Prozent gestiegen. DieAusbildungskosten<br />
haben sich verdreifacht.<br />
Allein deshalb ersticken viele<br />
Familien in Schulden. Selbst wergut<br />
verdient, weiß oft nicht, wie er oder<br />
sie das College für die Kinder bezahlen<br />
soll.<br />
Die Absicherung fehlt<br />
Und auch, wenn die Arbeitsmarktbedingungen<br />
für Frauen besser geworden<br />
sind, sind sie für diese Generation<br />
insgesamt weit schwieriger als<br />
für die vorangegangene. „Viele von<br />
unssindEnde der 90er-Jahreauf den<br />
Arbeitsmarkt geschwemmt“, so Calhoun.<br />
„Nach dem Dotcom-Boom<br />
kam dann 2001 die erste große Rezession.“<br />
Und als man sich gerade<br />
davon erholt hatte, kam die Wirtschaftskrise<br />
von2008.<br />
Das Ergebnis: In einem Alter, in<br />
dem die vorangegangene Generation<br />
Häuser gebaut und Aktien gekauft<br />
hat, haben die Generation-X-<br />
Familien noch immer darum gekämpft,<br />
über die Runden zu kommen.<br />
„Wir leben immer noch so wie<br />
mit 25“, so Calhoun. Von Absicherung<br />
kann keine Rede sein.<br />
Als wäre das alles noch nicht genug,<br />
hat es im vergangenen Jahr das<br />
Schicksal mit AdaCalhoun und ihrer<br />
Familie nicht gut gemeint. Zuerst<br />
starb ihr Schwiegervater an einem<br />
Schlaganfall. Dann wurde bei ihrem<br />
Vater, dem Kunstkritiker Peter<br />
Schjeldahl, Lungenkrebs diagnostiziert,<br />
und schließlich brannte die<br />
Wohnung ihrer Eltern, dieWohnung,<br />
in der auch sie selbst aufgewachsen<br />
war, aus. Nun muss sich Calhoun<br />
nicht nur um ihre Familie und ihre<br />
Karriere, sondernauchnochumihre<br />
Elternkümmern.Auchdas eine typische<br />
Situation für Frauen ihres Alters.<br />
Und doch geht es ihr heute gut.<br />
„Ich habe so viele Frauen kennengelernt,<br />
die in einer ähnlichen Lage<br />
sind“, sagt die NewYorkerin. Mit einigen<br />
von ihnen trifft sie sich wöchentlich<br />
in einer BarimEastVillage.<br />
„Allein dieses Wissen, dass ich nicht<br />
allein bin, macht einen riesigen Unterschied.“<br />
Auch wenn dadurch<br />
keine Kreditkarten-Schulden abbezahlt<br />
sind und kein Dollar in einen<br />
College-Fond für ihren Sohn geflossen<br />
ist.<br />
NACHRICHTEN<br />
Zwei Kinder sterben bei<br />
Schulbusunfall bei Eisenach<br />
Einschwerer Schulbusunfall bei Eisenach<br />
hat am Donnerstag zwei Kinderndas<br />
Leben gekostet. Wiedas<br />
Landratsamt des Wartburgkreises in<br />
Thüringen mitteilte,wurden außerdem<br />
20 Schüler und der Busfahrer<br />
verletzt. Laut Polizei war der Busvon<br />
Eisenach zu einer Grundschule in<br />
Berkavor dem Hainich unterwegs.<br />
Gegen 7.30 Uhrsoll es am Ortseingang<br />
vonBerka auf eisglatter Straße<br />
zu dem Unfall gekommen sein. Der<br />
Buskam demnach vonder Straße ab.<br />
Diebeiden Todesopfer –ein acht<br />
Jahrealte Junge und ein gleichaltriges<br />
Mädchen –besuchten die zweite<br />
Klasse der Grundschule. (dpa)<br />
Jean Paul GaultiersAbschied<br />
vom Laufsteg in Paris<br />
Jean Paul Gaultier mit seinen Musen<br />
Dita VonTeese (l.) und Karlie Kloss.<br />
GETTY<br />
Abschied eines legendären Modeschöpfers:<br />
Am Mittwochabend hat<br />
Jean Paul Gaultier in Parisseine letzte<br />
Haute-Couture-Showgezeigt. Im<br />
prächtigen ThéatredeChâtelet präsentierte<br />
der 67-jährige Franzose vor<br />
den Augen vonCarla Bruni, EvaHerzigova<br />
und AnnaWintour weit über<br />
100 Looks,mit denen er auf seine besten<br />
Entwürfe derletzten 50 Jahrezurückblickte:<br />
Seine berühmten lachsfarbenen<br />
Korsagen waren zu sehen,<br />
Matrosen-Looks,Mieder,Strapse und<br />
natürlich seine legendären blau-weißen<br />
Streifen. Diegesamte Show war<br />
angelegt wie eine ArtMusical, das<br />
sich in verschiedene Akte teilte. (AFP)<br />
Drei Feuerwehrleute sterben<br />
bei Einsatz in Australien<br />
Beider Bekämpfung der Buschfeuer<br />
in Australien sind drei US-Feuerwehrleute<br />
beim Absturzeines<br />
Löschflugzeugs ums Leben gekommen.<br />
DieMaschine eines kanadischen<br />
Unternehmens stürzte am<br />
Donnerstag im Bundesstaat New<br />
South Wales südwestlich der Metropole<br />
Sydney ab,wie der Feuerwehr-<br />
Chef vonNew South Wales,Shane<br />
Fitzsimmons,sagte.Mit dem Unglück<br />
vomDonnerstag stieg die Zahl<br />
derToten durch die Buschbrände auf<br />
mindestens 32. (AFP)<br />
Biowetter:<br />
Kopfschmerzen<br />
Schlafstörungen<br />
Rheumaschmerzen<br />
Atemwegsbeschwerden<br />
Herzbeschwerden<br />
Pollenflug:<br />
Hasel<br />
Erle<br />
Pappel<br />
Weide<br />
BERLIN UND BRANDENBURG WETTERLAGE R EISEWETTER<br />
Heute schieben sich zwischendurch auch einige Wolken vor die Sonne.<br />
Dabei erreichen die Höchstwerte 4bis 6Grad, und der Wind weht<br />
schwach aus südwestlichen Richtungen. In der Nacht gibt esnur zeitweilige<br />
Auflockerungen, sonst ist es wolkig oder stark bewölkt, und es werden<br />
3bis minus 2Grad gemessen.<br />
Belastung<br />
mäßig<br />
mäßig<br />
mäßig<br />
mäßig<br />
mäßig<br />
mäßig<br />
schwach<br />
keine<br />
keine<br />
Gefühlte Temperatur: maximal 5Grad.<br />
Wind: leichter Wind aus Südwest.<br />
Wittenberge<br />
1°/5°<br />
Min./Max.<br />
des 24h-Tages<br />
Brandenburg BERLIN<br />
-2°/5° 0°/6°<br />
Luckenwalde<br />
-1°/4°<br />
Sonnabend<br />
Sonntag<br />
Montag<br />
bedeckt stark bewölkt Regen<br />
1°/4° -1°/4° 2°/8°<br />
Prenzlau<br />
1°/6°<br />
Cottbus<br />
-2°/6°<br />
Frankfurt<br />
(Oder)<br />
0°/5°<br />
Der Einfluss von Hoch Ekart reicht von Mittel- bis Südosteuropa. Dabei wird es<br />
teils sonnig, teils längere Zeit trüb durch zähe Nebelfelder oder Wolken. Nördlich<br />
und westlich davon ist es hingegen wechselhaft mit Regengüssen, inden Skanden<br />
mit reichlich Schnee. Knackig kalt ist es in Nordwestrussland.<br />
Köln<br />
-2°/6°<br />
Sylt<br />
4°/7°<br />
Saarbrücken<br />
-3°/5°<br />
Hannover<br />
0°/5°<br />
Konstanz<br />
-1°/7°<br />
Hamburg<br />
3°/6°<br />
Erfurt<br />
-3°/5°<br />
Frankfurt/Main<br />
-1°/4°<br />
Stuttgart<br />
-3°/6°<br />
Rostock<br />
5°/8°<br />
Magdeburg<br />
-1°/6°<br />
Nürnberg<br />
-5°/3°<br />
München<br />
-1°/9°<br />
Rügen<br />
4°/6°<br />
Dresden<br />
-4°/2°<br />
Deutschland: Heute gibt es Wolken,<br />
zeitweise jedoch auch sonnige Abschnitte,<br />
und die Temperaturen steigen<br />
am Tage auf 2bis 9Grad.<br />
Nachts gehen die Wertedann auf<br />
5bis minus 3Grad zurück. Der Wind<br />
weht schwach aus südwestlichen<br />
Richtungen. Morgen überwiegt dicht<br />
bewölktes Wetter. Nur örtlich kommt<br />
die Sonne zum Vorschein. Die<br />
Höchsttemperaturen steigen auf<br />
2bis 8Grad, und der Wind weht<br />
schwach aus Südwest.<br />
Schneehöhen:<br />
Thüringer Wald bis 40 cm<br />
Harz bis 5cm<br />
Erzgebirge bis 30 cm<br />
Bayerische Alpen bis 190 cm<br />
Mondphasen: 24.01. 02.02. 09.02. 15.02.<br />
Sonnenaufgang: 08:00 Uhr Sonnenuntergang: 16:36 Uhr Mondaufgang: 08:01 Uhr Monduntergang: 15:59 Uhr<br />
Lissabon<br />
14°<br />
Las Palmas<br />
19°<br />
Madrid<br />
8°<br />
Reykjavik<br />
1°<br />
Dublin<br />
8°<br />
London<br />
9°<br />
Paris<br />
8°<br />
Bordeaux<br />
14°<br />
Palma<br />
17°<br />
Algier<br />
22°<br />
Nizza<br />
14°<br />
Trondheim<br />
5°<br />
Oslo<br />
2°<br />
Stockholm<br />
7°<br />
Kopenhagen<br />
8°<br />
Berlin<br />
6°<br />
Mailand<br />
8°<br />
Tunis<br />
19°<br />
Rom<br />
13°<br />
Warschau<br />
5°<br />
Wien<br />
4° Budapest<br />
4°<br />
Palermo<br />
16°<br />
Kiruna<br />
-4°<br />
Oulu<br />
1°<br />
Dubrovnik<br />
14°<br />
Athen<br />
11°<br />
St. Petersburg<br />
4°<br />
Wilna<br />
6°<br />
Kiew<br />
3°<br />
Odessa<br />
5°<br />
Varna<br />
8°<br />
Istanbul<br />
8°<br />
Iraklio<br />
13°<br />
Archangelsk<br />
-10°<br />
Moskau<br />
4°<br />
Ankara<br />
-1°<br />
Antalya<br />
14°<br />
Acapulco 32° wolkig<br />
Bali 25° Gewitter<br />
Bangkok 33° heiter<br />
Barbados 27° sonnig<br />
Buenos Aires 34° heiter<br />
Casablanca 18° wolkig<br />
Chicago 2° Regen<br />
Dakar 29° heiter<br />
Dubai 21° wolkig<br />
Hongkong 23° wolkig<br />
Jerusalem 6° Regen<br />
Johannesburg 29° Schauer<br />
Kairo 16° wolkig<br />
Kapstadt 28° sonnig<br />
Los Angeles 21° heiter<br />
Manila 32° wolkig<br />
Miami 25° Schauer<br />
Nairobi 26° bedeckt<br />
Neu Delhi 20° heiter<br />
New York 7° wolkig<br />
Peking 4° bewölkt<br />
Perth 33° sonnig<br />
Phuket 33° sonnig<br />
Rio de Janeiro 24° bedeckt<br />
San Francisco 15° bewölkt<br />
Santo Domingo 26° wolkig<br />
Seychellen 30° wolkig<br />
Singapur 35° wolkig<br />
Sydney 29° Schauer<br />
Tokio 13° bedeckt<br />
Toronto 4° bedeckt